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Aktuelle Version vom 10. Oktober 2024, 14:17 Uhr
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Christian Borxleben, auch Christianus Borgsleben, (geb. 1400 wahrscheinlich in Nordhausen; gest. 1484 in Erfurt) war Theologe und Franziskaner.
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Über die frühen Lebensjahre Christian Borxlebens ist wenig bekannt. Er wurde um das Jahr 1400 in Nordhausen geboren. Ob sein Name auf eine Herkunft aus dem östlich von Nordhausen gelegenen Dorf Borxleben hinweist oder ob er einer bereits in Nordhausen ansässigen Familie Borxleben entstammte, ist nicht gesichert. Allerdings belegt eine Urkunde aus dem Jahr 1335 die Anwesenheit der Familie in Nordhausen, so dass eine Herkunft aus der Stadt wahrscheinlich ist.
Mit ungefähr 14 Jahren trat Borxleben in den Franziskanerkonvent seiner Heimatstadt ein. Die Franziskaner, umgangssprachlich auch Barfüßer oder Minderbrüder genannt, waren 1225 als erster Bettelorden nach Nordhausen gekommen. Ihnen folgten im 14. Jahrhundert die anderen großen Bettelorden der Dominikaner, Augustinereremiten und Serviten. Nordhausen verfügte dadurch über eine außergewöhnlich hohe Dichte an Mendikantenklöstern.
Nach seinem Eintritt wird Borxleben das einjährige Noviziat durchlaufen haben. Anschließend begann seine Ausbildung zum Priester. Diese umfasste zunächst das Studium der Sieben Freien Künste und der Theologie, das an den ordenseigenen Studienhäusern absolviert wurde. In Nordhausen ist seit 1331 ein solches Studienhaus nachweisbar, an dem Borxleben vermutlich den Grundstock seiner Ausbildung erwarb. Mehrere in Nordhausen nachgewiesene Lesemeister könnten seine Lehrer gewesen sein.
Bereits in den 1430er Jahren übernahm Borxleben erstmals das Amt des Guardians im Nordhäuser Konvent. Als Vorsteher der Ordensgemeinschaft war er für die Seelsorge und Predigten verantwortlich. Mehrfach ist er in dieser Zeit zusammen mit dem Lesemeister Hermann Wisse bezeugt, der möglicherweise ein Studienfreund war. 1440 wurde Borxleben in einer päpstlichen Bestätigungsurkunde für die Seelsorgertätigkeit der Thüringer Franziskaner sowohl als Guardian als auch als Lektor geführt, eine Doppelstellung, die auf eine Personalunion hindeutet.
Zu einem unbekannten Zeitpunkt wechselte Borxleben an ein ordenseigenes Generalstudium, um sein Theologiestudium zu absolvieren. Als Studienort kommt neben Erfurt und Magdeburg vor allem Leipzig in Frage, wo er später seine akademischen Grade erwarb. Die Zulassung zum Studium erfolgte auf Vorschlag des Heimatklosters durch das Provinzkapitel der Sächsischen Franziskanerprovinz.
Ab 1446 ist Borxleben an der Universität Leipzig nachgewiesen. Noch im selben Jahr erhielt er die Zulassung zum Kursorat und Sententiariat, die die unteren Abschlüsse im Studium der Theologie darstellten. 1449 wurde er zum Lizentiaten der Theologie promoviert. Zeitgleich übernahm er die Leitung des Leipziger Franziskaner-Studienhauses. In den folgenden Jahren bemühte er sich um den Ausbau der Präsenz seines Ordens an der Universität, allerdings mit nur geringem Erfolg. Insgesamt sind im 15. Jahrhundert nur acht Franziskaner in der Leipziger Matrikel verzeichnet.
Ende der 1450er Jahre bekleidete Borxleben das Amt des Kustos der Thüringer Franziskaner-Kustodie. Als regionaler Vorsteher der acht thüringischen Klöster seines Ordens bezeugte er 1457 eine Stiftung zugunsten der Nordhäuser Franziskaner. 1461 begleitete er als Beichtvater den Grafen Heinrich von Stolberg auf dessen Pilgerreise ins Heilige Land. Dabei diente er dem Grafen auch als Übersetzer der Ratschläge des franziskanischen Guardians von Ramla.
Nach seiner Rückkehr aus dem Orient ist Borxleben vermutlich wieder nach Nordhausen gegangen. Eine undatierte Urkundenabschrift belegt ihn dort als Lehrer der Heiligen Schrift. Allerdings scheint er nur kurzzeitig in seiner Heimatstadt geweilt zu haben. Denn bereits 1464 ist er als Nachfolger des 1507 verstorbenen Nikolaus Lakmann als magister regens des Erfurter Franziskaner-Studiums nachgewiesen. In dieser Funktion leitete er fast 20 Jahre lang das bedeutendste Studienhaus der Sächsischen Franziskanerprovinz.
Als magister regens übernahm Borxleben auch den Lehrstuhl für Franziskaner-Theologie an der Erfurter Universität. Er vertrat seinen Orden mehrfach als Repräsentant der theologischen Fakultät, so 1471 bei der Aufnahme der Erfurter Kürschnerzunft in die Gebetsgemeinschaft der Franziskaner und 1473 bei der Inkorporierung der Pfarrei St. Martin in Stolberg. Noch 1482 präsentierte er einen Mitbruder zur Promotion.
Christian Borxleben starb 1484 in Erfurt, wo er vor dem Hauptaltar der Franziskanerkirche bestattet wurde.
Werk und Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Von Borxleben sind lediglich vier Handschriften bekannt, darunter eine Predigtlehre (Ars praedicandi). Die ihm von späteren Autoren zugeschriebenen Werke, darunter Kommentare zu den Sentenzen des Petrus Lombardus, Disputationen, Predigten und Reden, sind nicht überliefert.
Die Predigtlehre gibt Anweisungen für den Prediger, wie er sich vorbereiten und seine Rede gestalten soll. So empfiehlt Borxleben, die Predigt sorgfältig zu gliedern und Jedes Teil mit einer Zusammenfassung zu beginnen. Der Prediger solle Motivation und Fähigkeiten seiner Zuhörer berücksichtigen und geeignete Beispiele wählen. Borxlebens Predigtlehre zeigt, dass er großen Wert auf eine durchdachte Disposition und klare Vermittlung der Inhalte legte.
Eine philosophische Quaestio Borxlebens ist in einer Handschrift aus dem Franziskanerstudienhaus Görlitz überliefert. Sie behandelt einen Teilaspekt der Erkenntnislehre. Eine eingehende Beschäftigung mit Borxlebens erhaltenem Schrifttum hat bisher jedoch nicht stattgefunden.
Bedeutung Borxleben entstammte dem Franziskanerkonvent der thüringischen Stadt Nordhausen und durchlief eine für Angehörige seines Ordens typische Ausbildung und Laufbahn. Dabei bekleidete er eine Reihe von Ämtern innerhalb der streng hierarchischen Struktur der Sächsischen Franziskanerprovinz.
Als Guardian seines Heimatklosters übernahm er früh Verantwortung für die seelsorgliche Arbeit vor Ort. Dazu gehörten Predigten, Beichte, Messen für Verstorbene und die Betreuung von Memorien- und Seelgerätsstiftungen. Im Rahmen des jährlichen Spendefestes zur Erinnerung an einen städtischen Sieg hielt der Guardian traditionell die Festpredigt, so dass Borxleben vor großen Menschenmengen gesprochen haben wird.
Nach Abschluss seiner eigenen Ausbildung wirkte Borxleben erfolgreich als Lehrer für den franziskanischen Nachwuchs, zunächst in Nordhausen, dann auch an den ordenseigenen Studienhäusern in Leipzig und Erfurt. Dank seiner akademischen Grade und seiner Erfahrung avancierte er zum Leiter der bedeutendsten Studienklöster seiner Provinz. Damit prägte er über Jahrzehnte die wissenschaftliche Arbeit und die theologische Ausrichtung des Ordens in der Region maßgeblich mit.
Borxleben bemühte sich um eine Stärkung der Präsenz seines Ordens an den sächsischen Universitäten, die sich im 15. Jahrhundert auch als Ausbildungsstätten der Mendikanten etablierten. Die Franziskaner stellten einen Großteil der Professoren für Theologie und beanspruchten wichtige Positionen an den Hochschulen. Als Repräsentant der Erfurter theologischen Fakultät demonstrierte Borxleben den wissenschaftlichen Rang seines Ordens.
Obwohl Borxlebens persönlicher Beitrag zur Franziskanertheologie wenig erforscht ist, belegen die zeitgenössischen Quellen sein hohes Ansehen als Gelehrter. Der Humanist Conrad Wimpina zählte ihn zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Leipziger Universitätsgeschichte und rühmte ihn als herausragenden Prediger, Lehrer und Schriftsteller. Auch die Totenbücher der Universität Leipzig und der Franziskaner würdigen Borxleben als angesehenen Theologen. Darüber hinaus scheint er ein geschätzter Prediger gewesen zu sein.
Als Nordhäuser Franziskaner, der an den bedeutendsten Studienorten seiner Provinz wirkte und enge Kontakte zum regionalen Adel unterhielt, verkörpert Borxleben idealtypisch den Werdegang sowie das Selbstverständnis der Franziskaner in Spätmittelalter und beginnender Neuzeit. Er diente seinem Orden in verschiedenen Leitungsfunktionen und prägte über Jahrzehnte die Ausbildung des franziskanischen Nachwuchses maßgeblich mit. Damit leistete Borxleben einen wichtigen Beitrag zur Etablierung der Franziskaner als bedeutende theologische und universitäre Kraft im Deutschland des 15. Jahrhunderts.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Bernd Schmies: Der Nordhäuser Franziskaner Christian Borxleben (geb. 1400, gest. 1484). In: Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen (Band 29/2004).