Das 8-Uhr-Abendläuten vom Petri-Kirchturm

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St.-Petri-Kirche

Die Ruine des Petri-Kirchturmes auf dem Petersberg in Nordhausen ist ein Mahnmal an die im letzten Monat des Zweiten Weltkrieges durch britische Flugzeuge über die tausendjährige Stadt gebrachten Verwüstungen. Über das einstige 8-Uhr-Abendläuten vom Petri-Kirchturm berichtet eine Sage: In jenen Zeiten, da noch unwegsames Waldesdickicht bis vor die Stadtmauern Nordhausens reichte, verirrten sich im wild wuchernden Buschwerk beim Spazierengehen einmal die drei Töchter eines reichen Handelsherren der Stadt. Schon senkte sich die Dunkelheit der Nacht herab. Sie fanden den Weg zurück nach Hause nicht mehr. In der Nähe war bereits bedrohlich das Heulen hungriger Wölfe zu hören.

In dieser Not riefen die Mädchen den überirdischen Himmelsgott an, den sie in ihrem Wohlleben bislang beinahe vergessen hatten. Und wie ein Wunder erscholl in ihr Flehen abendliches Läuten der Glocke vom Petri-Kirchturm. Sie gingen der Richtung des Schalls nach und fanden sich glücklich wieder zum Stadttor. Ihr Vater stiftete aus Dankbarkeit über die unbeschadete Heimkehr eine Menge Geldes, von dem jeden Tag abends, um 8 Uhr, geläutet werden sollte, um mit dem Glockenklang die Heimkehr verirrter Menschen zu erleichtern.

Ja, es wurde noch in späteren Zeiten mit dem 8-Uhr-Abend-läuten vom Petri-Kirchturm derart genaugenommen, daß, wenn der Türmer einmal die Zeit verpaßt hatte, ihm eine Geisterstimme zurief:

„Wäre es schon halber neune, bräch ich dir wohl Hals und Beine!“

Einmal traf ihn dabei sogar eine gewaltige Maulschelle, daß davon ein Stück aus der Glocke sprang.