Drei Linden
Drei Linden war ein Gast- und Logierhaus in der Grimmelallee 7 in Nordhausen. Ab 1910 fanden hier regelmäßig Kinovorführungen statt.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Als das Haus 1728 vor dem Grimmeltor erbaut wurde, gab es weder in Richtung Altentor noch nach dem Siechentor eine straßenähnliche Verbindung. Entlang der Zorge befand sich der aufgeschüttete Teichdamm, der das bisweilen sehr anschwellende Wasser der Zorge aufhalten sollte. Verkehrsmäßig günstig lag das Gasthaus zu der vom Grimmel über den Holungsbügel nach Hesserode und weiter nach Duderstadt führenden Heerstraße und bot sich als Rast- und Übernachtungsstätte für Durchreisende an.
Wenig bekannt ist, daß zu Beginn des 18. Jahrhunderts vor der Gaststätte in Richtung Zorge sich ein Schießhaus befand, wo die Schützenkompanie der Stadt, ihr Übungsschießen abhielt. Bereits um 1820 hat man diese Schießstätte nach der Schützenstraße (jetzt Dr.-Silberborth-Straße) verlegt. Aber noch im Jahre 1832 war das Schießhaus vorhanden, wenn es nun auch gewerblichen Zwecken diente.
Im Gasthaus befanden sich 7 heizbare Zimmer, 8 Kammern, Bodenraum, Hofraum, Küche, Waschhaus, Speisekammer und Keller. Im angrenzenden Garten standen 4 Kegelbahnen zur Verfügung. 1805 übernachteten der preußische König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise im Gasthaus. Die Gedenktafel für das Königspaar befindet sich noch heute am Haus.
Laut einem Inserat vom April 1822 wurde an allen Sonntagen morgens von 5 bis 8 Uhr bei günstiger Witterung Musik im Freien vor der Gaststätte veranstaltet, weil „die Morgenstunden im Frühling und Sommer für jeden Spaziergänger die schönsten sind.“
Im Sommer benutzte man die Freifläche vor "Drei Linden" als Gartenrestaurant. Die dort stehenden Bäume spendeten reichlich Schatten. Obgleich die vor 1850 angelegte Chaussee etwas mehr Verkehr dort vorbeiführte, störte das die dort sitzenden Gäste wenig. Als im Jahre 1900 die Straßenbahn eröffnet wurde und vor dem Haus eine Haltestelle entstand, wirkte sich das für die Gaststätte positiv aus. Im Jahre 1930 wurde die gesamte Grimmelallee umgestaltet und für die Straßenbahn ein gesondertes Gleisbett geschaffen. Bis dahin fuhr die Straßenbahn noch in der Mitte der Straße.
Trotz Bombeneinschläge in der näheren Umgebung Überstand die Gaststätte die Luftangriffe vom April 1945 fast unversehrt. Der Saal, der bis zuletzt als Kino diente, wurde im Mai 1945 durch Brandstiftung zerstört.
Die Gaststätte wurde um 1975 geschlossen.
Neben der Gedenktafel für das preußische Königspaar, ist an dem einstigen Haus noch eine Schnitzerei in Erinnerung von Drei Linden angebracht.
Kino[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hinter dem Gast-und Logierhaus Drei Linden entstand 1898/99 der den älteren Nordhäusern noch als Kinosaal bekannte Konzertsaal. Dieser Saal wurde für Varieté, Konzert-und Tanzveranstaltungen genutzt. Ab 1910 fanden hier regelmäßig Kinovorführungen statt.
Am 1. Oktober 1925 konnten die Lichtspiele „Drei Linden" in Nordhausen (Inhaber Hörbing & Herbach) die Feier ihres fünfzehnjährigen Bestehens begehen.[1]
Kinodaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1918 Lichtspiele „Drei Linden", Grimmelallee 7, 800 Plätze, Inhaber: Arno Neef, Osterstraße 1a
- 1920 Lichtspiele, Grimmelallee 7 (Sp. täglich) 800 Plätze, Inhaber: Felix Laue, Bln.-Friedenau, und Paul Steinecke, Nordhausen, Krämerstraße 4
- 1920 Lichtspiele Drei Linden (Vereinigte Lichtspiele), Friedrich Wilhelmplatz 4-5 (Sp. täglich) 700 Plätze, Inhaber: Felix Laue, Berlin-Friedenau, Kaiserallee 68
- 1921 Vereinigte Lichtspiele Nordhausen: „Drei-Linden", Grimmelallee 7, F: 1830, Gr: 1912 (tägl.) 800 Plätze, Inh: Felix Laue, Berlin-Friedenau
- 1924 Lichtspiele Drei Linden, Grimmel-Allee 7, Inh: Otto Görbing und Aug. Gerlachi, 800 Plätze
- 1925 Lichtspiele "Drei Linden", Grimmelallee 7, F: 749, Gründung 1910, täglich, 700 Plätze, Inhaber: O. Görbing & A. Gerlach, Grimmelallee 7, Gf: H. Wulf
- 1927 Lichtspiele „Drei Linden", Inhaber: Görbing und Gerlach, Grimmelallee 7, Sptg: Täglich. Pr: Montag und Donnerstag, 775 Plätze
- 1928 Lichtspiele „Drei Linden", Grimmelallee 7, F: 749, Gründung 1910, täglich, 775 Plätze, Inhaber: O. Görbing und I. Gerlach
- 1929 Lichtspiele „Drei Linden", Grimmelallee 7, F: 749, Gr: 1910, täglich, 775 Plätze, Inh: Frau Strübing, Nordhausen und Dir. Josef Ginsberg, Leipzig
- 1930 Lichtspiele „Drei Linden", Grimmelallee 7, F: 749, Gr: 1910, täglich, 775 Plätze, Inh: Heinr. Voigt, Nordhausen
- 1931 Lichtspiele „Drei Linden", Grimmelallee 7, F: 749, Gr: 1910, täglich, Bühne: 8x12m, 775 Plätze, Inh: Heinr. Voigt. Nordhausen
- 1932 Lichtspiele „Drei Linden", Grimmelallee 7, F: 749, Gründung 1910, täglich, Bühne: 8x12m, 775 Plätze, Inhaber: Heinr. Voigt, Nordhausen
- 1933 Lichtspiele „Drei Linden", Grimmelallee 7, F: 830, Gründung 1910, täglich, Bühne: 8x12m, 775 Plätze, Inhaber: Tonfilm-Theaterbetriebe Capitol-Schauburg-Drei Linden, Dir.: Frau Rosa Mylius
- 1934 Lichtspiele „Drei Linden", Horst-Wessel-Allee 7, F: 830, Gründung 1910, täglich, Bühne: 8x12m, 775 Plätze, Inhaber: Tonfilm-Theaterbetriebe Capitol-Schauburg-Drei Linden, Dir.: Frau Rosa Mylius
- 1937 Lichtspiele „Drei Linden", Horst-Wessel-Allee 7, F: 830, Gründung 1910, täglich, Bühne: 8x12m, 657 Plätze, Inhaber: Tonfilm-Theaterbetriebe Capitol-Schauburg-Drei Linden, Dir.: Frau Rosa Mylius
- 1938 Lichtspiele "Drei Linden", Horst-Wessel-Allee 7, F: 830, Gründung 1910, täglich, Bühne: 8x12m, 657 Plätze, Inhaber: Tonfilm-Theaterbetriebe Capitol-Schauburg-Drei Linden. Dir.: Frau Rosa Mylius
- 1939 Lichtspiele „Drei Linden", Horst-Wessel-Allee 7, F: 830, Gr: 1910, Bühne: 8x12 m, Inh: Tonfilm-Theaterbetriebe Capitol-Schauburg-Drei Linden, Dir: Frau Rosa Mylius, 675 Plätze, tägl.
- 1940 Lichtspiele „Drei Linden", Horst-Wessel-Allee 7, F: 830, Gründung 1910, Bühne: 8x12m, 638 Plätze, täglich, Inhaber: Tonfilm-Theaterbetriebe Capitol-Schauburg-Drei Linden, Dir.: Frau Rosa Mylius
- 1941 Lichtspiele „Drei Linden", Horst-Wessel-Allee 7, F: 830, Gründung 1910, Bühne: 12x8m, 639 Plätze, täglich, Inhaber: Tonfilm-Theaterbetriebe Capitol—Schauburg—Drei Linden, Dir.: Frau Rosa Mylius
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Der Kinematograph Nr.973 11. OKTOBER 1925