Die Nordhäuser Talsperre: Unterschied zwischen den Versionen
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{{idt2|25}}An der Westgrenze unseres Kreises im Harze zieht sich ein stilles, liebliches Tal entlang, das Thyratal. Man darf es nicht verwechseln mit dem Tal der Stolberger Thyra, die sich zwischen Rottleberode und Stolberg befindet. Die Thyra der Talsperre hat ihre Quelle auf dem Birkenkopf. Von hier und anderen benachbarten Bergkuppen eilen murmelnd kleine Wässerlein zu Tal, die dann bald einen stattlichen Bergsee bilden, die Nordhäuser Talsperre. Menschenhände ließen sie in den Jahren 1904-1905 entstehen. Die Stadt Nordhausen brauchte zur Versorgung ihrer Bevölkerung viel Wasser. Die alte Wasserleitung reichte nicht mehr aus. Deshalb ließ sie durch eine 100 m lange Mauer das Thyratal absperren. 34 m ist sie hoch und unten 22, oben 4 m breit. Alles Wasser, das nun von den Bergen herunterkam, wurde von der Mauer aufgehalten. Hier staute es sich, und das Tal wurde zu einem großen See. Immer höher und höher stieg es, bis es den Rand zahlreicher Öffnungen oben in der Mauer erreicht hatte, durch die es wieder hinab in die Tiefe stürzen konnte. Der entstandene See hinter der Sperrmauer ist über 1100 m lang und über 100 m breit. Er bedeckt eine Fläche von 44 Morgen Größe. ¼ Million cbm Wasser gehen in den gewaltigen See hinein. Mit dieser Menge könnt ihr wohl an 7000 mal eure Klasse bis zur Decke füllen. Diese Wassermassen haben natürlich ein gewaltiges Gewicht und drücken mit furchtbarer Wucht gegen die Mauer. Wehe, wenn sie bricht! Wehe, wenn die aufgespeicherten Wassermassen mit einem Male in das Tal hinabrollten! Aber da brauchen wir keine Angst zu haben. Die Mauer ist fest. Auf felsigem Grund, selbst aus Felsen gebaut, hält sie stand. Ein dreifacher Wasserputz und ein zweifacher Anstrich mit Asphalt verhindern das Eindringen von Wasser. Das ist auch notwendig; denn wißt ihr schon, welche Kraft das eingesperrte Wasser bei Frost hätte? — In der Mauer selbst befindet sich noch ein feines Netz von kleinen Röhren, durch welche dennoch eingedrungenes Wasser abfließen kann. So hat der Baumeister, der dies mächtige Bauwerk geschaffen hat, an alles gedacht. | {{idt2|25}}An der Westgrenze unseres Kreises im Harze zieht sich ein stilles, liebliches Tal entlang, das Thyratal. Man darf es nicht verwechseln mit dem Tal der Stolberger Thyra, die sich zwischen Rottleberode und Stolberg befindet. Die Thyra der Talsperre hat ihre Quelle auf dem Birkenkopf. Von hier und anderen benachbarten Bergkuppen eilen murmelnd kleine Wässerlein zu Tal, die dann bald einen stattlichen Bergsee bilden, die Nordhäuser Talsperre. Menschenhände ließen sie in den Jahren 1904-1905 entstehen. Die Stadt Nordhausen brauchte zur Versorgung ihrer Bevölkerung viel Wasser. Die alte Wasserleitung reichte nicht mehr aus. Deshalb ließ sie durch eine 100 m lange Mauer das Thyratal absperren. 34 m ist sie hoch und unten 22, oben 4 m breit. Alles Wasser, das nun von den Bergen herunterkam, wurde von der Mauer aufgehalten. Hier staute es sich, und das Tal wurde zu einem großen See. Immer höher und höher stieg es, bis es den Rand zahlreicher Öffnungen oben in der Mauer erreicht hatte, durch die es wieder hinab in die Tiefe stürzen konnte. Der entstandene See hinter der Sperrmauer ist über 1100 m lang und über 100 m breit. Er bedeckt eine Fläche von 44 Morgen Größe. ¼ Million cbm Wasser gehen in den gewaltigen See hinein. Mit dieser Menge könnt ihr wohl an 7000 mal eure Klasse bis zur Decke füllen. Diese Wassermassen haben natürlich ein gewaltiges Gewicht und drücken mit furchtbarer Wucht gegen die Mauer. Wehe, wenn sie bricht! Wehe, wenn die aufgespeicherten Wassermassen mit einem Male in das Tal hinabrollten! Aber da brauchen wir keine Angst zu haben. Die Mauer ist fest. Auf felsigem Grund, selbst aus Felsen gebaut, hält sie stand. Ein dreifacher Wasserputz und ein zweifacher Anstrich mit Asphalt verhindern das Eindringen von Wasser. Das ist auch notwendig; denn wißt ihr schon, welche Kraft das eingesperrte Wasser bei Frost hätte? — In der Mauer selbst befindet sich noch ein feines Netz von kleinen Röhren, durch welche dennoch eingedrungenes Wasser abfließen kann. So hat der Baumeister, der dies mächtige Bauwerk geschaffen hat, an alles gedacht. | ||
{{idt2|25}}In der Mitte der Sperrmauer etwa sehen wir zwei Türme. Beide führen bis auf den Grund des Staubeckens hinab. Im Innern kann man hinabsteigen und eine Öffnung sehen, aus welcher in dem einen Turme ein großes Rohr abführt, durch welches das Wasser in der Rohrleitung bis nach Nordhausen über Berg und Tal geführt wird und hier mit starkem Druck ankommt. Kopfschüttelnd fragst du: „Kann denn das Wasser auch bergauf | {{idt2|25}}In der Mitte der Sperrmauer etwa sehen wir zwei Türme. Beide führen bis auf den Grund des Staubeckens hinab. Im Innern kann man hinabsteigen und eine Öffnung sehen, aus welcher in dem einen Turme ein großes Rohr abführt, durch welches das Wasser in der Rohrleitung bis nach Nordhausen über Berg und Tal geführt wird und hier mit starkem Druck ankommt. Kopfschüttelnd fragst du: „Kann denn das Wasser auch bergauf laufen?" — O ja, du kannst es mit einem langen Gummischlauch sogar nachmachen. — In dem andern Turm läßt eine Öffnung das Wasser ins Tal hinter der Sperrmauer abfließen. Sie wird benutzt, wenn man einmal das Wasser des Sees abfließen lassen wollte. Durch verschiedene Öffnungen im Turm kann man hier das Wasser einströmen lassen. Zur Wasserversorgung der Stadt Nordhausen fließt es etwa in einer Tiefe von 7 m unter dem Wasserspiegel ein, weil es hier am frischesten und reinsten ist. — | ||
{{idt2|25}}Ein Wärter, der in einem hübschen Häuschen am Bergeshange wohnt, bewacht die Talsperre und regelt das Abfließen des Wassers. Damit das Staubecken nicht verunreinigt wird, ist sein Rand mit dichten Tannen bepflanzt und durch Stacheldraht abgesperrt. Kein Staub von Autos wird hier ausgewirbelt. Still und friedlich liegt die glatte Fläche des Talsees da, in dem sich das Dunkelgrün der Wälder und das Blau des Himmels widerspiegeln. Keine menschliche Ansiedlung ist hier in der Nähe, durch deren Abwässer eine Verunreinigung des Wassers herbeigeführt werden könnte. Klar und rein ladet es zum Trinken ein. | {{idt2|25}}Ein Wärter, der in einem hübschen Häuschen am Bergeshange wohnt, bewacht die Talsperre und regelt das Abfließen des Wassers. Damit das Staubecken nicht verunreinigt wird, ist sein Rand mit dichten Tannen bepflanzt und durch Stacheldraht abgesperrt. Kein Staub von Autos wird hier ausgewirbelt. Still und friedlich liegt die glatte Fläche des Talsees da, in dem sich das Dunkelgrün der Wälder und das Blau des Himmels widerspiegeln. Keine menschliche Ansiedlung ist hier in der Nähe, durch deren Abwässer eine Verunreinigung des Wassers herbeigeführt werden könnte. Klar und rein ladet es zum Trinken ein. | ||
<small>R. Hennig.</small> | <small>R. Hennig.</small> |
Version vom 6. Juni 2019, 13:04 Uhr
Die Nordhäuser Talsperre.
In der Mitte der Sperrmauer etwa sehen wir zwei Türme. Beide führen bis auf den Grund des Staubeckens hinab. Im Innern kann man hinabsteigen und eine Öffnung sehen, aus welcher in dem einen Turme ein großes Rohr abführt, durch welches das Wasser in der Rohrleitung bis nach Nordhausen über Berg und Tal geführt wird und hier mit starkem Druck ankommt. Kopfschüttelnd fragst du: „Kann denn das Wasser auch bergauf laufen?" — O ja, du kannst es mit einem langen Gummischlauch sogar nachmachen. — In dem andern Turm läßt eine Öffnung das Wasser ins Tal hinter der Sperrmauer abfließen. Sie wird benutzt, wenn man einmal das Wasser des Sees abfließen lassen wollte. Durch verschiedene Öffnungen im Turm kann man hier das Wasser einströmen lassen. Zur Wasserversorgung der Stadt Nordhausen fließt es etwa in einer Tiefe von 7 m unter dem Wasserspiegel ein, weil es hier am frischesten und reinsten ist. — Ein Wärter, der in einem hübschen Häuschen am Bergeshange wohnt, bewacht die Talsperre und regelt das Abfließen des Wassers. Damit das Staubecken nicht verunreinigt wird, ist sein Rand mit dichten Tannen bepflanzt und durch Stacheldraht abgesperrt. Kein Staub von Autos wird hier ausgewirbelt. Still und friedlich liegt die glatte Fläche des Talsees da, in dem sich das Dunkelgrün der Wälder und das Blau des Himmels widerspiegeln. Keine menschliche Ansiedlung ist hier in der Nähe, durch deren Abwässer eine Verunreinigung des Wassers herbeigeführt werden könnte. Klar und rein ladet es zum Trinken ein. R. Hennig. |