Heinrich-Killinger-Verlagsgesellschaft: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Heinrich-Killinger-Verlagsgesellschaft,''' auch bekannt als '''Heinrich Killinger Verlag'''  
Die '''Heinrich-Killinger-Verlagsgesellschaft,''' auch bekannt als '''Heinrich Killinger Verlag'''  
war ein Verlag, der zwischen den Jahren 1906 und 1980 tätig war. Der Verlag hatte seinen Sitz in Nordhausen.
war ein Verlag, der zwischen den Jahren 1906 und 1980 tätig war. Der Verlag hatte seinen Sitz in Nordhausen.
1937 war der Verlagsbuchhändler Friedrich Krause Inhaber der Firma.<ref>{{Literatur|autor= |titel=[[Einwohnerbuch für Nordhausen (1937)]] |ort=Nordhausen |verlag=Theodor Müller |jahr=1937 |seiten=123 |url=https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00250427/1937_0076_b.tif?x=-1764.6591478696741&y=0&scale=0.22748004561003418&rotation=0&layout=singlePageLayout&logicalDiv=jportal_jparticle_01280330 |format=Digitalisat }}</ref>
== Gründung und Frühgeschichte ==
Der Verlag wurde 1870 von einem Buchhändler namens Heinrich Killinger in Stuttgart gegründet. Er konzentrierte sich zunächst auf den Vertrieb von Büchern und Musikalien und erreichte dabei nur begrenzte Bekanntheit und wirtschaftliche Bedeutung. Nach mehreren Umzügen, unter anderem nach Wiesbaden und München, gelangte der Verlag schließlich nach Nordhausen. Erst der zweite Inhaber, Friedrich Krause, konnte den Verlag zu einem Unternehmen entwickeln. Krause, der 1900 die Verlagsrechte und Bestände von Killinger übernahm, leitete eine neue Phase des Wachstums ein.
== Der Aufbau unter Friedrich Krause ==
Unter Krauses Führung änderte sich der Schwerpunkt des Verlags deutlich. Während sein Gründer sich auf allgemeine Publikationen konzentrierte, verfolgte Krause eine neue Strategie. Er spezialisierte sich auf die Publikation von Fachbüchern für handwerkliche Berufe, die direkt auf die Bedürfnisse der Praktiker zugeschnitten waren. Der Verlag konzentrierte sich darauf, Bücher als Arbeitswerkzeuge für Fachleute in handwerklichen und technischen Berufen zu gestalten, darunter Gärtner, Konditoren, Tischler, Schneider und viele weitere Berufe, die stark vom industriellen Fortschritt beeinflusst wurden.
Krauses Konzept sah vor, nur Autoren aus der Praxis zu verpflichten, die selbst in den jeweiligen Berufen tätig waren und eine Sprache sprachen, die die Leser verstehen konnten. Die Manuskripte wurden dabei sorgfältig bearbeitet, um sicherzustellen, dass sie die Anforderungen der Leser erfüllten und zu brauchbaren Handbüchern für die Berufspraxis wurden.
== Expansion und Produktpalette ==
Ab den frühen 1900er Jahren expandierte der Verlag schnell und bot eine breite Palette an Fachbüchern an. Besondere Bedeutung hatten die sogenannten Fachbuchreihen für das Handwerk, die sich über die Jahre zu Standardwerken in ihren jeweiligen Fachgebieten entwickelten. So erschien beispielsweise eine Serie für das Konditoreigewerbe, die Werke zur Bäckerei und zur modernen Konditoreikunst umfasste. Besonders populär war das von Heckmann verfasste „Neues großes Konditoreibuch“, das zahlreiche Rezepte und Techniken für die Herstellung hochwertiger Konditoreiwaren enthielt.
Im Laufe der Jahre erweiterte sich das Verlagsprogramm auf weitere Handwerksberufe, darunter das Fleischerhandwerk, die Friseurkunst, das Gartenbauwesen und die Elektrotechnik. Der Verlag reagierte stets auf die wachsende Nachfrage nach fundierten und praxistauglichen Fachbüchern. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges umfasste das Verlagsprogramm eine Vielzahl von Büchern für Berufe, die in der damaligen Zeit einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaft leisteten. Die Bücher des Verlages wurden in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland vertrieben.
== Vertrieb und Vertriebsorganisation ==
Krause setzte auf ein Netzwerk von Vertrauensleuten, die das Verlagsprogramm direkt an die Zielgruppe herantrugen. Diese Vertrauensleute waren keine klassischen Buchhändler, sondern Vertriebsagenten, die direkt in den Betrieben und Werkstätten der Kunden arbeiteten. Sie kannten sowohl den Inhalt der Bücher als auch die Arbeitsabläufe und Bedürfnisse der Kunden. Diese Strategie ermöglichte dem Verlag eine enge Bindung an die Leser und half dabei, die Bücher als unentbehrliche Werkzeuge für die tägliche Arbeit der Handwerker und Fachleute zu etablieren.
Krause legte großen Wert darauf, dass die Vertriebsleute fair behandelt wurden und sich im Unternehmen sicher und wertgeschätzt fühlten. Die Vertreter wurden angemessen entlohnt und erhielten Unterstützung durch den Verlag, was ihnen eine stabile Lebensgrundlage sicherte. Diese Praxis trug maßgeblich zur hohen Identifikation der Vertriebsmitarbeiter mit dem Verlag bei.
== Der Einfluss der Weltwirtschaftskrise und des Ersten Weltkrieges ==
Die Weltwirtschaftskrise und der Erste Weltkrieg hatten auch für die Heinrich Killinger Verlagsgesellschaft tiefgreifende Auswirkungen. Der Vertrieb musste teilweise eingestellt werden, da viele Vertrauensleute in den Kriegsdienst eintraten. Während des Krieges konzentrierte sich der Verlag auf die Publikation weniger, aber essentieller Werke, die für den Betrieb der heimischen Wirtschaft unverzichtbar waren, darunter Bücher für die Gastronomie, das Bäckerei- und das Fleischerhandwerk. Die Inflation und die wirtschaftliche Not in den Nachkriegsjahren führten jedoch zu erheblichen finanziellen Verlusten. Die Firma musste ihre Tätigkeit zeitweise drastisch reduzieren und verlor viele ihrer traditionellen Vertriebskanäle.
Neuausrichtung und Wachstum in der Nachkriegszeit
Nach der Inflation und dem wirtschaftlichen Wiederaufbau der Weimarer Republik begann eine neue Phase des Wachstums für die Heinrich Killinger Verlagsgesellschaft. Der Verlag erweiterte sein Portfolio auf technische Fachgebiete und nahm Bücher zu Themen wie Maschinenbau, Feinmechanik und Elektrotechnik ins Programm auf. Diese Ausrichtung auf neue Fachgebiete entsprach den Anforderungen einer sich schnell modernisierenden deutschen Gesellschaft, in der technische Berufe zunehmend an Bedeutung gewannen.
Auch das bekannte „Neue Hausbuch der Heilkunde“, ein umfassendes medizinisches Handbuch für Laien, das auf dem Gedanken der Vorbeugung basierte, wurde zu einem erfolgreichen Verkaufsschlager. Dieses Werk spiegelte den wachsenden Wunsch nach Gesundheit und Wohlbefinden in der Gesellschaft wider und wurde in den folgenden Jahrzehnten mehrfach neu aufgelegt und überarbeitet.
== Zeit des Nationalsozialismus ==
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 änderte sich auch das Umfeld, in dem die Heinrich Killinger Verlagsgesellschaft tätig war. Das Unternehmen versuchte, sich den neuen politischen Gegebenheiten anzupassen, indem es Bücher herausgab, die mit der Ideologie des Nationalsozialismus konform gingen. Die engen Verbindungen zu den Organisationen des NS-Staates ermöglichten es dem Verlag, den Vertrieb seiner Fachbücher auszuweiten und auch öffentliche Institutionen als Kunden zu gewinnen. Der Verlag veröffentlichte Werke, die die NS-Ideologie unterstützten und in den propagandistischen Kontext passten.
Struktur des Unternehmens und spätere Entwicklung
In den 1930er Jahren wurde der Verlag in eine GmbH umgewandelt, mit Friedrich Krause als Geschäftsführer und später seinem Sohn Dr. Ernst Krause, der die Leitung des Verlages übernahm. Diese Transformation ermöglichte es der Familie, den Verlag als Familienunternehmen zu führen und gleichzeitig von den Vorteilen einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung zu profitieren.
Das Unternehmen beschäftigte mittlerweile über 100 Mitarbeiter und unterhielt eine Vertriebsorganisation, die ganz Deutschland und angrenzende deutschsprachige Länder umfasste. Die Produktionsstandorte wurden modernisiert, und der Verlag investierte in die Erweiterung und technische Ausstattung der Druckerei und Buchbinderei, um den steigenden Bedarf decken zu können.
Der Verlag Heinrich Killinger hob stets hervor, sich durch eine besondere Fürsorge für seine Mitarbeiter auszuzeichnen. Es wurden Unterstützungsfonds für Mitarbeiter in Not eingerichtet, Weihnachtsgeschenke verteilt und Zuschüsse für Reisen im Rahmen des Programms „Kraft durch Freude“ gewährt. Dies sollte ein starkes Gemeinschaftsgefühl und eine hohe Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen fördern.
== Das Verlagsprogramm ==
Das Verlagsprogramm der Heinrich Killinger Verlagsgesellschaft bestand aus einer Vielzahl von Fachbüchern, die in thematisch gegliederten Reihen erschienen. Zu den bekanntesten Reihen gehörte die „Kochkunstbibliothek“, die Koch- und Konditoreibücher für Profis und Lehrlinge enthielt. Ebenso erfolgreich war die „Fachbücherei des Gärtners“, die von Gartenbauexperten wie Landesökonomierat H. R. Wehrhahn herausgegeben wurde und zu den umfassendsten Werken im Bereich der Gartenbau-Literatur in Deutschland gehörte.
Ein weiteres bedeutendes Werk war das „Handbuch für Installateure und Klempner“, das sich mit modernen Installationen in der Wasser- und Heiztechnik beschäftigte. Auch für den Maschinenbau und die Elektrotechnik brachte der Verlag Standardwerke heraus, die in der Ausbildung und Praxis weit verbreitet waren. Mit diesem vielfältigen Angebot wurde der Verlag zu einem führenden Anbieter von Fachliteratur für das Handwerk und die Technik in Deutschland.
== Nachwirkungen und Ende des Verlages ==
{{Überarbeiten|Geschichte nach 1945 fehlt.}}
Nach dem Zweiten Weltkrieg und den politischen Umbrüchen, die mit der Teilung Deutschlands verbunden waren, verlor die Heinrich Killinger Verlagsgesellschaft stark an Bedeutung. Die Nachfrage nach Fachliteratur ging zurück, und das Unternehmen konnte sich wirtschaftlich nicht mehr erholen. In den späten 1940er Jahren stellte der Verlag seine Tätigkeit schließlich ein.
== Adresse ==
* 1937: Spiegelstraße 26/27<ref>{{Literatur|autor= |titel=[[Einwohnerbuch für Nordhausen (1937)]] |ort=Nordhausen |verlag=Theodor Müller |jahr=1937 |seiten=111 |url=https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00250427/1937_0070_b.tif?x=-1764.6591478696737&y=0&scale=0.22748004561003424&rotation=0&layout=singlePageLayout&logicalDiv=jportal_jparticle_01280330 |format=Digitalisat }}</ref>
== Literatur ==
* ''[[Geschichte der Heinrich Killinger Verlagsgesellschaft m.b.H. Nordhausen am Harz]]''. Nordhausen 1938.
* Christoph Links: Die verschwundenen Verlage der SBZ/DDR, Teil 4: Fachbuch- und Wissenschaftsverlage. - Enthalten in: Marginalien. - 2019, 232, S. 26-35
== Einzelnachweise ==
<references/>


[[Kategorie:Verlag]]
[[Kategorie:Verlag]]

Aktuelle Version vom 5. November 2024, 15:11 Uhr

Die Heinrich-Killinger-Verlagsgesellschaft, auch bekannt als Heinrich Killinger Verlag war ein Verlag, der zwischen den Jahren 1906 und 1980 tätig war. Der Verlag hatte seinen Sitz in Nordhausen.

1937 war der Verlagsbuchhändler Friedrich Krause Inhaber der Firma.[1]

Gründung und Frühgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verlag wurde 1870 von einem Buchhändler namens Heinrich Killinger in Stuttgart gegründet. Er konzentrierte sich zunächst auf den Vertrieb von Büchern und Musikalien und erreichte dabei nur begrenzte Bekanntheit und wirtschaftliche Bedeutung. Nach mehreren Umzügen, unter anderem nach Wiesbaden und München, gelangte der Verlag schließlich nach Nordhausen. Erst der zweite Inhaber, Friedrich Krause, konnte den Verlag zu einem Unternehmen entwickeln. Krause, der 1900 die Verlagsrechte und Bestände von Killinger übernahm, leitete eine neue Phase des Wachstums ein.

Der Aufbau unter Friedrich Krause[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Krauses Führung änderte sich der Schwerpunkt des Verlags deutlich. Während sein Gründer sich auf allgemeine Publikationen konzentrierte, verfolgte Krause eine neue Strategie. Er spezialisierte sich auf die Publikation von Fachbüchern für handwerkliche Berufe, die direkt auf die Bedürfnisse der Praktiker zugeschnitten waren. Der Verlag konzentrierte sich darauf, Bücher als Arbeitswerkzeuge für Fachleute in handwerklichen und technischen Berufen zu gestalten, darunter Gärtner, Konditoren, Tischler, Schneider und viele weitere Berufe, die stark vom industriellen Fortschritt beeinflusst wurden.

Krauses Konzept sah vor, nur Autoren aus der Praxis zu verpflichten, die selbst in den jeweiligen Berufen tätig waren und eine Sprache sprachen, die die Leser verstehen konnten. Die Manuskripte wurden dabei sorgfältig bearbeitet, um sicherzustellen, dass sie die Anforderungen der Leser erfüllten und zu brauchbaren Handbüchern für die Berufspraxis wurden.

Expansion und Produktpalette[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab den frühen 1900er Jahren expandierte der Verlag schnell und bot eine breite Palette an Fachbüchern an. Besondere Bedeutung hatten die sogenannten Fachbuchreihen für das Handwerk, die sich über die Jahre zu Standardwerken in ihren jeweiligen Fachgebieten entwickelten. So erschien beispielsweise eine Serie für das Konditoreigewerbe, die Werke zur Bäckerei und zur modernen Konditoreikunst umfasste. Besonders populär war das von Heckmann verfasste „Neues großes Konditoreibuch“, das zahlreiche Rezepte und Techniken für die Herstellung hochwertiger Konditoreiwaren enthielt.

Im Laufe der Jahre erweiterte sich das Verlagsprogramm auf weitere Handwerksberufe, darunter das Fleischerhandwerk, die Friseurkunst, das Gartenbauwesen und die Elektrotechnik. Der Verlag reagierte stets auf die wachsende Nachfrage nach fundierten und praxistauglichen Fachbüchern. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges umfasste das Verlagsprogramm eine Vielzahl von Büchern für Berufe, die in der damaligen Zeit einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaft leisteten. Die Bücher des Verlages wurden in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland vertrieben.

Vertrieb und Vertriebsorganisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Krause setzte auf ein Netzwerk von Vertrauensleuten, die das Verlagsprogramm direkt an die Zielgruppe herantrugen. Diese Vertrauensleute waren keine klassischen Buchhändler, sondern Vertriebsagenten, die direkt in den Betrieben und Werkstätten der Kunden arbeiteten. Sie kannten sowohl den Inhalt der Bücher als auch die Arbeitsabläufe und Bedürfnisse der Kunden. Diese Strategie ermöglichte dem Verlag eine enge Bindung an die Leser und half dabei, die Bücher als unentbehrliche Werkzeuge für die tägliche Arbeit der Handwerker und Fachleute zu etablieren.

Krause legte großen Wert darauf, dass die Vertriebsleute fair behandelt wurden und sich im Unternehmen sicher und wertgeschätzt fühlten. Die Vertreter wurden angemessen entlohnt und erhielten Unterstützung durch den Verlag, was ihnen eine stabile Lebensgrundlage sicherte. Diese Praxis trug maßgeblich zur hohen Identifikation der Vertriebsmitarbeiter mit dem Verlag bei.

Der Einfluss der Weltwirtschaftskrise und des Ersten Weltkrieges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Weltwirtschaftskrise und der Erste Weltkrieg hatten auch für die Heinrich Killinger Verlagsgesellschaft tiefgreifende Auswirkungen. Der Vertrieb musste teilweise eingestellt werden, da viele Vertrauensleute in den Kriegsdienst eintraten. Während des Krieges konzentrierte sich der Verlag auf die Publikation weniger, aber essentieller Werke, die für den Betrieb der heimischen Wirtschaft unverzichtbar waren, darunter Bücher für die Gastronomie, das Bäckerei- und das Fleischerhandwerk. Die Inflation und die wirtschaftliche Not in den Nachkriegsjahren führten jedoch zu erheblichen finanziellen Verlusten. Die Firma musste ihre Tätigkeit zeitweise drastisch reduzieren und verlor viele ihrer traditionellen Vertriebskanäle. Neuausrichtung und Wachstum in der Nachkriegszeit

Nach der Inflation und dem wirtschaftlichen Wiederaufbau der Weimarer Republik begann eine neue Phase des Wachstums für die Heinrich Killinger Verlagsgesellschaft. Der Verlag erweiterte sein Portfolio auf technische Fachgebiete und nahm Bücher zu Themen wie Maschinenbau, Feinmechanik und Elektrotechnik ins Programm auf. Diese Ausrichtung auf neue Fachgebiete entsprach den Anforderungen einer sich schnell modernisierenden deutschen Gesellschaft, in der technische Berufe zunehmend an Bedeutung gewannen.

Auch das bekannte „Neue Hausbuch der Heilkunde“, ein umfassendes medizinisches Handbuch für Laien, das auf dem Gedanken der Vorbeugung basierte, wurde zu einem erfolgreichen Verkaufsschlager. Dieses Werk spiegelte den wachsenden Wunsch nach Gesundheit und Wohlbefinden in der Gesellschaft wider und wurde in den folgenden Jahrzehnten mehrfach neu aufgelegt und überarbeitet.

Zeit des Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 änderte sich auch das Umfeld, in dem die Heinrich Killinger Verlagsgesellschaft tätig war. Das Unternehmen versuchte, sich den neuen politischen Gegebenheiten anzupassen, indem es Bücher herausgab, die mit der Ideologie des Nationalsozialismus konform gingen. Die engen Verbindungen zu den Organisationen des NS-Staates ermöglichten es dem Verlag, den Vertrieb seiner Fachbücher auszuweiten und auch öffentliche Institutionen als Kunden zu gewinnen. Der Verlag veröffentlichte Werke, die die NS-Ideologie unterstützten und in den propagandistischen Kontext passten. Struktur des Unternehmens und spätere Entwicklung

In den 1930er Jahren wurde der Verlag in eine GmbH umgewandelt, mit Friedrich Krause als Geschäftsführer und später seinem Sohn Dr. Ernst Krause, der die Leitung des Verlages übernahm. Diese Transformation ermöglichte es der Familie, den Verlag als Familienunternehmen zu führen und gleichzeitig von den Vorteilen einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung zu profitieren.

Das Unternehmen beschäftigte mittlerweile über 100 Mitarbeiter und unterhielt eine Vertriebsorganisation, die ganz Deutschland und angrenzende deutschsprachige Länder umfasste. Die Produktionsstandorte wurden modernisiert, und der Verlag investierte in die Erweiterung und technische Ausstattung der Druckerei und Buchbinderei, um den steigenden Bedarf decken zu können.

Der Verlag Heinrich Killinger hob stets hervor, sich durch eine besondere Fürsorge für seine Mitarbeiter auszuzeichnen. Es wurden Unterstützungsfonds für Mitarbeiter in Not eingerichtet, Weihnachtsgeschenke verteilt und Zuschüsse für Reisen im Rahmen des Programms „Kraft durch Freude“ gewährt. Dies sollte ein starkes Gemeinschaftsgefühl und eine hohe Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen fördern.

Das Verlagsprogramm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verlagsprogramm der Heinrich Killinger Verlagsgesellschaft bestand aus einer Vielzahl von Fachbüchern, die in thematisch gegliederten Reihen erschienen. Zu den bekanntesten Reihen gehörte die „Kochkunstbibliothek“, die Koch- und Konditoreibücher für Profis und Lehrlinge enthielt. Ebenso erfolgreich war die „Fachbücherei des Gärtners“, die von Gartenbauexperten wie Landesökonomierat H. R. Wehrhahn herausgegeben wurde und zu den umfassendsten Werken im Bereich der Gartenbau-Literatur in Deutschland gehörte.

Ein weiteres bedeutendes Werk war das „Handbuch für Installateure und Klempner“, das sich mit modernen Installationen in der Wasser- und Heiztechnik beschäftigte. Auch für den Maschinenbau und die Elektrotechnik brachte der Verlag Standardwerke heraus, die in der Ausbildung und Praxis weit verbreitet waren. Mit diesem vielfältigen Angebot wurde der Verlag zu einem führenden Anbieter von Fachliteratur für das Handwerk und die Technik in Deutschland.

Nachwirkungen und Ende des Verlages[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Nach dem Zweiten Weltkrieg und den politischen Umbrüchen, die mit der Teilung Deutschlands verbunden waren, verlor die Heinrich Killinger Verlagsgesellschaft stark an Bedeutung. Die Nachfrage nach Fachliteratur ging zurück, und das Unternehmen konnte sich wirtschaftlich nicht mehr erholen. In den späten 1940er Jahren stellte der Verlag seine Tätigkeit schließlich ein.

Adresse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1937: Spiegelstraße 26/27[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Einwohnerbuch für Nordhausen (1937). Nordhausen: Theodor Müller, 1937. S. 123. (Digitalisat)
  2. Einwohnerbuch für Nordhausen (1937). Nordhausen: Theodor Müller, 1937. S. 111. (Digitalisat)