Nordthüringisch
Nordthüringisch gehört zur Thüringisch-Obersächsische Dialektgruppe und wird im Raum Nordhausen-Bad Frankenhausen-Sondershausen (Thüringen), sowie Sangerhausen-Harzgerode-Stolberg (Sachsen-Anhalt) und Bad Lauterberg-Bad Sachsa (Niedersachsen) gesprochen.
Merkmale dieses Dialekts sind die langen „i“ und „u“ wie in Wien (Wein) und Huus (Haus), Pronomen wie „ha“, „mi“ (er, wir), die Pluralbildung auf „-s“ wie in Maachens (Mädchen) und Wörter wie „poten“ und „trecken“, die ins Niederdeutsche weisen. Der thüringische Charakter zeigt sich z. B. an der Senkung von „e“ zu hellem „a“ wie asse, Laawen (essen, Leben) und an der Aussprache von „nd“ als „ng“ wie in finge (finden).
Nordhäuser Mundart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Umgangssprache in Nordhausen (Nordhiesisch oder Nordhäuserisch) war spätestens ab Anfang des 19. Jahrhunderts im Allgemeinen hochdeutsch wie die Schriftsprache. In den 1870er Jahre wurde konstatiert, daß in den unteren Schichten der Nordhäuser Einwohnerschaft das „Nordthüringische (Hohnsteiner-) Deutsch“ mit breiter, harter Betonung und mit Abstumpfung der Konsonanten, wie beim Niedersächsischen, gesprochen wurde.[1] Auch die oberen Schichten der bürgerlichen Gesellschaft konnten diese neben der hochdeutschen Sprache verstehen und im Verkehr nach alter Sitte gelegentlich gebrauchen.[1] Der Dialekt galt Ortsfremden als „unschön“.[1] Bis zur Eingliederung nach Preußen (1803) war die Nordhäuser Mundart in der Stadt und in der ehemaligen Grafschaft Hohnstein allgemeine Umgangssprache, dessen sich selbst die Lehrer in den unteren Schulklassen oft bedienten.[2]
[An der Mundart] wird hier mit eigenthümlicher Zähigkeit festgehalten, — eine Erscheinung, welche zum Theil auf das alte freireichsstädtische Selbstbewußtsein zurückzuführen sein dürfte. | ||
— Ludwig Reinhard-Hormuht (1876)[1] |
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Mundart-Wörterbuch (Nordhausen)
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Martin Schultze: Idioticon der nord-thüringischen Mundart, Nordhausen: Förstemann, 1874.