Verein für freiwillige Armenpflege Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Verein für freiwillige Armenpflege Nordhausen''' wurde im Oktober 1870 gegründet.
Der '''Verein für freiwillige Armenpflege Nordhausen''' wurde 1870 gegründet.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Fünf Jahre nach seiner Gründung zählte der Verein 483 Mitglieder. Der Gesamtvorstand bestand aus 16 Personen; als Vorsitzende fungierten zu der Zeit Herr Kaufmann und Stadtrat Voß. Die Jahreseinnahme betrugen 9087 Mark. Im Jahre 1874–75 fanden 33 Vorstandssitzungen statt, in welchen die von 528 Bewerbern angebrachten 1146 Unterstützungsgesuche erledigt wurden. Von diesen Gesuchen fanden 1106 Berücksichtigung, dagegen wurden 40 Anträge abgewiesen.
Der Verein konstituierte sich am 15. Juli 1870. Fünf Jahre nach seiner Gründung zählte er 483 Mitglieder. Der Gesamtvorstand bestand aus 16 Personen; als Vorsitzende fungierten zu der Zeit Herr Kaufmann und Stadtrat Voß. Die Jahreseinnahme betrugen 9087 Mark. Im Jahre 1874–75 fanden 33 Vorstandssitzungen statt, in welchen die von 528 Bewerbern angebrachten 1146 Unterstützungsgesuche erledigt wurden. Von diesen Gesuchen fanden 1106 Berücksichtigung, dagegen wurden 40 Anträge abgewiesen.


Die Bewerber und bezw. deren Familien zählten:
Die Bewerber und bezw. deren Familien zählten:
:216 Männer,<br>475 Frauen,<br>566 Kinder über 16 Jahre,<br>800 Kinder unter 16 Jahre,<br>zusammen 2057 Personen.
:216 Männer,<br>475 Frauen,<br>566 Kinder über 16 Jahre,<br>800 Kinder unter 16 Jahre,<br> zusammen 2057 Personen.


Von den 528 Bewerbern waren:
Von den 528 Bewerbern waren:
: verheiratet 174<br>ledige Männer 17<br>geschiedene Männer <br>Witwer 27 <br>Witwen 204 <br>ledige Frauen 48 <br>verlassene und geschiedene Frauen 42 <br>Frauen, deren Männer sich im Gefängnis befanden 13<br>,zusammen 528 Personen.
: verheiratet 174,<br> ledige Männer 17, <br>geschiedene Männer und Witwer 27, <br>Witwen 204, <br>ledige Frauen 48, <br>verlassene und geschiedene Frauen 42 ,<br>Frauen, deren Männer sich im Gefängnis befanden 13,        <br> zusammen 528 Personen.


Nach der von der Regierung unter dem 31. Mai 1876 bestätigten neuen Armenordnung war die städtische Armenpflege ebenso wie die freiwillige eingerichtet. Dieselben Personen (Bezirksvorsteher, Stellvertreter und Armenpfleger), welche bisher sich der freiwilligen Armenpflege widmeten, waren in der Sitzung der Stadtverordneten am 24. Juli 1876 auch für die städtische Armenpflege gewählt worden. Demnach war das gesamte Armenwesen der Stadt einer Deputation unterstellt, welche aus zwei Magistratsmitgliedern, zwei Stadtverordneten, den Armenärzten und sämtlichen Vorstehern der Armenbezirke besteht. Die Tätigkeit dieser Deputation war nicht allein eine beratende oder vorbereitende, sondern innerhalb ihres Wirkungskreises auch eine selbständig verwaltende und ausführende. Die Verwaltung des Armenwesens war auf Grund der Etats der Armenkasse und der einzelnen Institute der geschlossenen Armenpflege durch eine vom Magistrat aufgestellte Instruktion geregelt.
Nach der von der Regierung unter dem 31. Mai 1876 bestätigten neuen Armenordnung war die städtische Armenpflege ebenso wie die freiwillige eingerichtet. Dieselben Personen (Bezirksvorsteher, Stellvertreter und Armenpfleger), welche bisher sich der freiwilligen Armenpflege widmeten, waren in der Sitzung der Stadtverordneten am 24. Juli 1876 auch für die städtische Armenpflege gewählt worden. Demnach war das gesamte Armenwesen der Stadt einer Deputation unterstellt, welche aus zwei Magistratsmitgliedern, zwei Stadtverordneten, den Armenärzten und sämtlichen Vorstehern der Armenbezirke besteht. Die Tätigkeit dieser Deputation war nicht allein eine beratende oder vorbereitende, sondern innerhalb ihres Wirkungskreises auch eine selbständig verwaltende und ausführende. Die Verwaltung des Armenwesens war auf Grund der Etats der Armenkasse und der einzelnen Institute der geschlossenen Armenpflege durch eine vom Magistrat aufgestellte Instruktion geregelt.


Am 19. Januar wurde in den unteren Räumen des Hauses [[Blasiistraße]] 15 vom Verein wieder eine Volksküche eröffnet.
Im Jahr 1893 stellte der Rat der Stadt dem Verein einige Räume im Erdgeschoss des Hauses [[Domstraße]] 7 zur Verfügung, um dort ein Kinderheim einzurichten. Das Kinderheim, das unter bescheidenen Verhältnissen betrieben wurde, diente dazu, Kinder aus armen Familien oder Waisen unterzubringen und ihnen eine angemessene Fürsorge und Erziehung zu bieten. Heute ist das Haus bekannt als Kindergarten „Domschlösschen“.
 
Am 15. Juli 1895 feierte sein 25-jähriges Gründungsjubiläum. Stadtrat Karl Voß war bis dahin die „Seele“ des Vereins geblieben. Der Verein umfasste sechs Abteilungen: die allgemeine Armenpflege, die Kinderpflege, Kranken- und Gesundheitspflege, die Volksküche, die Natural-Verpflegungsstation für arme Durchreisende und die Fürsorge für entlassene Sträflinge. In den zurückliegenden 25 Jahren verteilte der Verein 270.000 Mark an Bargeld sowie Kleidung und Lebensmittel im Wert von ca. 35.000 Mark.
 
Am 19. Januar 1933 wurde in den unteren Räumen des Hauses [[Blasiistraße]] 15 vom Verein wieder eine Volksküche eröffnet, die am 14. März wieder geschlossen wurde. In dieser Zeit wurden 12.590 Essensportionen ausgegeben.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Aktuelle Version vom 15. Januar 2023, 07:51 Uhr

Der Verein für freiwillige Armenpflege Nordhausen wurde 1870 gegründet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verein konstituierte sich am 15. Juli 1870. Fünf Jahre nach seiner Gründung zählte er 483 Mitglieder. Der Gesamtvorstand bestand aus 16 Personen; als Vorsitzende fungierten zu der Zeit Herr Kaufmann und Stadtrat Voß. Die Jahreseinnahme betrugen 9087 Mark. Im Jahre 1874–75 fanden 33 Vorstandssitzungen statt, in welchen die von 528 Bewerbern angebrachten 1146 Unterstützungsgesuche erledigt wurden. Von diesen Gesuchen fanden 1106 Berücksichtigung, dagegen wurden 40 Anträge abgewiesen.

Die Bewerber und bezw. deren Familien zählten:

216 Männer,
475 Frauen,
566 Kinder über 16 Jahre,
800 Kinder unter 16 Jahre,
zusammen 2057 Personen.

Von den 528 Bewerbern waren:

verheiratet 174,
ledige Männer 17,
geschiedene Männer und Witwer 27,
Witwen 204,
ledige Frauen 48,
verlassene und geschiedene Frauen 42 ,
Frauen, deren Männer sich im Gefängnis befanden 13,
zusammen 528 Personen.

Nach der von der Regierung unter dem 31. Mai 1876 bestätigten neuen Armenordnung war die städtische Armenpflege ebenso wie die freiwillige eingerichtet. Dieselben Personen (Bezirksvorsteher, Stellvertreter und Armenpfleger), welche bisher sich der freiwilligen Armenpflege widmeten, waren in der Sitzung der Stadtverordneten am 24. Juli 1876 auch für die städtische Armenpflege gewählt worden. Demnach war das gesamte Armenwesen der Stadt einer Deputation unterstellt, welche aus zwei Magistratsmitgliedern, zwei Stadtverordneten, den Armenärzten und sämtlichen Vorstehern der Armenbezirke besteht. Die Tätigkeit dieser Deputation war nicht allein eine beratende oder vorbereitende, sondern innerhalb ihres Wirkungskreises auch eine selbständig verwaltende und ausführende. Die Verwaltung des Armenwesens war auf Grund der Etats der Armenkasse und der einzelnen Institute der geschlossenen Armenpflege durch eine vom Magistrat aufgestellte Instruktion geregelt.

Im Jahr 1893 stellte der Rat der Stadt dem Verein einige Räume im Erdgeschoss des Hauses Domstraße 7 zur Verfügung, um dort ein Kinderheim einzurichten. Das Kinderheim, das unter bescheidenen Verhältnissen betrieben wurde, diente dazu, Kinder aus armen Familien oder Waisen unterzubringen und ihnen eine angemessene Fürsorge und Erziehung zu bieten. Heute ist das Haus bekannt als Kindergarten „Domschlösschen“.

Am 15. Juli 1895 feierte sein 25-jähriges Gründungsjubiläum. Stadtrat Karl Voß war bis dahin die „Seele“ des Vereins geblieben. Der Verein umfasste sechs Abteilungen: die allgemeine Armenpflege, die Kinderpflege, Kranken- und Gesundheitspflege, die Volksküche, die Natural-Verpflegungsstation für arme Durchreisende und die Fürsorge für entlassene Sträflinge. In den zurückliegenden 25 Jahren verteilte der Verein 270.000 Mark an Bargeld sowie Kleidung und Lebensmittel im Wert von ca. 35.000 Mark.

Am 19. Januar 1933 wurde in den unteren Räumen des Hauses Blasiistraße 15 vom Verein wieder eine Volksküche eröffnet, die am 14. März wieder geschlossen wurde. In dieser Zeit wurden 12.590 Essensportionen ausgegeben.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]