Joachim Ferber
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Joachim Ferber (geb. unbekannt; gest. nach 1581) stammte aus Nordhausen und war Gesandter der Juden am kaiserlichen Hof.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Frühe Neuzeit war von bedeutenden politischen, sozialen, kulturellen und wissenschaftlichen Veränderungen geprägt. In dieser Zeit waren Juden oft Opfer von Diskriminierung und Verfolgung, jedoch gab es auch Momente, in denen sie als aktive Akteure auftraten und versuchten, ihre Interessen zu vertreten. Einer dieser Momente war die Rolle von jüdischen Gesandten als Vertreter jüdischer Interessen an verschiedenen Höfen deutscher Fürsten im Heiligen Römischen Reich.
Die jüdischen Gesandten hatten die Aufgabe, die Interessen der jüdischen Gemeinde in politischen Angelegenheiten zu vertreten. Diese Angelegenheiten waren oft mit religiöser Toleranz und bürgerlichen Rechten verbunden. Die Gesandten vertraten die Juden vor Gericht und bei Verhandlungen mit der Regierung. Die Rolle von jüdischen Gesandten in der Frühen Neuzeit wurde von Historikern lange Zeit unterschätzt, da nur wenige Quellen überliefert sind. Die Forschung hat jedoch gezeigt, dass jüdische Gesandte eine wichtige Rolle bei der Vertretung jüdischer Interessen spielten.
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Joachim Ferber aus Nordhausen wurde 1570 als Gesandter der Juden am kaiserlichen Hof bestellt. Die Herzöge von Braunschweig-Grubenhagen hatten den Juden den Durchzug durch das Herzogtum untersagt. Mehrere Braunschweiger Juden beauftragten Ferber, beim Reichshofrat gegen das Durchzugsverbot zu klagen. Ferbers Bemühen hatte gewissen Erfolg, indem Kaiser Maximilian II. am 8. März 1570 eine Verfügung erließ, wonach den Juden der Durchzug durch Grubenhagen zu gewähren sei. Ferber trat auch als Kläger gegen den Halberstädter Kanzler und die Stadt Nordhausen auf.
In demselben Protokollbuch des Wiener Reichshofrates, das die erfolgreiche Intervention von Joachim Ferber im März 1570 dokumentiert, wird auch auf weitere Klagen von einem Jud Ferber im Februar 1570 gegen den Halberstädter Kanzler und gegen die Stadt Nordhausen hingewiesen. Stefan Litt hat diese Klagen untersucht und dabei die Rolle von Ferber in der freien Reichsstadt Nordhausen genauer untersucht.
Der Historiker Stefan Litt stellte 1999 fest, dass Ferber in Nordhausen seit fast 20 Jahren aktiv war und in dieser Zeit viel Erfahrung im Umgang mit den Rechtsinstanzen des Reiches gesammelt hatte. Es ist daher möglich, dass diese Erfahrung ein wichtiger Faktor für Ferbers spätere Tätigkeit als Gesandter der deutschen Juden war.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Stefan Litt: Joachim Ferber von Nordhausen - Gesandter der deutschen Juden am kaiserlichen Hof? In: Aschkenas - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden, Wien-Köln, 9. Jg./1999, Heft 1, S. 145-150.