Friedliche Revolution in Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen
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Die '''Friedliche Revolution von 1989/90 in Nordhausem''' | Die '''Friedliche Revolution von 1989/90 in Nordhausem''' war ein Teil der umfassenderen friedlichen Revolution in der DDR. Als Reaktion auf die politische Unterdrückung und wirtschaftlichen Missstände in der DDR, setzten sich Bürger in Nordhausen für politische Reformen und demokratische Freiheiten ein. Die Ereignisse in Nordhausen spiegeln die größeren politischen und sozialen Veränderungen wider, die in der gesamten DDR während dieser Zeit stattfanden und schließlich zur deutschen Wiedervereinigung führten. | ||
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Am 1. Dezember wurde in Nordhausen der [[Runder Tisch|Runde Tisch]] in der Frauenberg-Kirche unter Leitung von Holger Wengler ins Leben gerufen, der als Vermittler zwischen den verschiedenen politischen Kräften diente. | Am 1. Dezember wurde in Nordhausen der [[Runder Tisch|Runde Tisch]] in der Frauenberg-Kirche unter Leitung von [[Holger Wengler]] ins Leben gerufen, der als Vermittler zwischen den verschiedenen politischen Kräften diente. | ||
Im Dezember gab es weitere bedeutende Entwicklungen, darunter die Auflösung der Kampfgruppe der [[NOBAS]] am 4. Dezember. In derselben Nacht besetzten 11 Mitglieder des Neuen Forum die [[Stasi Nordhausen|Stasi-Kreisdienststelle]] in Nordhausen, wodurch die Vernichtung weiterer Akten verhindert wurde. | Im Dezember gab es weitere bedeutende Entwicklungen, darunter die Auflösung der Kampfgruppe der [[NOBAS]] am 4. Dezember. In derselben Nacht besetzten 11 Mitglieder des Neuen Forum die [[Stasi Nordhausen|Stasi-Kreisdienststelle]] in Nordhausen, wodurch die Vernichtung weiterer Akten verhindert wurde. | ||
Am 6. Dezember 1989 kam es zu einem Runden Tisch, der sich mit dem Abtransport und der Vernichtung von Waffen der Kampfgruppe unter Begleitung des Forums befasste. Am 10. Dezember erhielten Oppositionsgruppen in der Domstraße 12 Büroräume, die mit einem Telefon ausgestattet waren. Ein bedeutendes Ereignis fand am 11. Dezember statt: Holger Wengler übernahm die versiegelte Quellkartei des MfS und transportierte sie nach Erfurt zum Neuen Forum. | Am 6. Dezember 1989 kam es zu einem Runden Tisch, der sich mit dem Abtransport und der Vernichtung von Waffen der Kampfgruppe unter Begleitung des Forums befasste. Am 10. Dezember erhielten Oppositionsgruppen in der Domstraße 12 Büroräume, die mit einem Telefon ausgestattet waren. Ein bedeutendes Ereignis fand am 11. Dezember statt: [[Holger Wengler]] übernahm die versiegelte Quellkartei des MfS und transportierte sie nach Erfurt zum Neuen Forum. | ||
Die Thematik der Staatssicherheit wurde am 14. Dezember in der fünften Podiumsdiskussion intensiv behandelt. Fünf Tage später, am 19. Dezember, zogen 5.000 bis 6.000 Demonstranten durch die Straßen Nordhausens – die letzte Demonstration des Jahres. | Die Thematik der Staatssicherheit wurde am 14. Dezember in der fünften Podiumsdiskussion intensiv behandelt. Fünf Tage später, am 19. Dezember, zogen 5.000 bis 6.000 Demonstranten durch die Straßen Nordhausens – die letzte Demonstration des Jahres. | ||
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Der neugewählte Stadtrat trat einen Tag darauf erstmals zusammen und eine große Koalition aus CDU, DA, SPD und Liberalen wählt mit 60 von 61 Stimmen [[Manfred Schröter]] (CDU) zum Bürgermeister und [[Eberhard Linß]] (SPD) zum 1. Beigeordneten. | Der neugewählte Stadtrat trat einen Tag darauf erstmals zusammen und eine große Koalition aus CDU, DA, SPD und Liberalen wählt mit 60 von 61 Stimmen [[Manfred Schröter]] (CDU) zum Bürgermeister und [[Eberhard Linß]] (SPD) zum 1. Beigeordneten. | ||
== Literatur == | |||
* [[Kristin Müller]]; [[Thomas Müller]]: ''[[Die Wende in Nordhausen]]''. Nordhausen: Atelier Veit, 2009. ISBN 9783981173949 | |||
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Aktuelle Version vom 31. Dezember 2023, 17:15 Uhr
Die Friedliche Revolution von 1989/90 in Nordhausem war ein Teil der umfassenderen friedlichen Revolution in der DDR. Als Reaktion auf die politische Unterdrückung und wirtschaftlichen Missstände in der DDR, setzten sich Bürger in Nordhausen für politische Reformen und demokratische Freiheiten ein. Die Ereignisse in Nordhausen spiegeln die größeren politischen und sozialen Veränderungen wider, die in der gesamten DDR während dieser Zeit stattfanden und schließlich zur deutschen Wiedervereinigung führten.
Geschichte in Nordhausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1989[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 20. September 1989 versammelten sich 20 bis 30 Menschen in der Altendorfer Kirche zur Fürbittandacht, wo Informationen und Aufrufe weitergegeben wurden. Es wurden Forderungen nach der Freilassung von in Berlin und Leipzig inhaftierten Personen gestellt, darunter auch der Nordhäuserin Katrin Hattenhauer. Da die St.-Blasii-Kirche zu diesem Zeitpunkt eine Baustelle war, konnte sie nicht als Veranstaltungsort genutzt werden.
Am 4. Oktober gab es einen großen politischen Informationsabend mit 500 bis 600 Teilnehmern. Ehrhart Neubert, Gründungsmitglied des Demokratischen Aufbruchs, sprach über neue oppositionelle Gruppen und verkündete einen Gründungsaufruf für das Neue Forum.
Das Neue Forum wurde schließlich am 22. Oktober in der Frauenbergkirche gegründet.
Am 24. Oktober formierte sich der erste Demonstrationszug mit mehr als 1500 Menschen, die nach einer Fürbittandacht mit Kerzen durch die Altstadt zum Rathaus zogen. Gemeinsam sangen sie „We shall overcome“.
Am 31. Oktober fand auf dem August-Bebel-Platz eine große Demonstration mit etwa 25.000 Menschen statt. Trotz fehlender Kommunikationstechnik konnten die Menschen durch andere Wege zusammenfinden. Zudem gründete sich der Ortsverband des Demokratischen Aufbruchs.
Anfang November fanden weitere bedeutende Ereignisse statt. Eine Podiumsdiskussion zum Thema „Demokratie und Rechtsstaat" wurde am 2. November in der Halle der Freundschaft gehalten. Große Demonstrationen fanden statt, einschließlich einer mit 35-40.000 Menschen am 7. November. Am 9. November wurde der Rücktritt der Kreisschulrätin gefordert, und die Grenzen begannen, sich durch den Druck der Menschen zu öffnen. Dies gipfelte in der Öffnung des Grenzzauns zwischen Ellrich und Walkenried am 11. November und dem Betrieb des ersten Personenzugs zwischen diesen Städten am 12. November.
Die Demonstrationswelle setzte sich mit weiteren Ereignissen im November fort, einschließlich Wirtschaftsgesprächen des Neuen Forums, der Gründung des Ortsverbands der SDP und weiteren großen Demonstrationen. Bei der 4.Demonstration auf dem Bebel-Platz nahmen mit etwa 20.000 Teilnehmer teil.
Am 1. Dezember wurde in Nordhausen der Runde Tisch in der Frauenberg-Kirche unter Leitung von Holger Wengler ins Leben gerufen, der als Vermittler zwischen den verschiedenen politischen Kräften diente.
Im Dezember gab es weitere bedeutende Entwicklungen, darunter die Auflösung der Kampfgruppe der NOBAS am 4. Dezember. In derselben Nacht besetzten 11 Mitglieder des Neuen Forum die Stasi-Kreisdienststelle in Nordhausen, wodurch die Vernichtung weiterer Akten verhindert wurde.
Am 6. Dezember 1989 kam es zu einem Runden Tisch, der sich mit dem Abtransport und der Vernichtung von Waffen der Kampfgruppe unter Begleitung des Forums befasste. Am 10. Dezember erhielten Oppositionsgruppen in der Domstraße 12 Büroräume, die mit einem Telefon ausgestattet waren. Ein bedeutendes Ereignis fand am 11. Dezember statt: Holger Wengler übernahm die versiegelte Quellkartei des MfS und transportierte sie nach Erfurt zum Neuen Forum.
Die Thematik der Staatssicherheit wurde am 14. Dezember in der fünften Podiumsdiskussion intensiv behandelt. Fünf Tage später, am 19. Dezember, zogen 5.000 bis 6.000 Demonstranten durch die Straßen Nordhausens – die letzte Demonstration des Jahres.
1990[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Jahr 1990 begann am 1. Januar mit einem festlichen Anlass, als 20.000 Nordhäuser die Gäste des ersten Bundesbahn-Sonderzuges aus dem Ruhrgebiet am Bahnhof begrüßten. Zudem öffnete an diesem Tag eine Geschäftsstelle des Harzkurier in Nordhausen, der fortan als Alternative zur Zeitung Das Volk angesehen wurde.
Der 9. Januar 1990 markiert einen weiteren Höhepunkt, als eine der größten Demonstrationen in Nordhausen mit etwa 35.000 Teilnehmern auf dem August-Bebel-Platz stattfand. Wenige Tage später, am 15. Januar, erfolgte die Erstausgabe der Thüringer Allgemeine, die den bisherigen Titel Das Volk ersetzte. Dieser Tag wurde ebenfalls durch eine Großdemonstration von 25.000 Personen auf dem August-Bebel-Platz geprägt.
Am 17. Januar trat Bürgermeister Peter Heiter zurück, woraufhin Olaf Dittmann die Amtsgeschäfte bis zur nächsten Kommunalwahl übernahm. Die Volkssolidarität, die seit ihrer Gründung im Jahr 1945 eine wichtige Rolle in der sozialen Betreuung älterer Menschen spielte, beantragte am 22. Januar ihre Teilnahme an den Gesprächen am Runden Tisch.
Die Diskussion um die Auflösung der MfS-Kreisdienststelle stand am 24. Januar im Mittelpunkt der sechsten Sitzung des Runden Tisches, bei der auch die Grüne Partei und die Volkssolidarität neu aufgenommen wurden. Der Runde Tisch am 31. Januar im Ratskeller legte fest, zukünftig themenspezifische Treffen zu organisieren.
Februar startete mit einem Treffen von Martin Schulze, einem Mitbegründer der SDP, und Vertretern des Europaparlaments der SPD am 2. Februar. Kurz darauf, am 05. Februar, spaltete sich das Neue Forum. In den folgenden Tagen gab es weitere Demonstrationen, darunter eine am 06. Februar mit etwa 8.000 Teilnehmern und eine am 13. Februar mit 2.000 bis 3.000 Teilnehmern. Zwischen diesen Ereignissen fand am 07. Februar ein Runder Tisch zum Thema „Schulen" statt, in dessen Folge Russisch nicht mehr als Pflichtfach galt. Eine bedeutsame Neuerung war auch die Einfahrt des ersten EDEKA-Lastzuges am 08. Februar. Am 10. Februar wurde auf dem Segelflugplatz unter Kontrolle des Neuen Forums eine Waffenverschrottungsaktion durchgeführt.
An der 15. Demonstration am 13. Februar nahmen 2.000 bis 3.000 teil.
Am 15. Februar wurde der „Grüne Runde Tisch" in Nordhausen ins Leben gerufen. Drei Tage später gründete sich die Deutsche Forum-Partei von Pfarrer Rudolf Rüther und Volker Erb.
Das Neue Forum veranstaltete am 23. Februar ein Treffen im RFT, bei dem Konrad Weiß von „Demokratie Jetzt“ sprach.
Am 27. Februar fand auf dem August-Bebel-Platz die letzte Dienstagsdemonstration statt, bei der sich 200 Bürger versammelten.
Am 9. März wurde Detlef Müller zum neuen Kreisschulrat von Nordhausen ernannt.
Die ersten freien Wahlen zur Volkskammer der DDR wurden am 18. März abgehalten. In einigen Stimmbezirken von Nordhausen lag die Wahlbeteiligung bei 95 %.
Am 21. März traf sich der RUNDE TISCH, um die Ergebnisse der Volkskammerwahlen zu diskutieren. In dieser Sitzung wurde unter anderem festgestellt, dass es 185 Arbeitslose in Nordhausen gab und sich diese Zahl wöchentlich verdoppelte.
Die erste öffentliche Tagung des RUNDEN TISCHES fand am 28. März statt.
Bei einer weiteren Sitzung des RUNDEN TISCHES am 4. April wurden das „Jagdwesen" und der „Straßenverkehr" besprochen.
Am 13./14. April wurde auf dem August-Bebel-Platz ein privater Automarkt veranstaltet, auf dem Autos verschiedener Marken gehandelt wurden.
Am 2. Mai wurde ein Organisationsteam gebildet, das die Gründung einer zweiten Erweiterten Oberschule in Nordhausen vorbereitete. Dabei wurden die Jahrgangsklassen 9 und 10 in den Bildungsgang zum Abitur eingeschlossen, was zu einer Verdoppelung der Schülerzahlen führte.
Am 6. Mai fand die Wahl für Stadtrat und Kreistag statt.
Zum 9. Mai beendete der Runde Tisch seine Arbeit.
Die Zugverbindung Nordhausen-Kassel durch die Deutsche Bundes- und Reichsbahn wurde am 26. Mai wieder aufgenommen.
In der ersten Sitzung des neuen Kreistages am 28. Mai wurden Joachim Claus (CDU) zum Landrat und Horst Hildebrand (CDU) zum Kreistagspräsidenten gewählt.
Der neugewählte Stadtrat trat einen Tag darauf erstmals zusammen und eine große Koalition aus CDU, DA, SPD und Liberalen wählt mit 60 von 61 Stimmen Manfred Schröter (CDU) zum Bürgermeister und Eberhard Linß (SPD) zum 1. Beigeordneten.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Kristin Müller; Thomas Müller: Die Wende in Nordhausen. Nordhausen: Atelier Veit, 2009. ISBN 9783981173949