M. Bellinghausen
Die Firma M. Bellinghausen, ursprünglich eine Selters- und Limonadenfabrik mit angeschlossenem Trinkhallenbetrieb, prägte über Jahrzehnte das Stadtbild von Nordhausen.
Gründung und Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Geschichte des Unternehmens begann 1895, als die Stadtverordnetenversammlung Nordhausens der Firma Peter Klein aus Düsseldorf die Genehmigung zur Errichtung von fünf Selterswasser-Trinkhallen im Stadtgebiet erteilte. Mathias Bellinghausen wurde mit der Geschäftsführung der Trinkhallen betraut. Bereits 1896 waren Trinkhallen an prominenten Standorten wie der Bahnhofsbrücke, der Rautenstraße und der Siechenbrücke in Betrieb.
Ein Vertrag mit der Stadt vom 16. März 1895 regelte die Betriebsführung detailliert. So war der Verkauf auf alkoholfreie Getränke beschränkt, während im Winter heißer Kaffee angeboten werden musste. Zudem wurde strikte Sauberkeit und angemessene Kleidung der Bedienung vorgeschrieben. Der Verkauf war grundsätzlich Männern vorbehalten, wenngleich weibliche Familienangehörige zeitweise einspringen durften.
Ausbau unter Mathias Bellinghausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1897 übernahm Mathias Bellinghausen die Firma vollständig und begann, sie systematisch auszubauen. Der Firmensitz wechselte mehrfach, bevor er 1910 in der Hohensteiner Straße 18 fest etabliert wurde. Neben der Produktion von Selters- und Limonadengetränken erweiterte Bellinghausen das Angebot um Handelsvertretungen für technische Produkte wie Berkefeld-Filter und Zentrifugen.
Die Trinkhallen wurden ebenfalls weiterentwickelt: Im Sommer wurde Milch ausgeschenkt, im Winter warme Getränke wie Kaffee und alkoholfreier Glühwein. Die Preise waren für die Zeit erschwinglich, was die Hallen zu beliebten Treffpunkten machte. Herausforderungen und Wandel
Nach dem Tod von Mathias Bellinghausen im Jahr 1937 übernahm seine Frau Ottilie das Geschäft, unterstützt von ihrem Sohn Günter. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Betrieb erheblich beeinträchtigt. Die Luftangriffe auf Nordhausen im April 1945 zerstörten mehrere Trinkhallen, und die verbleibenden Einrichtungen wurden teils von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt. Der Wiederaufbau nach Kriegsende gestaltete sich schwierig, doch Günter Bellinghausen führte die Firma nach seiner Rückkehr aus Kriegsgefangenschaft 1949 weiter.
In den 1950er Jahren existierten noch fünf Trinkhallen, doch der wirtschaftliche Druck und städtebauliche Veränderungen führten allmählich zur Aufgabe einzelner Standorte. So wurden die Hallen in der Barfüßerstraße und der Lenin-Allee 1962 abgerissen, um Platz für Grünflächen zu schaffen.
Höhepunkt und Ende der Ära[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Trotz aller Widrigkeiten war die Firma in den 1970er Jahren noch erfolgreich. Ihre Produkte erzielten beim Leistungsvergleich im Bezirk Erfurt Spitzenplätze. Doch die politischen Veränderungen in der DDR setzten dem Privatunternehmen zunehmend zu. 1972 entschied sich Günter Bellinghausen, sein Unternehmen aufzugeben, bevor es zwangsweise verstaatlicht werden konnte. Damit endete eine über 75-jährige Firmengeschichte, die eng mit der Entwicklung Nordhausens verbunden war.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Manuela Schmidt: Eine alte Nordhäuser Firma und ihre Brause Buden. In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (3/2006)