Königin-Luise-Schule Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Königin-Luise-Schule war eine historische Schule in Nordhausen und befand sich in der Blasiistraße 15/16.

Geschichte

Die Anfänge einer höheren Mädchenschule der Stadt reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Im dem seit dem 13. Jahrhundert bestehenden Zisterzienser Nonnenkloster Neuwerk am Frauenberg hatten bereits lange vor der Reformation Nonnen Mädchen Unterricht gegeben. Im Jahr 1557 hatte die Priorin Margarete Bese dem Magistrat Liegenschaften und Einkommen des im Bauernkrieg gelittenen Klosters zum Zweck der Gründung des Aufbaus und der Unterhaltung einer Mädchenschule überlassen. Seit dem Jahr 1558 wurden im Kloster die Mädchen durch zwei Lehrerinnen unterrichtet. Inspektor der Schule war der Pfarrer der Petrikirche. Im 17. Jahrhundert wurde eine „Jungfernschule“ in der Pfaffengasse errichtet, wo die Schülerinnen in zwei Klassen unterrichtet wurden. Die beiden Lehrerinnen erhielten für Ihre Arbeit jährlich 20 Gulden. Dieses Gebäude wurde beim Stadtbrand im Jahr 1712 vernichtet. Die Schule wurde nun einstweilen in das Broihanhaus in der oberen Rautenstraße verlegt. Im Jahr 1735 konnte dann die neue Schule in der Sackgasse (spätere Wolfstraße) bezogen werden, wo die Schule als „Mädchenschule der Oberstadt“ bis zur Schulreform von 1808 überdauerte. Wegen der Überfüllung der Klassen wurde 1734 an der Schule nun auch eine dritte Lehrkraft angestellt. Nun unterrichteten neben Frauen auch Männer die Schülerinnen. Hauptfach war der Religionsunerricht und später vor allem Französisch. Durch Handarbeitsunterricht sollten die Mädchen auf ihre zukünftige Rolle als Hausfrauen und Mütter vorbereitet werden.

Im Jahr 1807 wurde Nordhausen Teil des Königreiches Westfalen. Aufgrund der schlechten Mädchenschulverhältnissen dachte der Magistrat daran eine höhere Töchterschule einzurichten. Zu diesem Zweck wurde Christian August Heyse als Rektor an das Nordhäuser Gymnasium berufen, damit er die Leitung der zu gründenden Töchterschule übernehme und man ernannte ihn zum Mitglied der Schulinspektion. Heyse kam aus Oldenburg, wo er eine private Töchterschule gegründet hatte. Zusammen mit Bürgermeister Grünhagen und Gymnasialdirektor Sparr betrieb er die Neuregelung des Nordhäuser Schulwesens. Am 3. Mai 1808 wurde Heyse in sein Amt als Rektor der höheren Töchterschule eingeführt und am 9. Mai wurde die Höhere Töchterschule mit 17 Mädchen eröffnet. Im Jahr 1809 zählt die Schule bereits 51 Schülerinnen und im Schuljahr 1832/1833 wurden 74 Mädchen in 3 Klassen unterrichtet.

Im Jahr 1819 ging Christian August Heyse als Leiter der höheren Töchterschule nach Magdeburg. Sein Nachfolger wurde der bisherige Konrektor Ernst David Meyer, der die Schule bis 1850 leitete. Weitere Leiter der Schule waren: Dr. Friedrich Wilhelm Zimmermann (1853 – 1866), Dr. Robert Kunze (1866 – 1875), Dr. Hugo Kordgien (1875 – 1880), Schulrat Gustav Reinsch (1880 – 1914), Oberstudiendirektor Dr. Benno Bodenstädt (1914 – 1925) und Oberstudiendirektor Prof. Dr. Otto Rabes (seit 1925). Im Adressbuch von 1937 wird als Rektor Oberstudiendirektor Walter Kammer genannt.

Den Schülerinnen wurde ebenso wie am Gymnasium Wissen über die elementaren Kenntnisse hinaus vermittelt. Unterrichtet wurden sie in Religion, Aufbau des menschlichen Körpers , Natur, Gewerbe- und Warenkunde, Erd- und Weltbeschreibung, Geschichte und Mythologie, Vernunftlehre, Deutsch, Französisch, Rechnen, Zeichnen, Singen, Tanzen und Handarbeit.

Zunächst war die Schule im Beckerschen Stipendienhaus neben dem Rathaus untergebracht. Am 4. Februar 1833 siedelte die Schule in das ehemalige Waagegebäude am unteren Pferdemarkt über. 1861 bezog die Schule das neu errichtete Schulhaus in der Blasiistraße, in dem sie bis 1945 verblieb. Den Schulneubau konnte die Stadt nicht aus laufenden Haushaltsmitteln bestreiten. Für den Bau wurde eine Anleihe in Höhe von 23.280 Reichsmark aufgenommen. Notwendige Anbauten an das Schulgebäude erfolgten in den Jahren 1876 und 1891.

Der Zugang zur Schule erfolgte dabei durch das Tor des Vorderhauses in der Blasiistraße 16. Wie am Gymnasium und der Realschule wurde auch an der Höheren Töchterschule Vorklassen eingerichtet, die die Aufgabe hatten, die Mädchen auf den Besuch der höheren Lehranstalt vorzubereiten. Diese Vorklassen wurden bis 1905 in den engen Räumen des Vorderhauses unterrichtet. In einem Raum dieses um 1700 errichteten Fachwerkgebäudes wurde am 29. September 1876 das städtische Altertums-Museum eingerichtet und am 4. Oktober 1876 für die Bürgerschaft eröffnet. Eines der ältesten Museumsstücke soll eine holzgeschnitzte Passionsgruppe des abgebrochenen Töpfertorzwingers gewesen zu sein. Das Museum verblieb in diesem Raum bis zu seinem Umzug in das Schulgebäude in der Predigerstraße 1 im März 1892.

Im Herbst 1904 wurde auf das Schulgebäude ein weiteres Stockwerk aufgesetzt und im März 1905 wurde der Innenausbau dieses Stockwerkes abgeschlossen. Dadurch waren 6 neue Klassenzimmer mit hellen, großen Fenstern entstanden. Nun wurden auch die Vorklassen im Schulgebäude unterrichtet und damit die gesamte Schule in einem Gebäude vereinigt.

Lyzeal-Turnhalle

Im Jahr 1911 erhielt die Lehranstalt als vierte städtische Schule eine eigene Turnhalle. Die Lyzeal-Turnhalle entstand östlich des Torhäuschens am Spendenkirchhof hinter den Häusern der Blasiistraße. Auf dem Programm des Turnunterrichts standen Übungen mit Barren, Bock, Pauschenpferd, Kasten, Sprungbrett und Schaukelringen.

Im April 1903 wurde die bisher 9stufige Anstalt 10 stufig. Die 1908 in Preußen eingeführte Mädchenschulreform brachte den Absolventinnen den Zugang zum Abitur und zu den Hochschulen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Schule einen schnellen Aufstieg. Im Jahr 1908 besuchten 396 Schülerinnen die Schule. Mit 610 Schülerinnen in 20 Klassen mit 28 Lehrkräften wurde 1924 die Höchstfrequenz erreicht.

Den Schulbesuch konnte sich nur die städtische bürgerlche Mittel- und Oberschicht leisten. Im Jahr 1909 mussten für den Schulbesuch für die Klassen I – VII 130 Mark und für die Klassen VIII – X 100 Mark bezahlt werden. Für auswärtige Schülerinnen betrug der Aufschlag 12 Mark mehr. Die Aufnahmegebühr betrug 3 Mark.

In Vorbereitung auf die Hundertjahrfeier der Schule überwies im Februar 1908 der Kaiserliche Manufakturrat Gustav Heyse in St. Petersburg zum Andenken an seinen Großvater Chrstian August Heyse, den Begründer der Schule, an Schuldirektor Reinsch 4500 Mark, die der Schaffung einer Heyse-Stipendien-Stiftung dienen sollten. Ein anderer Enkel des Schulgründers, der bekannte Dichter Paul Heyse, schenkte der Schule ein Gemäldeporträt seines Großvaters, dass in der Aula der Schule seinen Platz finden sollte.

Vom 8. bis 10. April beging die Schule ihre Hundertjahrfeier. Im Rahmen dieser Feier erhielt die Bildungseinrichtung als eine der ältesten höheren Mädchenschulen in Preußen den Namen Königin-Luise-Schule. Für die Feierlichkeiten hatte man man den größten Saal der Stadt und das Stadttheater angemietet. Ausführlich wurde in den Tageszeitungen über die Schule und ihre Bedeutung als „schola materna“ für die Stadt berichtet.

Vom 10. bis 12. Februar 1910 fand eine Gesamtrevision der Schule durch das Provinzschulkollegium statt. Mit Erlaß vom 7. März 1910 wurde die Schule als höhere Lehranstalt anerkannt und dem Provinzschulkollegium in Magdeburg unterstellt. Seit dem 18. November 1918 trug die Schule die amtliche Bezeichnung „Lyzeum“. Unter dem Schuldirektor Oberstudiendirektor Dr. Benno Bodenstädt wurde während des 1. Weltkrieges der Ausbau der Ausbau der Anstalt zum Oberlyzeum betrieben und am 5. März 1916 von den Stadtverordneten beschlossen. Drei Jahre später am 17. Juli 1919 wurde die Schule als Oberlyzeum anerkannt. In den Jahren 1922-1923 war die Anstalt „deutsche Oberschule“. Im Jahr 1923 wurde die Schule Oberlyzeum. Nach Ostern 1927 erfolgte die Anerkennung der Schule als Oberlyzeum neuen Stils.

Von 1919 bis 1933 bestanden 240 Schülerinnen die Reifeprüfung. Im Jahr 1908 hatte die Schule 15 Klassen, die Höchstzahl war 21. Mit der Anzahl der der Klassen sieg auch die Zahl der Lehrkräfte. Ihre Höchstzahl wurde 1928 mit 30 dort tätigen Lehrkräften erreicht. Im Schuljahr1933/34 wurden die 482 Schülerinnen in 17 Klassen unterrichtet. Am 4. August 1937 wurden entsprechend einem ministeriellen Erlaß für die höheren Schulen der Stadt neue amtliche Bezeichnungen eingeführt. Die Schule erhielt nun die Bezeichnung „Königin Luise Schule, Städtische Oberschule für Mädchen“.

Im "Adressbuch 1937" sind für die Schule folgende Lehrkräfte genannt:

  • Leiter: Kammer, Oberstudiendirektor.
  • Lehrer: Oberstudienrat Rudloff. Studienräte: Dr. Wahl, Dr. Engelhardt, Schwennen, Laute, Scheler, Gümnich, Koch.
  • Lehrerinnen: Studienrätinnen: Supf, Teeke, Hoffenfelder, Dr. Haustein, Kloetzsch, Stümpel, Dr. Breuer. Oberschullehrerinnen: Becker, Staepel. *Oberturnlehrerin: Seehaus.

Treichel, Oberschullehrer (Musik), Damaske, Oberschullehrer (Musik).

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Januar 1933 kam es auch in Nordhausen zu einer Politik der Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Einwohner. Am 15. November 1938 wurden die Schülerinnen Ursula Eisler, Ilse Hecht, Hannelore Heilbrun, Ingeburg Heilbrun, Ruth Heilbrun und Eva Warburg der Schule verwiesen.

Der Schulunterricht war nun durch die NS-Ideologie geprägt. Wie an anderen Nordhäuser Schulen mussten die Schülerinnen am Mittwoch und Sonnabend, da an diesem Tagen der Dienst der Jugendorganisationen angesetzt war, in den Uniformen des BDM zu erscheinen. Der obligatorische Hitlergruß zu Unterrichtsbeginn gehörte nun zum Schulalltag. Zu besonderen Anlässen fanden Flaggenappelle stat. Diese Appelle fanden wie folgt statt: Aufstellung der Schüler im Kreis um den Masten, Fahnenhissung, Ansprache des Direktors, Singen des Horst-Wessel- und des Deutschlandliedes, klassenweises Abrücken in die Unterrichtsräume.

Bei den britischen Luftangriffen auf Nordhausen am 4. April 1945 wurden das Vordergebäude in der Blasiistraße und die Turnhalle durch mehrere Bomben zerstört. Das Schulgebäude selbst wurde nur beschädigt. Wegen der Beschädigungen des Hauses konnte der Unterricht dort aber erst wieder im Anfang November 1945 aufgenommen werden. Die drei höheren Lehranstalten – Gymnasium, Realgymnasium und Oberlyzeum – wurden zusammengelegt und die Schule erhielt den Namen Humboldt-Schule.

Literatur