Bearbeiten von „Der Nordhäuser Roland (6/1955)

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== Der Roland zu Nordhausen, seine Herkunft und Bedeutung ==
== Der Roland zu Nordhansen, seine Herkunft und Bedeutung ==


Kürzlich erhielt ein jungen Nordhäuser einen Brief, in dem ihn ein polnischer Korrespondenzfreund um Auskunft ersuchte, was es mit dem Nordhäuser Roland für eine Bewandtnis habe, was für einen „König“ er darstelle usw. Ähnliche Fragen mögen schon andere Mitbürger mitunter in Verlegenheit gesetzt haben, und es ist in der Tat nicht ganz einfach, eine bündige Erklärung zu geben, was die Rolandfigur am Nordhäuser Rathaus eigentlich bedeutet, und aus welchem Grunde oder zu welchem Zwecke sie dort aufgestellt worden sei.
Kürzlich erhielt ein jungen Nordhäuser einen; Brief, in dem ihn ein polnischer Korrespondenzfreund um Auskunft ersuchte, was es mit dem Nordhäuser Roland für eine Bewandtnis habe, was für einen „König“ er darstelle usw. Ähnliche Fragen mögen schon andere Mitbürger mitunter in Verlegenheit gesetzt haben, und es ist in der Tat nicht ganz einfach, eine bündige Erklärung zu geben, was die Rolandfigur am Nordhäuser Rathaus eigentlich bedeutet, und aus welchem Grunde oder zu welchem Zwecke sie dort aufgestellt worden sei.


Eine prägnante Erklärung, die sozusagen zu der landläufigen Auffassung geführt hat, gab E. G. Förstemann, indem er schrieb:
Eine prägnante Erklärung, die sozusagen zu der landläufigen Auffassung geführt hat, gab E. G. Förstemann, indem er schrieb:


Unter den sieben Wahrzeichen der Stadt nimmt der Roland eine vorzügliche stelle ein. Die Rolandsbilder sind in den sächsischen (d. h. niedersächsischen) und thüringischen; Städten um, den Harz, auch in der Mark Brandenburg, ein) gewöhnliches Sinnbild und,) Zeichen höherer Gerichtsbarkeit, vielleicht ursprünglich der Marktgerechtigkeit. Auch unsere Väter hielten den Roland für ein Palladium, woran die Freiheit und Reichsunmittelbarkeit der Stadt geknüpft sei.“
Unter den sieben Wahrzeichen der Stadt nimmt der Roland eine vorzügliche stelle ein. Die Rolandsbilder sind in den sächsischen (d. h. niedersächsischen) und thüringischen; Städten um, den Harz, auch in der Mark Brandenburg, ein) gewöhnliches Sinnbild und,) Zeichen höherer Gerichtsbarkeit, vielleicht ursprünglich der Marktgerechtigkeit. Auch unsere Väter hielten den Roland für ein Palladium, woran die Freiheit und Reichsunmittelbarkeit der Stadt geknüpft sei.“


Karl Meyer, der wohl das gesamte im Stadtarchiv liegende Material über den Roland gesammelt hat, hat in einem! Aufsatze das Rolandsproblem mit der Irminsulforschung verquickt und nachzuweisen versucht, daß ein „truncus“ aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts als ältester Nordhäuser Roland anzusehen sei. Dieser „truncus“ (= Stamm, Stock) ist zwar in der Nähe des) „antiquum mercatorium“, “des alten Kaufhauses an der Krämerstraße, das der Vorgänger unseres Rathauses war, belegt, hat aber nichts mit einem Roland zu tun, sondern stellte, wie die wissenschaftliche Kritik alsbald bekanntgab3), einen Pranger oder Diebes-,,stock“ dar. Auf Meyers sachliche Roland-Daten, die er als Anhang zu vorerwähntem Aufsatze veröffentlichte, komme ich noch zurück.
Karl Meyer, der wohl das gesamte im Stadtarchiv liegende Material über den Roland gesammelt hat, hat in einem! Aufsatze das Rolandsproblem mit der Irminsulforschung verquickt und nachzuweisen versucht, daß ein „truncus“ aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts als ältester Nordhäuser Roland anzusehen sei. Dieser „truncus“ (= Stamm, Stock) ist zwar in der Nähe des) „antiquum mercatorium“, ”des alten Kaufhauses an der Krämerstraße, das der Vorgänger unseres Rathauses war, belegt, hat aber nichts mit einem Roland zu tun, sondern stellte, wie die wissenschaftliche Kritik alsbald bekanntgab3), einen Pranger oder Diebes-,,stock“ dar. Auf Meyers sachliche Roland-Daten, die er als Anhang zu vorerwähntem Aufsatze veröffentlichte, komme ich noch zurück.


Hans Silberborth erwähnt den Roland im Texte seiner „Geschichte der Freien Reichsstadt Nordhausen“ überhaupt nicht und vermerkt seine Existenz lediglich in der „Zeittafel“ unter den Jahren 1411, 1647 und 1717.
Hans Silberborth erwähnt den Roland im Texte seiner „Geschichte der Freien Reichsstadt Nordhausen“ überhaupt nicht und vermerkt seine Existenz lediglich in der „Zeittafel“ unter den Jahren 1411, 1647 und 1717.


Ich selbst habe im April 1953 in dieser Zeitschrift versucht, unter bewußter Außerachtlassung aller Theorien, die sich mit der Entwicklung alter Markthoheitszeichen zu Standbildern mit dem Namen des legendären Schildknappen Rolande befassen, die Ursachen für die Errichtung des Nordhäuser Rolands aus der politischen Situation der Stadt zu erklären. Wie vielgestaltig und widersprechend jene Theorien sind und wie wenig sie zur Erklärung des Vorhandenseins) unseres Rolands nützen, hat' Studienrat i. R. Kähler dann im September 1953 in der gleichen Zeitschrift hinreichend deutlich gemacht. Das im Juni 1955 stattfindende Heimatfest, das durch den Namen „Nordhäuser Rolandsfest“ gekennzeichnet wird, gibt erneut Veranlassung, die Beziehungen darzustellen, die zwischen unserer Stadt und ihrem Rolande bestehen, das heißt also, auf die ganz spezifischen Ursachen einzugehen, aus denen gerade an diesem Ort ein Roland gesetzt wurde und aus denen er jahrhundertelang als „Palladium“ (= Schutzheiligtum) erhalten erneuert und verehrt worden ist. Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, daß das uns überkommene Standbild an der Südwestecke des alten Rathauses eine Neuschöpfung von 1717 ist. Im Gegensatz zu anderen Rolanden, die entweder primitive Holzfiguren oder aber kunstvoll in Stein gehauene) nur leicht gerüstete und barhäuptige Rittergestalten darstellen, zeigt der Nordhäuser Roland in Statur und Gewandung eher eine Reminiszenz an gewisse Kriegsvölker des Dreißigjährigen Krieges zweifellos die Absicht vor, ihn „groß, gewaltig und schrecklich“ zu gestalten. Also schuf der Handwerksmeister, ohne fremde Beispiele nachzuahmen, diesen martialischen Koloß. Daß er ihn mit einer Krone versah mag auf die alte Tradition von der Gründung der Stadt durch einen König Merwig zurückzuführen sein.
Ich selbst habe im April 1953 in dieser Zeitschrift versucht, unter bewußter Außerachtlassung aller Theorien, die sich mit der Entwicklung alter Markthoheitszeichen zu Standbildern mit dem Namen des legendären Schildknappen Rolande) befassen, die Ursachen für die Errichtung des Nordhäuser Rolands aus der politischen Situation der Stadt zu erklären. Wie vielgestaltig und widersprechend jene Theorien sind und wie wenig sie zur Erklärung des Vorhandenseins) unseres Rolands nützen, hat' Studienrat i. R. Kähler dann im September 1953 in der gleichen Zeitschrift hinreichend deutlich gemacht. Das im Juni 1955 stattfindende Heimatfest, das durch den Namen „Nordhäuser Rolandsfest“ gekennzeichnet wird, gibt erneut Veranlassung, die Beziehungen darzustellen, die zwischen unserer Stadt und ihrem Rolande bestehen, das heißt also, auf die ganz spezifischen Ursachen einzugehen, aus denen gerade an diesem Ort ein Roland gesetzt wurde und aus denen er jahrhundertelang als „Palladium“ (= Schutzheiligtum) erhalten erneuert und verehrt worden ist. Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, daß das uns überkommene Standbild an der Südwestecke des alten Rathauses eine Neuschöpfung von 1717 ist. Im Gegensatz zu anderen Rolanden, die entweder primitive Holzfiguren oder aber kunstvoll in Stein gehauene) nur leicht gerüstete und barhäuptige Rittergestalten darstellen, zeigt der Nordhäuser Roland in Statur und Gewandung eher eine Reminiszenz an gewisse Kriegsvölker des Dreißigjährigen Krieges zweifellos die Absicht vor, ihn „groß, gewaltig und schrecklich“ zu gestalten. Also schuf der Handwerksmeister, ohne fremde Beispiele nachzuahmen, diesen martialischen Koloß. Daß er ihn mit einer Krone versah mag auf die alte Tradition von der Gründung der Stadt durch einen König Merwig zurückzuführen sein.


Das kupferne Haubendach über dem Roland trug eine gegossene und vergoldete Kleinplastik, die einen im Neste sitzenden und seine Jungen fütternden Pelikan darstellte. Dieses sinnvolle Emblem gehörte bereits seit 1659 zu den Attributen des älteren Roland, der bei den Stadtbränden von 1710 und 1712 zerstört wurde. Auch dieser Pelikan wurde zu den Wahrzeichen Nordhausens gerechnet, und! der erste Nordhäuser Buchdrucker, Johann Erasmus Hynitzsch, gebrauchte 1669 dieses Rolandemblem als Druckerzeichen. Ehei wir uns dem Vorgänger des jetzigen Rolands zuwenden, soll doch noch einer „historischen Begebenheit“ gedacht werden, bei der, wie so oft, unser Roland in der ihm geläufigen Nordhäuser Mundart das Wort ergriff. Es ist wohl anzunehmen, daß der Schild, auf den er sich mit der linken Faust stützt, ursprünglich auf gelbem Felde den schwarzen Reichsadler trug. Als Nordhausen preußisch wurde, hielt es die Obrigkeit für angebracht, den preußischen Adler in weißem Felde darauf anzubringen. Dieser Zustand blieb bis 1880. Da aber ließ der Roland sich vernehmen (und der Ortshistoriker Karl Meyer brachte es in die Zeitung) „Min Schild, äs au sichre värpumfaeget; schtatt dn Rieehsadeiaer hahn se dn pröischen Vogel druffgemolt; das kinnte au endlich emol geennert un värbessert wäre; fröilich därftes dler Moler noochdern au nich vergesse, un mitte din Schild mit goldgaeler Farbe äbberschtrieche“!
Das kupferne Haubendach über dem Roland trug eine gegossene und vergoldete Kleinplastik, die einen im Neste sitzenden und seine/ Jungen atzenden Pelikan darstellte. Dieses sinnvolle Emblem gehörte bereits seit 1659 zu den Attributen! des älteren Roland, der bei den Stadtbränden von 1710 und 1712 zerstört wurde. Auch dieser Pelikan wurde zu den Wahrzeichen Nordhausens gerechnet, und! der erste Nordhäuser Buchdrucker, Johann Erasmus Hynitzsch, gebrauchte 1669 dieses Rolandemblem als Druckerzeichen. Ehei wir uns dem Vorgänger des jetzigen Rolands zuwenden, soll doch noch einer „historischen Begebenheit“ gedacht werden, bei der, wie so oft, unser Roland in dler ihm geläufigen Nordhäuser Mundart das Wort ergriff. Es ist wohli anzunehmen, daß der1 Schild, auf den er sich mit der linken/ Faust stützt, ursprüng1-lich auf gelbem Felde den! schwarzen Reichsadler trug. Als; Nordhausen preußisch wurde, hielt es! die Obrigkeit für angebracht, den preußischen Adler in weißem Felde darauf anzubringen. Dieser Zustand blieb bis 1880. Da aber ließ der Roland sich vernehmen (undl der Ortshistoriker Karl Meyer! brachte es in die Zeitung) „Min Schild, äs au sichre värpumfaeget; schtatt dn Rieehsadeiaer hahn se dn pröischen Vogel druffgemolt; das kinnte au endlich emol geennert un värbessert wäre; fröilich därftes dler Moler noochdern au nich vergesse, un mitte din Schild mit goldgaeler Farbe äbberschtrieche“!


Wie der ältere Rolandl, der also bis 1712 auf seinem Posten stand, ausgesehen hat, ist uns nicht genau überliefert. Nach einem Bericht von 1708 war er „wohl auspoliert, geharnischte und hat ein Schwert und Helm angethan.“ Dem gegenüber erwähnt ihn der Nordhäuser Chronist Kindervater 1710 als „mit Cron und Schwert“ versehen. Die letztere Schilderung eines Ortsansässigen dürfte richtig sein Die andere Angabe von einem Harnisch und Helm scheint sich auf die Ritterfigur im Giebel des Riesenhauses zu beziehen, von der man zuweilen behauptet hat, sie. sei eine Nachbildung des alten Rolands. Dem widerspricht freilich, daß der sog. „Riese“ kein Schwert, sondern eine Lanze trug. Aus archivalischen Quellen, hauptsächlich wieder aus Fromans Köllektaneen, hat Karl Meyer folgende Nachrichten über unseren Roland zusammengestellt:
Wie der ältere Rolandl, der also bis 1712 auf seinem Posten stand, ausgesehen hat, ist uns nicht genau überliefert. Nach einem Bericht von 1708 war er „wohl auspoliert, geharnischte und hat ein Schwert und Helm angethan.“ Dem gegenüber erwähnt ihn der Nordhäuser Chronist Kindervater 1710 als „mit Cron und Schwert“ versehen. Die letztere Schilderung eines Ortsansässigen dürfte richtig sein Die andere Angabe von einem Harnisch und Helm scheint sich auf die Ritterfigur im Giebel des Riesenhauses zu beziehen, von der man zuweilen behauptet hat, sie. sei eine Nachbildung des alten Rolands. Dem widerspricht freilich, daß der sog. „Riese“ kein Schwert, sondern eine Lanze trug. Aus archivalischen Quellen, hauptsächlich wieder aus Fromans Köllektaneen, hat Karl Meyer folgende Nachrichten über unseren Roland zusammengestellt:
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:1458: goß der Nordhäuser Kurd Solling ein städtisches Geschütz, das den Namen „Snel unde balde dervon“ führte undi die Inschrift trug: „Rulande undj dem Riehe bin ich wol bekant“.
:1458: goß der Nordhäuser Kurd Solling ein städtisches Geschütz, das den Namen „Snel unde balde dervon“ führte undi die Inschrift trug: „Rulande undj dem Riehe bin ich wol bekant“.
:1525:  sagte ein Anführer des Müntzerschen Haufens, namens Pfannschmied, zu dem Nordhäuser Bürger Hans Sander, als dieser als. Gesandter der Nordhäuser Anhänger Müntzers imi Lager der Bauern bei Ebeleben erschien: Sander solle bei dem Rolande kochen“, (das heißt in das Gefängnis hinter dem Rolande kommen).
:1525:  sagte ein Anführer des Müntzerschen Haufens, namens Pfannschmied, zu dem Nordhäuser Bürger Hans Sander, als dieser als. Gesandter der Nordhäuser Anhänger Müntzers imi Lager der Bauern bei Ebeleben erschien: Sander solle bei dem Rolande kochen“, (das heißt in das Gefängnis hinter dem Rolande kommen).
:1550: wurde „aus bewegenden Ursachen den Wächtern' hinter dem Rulandi ihr Lohn auf gebessert“.
:1550: wurde „aus bewegenden Ursachen . . . den Wächtern' hinter dem Rulandi ihr Lohn auf gebessert“.
:1567: und 1581 wird erwähnt, daß Ratsedikte öffentlich am Rolande angeschlagen werden.
:1567: und 1581 wird erwähnt, daß Ratsedikte öffentlich am Rolande angeschlagen werden.
:1586: ließ der Rat „zwei Maß geben dem Maler, so den Roland gemalet‘.
:1586: ließ der Rat „zwei Maß geben dem Maler, so den Roland gemalet‘.
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:Ich Roland starcker man,<br>mit gar behandlicher Tücke,Ich stehe hier uff des richtes plan,<br>Trotz dem, der mich will pflücken<br>Es soll ihm nicht gelücken.
:Ich Roland starcker man,<br>mit gar behandlicher Tücke,Ich stehe hier uff des richtes plan,<br>Trotz dem, der mich will pflücken<br>Es soll ihm nicht gelücken.


Die älteste authentische Erwähnung des Rolandes aber findet sich in dem Auszuge aus einem städtischen Erbzinsbuche, den ebenfalls Froman (1616–1706) seiner Abschriftensammlüng einverleibte. Es heißt da unter dem Jahre 1421:
Die älteste authentische Erwähnung des Rolandes aber findet sich in dem Auszuge aus einem städtischen Erbzinsbuche, den ebenfalls Froman (1616 1706) seiner Abschriftensammlüng einverleibte. Es heißt da unter dem Jahre 1421:


„Vom eckhause an dem Steinweg; gein (gegenüber) Rulande gibt man 16 Schillinge“. Diese auf dem Blattrande nachgetragene Notiz, die Froman also beinahe übersehen hätte, erhält eine erhöhte Bedeutung beim Vergleich mit einer Eintragung im gleichen Erbzinsbuche vom Jahre 1376, die besagt, daß „von dem Eckhuse vorn an dem Holzmarcke gein dem Rathhuß“ anderthalb Mark: Zins gezahlt worden sind. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß dieses Eckhaus am Holzmarkt (dem späteren Lutherplatz) und das Eckhaus am Steinwege, beide gegenüber dem Rathause, identisch sind. (Es muß die Stelle eingenommen haben, wo sich vor der Zerstörung 1945 das Schuhhaus Pabst befunden hat). Daraus bzw. aus der unterschiedlichen Bezugnahme auf das gegenüberliegende Rathaus (1376) und den Roland (1421) muß geschlossen werden, daß der Nordhäuser Roland in den Jahren zwischen 1376 und 1421 errichtet worden ist.
„Vom eckhause an dem Steinweg; gein (gegenüber) Rulande gibt man 16 Schillinge“. Diese auf dem Blattrande nachgetragene Notiz, die Froman also beinahe übersehen hätte, erhält eine erhöhte Bedeutung beim Vergleich mit einer Eintragung im gleichen Erbzinsbuche vom Jahre 1376, die besagt, daß „von dem Eckhuse vorn an dem Holzmarcke gein dem Rathhuß“ anderthalb Mark: Zins gezahlt worden sind. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß dieses Eckhaus am Holzmarkt (dem späteren Lutherplatz) und das Eckhaus am Steinwege, beide gegenüber dem Rathause, identisch sind. (Es muß die Stelle eingenommen haben, wo sich vor der Zerstörung 1945 das Schuhhaus Pabst befunden hat). Daraus bzw. aus der unterschiedlichen Bezugnahme auf das gegenüberliegende Rathaus (1376) und den Roland (1421) muß geschlossen werden, daß der Nordhäuser Roland in den Jahren zwischen 1376 und 1421 errichtet worden ist.


Fassen wir die aus schriftlichen Quellen entnommenen Daten zusammen, so gewinnen wir folgendes Bild. In der Zeit um 1400 wird am Rathause gegenüber dem Eckhause Steinweg–Holzmarkt ein hölzerner Roland aufgestellt. Er trägt Schwert und Krone, der Platz vor ihm wird als „richtes plan“, das heißt Gerichtsplatz, bezeichnet, öffentliche Bekanntmachungen werden zu seinen Füßen verlesen oder an ihm bzw. seinem Schilde angeschlagen. Hinter ihm im Rathaus befindet sich das Stadtgefängnis. Das alles bestätigt die von Förstemann gegebene Erklärung, dlaß der1 Roland als Sinnbild der Gerichtsbarkeit angesehen wurde). Dennoch ist diese Feststellung nicht ausreichend, um das Vorhandensein des Rolands zu begründen.
Fassen wir die aus schriftlichen Quellen entnommenen Daten zusammen, so gewinnen wir folgendes Bild. In der Zeit um 1400 wird am Rathause gegenüber dem Eckhause Steinweg — Holzmarkt ein hölzerner Roland aufgestellt. Er trägt Schwert und Krone, der Platz vor ihm wird als „richtes plan“, das heißt Gerichtsplatz, bezeichnet, öffentliche Bekanntmachungen werden zu seinen Füßen verlesen oder an ihm bzw. seinem Schilde angeschlagen. Hinter ihm im Rathaus befindet sich das Stadtgefängnis. Das alles bestätigt die von Förstemann gegebene Erklärung, dlaß der1 Roland als Sinnbild der Gerichtsbarkeit angesehen wurdeß). Dennoch ist diese Feststellung nicht ausreichend, um das Vorhandensein des Rolands zu begründen.


Einmal hatte ja die vom Gerichtswesen des platten Landes sich abhebende marktstädtische Gerichtsbarkeit in Nordhausen schon einige hundert Jahre bestanden, ohne daß sich die Notwendigkeit eines Symbols ergeben hätte. Zum anderen aber haben ja die meisten Marktstädte, selbst nur in den begrenzten Gebieten Niedersachsen und Thüringen, nie einen Roland gehabt, obwohl sie eine städtische Gerichtsbarkeit besaßen, und auch die Einengung der Rolandvorkommen nur auf reichsunmittelbare Städte ist nicht berechtigt, denn, um nur zwei bedeutende Plätze zu nennen,, weder Goslar noch Mühlhausen haben je ihre Reichsfreiheit durch einen Roland dokumentiert.
Einmal hatte ja die vom Gerichtswesen des platten Landes sich abhebende marktstädtische Gerichtsbarkeit in Nordhausen schon einige hundert Jahre bestanden, ohne daß sich die Notwendigkeit eines Symbols ergeben hätte. Zum anderen aber haben ja die meisten Marktstädte, selbst nur in den begrenzten Gebieten Niedersachsen und Thüringen, nie einen Roland gehabt, obwohl sie eine städtische Gerichtsbarkeit besaßen, und auch die Einengung der Rolandvorkommen nur auf reichsunmittelbare Städte ist nicht berechtigt, denn, um nur zwei bedeutende Plätze zu nennen,, weder Goslar noch Mühlhausen haben je ihre Reichsfreiheit durch einen Roland dokumentiert.
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Daß unter solchen Verhältnissen der Roland! einem Bedeutungswandel unterlag, ist verständlich. Nicht länger) mehr war er der Bürgerschaft einel Warnung, von freiheitlich-revolutionären Unternehmungen gegen den Rat Abstand zu nehmen. Mit Recht fühlte sie sich als Urheber und Träger städtischer Errungenschaften und sah in der ragenden Gestalt am Rathause nur noch das Symbol aller der verschiedenen Privilegien ihrer Stadt.
Daß unter solchen Verhältnissen der Roland! einem Bedeutungswandel unterlag, ist verständlich. Nicht länger) mehr war er der Bürgerschaft einel Warnung, von freiheitlich-revolutionären Unternehmungen gegen den Rat Abstand zu nehmen. Mit Recht fühlte sie sich als Urheber und Träger städtischer Errungenschaften und sah in der ragenden Gestalt am Rathause nur noch das Symbol aller der verschiedenen Privilegien ihrer Stadt.


Die hiervor dargestellte Auffassung von der Entstehung und Bedeutung unseres Nordhäuser Rolands erfährt eine treffliche Bestätigung durch die fast gleichzeitig erfolgte Errichtung eines Rolands in Bremen. Schon im Anfang des 12. Jahrhunderts bestand am Bremer Markte eine hölzerne Statue, über deren ursprüngliche Bedeutung nichts Sicheres bekannt ist, die aber mit dem Bekanntwerden der Rolandsage in Deutschland um die Mitte des 13. Jahrhunderts den Rolandnamen erhielt. Als dieser Roland 1375 einem Stadtbrande zum Opfer gefallen war, dachte zunächst niemand daran, ihn zu erneuern, denn eine öffentlich-rechtliche Bedeutung hatte das Standbild ja nicht. Erst im Zusammenhang mit dem erfolgreichen Bemühen des Bremer. Rates, die Vorrang ihrer Stadt vor Lübeck, Hamburg und anderen Städten der Hanse zu, beweisen, trat der Roland wieder hervor. Mit Hilfe gefälschter Privilegien hatte dem Bremer Rat seine Vorrechte und. Freiheiten bis auf Karl den Großen zurückgeführt.
Die hiervor dargestellte Auffassung von der Entstehung und Bedeutung unseres Nordhäuser Rolands erfährt eine treffliche Bestätigung durch die fast gleichzeitig erfolgte Errichtung eines Rolands in Bremen. Schon im Anfang des 12. Jahrhunderts bestand am Bremer Markte eine hölzerne Statue, über deren ursprüngliche Bedeutung nichts Sicheres bekannt ist, die aber mit dem Bekanntwerden der Rolandsage in Deutschland um die Mitte des 13. Jahrhunderts den Rolandh namen erhielt. Als dieser Roland 1375 einem Stadtbrande zum Opfer gefallen war, dachte zunächst niemand daran, ihn zu erneuern, denn eine öffentlich-rechtliche Bedeutung hatte das Standbild ja nicht. Erst im Zusammenhang mit dem erfolgreichen Bemühen des Bremer. Rates, die Vorrang ihrer Stadt vor Lübeck, Hamburg und anderen Städten der Hanse zu, beweisen, trat der Roland wieder hervor. Mit Hilfe gefälschter Privilegien hatte dem Bremer Rat seine Vorrechte und. Freiheiten bis auf Karl den Großen zurückgeführt.


Gleichzeitig war eine neue Rats Verfassung erlassen worden, unter der erstmalig im Jahre 1404 Ratsneuwahlen stattfanden. In demselben Jahre aber wurde auch der neue, steinerne Roland vor dem Rathause zu Bremen aufgestellt. Das zeitliche Zusammentreffen dieser Ereignisse beweist aufs deutlichste die kausale Verbindung zwischen dem Rolandsstandbild und der Machtposition des Rates. Da diese Macht aber auf der (legalen oder gewaltsamen) Erwerbung der verschiedensten Stadtrechte beruhte und die Erhaltung und Mehrung solcher Rechte stets Aufgabe des Rates war, verschmolzen Ursache und Wirkung, Ratsgewalt und städtische Hoheitsrechte, in dem monumentalen Symbol des Rolands.
Gleichzeitig war eine neue Rats Verfassung erlassen worden, unter der erstmalig im Jahre 1404 Ratsneuwahlen stattfanden. In demselben Jahre aber wurde auch der neue, steinerne Roland vor dem Rathause zu Bremen aufgestellt. Das zeitliche Zusammentreffen dieser Ereignisse beweist aufs deutlichste die kausale Verbindung zwischen dem Rolandsstandbild und der Machtposition des Rates. Da diese Macht aber auf der (legalen oder gewaltsamen) Erwerbung der verschiedensten Stadtrechte beruhte und die Erhaltung und Mehrung solcher Rechte stets Aufgabe des Rates war, verschmolzen Ursache und Wirkung, Ratsgewalt und städtische Hoheitsrechte, in dem monumentalen Symbol des Rolands.
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