Der Judentanz zu Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 22. August 2020, 12:23 Uhr
Im Jahre der schwarzen Pest anno 1348 bezichtigte der Vogt des Markgrafen in aller Öffentlichkeit die Juden, die Brunnen vergiftet und am großen Sterben in der Stadt schuldig zu sein. Auch rief er zum Pogrom auf und verlangte vom Rat der Freien Reichsstadt, die Einwohner jüdischen Glaubens müßten vernichtet werden.
Weil alle Unschuldsbeteuerungen nichts fruchteten und schließlich bereits Anstalten zur Verwirklichung des ungeheuerlichen Ansinnens getroffen wurden, ließ der oberste Rabbiner außerhalb der Stadtmauern am Judenturm eine weitläufige tiefe Grube ausheben, und mit locker geschichteten Holzscheiten anfüllen. Obenauf aber wurde ein Tanzboden gezimmert. Er bestellte dorthin auch mit Zustimmung der Ratsherren für den Morgen des fünften Maitages den Stadtmusikanten mitsamt seinen Spielleuten. Am Abend vorher entbot er seine ganze Judengemeinde in die Synagoge, eröffnete der versammelten Menge ihr unvermeidliches baldiges Ende und hielt sie über Nacht mit Gebet, Zuspruch und Gesang beisammen, bis beim Morgengrauen die anberaumte Richtstunde geläutet wurde. Allen voran zog der Rabbiner hinaus zu jenem befremdlichen Tanzboden, wo alsbald auf seinen Wink hin die Musikanten zu spielen begannen. Schon warfen Stadtknechte Fackeln unter das Scheitholz, so daß ein unheimliches Knistern und Lohen anhub. Da umfing sich die Nordhäuser Judenheit in einem runden lebendigen Kranz und tanzte laut singend in ihren heißen Tod hinein. Nicht einer blieb übrig; nur ein Sendbote, den der Rabbiner tags zuvor fortgeschickt hatte, meldete durch die Lande das grausige jammervolle Ende der Juden in Nordhausen und ermahnte, ihrer in Andacht zu gedenken.