Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora wurde am 25. März 1994 vom damaligen Thüringer Minister für Wissenschaft und Kunst, Uwe Fickel, ins Leben gerufen. Sie ist eine unselbstständige Stiftung öffentlichen Rechts mit Sitz in Weimar. Ziel der Stiftung ist es, die Gedenkstätten als Orte des Gedenkens und der Erinnerung zu bewahren, wissenschaftlich fundierte Aufarbeitung zu ermöglichen und die Öffentlichkeit über die dort begangenen Verbrechen zu informieren. Zudem soll die Stiftung die Erforschung und Vermittlung historischer Vorgänge fördern, die mit den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora sowie dem sowjetischen Speziallager Buchenwald verbunden sind.
Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt in der besonderen Berücksichtigung der Geschichte der Zwangsarbeit in Mittelbau-Dora für die Produktion von Vernichtungswaffen und der politischen Instrumentalisierung der Gedenkstätten während der DDR-Zeit.
Ziele und Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Zweck der Stiftung umfasst mehrere zentrale Bereiche:
- Bewahrung der Gedenkstätten als authentische Orte der Geschichte: Die Stiftung widmet sich der Erhaltung der historischen Relikte der Konzentrationslager und ihrer Nutzung für eine öffentliche Auseinandersetzung mit der Geschichte. Dazu gehören bauliche Strukturen wie die Baracken und das Stollensystem im Kohnstein, das während des Zweiten Weltkriegs zur Rüstungsproduktion genutzt wurde.
- Forschung und Dokumentation: Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Ereignisse und ihrer historischen Bedeutung ist eine der zentralen Aufgaben der Stiftung. Dies schließt die Dokumentation der Verbrechen ein, die in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora sowie im sowjetischen Speziallager Buchenwald begangen wurden. Besondere Bedeutung hat dabei die Erforschung der politischen Instrumentalisierung der Gedenkstätten in der DDR.
- Vermittlung und Bildung: Die Stiftung organisiert nationale und internationale Ausstellungen, wissenschaftliche Kolloquien sowie kulturelle Veranstaltungen. Sie richtet sich insbesondere an junge Menschen, um die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus und die Bedeutung von Menschenrechten und Demokratie in der Gegenwart zu fördern.
- Zusammenarbeit mit Überlebenden und Verbänden: Ein weiteres Ziel der Stiftung ist die Einbindung der Perspektiven von Überlebenden und Häftlingsverbänden, um ihre Erfahrungen in die Gedenkstättenarbeit zu integrieren. Diese Zusammenarbeit erfolgt über eigens eingerichtete Beiräte und die Organisation von Gedenkveranstaltungen.
Struktur der Stiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Leitung der Stiftung erfolgt durch drei Organe: den Stiftungsrat, das Kuratorium und die Beiräte. Diese Gremien übernehmen spezifische Aufgaben:
Stiftungsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Stiftungsrat ist das höchste Entscheidungsorgan und setzt sich aus folgenden Mitgliedern zusammen:
- zwei Vertretern des Landes Thüringen, darunter der Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur,
- zwei Vertretern des Bundes,
- je einem Vertreter der Stadt Weimar und des Landkreises Nordhausen,
- dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland (zum Zeitpunkt der Gründung Ignatz Bubis) als moralische Autorität.
Der Stiftungsrat entscheidet über alle grundlegenden Angelegenheiten, wie die Genehmigung der Haushalts- und Stellenpläne, und arbeitet eng mit dem Kuratorium zusammen, um fachliche Expertise einzubinden. Die erste Sitzung des Stiftungsrats fand am 6. April 1994 in der Gedenkstätte Buchenwald statt.
Kuratorium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Kuratorium setzt sich aus renommierten Historikern und Museumsfachleuten zusammen und hat die Aufgabe, den Stiftungsrat bei allen fachlichen Fragen zu beraten. Mitglieder des ersten Kuratoriums waren u. a.:
- Prof. Dr. Eberhard Jäckel (Vorsitzender, Universität Stuttgart),
- Dr. Heinz Boberach (Bundesarchiv Koblenz),
- Prof. Dr. Rainer Eisfeld (Universität Osnabrück),
- Prof. Dr. Olaf Groehler (Berlin),
- Prof. Dr. Ulrich Herbert (Hamburg),
- Prof. Dr. Manfred Messerschmidt (Freiburg),
- Dr. Renate Müller-Krumbach (Weimar).
Das Kuratorium wirkt an der Planung und Umsetzung von Ausstellungen, wissenschaftlichen Publikationen und Bildungsprogrammen mit. Es hat zudem die Aufgabe, die wissenschaftliche Qualität der Stiftungsarbeit sicherzustellen.
Beiräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Stiftung hat drei Beiräte eingerichtet, die jeweils bis zu sieben Mitglieder umfassen. Diese setzen sich aus Überlebenden der Konzentrationslager und des Speziallagers zusammen und bringen deren Perspektiven in die Stiftungsarbeit ein. Der Beirat für das KZ Mittelbau-Dora wurde am 20. Oktober 1994 konstituiert. Für die Auswahl der Mitglieder wurden Häftlingsverbände um Vorschläge gebeten. Der erste Beirat bestand aus:
JEAN MIALET | geb. am 03.04.1920 in Deutschland, Ehrenmitglied des Französischen Rechnungshofes, von Oktober 1943 bis April 1945 Häftling im KZ Mittelbau |
ALBERT VAN HOEY | geb. am 28.01.1924 in Belgien, Schulleiter einer Grundschule, Pensionär, von Oktober 1943 bis Mai 1945 Häftling im KZ Mittelbau |
LOUIS GARNIER | geb. am 05.11.1921 in Frankreich, von März 1944 Häftling im KZ Mittelbau |
RUTH GALINSKI | Oktober 1938 nach Polen deportiert, danach Ghetto Warschau, Tätigkeit in einer Widerstandsorganisation |
GIANNI ARALDI | geb. am 18.12.1917, von Oktober 1943 Häftling im KZ Mittelbau |
EWALD HANSTEIN | geb. am 08.04.1924 in Schlesien, von August 1943 Häftling im KZ Mittelbau |
GEORGI LOIK | geb. am 17.10.1919 in Aleschki, von Oktober 1941 bis April 1945 Häftling im KZ Buchenwald |