Martin Kastendieck

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Martin Kastendieck (geb. 14. Oktober 1883 in Förlingen, Kreis Diepholz; gest. 28. August 1963 in Braunlage) war Jurist und Landgerichtsdirektor in Nordhausen.

Leben

Kastendieck studierte Jura und arbeitete als Gerichtsassessor. In Stade heiratete er am 22. Oktober 1912 in Walsrode Elisabeth Drell (1886-1972). Später ging er nach Nordhausen und arbeitete als Landgerichtsdirektor. Bekannt wurde er durch das Verfahren gegen den NSDAP-Kreisleiter Heinrich Keiser, den er 1934 wegen Nötigung und versuchter Erpressung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Ein solches Urteil hatte der Thüringer Gauleiter Sauckel mit erpresserischen Mitteln zu verhindern versucht. Auch danach agitierte er gegen Kastendieck, um ihn aus dem Amt zu treiben. Trotz Unterstützung durch die Justizverwaltung konnte dieser sich gegen die Partei nicht durchsetzen. Im Dezember 1935 wurde Martin Kastendieck an das Oberlandesgericht Naumburg/Saale versetzt, wo er ausschließlich Zivilsachen bearbeitete. Der dortige Gerichtspräsident machte sich für seine Rehabilitierung stark, scheiterte aber immer wieder am Widerstand der NS-Machthaber.

Erst die erneute Verurteilung von Heinrich Keiser wegen Unterschlagung zu einer Freiheitsstrafe veränderte 1942 die Haltung der Partei. Martin Kastendieck konnte nun zum Senatspräsidenten beim Celler Oberlandesgericht ernannt werden. Bedingt durch die Kriegsumstände musste er zunächst aber weiter in Naumburg bleiben.

1945 wurde er für kurze Zeit Oberstaatsanwalt und ständiger Vertreter des Generalstaatsanwalts in Naumburg. Im September 1946 konnte er dann sein Amt als Senatspräsident in Celle antreten.

Nach seiner Pensionierung 1951 zog er im Mai des Folgejahrs mit seiner Frau in ihre Heimatstadt Walsrode. Martin Kastendieck starb am 28. August 1963 auf einer Urlaubsreise in Braunlage. Das große, 1757 erbaute Drell’sche Haus in der Langen Straße 27 vermachten die Eheleute (nach dem Tod von Lisi Kastendieck 1972) der Stadt Walsrode. Es ist heute als Kastendieckhaus bekannt und beherbergt eine Anwaltskanzlei.

Literatur

  • Stephan Heinemann: Walsroder Straßen und ihre Namensgeber. Eine Sammlung von 67 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Technik, Religion, Kunst und Kultur, Walsrode 2002.

Externe Verweise