Johann Gottfried Schnabel
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Johann Gottfried Schnabel, Pseudonym: Gisander, (geb. 7. November 1692 in Sandersdorf; gest. zwischen April 1744 und April 1748) war Schriftsteller. In Nordhausen veröffentliche er sein Hauptwerk Insel Felsenburg.
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Er wurde als Sohn eines Geistlichen geboren und verwaiste bereits im Alter von zwei Jahren. Von 1702 bis ca. 1706 besuchte Schnabel die Lateinschule in Halle, bevor er eine Ausbildung zum Barbier und Wundarzt absolvierte (ca. 1706 bis 1709). Anschließend nahm er an militärischen Feldzügen unter Prinz Eugen von Savoyen und im Nordischen Krieg teil, was ihm Erfahrungen in verschiedenen Ländern Europas ermöglichte.
Nachdem Schnabel 1719 den Militärdienst verließ, ließ er sich als Barbier in Querfurt nieder. Im Jahr 1721 heiratete er und zog 1724 nach Stolberg, wo er die Position des Hofbarbiers bekleidete. Später, 1731, wurde er gräflicher Kammerdiener und Hofagent. Trotz dieser Ämter verblieb er in finanziell schwierigen Verhältnissen.
Schnabels schriftstellerische Tätigkeit begann 1731 mit der Herausgabe der Zeitung Stolbergische Sammlung neuer und merkwürdiger Welt-Geschichte. Im selben Jahr veröffentlichte er den ersten Band seines Hauptwerks Wunderliche Fata einiger See-Fahrer..., besser bekannt unter dem Titel Insel Felsenberg. Dieses vierbändige Werk, verlegt bei Johann Heinrich Groß in Nordhausen, zählt zu den meistgelesenen und einflussreichsten Büchern des 18. Jahrhunderts und wird als Robinsonade bezeichnet. Es erzählt die außergewöhnliche Geschichte eines Schiffbrüchigen, der auf einer paradiesischen Insel eine glückliche Gesellschaft gründet. Goethe schätzte das Werk sehr, und es galt als ein Muss für seine Zeitgenossen.
Schnabels weitere Veröffentlichungen, wie Der im Irrgarten der Liebe herumtaumelnde Cavalier (1738) und Der aus dem Mond gefallene und nachhero zur Sonne des Glücks gestiegene Prinz (1750), erreichten jedoch nicht die Popularität von Insel Felsenberg. Nach 1744 gibt es keine weiteren Informationen über Schnabels Leben und Schaffen, und sein Verbleib bleibt ungeklärt; er verstarb wohl zwischen 1744 und 1748.
Die 1992 gegründete Johann-Gottfried-Schnabel-Gesellschaft widmet sich der Erforschung von Schnabels Leben und Werk.
Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Wunderliche Fata einiger See-Fahrer, absonderlich Alberti Julii... 4 Bände. Nordhausen 1731–1743 und öfter
- Lebens- Helden- und Todes-Geschicht des berühmtesten Feldherrn bißheriger Zeiten Eugen von Savoyen. Stolberg 1736
- Der im Irrgarten der Liebe herum taumelnde Cavalier. Nordhausen 1738
- Textkritische Neuausgabe: Der im Irr-Garten der Liebe herum taumelnde CAVALIER. Hrsg. Marcus Czerwionka unter Mitarbeit von Robert Wohlleben. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2014 (Schnabeliana), ISBN 978-3-86110-568-8
- Der aus dem Mond gefallene und nachhero zur Sonne des Glücks gestiegene Printz. Frankfurt am Main/Leipzig 1750
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Stadtarchiv Nordhausen: Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten. Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3-86595-336-9