Beilmörder von Nordhausen: Unterschied zwischen den Versionen

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Der „'''Beilmörder von Nordhausen'''“ überfiel und verletzte zwischen Mai 1992 und März 1993 im Stadtgebiet mindestens 13 Männer. Ein Opfer erlag den schweren Hieb- und Stichverletzungen durch ein Handbeil. Ein weitere Mord an einem Rentner konnten dem Täter nicht zweifelsfrei angelastet werden.
Der „'''Beilmörder von Nordhausen'''“ überfiel und verletzte zwischen Mai 1992 und März 1993 im Stadtgebiet mindestens 13 Männer. Ein Opfer erlag den schweren Hieb- und Stichverletzungen durch ein Handbeil. Ein weiterer Mord an einem Rentner konnte dem Täter nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.


Die Überfallserie zählt zu den aufsehenerregendsten Verbrechen der Nordhäuser Kriminalgeschichte, vor allem aufgrund der berechnenden Kaltblütigkeit des Einzeltäters. Die Opfer standen nicht mit dem Täter in Beziehung und kannten ihn nicht. Das Landgericht Mühlhausen verurteilte den 32-jährigen '''Klaus-Dieter J.''' im April 1994 zu dreimal Lebenslänglich plus 84 Jahre und sechs Monate. Die Motive sollen finanzieller und nach eigener Darstellung auch sexueller Art gewesen sein.
Die Überfallserie zählt zu den aufsehenerregendsten Verbrechen der Nordhäuser Kriminalgeschichte, vor allem aufgrund der berechnenden Kaltblütigkeit des Einzeltäters. Die Opfer standen nicht mit dem Täter in Beziehung und kannten ihn nicht. Das Landgericht Mühlhausen verurteilte den 32-jährigen '''Klaus-Dieter J.''' im April 1994 zu dreimal Lebenslänglich plus 84 Jahre und sechs Monate. Die Motive sollen finanzieller und nach eigener Darstellung auch sexueller Art gewesen sein.

Version vom 6. Juli 2016, 16:50 Uhr

Der „Beilmörder von Nordhausen“ überfiel und verletzte zwischen Mai 1992 und März 1993 im Stadtgebiet mindestens 13 Männer. Ein Opfer erlag den schweren Hieb- und Stichverletzungen durch ein Handbeil. Ein weiterer Mord an einem Rentner konnte dem Täter nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Die Überfallserie zählt zu den aufsehenerregendsten Verbrechen der Nordhäuser Kriminalgeschichte, vor allem aufgrund der berechnenden Kaltblütigkeit des Einzeltäters. Die Opfer standen nicht mit dem Täter in Beziehung und kannten ihn nicht. Das Landgericht Mühlhausen verurteilte den 32-jährigen Klaus-Dieter J. im April 1994 zu dreimal Lebenslänglich plus 84 Jahre und sechs Monate. Die Motive sollen finanzieller und nach eigener Darstellung auch sexueller Art gewesen sein.

Vorgehensweise und Motiv

Klaus-Dieter J. näherte sich unbekümmert seinen Opfern – zumweist angetrunkene Gasthausbesucher – und fragte sie nach der Uhrzeit. Sobald diese auf die Uhr schauten holte J. mit dem mitgeführten Handbeil aus und verpasste ihnen einen kräftigen Hieb. Danach endwendete er die Geldbörsen und ließ die Überfallenen schwer verletzt am Tatort zurück.

Im Sommer 1991 geriet Klaus-Dieter J. mehr und mehr in Geldnot. Durch die präkäre finanzielle Lage beschloß er im Frühjahr 1992, sich das Geld durch Raubüberfälle zu beschaffen. Dazu besorgte er sich im Mai 1992 in einem Nordhäuser Baumarkt ein Handbeil mit 40 Zentimeter Stiellänge. Im Gerichtsprozeß gab er an, die Männer zudem aus sexueller Lust heraus überfallen zu haben; einen Mann habe er auch zum Oralverkehr gezwungen. Doch diese Variante konnte ihm das Gericht widerlegen und auch die Opfer widersprachen energisch dieser Darstellung.

Überfallserie

Am 23. Mai 1992 beobachtete J. im Gehege einen gestig behinderten Spaziergänger und küßte ihn auf die Wange. Dieser stoß ihn darauf empört zurück und J. ließ von ihm ab. Am nächsten Tag lauerte er dem Opfer erneut im Gehege auf und erkundigt sich nach der Uhrzeit, um ihm im nächsten Moment mit dem mitgeführten Handbeil Hiebe auf den Hinterkopf und in den Nacken zu versetzen. Als der schwer verletzte Spaziergägner darauf zu schreien beginnt, flieht J. ohne jede Beute.

Anfang Juni 1992 verfolgte er einen aus der Gaststätte „Anker“ in der Altstadt kommenen Rentner bis in den Hausflur zu dessen Wohnung und schlug ihn dort mit dem Beil nieder. Da die Geldbörse leer war entwendete er den Schlüssel und überfiel das Opfer wenige Tage darauf erneut nachts in der Wohnung. Gezeichnet von Hieb- und Stichverletzungen verstirbt der Rentner drei Tage später. Das Landgericht Mühlhausen konnte J. die Tat nicht zweifelsfrei nachweisen.

Am 31. August 1992 schlug J. einen angetrunkenen Arbeiter ebenfalls in dessen Hausflur nieder und erbeutete eine beachtliche Menge Bargeld. Wenige Tage beobachtete er den Überfallenen erneut bei einem Kneipengang im „Goldenen Hahn“ und schlug ihn später in dessen Wohnung zusammen. Geld konnte er diesmal jedoch nicht erbeuten.

Zwei Wochen später schlug J. in einem Wirtshaus in der Altstadt einen Gast auf der Toilette bewusstlos und erbeutete rund 500 Mark sowie diverse Papiere.

Am 1. November 1992 überfiel der Täter einen angetrunkenen Gaststättenbesucher und raubte ihm eine größere Geldsumme. Drei Wochen später lauerte er dem Opfer vor derselben Gaststätte erneut auf. Bei diesem Überfall fällt die Beute gering aus.

Bis Anfang Januar 1992 folgen vier weitere Raubüberfälle.

Im Januar/Februar 1992 saß Klaus-Dieter J. in der JVA Weimar eine Ersatzfreiheitsstrafe ab, weil er eine verhängte Geldstrafe wegen Zigarettendiebstahls nicht zahlte.

Am Abend des 9. März 1993 überfiel J. den 50-jährigen Rolf K., der sich nach einem Gaststättenbesuch in der Altstadt auf dem Nachhauseweg befand. Nach der Frage nach der Uhrzeit schlug J. mir der scharfen Beilseite auf den Nacken des Opfers. Mit einem zweiten Hieb gegen die rechte Schläfe spaltet er den Schädel auf eine Länge von neun Zentimetern. Das Opfer verstirbt am Tatort. J. erbeutete bei dem Überfall drei Mark.

Festnahme und Verurteilung

Eine Woche nach dem Überfall vom 9. März 1993 wird Klaus-Dieter J. von der Polizei festgenommen, der Hinweis kam vom Schwager des Täters.

Der „Beilmörder von Nordhausen“ wurde Ende April 1994 vor dem Schwurgericht der 1. Großen Strafkammer des Landgerichtes Mühlhausen zu einer lebenslagen Gesamtfreiheitsstrafe verurteilt. Ein Gutachter nannte J. einen Psychopathen ohne Krankheitswert und das Gericht bescheinigte ihm Schläue und die Fähigkeit zu taktischen Überlegungen. Klaus-Dieter J. wurde zu dreimal Lebenslänglich plus 84 Jahre und sechs Monate verurteit.

Täter

Der arbeitslose Klaus-Dieter J. lebte zur Tatzeit bei seiner Schwester in Nordhausen. Im Sommer 1981 wurde er wegen versuchten Mordes mit einer Axt, wegen versuchten Raubes und mehrerer Diebstähle vom Erfurter Bezirksgericht zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren verurteilt. Im Herbst 1989 wurde die Reststrafe für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt.

Literatur

  • Bernd Hilde (Hrsg.): Beilmörder, Satanskult und ein falscher Prinz (Thüringen-Bibliothek ; Bd. 27). Essen: Klartext, 2015. ISBN 978-3-8375-1531-2