Martini-Mühle
Die Martini-Mühle lag am linken Ufer des Mühlgrabens am Schackenhof in der Nähe der Rumbach- und Arnoldstraße.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Mühle war durch drei Wege zugänglich: von der Mitte der Rumbachstraße, dem oberen Teil der Sundhäuser Straße und von der Arnoldstraße, wobei letztere einen Übergang über den Mühlgraben erforderte. Die Zufahrtswege waren mit Zorgekieselsteinen gepflastert, eng und ungleichmäßig in ihrer Breite, ermöglichten jedoch den Durchgang eines Pferdewagens. Einer dieser Wege, bekannt als Stobbengasse (1408) oder Stobbingasse (1431-1453) und später als Badergässchen, verdankte seinen Namen den damals am Mühlgraben befindlichen Badestuben, die mit dem Martini-Kloster und Martini-Hospital in Verbindung standen.
Der Schackenhof, ursprünglich ein Schäfereihof im Besitz des Martini-Hospitals, ging später in städtischen Besitz über und existierte noch im Jahr 1823. Die Mühle war Teil einer im frühen 14. Jahrhundert entstandenen Ansiedlung, die zwischen dem Frauenberger Kloster, seinem Hof und dem Neuendorf lag. Erste Aufzeichnungen der Mühle datieren aus dem Jahr 1401, wobei sie als „unsere mol gelegen by den sunthußthore und den Augustinern“ beschrieben wurde. Weitere historische Namen der Mühle sind unter anderem „clostirmullen by den Augustinern“ (1404) und „lomulen und olmullen“ (1426).
Das nahegelegene Augustiner-Kloster, gegründet um 1300, befand sich nördlich des Schackenhofs. Die Martini-Mühle ist jedoch nicht mit der Klostermühle an der Martinstraße zu verwechseln, obwohl beide nur circa 150 Meter auseinanderlagen.
Im 17. und 18. Jahrhundert sind nur wenige Ereignisse überliefert, wie zum Beispiel der tragische Unfall eines Oelschlägers im Jahr 1732 und ein schweres Gewitter 1777.
Friedrich Joachimi wurde 1824 als Müllermeister der Mühle im Adressbuch erwähnt. 1848 übernahm Friedrich Hartleb als Besitzer und nannte sie „Martins-Mühle“. Unter August Weber, der über 30 Jahre Eigentümer war, begann auch der Handel mit Mühlenprodukten, und das Gebäude wurde erweitert. Ab 1885 ging die Mühle in den Besitz von Heinrich Marmuth über, der auch Eigentümer der Werther-Brückenmühle war. Unter seiner Führung erweiterte sich das Produktangebot.
Ein besonderes Relikt der Mühle ist ein kunstvoll geschnitzter Kleiespeier, der im Museum Tabakspeicher und später im Museum Flohburg ausgestellt wurde. Diese Masken, auch Kleiekotzer genannt, waren typisch für Mühlen dieser Zeit und dienten zum Ausspeien der Kleie. Die Beutelkästen, an denen sie befestigt waren, könnten eine Erfindung Leonardo da Vincis sein und wurden seit dem 16. Jahrhundert verwendet. Mit der Änderung der Mehlsiebtechnik im Jahr 1850 wurden diese Kleiekotzer obsolet. Sie waren oft kunstvolle Schreinerarbeiten aus Holz, manchmal farbig gefasst, und spiegelten die handwerkliche Kunstfertigkeit ihrer Erbauer wider.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Rainer Hellberg; Fritz Schmalz: Der Mühlgraben von Nordhausen – Legende und Wirklichkeit, überarbeitete und erweiterte Neuauflage, Nordhausen: lepetit, 2011. ISBN 978-3-9812078-6-6