Erich Kneffel
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Gottlieb Alfred Erich Kneffel (geb. 14. Oktober 1883 in Nieder-Ullersdorf, Niederlausitz; gest. 1. April 1957 in Ilfeld) war Kaufmann, Genealoge und über 40 Jahre Mitarbeiter der Nordhäuser Firma G. Schreiber & Sohn. Er wirkte jahrzehntelang in der Ahnen- und Familienforschung, vor allem durch den von ihm erstellten „Zettelkatalog Nordhäuser Bürger“.
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Erich Kneffel wurde im Kreis Sorau in der Niederlausitz (Provinz Brandenburg) geboren. Die Eltern Gottlieb und Emma besaßen eine Tischlerwerkstatt und etwas Landwirtschaft. Sie heirateten nach Erichs Geburt am 19. November 1883, da es zu jener Zeit bei Handwerkern und Bauern üblich war, erst nach der Geburt eines Kindes zu heiraten.
Erich Kneffel besuchte die sechsklassige Volksschule in Vetschau/Spreewald, wohin die Familie inzwischen gezogen war. Als bester Schüler erhielt er ein ausgezeichnetes Abschlusszeugnis mit besonderer Empfehlung. Der Rektor riet den Eltern, den begabten Jungen Lehrer werden zu lassen. Stattdessen ging Erich jedoch nach Hamburg, wo er bei Verwandten eine Lehre im renommierten Teehandel absolvierte. Danach wollte er eigentlich zu einem ausgewanderten Onkel nach Südamerika, der ihm die Überfahrt bezahlen wollte. Doch dieser war plötzlich unauffindbar, vermutlich bei einem Streit unter Holzfällern, bei denen er arbeitete, ums Leben gekommen. Nach Abschluss der Ausbildung erhielt Kneffel ausgezeichnete Empfehlungen und arbeitete zunächst als Handlungsreisender. Dann leistete er seinen Wehrdienst als Musketier im Infanterieregiment Nr. 129 in Graudenz an der Weichsel in Westpreußen ab.
1905 bewarb er sich bei der Nordhäuser Firma G. Schreiber & Sohn. Am 6. September erhielt er die Zusage, ab 1. Oktober im Kontor am Hauptsitz der Firma in der Töpferstraße 7 beginnen zu können. Bei G. Schreiber & Sohn, einem weitverzweigten Familienunternehmen, blieb Erich Kneffel 40 Jahre bis Kriegsende 1945 beschäftigt.
1911 lernte Kneffel auf einem Stenographentreffen in Quedlinburg seine zukünftige Frau Elise Bringer kennen, die Tochter eines angesehenen Schmiedemeisters aus Harzgerode. Beide beherrschten die Kurzschrift Stolze-Schrey und korrespondierten darin. Im April 1912 heirateten sie in Harzgerode. Als Hochzeitsgeschenk erhielten sie von den Kollegen aus dem Kontor einen Teppich und zwei Korbsessel für ihre Mietwohnung in der Körnerstraße 5 in Nordhausen, einem Haus im Schweizer Stil.
Im Ersten Weltkrieg diente Kneffel als Stabsschreiber. 1918 wurde er in Serbien verwundet und kam ins Lazarett nach Nordhausen. Anfang April 1919 wurde der einzige Sohn Heinz geboren.
Bei Schreiber durchlief Kneffel über die Jahre viele Unternehmensbereiche wie Großlandwirtschaft, Zuckerrübensamen- und Getreidezucht, Brennerei, Essig- und Zichorienfabrik. Jahrelang leitete er die kaufmännischen Belange der Zichorienfabrik in der Stolberger Straße. In seinen letzten 20 Berufsjahren war er dann in der Gesamtbuchhaltung und bei den Jahresabschlüssen des Unternehmens eingebunden. Auch bei den komplexen Abrechnungen der Zuckerrübensaatzucht wirkte er mit.
In seiner Freizeit engagierte sich Erich Kneffel mit Leidenschaft in zahlreichen Nordhäuser Vereinen wie dem Stenographen-, Schwimm-, Wander-, Briefmarken- und Schachverein. Eine Herzensangelegenheit war ihm der Genealogische Verein, in dem er Schriftführer und Kassierer war. Seit Mitte der 1920er Jahre forschte er intensiv zur Familiengeschichte Kneffel/Bringer und Große/Gareiß, wobei ihn seine Frau besonders bei der Durchsicht der Kirchenbücher unterstützte.
Erich Kneffel inserierte in Fachzeitschriften Suchanzeigen wie: „Kneffel, Knöffel, Knöphel, Cnöphelius. - Suche Nachrichten aller Art über Namensträger, besonders aus der Niederlausitz, Spreewald usw." Unzählige Briefe gingen hin und her, manche Suchende kamen auch persönlich in die Körnerstraße. Er half bei Anfragen zu aus Nordhausen stammenden Familien, recherchierte sogar zu Verwandten des hier geborenen bedeutenden Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock. Im Verein arbeitete Kneffel eng mit geschichtskundigen Persönlichkeiten wie R. H. Walther Müller und Dr. Hans Silberborth zusammen.
Das Ehepaar Kneffel schrieb zwischen 1935 und 1943 in mühevoller Arbeit Geburts-, Heirats- und Sterbedaten der Jahrgänge 1805 bis 1814 aus den Kirchenbüchern der Nordhäuser Gemeinden handschriftlich ab - 13 eng gefüllte DIN-A4-Hefte kamen so zustande. Kneffels genealogisches Hauptwerk ist der noch heute im Stadtarchiv erhaltene, äußerst umfangreiche "Zettelkatalog Nordhäuser Bürger". Für diese in 30 Kästen und mehreren Kartons erhaltene Sammlung wertete er über Jahre eine Vielzahl historischer Quellen wie Zinsregister, Leichenpredigten, Bürgerrollen, Grundbücher, Stammtafeln und Chroniken der Stadt akribisch aus.
Bei den Luftangriffen auf Nordhausen am 4. April 1945 wurde die Wohnung vollständig zerstört. Als "Fliegergeschädigte" wohnten sie zunächst in Bielen und Heringen, Orten mit Zweigstellen der Schreiberschen Firma. In einem Brief vom November 1945 an einen Briefmarkensammler berichtet Kneffel, dass sein Sohn Heinz aus dem Krieg zurückgekehrt und als Nicht-Parteimitglied bereits wieder als Schulleiter eingestellt sei. Er selbst führte seine Briefmarkensammlung, die erhalten geblieben war, durch Tausch weiter.
Mit der Bodenreform 1946 wurde die Firma Schreiber & Sohn enteignet. Erich Kneffel erhielt die Kündigung und fand eine Anstellung als Buchhalter im Saatzuchtbetrieb Bendeleben. Anfang der 1950er Jahre zog das Ehepaar zurück nach Nordhausen ins Altersheim in der Goethestraße. Erich Kneffel starb am 1. April 1957 im Krankenhaus Ilfeld. Seine Witwe Elise setzte die umfangreiche Briefmarkensammlung bis zu ihrem Tod 1972 fort.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Heidelore Kneffel: Gottlieb Alfred Erich Kneffel (1883-1957) - die Firma Schreiber & Sohn und der Genealogische Verein Nordhausen. In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (4/2013).