Bearbeiten von „Die Bewohner Thüringens und insbesondere des Helmegaus bis zum zweiten nachchristlichen Jahrhundert“
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Ganz wenige Kelten und darüber als Herrenschicht einige Germanen waren es, die in unserer Landschaft siedelten. Die Kelten hatten sich ja in ihrer Hauptmasse schon seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert aus dem Thüringer Becken zurückgezogen, vereinzelt müssen sie aber als Unterschicht unter den eingewanderten Germanen ihr Leben gefristet haben. Als diese nun im ersten vorchristlichen Jahrhundert zum Teil nach Südwesten abwanderten und der germanische Nachschub vom Norden nicht sogleich einsetzte, erhielt diese keltische Restbevölkerung eine Zeitlang eine ihrer geringen Zahl nicht entsprechende Geltung. Auch mag der Grund, daß wir gerade von ihrer Hinterlassenschaft besonders gut unterrichtet sind, darin zu suchen sein, daß diese Kelten tüchtige Handwerker waren und wir deshalb ihrer Geschicklichkeit und ihrem Fleiße mehr gute Stücke zu verdanken haben als ihren Herren und Auftraggebern, den Germanen. Jedenfalls waren die Kelten als Handwerker wohlgelitten; ihre Tonwaren und Bronzen wurden ihnen gern abgenommen. Eiserne Pflugschare und Sicheln, von ihnen hergestellt, waren im Gebrauch, und die kriegerischen Germanen bestellten bei den hochgeachteten keltischen Schmieden ihre eisernen Schwerter. Die meisten Funde dieser keltischen Handwerkskunst sind südlich der Hainleite gemacht worden, und je weiter südlich, desto mehr häufen sie sich; doch ein bei Heiligenstadt gemachter Fund von Eisenbarren in Schwertform bietet wenigstens einen Hinweis, daß mindestens auf dem Eichsfelde, vielleicht aber auch östlich davon bei uns im Helmetale einige Kelten noch bis in die Zeit nach Chr. gehandwerkt haben.<ref>Vergl. W. Schulz, Keltische Bevölkerung und der keltische Stil in Mitteldeutschland: Petermanns geograph. Mitteilungen, 1927, 363. — W. Schulz, Vor- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands, 158 f.</ref> | Ganz wenige Kelten und darüber als Herrenschicht einige Germanen waren es, die in unserer Landschaft siedelten. Die Kelten hatten sich ja in ihrer Hauptmasse schon seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert aus dem Thüringer Becken zurückgezogen, vereinzelt müssen sie aber als Unterschicht unter den eingewanderten Germanen ihr Leben gefristet haben. Als diese nun im ersten vorchristlichen Jahrhundert zum Teil nach Südwesten abwanderten und der germanische Nachschub vom Norden nicht sogleich einsetzte, erhielt diese keltische Restbevölkerung eine Zeitlang eine ihrer geringen Zahl nicht entsprechende Geltung. Auch mag der Grund, daß wir gerade von ihrer Hinterlassenschaft besonders gut unterrichtet sind, darin zu suchen sein, daß diese Kelten tüchtige Handwerker waren und wir deshalb ihrer Geschicklichkeit und ihrem Fleiße mehr gute Stücke zu verdanken haben als ihren Herren und Auftraggebern, den Germanen. Jedenfalls waren die Kelten als Handwerker wohlgelitten; ihre Tonwaren und Bronzen wurden ihnen gern abgenommen. Eiserne Pflugschare und Sicheln, von ihnen hergestellt, waren im Gebrauch, und die kriegerischen Germanen bestellten bei den hochgeachteten keltischen Schmieden ihre eisernen Schwerter. Die meisten Funde dieser keltischen Handwerkskunst sind südlich der Hainleite gemacht worden, und je weiter südlich, desto mehr häufen sie sich; doch ein bei Heiligenstadt gemachter Fund von Eisenbarren in Schwertform bietet wenigstens einen Hinweis, daß mindestens auf dem Eichsfelde, vielleicht aber auch östlich davon bei uns im Helmetale einige Kelten noch bis in die Zeit nach Chr. gehandwerkt haben.<ref>Vergl. W. Schulz, Keltische Bevölkerung und der keltische Stil in Mitteldeutschland: Petermanns geograph. Mitteilungen, 1927, 363. — W. Schulz, Vor- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands, 158 f.</ref> | ||
Im Laufe des ersten Jahrhunderts nach Chr. verschwand der kulturelle Einfluß der Kelten allmählich ganz. Dagegen zeigte sich nun eine Beeinflussung von römischer Seite her, allerdings so gering,wie kaum in einer anderen germanischen Landschaft zwischen Rhein und Elbe. Terra-sigillata-Gefäße hat der Südharzrand nicht aufzuweisen, ebensowenig römische Münzen, die am Westrande des Beckens bei Mühlhausen, bei Schlotheim, bei Holzthaleben zahlreich gefunden worden sind. Provinzial-römische Bronzefibeln, bei Wallhausen, Frankenhausen und Jechaburg gefunden, gehören erst der Zeit nach 200 an. So scheint es, daß weite Landschaften Thüringens nie ein römischer Fuß betreten hat; es ist jedenfalls so gut wie sicher, daß das Helmetal keinen Römer gesehen hat. Ebenso | Im Laufe des ersten Jahrhunderts nach Chr. verschwand der kulturelle Einfluß der Kelten allmählich ganz. Dagegen zeigte sich nun eine Beeinflussung von römischer Seite her, allerdings so gering,wie kaum in einer anderen germanischen Landschaft zwischen Rhein und Elbe. Terra-sigillata-Gefäße hat der Südharzrand nicht aufzuweisen, ebensowenig römische Münzen, die am Westrande des Beckens bei Mühlhausen, bei Schlotheim, bei Holzthaleben zahlreich gefunden worden sind. Provinzial-römische Bronzefibeln, bei Wallhausen, Frankenhausen und Jechaburg gefunden, gehören erst der Zeit nach 200 an. So scheint es, daß weite Landschaften Thüringens nie ein römischer Fuß betreten hat; es ist jedenfalls so gut wie sicher, daß das Helmetal keinen Römer gesehen hat. Ebenso | ||