Nordhäuser Dom
Der Dom Zum Heiligen Kreuz Nordhausen (auch Nordhäuser Dom) ist neben dem Erfurter Dom eine von zwei Domkirchen Thüringens und gehört zu den ältesten Kirchen in Mitteldeutschland.
Den Namen „Zum Heiligen Kreuz“ erhielt der Dom von der dort aufgestellten Kreuzreliquie, einem Splitter des Kreuzes Jesu. Der Dom dient als katholische Pfarrkirche der Stadt Nordhausen.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Um 910 baute Heinrich I. eine Burg als Grenzbefestigung, die 927 erstmalig als „Nordhausen“ urkundlich erwähnt wurde. Die Burg schenkte er seiner Gemahlin Mathilde als Witwensitz (Wittum). Die königliche Familie hielt sich öfter in der Burg auf, hier wurden auch die Tochter Gerberga und der Sohn Heinrich geboren. Im 10. Jahrhundert entstand neben der Reichsburg und dem Königshof bereits eine kleine Siedlung.
Frauenstift bis 1220[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
961 gründete Mathilde einen Frauenstift in Nordhausen und setzte dort im Winter 967 ihre vertraute Dienerin Richburga als Äbtissin ein. Ein Jahr später verstarb Mathilde in Quedlinburg und wurde an der Seite ihres Ehegatten beigesetzt.
Otto der Große verlieh 962 dem Stift das Markt-, Zoll- und Münzrecht.[1]
Die Schenkung einer Kreuzpartikel im 11. Jahrhundert prägte maßgeblich das Leben der Stifts, und so bildete sich auch der Name „Zum Heiligen Kreuz“. Wer die Reliquie brachte, ist nicht zweifelsfrei geklärt; genannt werden Kaiser Otto III. und die Markgräfin Hidda von Ballenstedt, die auch in Nordhausen beerdigt sein soll.
Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) schenkte dem Frauenstift am 16. März 1158 die Burg und den Königshof mit allen Gebäuden, Hofstätten und Ländereien. Heinrich der Löwe, der eigentlich mit dem Schutz von Nordhausen und des Stiftes beauftragt war, zerstörte 1180 die Stadt und den Frauenstift.[2]
Die Nordhäuser Burg war Tagungsort einiger Reichsversammlungen. So wurde 1105 hier die Priesterehe und der Kauf von Kirchenämtern untersagt. Im Sommer 1212 heiratete der Kaiser Otto IV. seine Braut Beatrix in der Domkirche.
Domstift[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Graf Dietrich von Hohnstein, seit 1209 Propst des Frauenstifts, wandelte diesen 1220 in einen Domherrenstift um.[2] Nordhausen, bisher unter Leitung einer Äbtissin, wurde zur Freien Reichsstadt erklärt und blieb es bis 1803.
Architektur und Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Um 1130 wurde ein größerer Kirchenbau errichtet, wovon noch eine dreischiffige Krypta mit halbrunder Apside erhalten geblieben ist. Sie ist ein annähernd quadratischer Raum mit Kreuzgratgewölben, welche von kräftigen kurzen Säulenschäften mit Würfelkapitellen und hohen Basen getragen werden. Der älteste Grabstein eines Domgeistlichen namens Friedrich von Biela von 1327 ist hier untergebracht. In den Türmen mit ihren Apsiden befinden sich zwei kleine Kapellen. Hier ist als Andachtsbild eine Pietà aus dem Jahre 1647 aufgestellt. Der tägliche Gottesdienst wird noch heute in der romanischen Krypta abgehalten.
Das Langhaus wurde bereits in der Mitte des 14. Jahrhunderts begonnen. Es wird durch zwei Reihen von je 5 Bündelpfeilern gegliedert. Die Einwölbung der Decke erfolgte erst um 1500. Sie wurde mit einem bemerkenswerten Netz- und Sterngewölbe verziert. Die acht großen Fenster des Langhauses sind mit spätgotischem Fischblasenmaßwerk gefüllt.
Die Stifterfiguren im Altarraum entstanden um 1270 und sind aus Sandstein mit Wachsmalereien gefertigt. Sie stellen die Gründer Heinrich I. und Mathilde, deren Sohn Otto I. und Adelheid und den Enkel Otto II. und dessen Gemahlin Theophanu dar. Das ausdrucksstarke Chorgestühl aus Eichenholz gehört zu den wenigen in Thüringen erhalten gebliebenen mittelalterlichen Gestühlen. Es entstand zwischen 1370 und 1400. In seiner Gestaltung weist es einige Besonderheiten auf, die nicht den üblichen Gestühlstypen zugeordnet werden können. Die Darstellungen der liturgischen Szenen gelten als einmalig in Deutschland. Der Hochaltar stammt aus dem Jahre 1726 und wurde mehrmals verändert. Er beinhaltet ein Gemälde vom Letzten Abendmahl Jesu, die Gottesmutter mit dem Jesukind und der Kreuzeslanze krönt den Altaraufbau. Die lebensgroßen Altarfiguren stellen die heilige Königin Mathilde als Gründerin mit Dommodell und die heilige Kaiserin Helena mit Kreuzstab dar. Auch die Figuren des heiligen Josefs und des heiligen Johannes Nepomuk wurden mit dem Altar vereinigt. Dieser Altar wurde 1991 umfassend restauriert. Weitere sakrale Kunstwerke sind ein gotisches Kreuz von 1450, ein Kreuz in Höhe des Taufsteins aus dem 16. Jahrhundert, der Marienaltar um 1800, ein Kreuzigungsgemälde von 1626, ein Taufstein des ehemaligen Klosters Ilfeld von 1200, ein Tafelbild “Muttergottes mit der Akelei“ um 1420 und mehrere alte Grabsteine von Domgeistlichen. Die fünf Barockfiguren aus dem ehemaligen Kloster Reifenstein - seit 1803 in Nordhausen - wurden 1994 zurück geführt und befinden sich jetzt wieder in der Fassade der Klosterkirche in Reifenstein.
Die bemalten großen Fenster wurden bei den Bombenangriffen im April 1945 zerstört. Nur die Fenster in der Nord-Ost-Wand mit Darstellungen von Mathilde und Helene sind noch erhalten. Der Dom wurde seitdem in mehreren Etappen restauriert und mit einer neuen Bleiverglasung im Altarraum versehen. Nach vielen großen Anstrengungen seitens der Gemeinde konnte am 30. November 1996 eine Klais-Orgel eingeweiht werden. In den gepflegten Außenanlagen ist noch ein Teil des ehemaligen Kreuzganges mit Kapitelhaus erhalten, zahlreiche Gedenkkreuze und Figuren aus der näheren Umgebung Nordhausens fanden hier einen Platz.
Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Ansichtskarte um 1910
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Dom, ca. 1929
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Dom am Abend
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Von der Domstraße gesehen
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Unter dem Dach des Doms
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Blick vom Dom über Nordhausen Richtung Kohnstein
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Taufstein
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Altar
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Gemälde „Blick zum Dom“, 19. Jahrhundert
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Eingang
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Die Fassade in Reifenstein mit den restaurierten Figuren, die seit der Auflösung des Klosters 1803 bis zur Rückführung 1994 in Nordhausen waren.
Interne Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Der Dom zu Nordhausen und seine Instandsetzung. In: Blätter für Heimatkunde, Nr. 7. 1927.