Markgraf Heinrichs verlorene Liebesmühe: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Bot1 (Diskussion | Beiträge) K Textersetzung - „[[File:“ durch „[[Datei:“ |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{SEITENTITEL:''Markgraf Heinrichs verlorene Liebesmühe''}} | {{SEITENTITEL:''Markgraf Heinrichs verlorene Liebesmühe''}} | ||
[[ | [[Datei:Codex Manesse Markgraf Heinrich von Meißen.jpg|thumb|200px|Heinrich III., genannt ''der Erlauchte'', veranstaltete das [[Turnier zu Nordhausen]]]] | ||
Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen war im ganzen heiligen römischen Reich deutscher Nation der reichste Mann an Geld und Gut, aber dennoch einsam und in seinem Innersten arm, denn vergeblich bemühte er sich um die Zuneigung einer edlen Dame, deren Schönheit und Liebreiz er bereits in sieben Liedern voller Zierat besungen hatte. Der Minnesang lag ihm von Kindheit an im Blut, weil er als Knabe bei seinem Großvater Hermann den großen Sängerkrieg auf der Wartburg hatte miterleben können. | Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen war im ganzen heiligen römischen Reich deutscher Nation der reichste Mann an Geld und Gut, aber dennoch einsam und in seinem Innersten arm, denn vergeblich bemühte er sich um die Zuneigung einer edlen Dame, deren Schönheit und Liebreiz er bereits in sieben Liedern voller Zierat besungen hatte. Der Minnesang lag ihm von Kindheit an im Blut, weil er als Knabe bei seinem Großvater Hermann den großen Sängerkrieg auf der Wartburg hatte miterleben können. | ||
Aktuelle Version vom 8. Januar 2023, 17:15 Uhr
Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen war im ganzen heiligen römischen Reich deutscher Nation der reichste Mann an Geld und Gut, aber dennoch einsam und in seinem Innersten arm, denn vergeblich bemühte er sich um die Zuneigung einer edlen Dame, deren Schönheit und Liebreiz er bereits in sieben Liedern voller Zierat besungen hatte. Der Minnesang lag ihm von Kindheit an im Blut, weil er als Knabe bei seinem Großvater Hermann den großen Sängerkrieg auf der Wartburg hatte miterleben können.
Um nun den Sinn seiner Herzallerliebsten endlich für sich zu gewinnen, veranstaltete er im Sommer des Jahres 1263 zu Nordhausen auf dem Mägdeflecken vor dem Bielentor ein überaus herrliches Turnier der Ritter. Er ließ Zelte errichten, Bäume pflanzen und lud die Besten des Reiches zum ritterlichen Zweikampf ein. In einem Gärtchen am Festplatz stand ein Baum mit silbernen Blättern und Äpfeln von purem Gold. Jedesmal, wenn zwei der gegeneinander angetretenen Herren in ihren blinkenden Rüstungen hoch zu Roß mit ihren Lanzen aufeinander losgestürmt waren, erhielt der, welcher die seine am Widerpart zerspellt hatte, ein Silberblatt. Wer aber den Gegner aus dem Sattel geworfen hatte, der gewann einen goldenen Apfel. Hernach hielten die vornehmen Frauen und Jungfrauen im Freien einen züchtigen Tanz ab. So währte das große Fest bereits volle acht Tage, doch Markgraf Heinrich hatte noch längst nicht das Herz seiner auserwählten Dame erobert. In der letzten Nacht sang er unter ihrem Fenster sein schönstes Minnelied, rühmte all ihre lieblichen Tugenden und Reize und verkündete ihr, daß er durch die Bergwerke von Freiberg und Scharfenstein derart gesegnet sei und ganze Türme voller Silber besäße, um das ganze Königreich Böhmen, wenn es feil wäre, auf der Stelle bar bezahlen zu können.
Die Schöne erhörte ihn aber nicht, und er blieb bei all seinem gewaltigen Reichtum armselig in seiner Liebessehnsucht.