Heinz Scharr

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Heinz Scharr
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geb. 1. Juli 1924 in Sondershausen
gest. 5. September 2017 in Utterode
Künstler
Bilder und Medien bei Commons
Wikidata: Datensatz
GND-Nummer 13158913X
DNB: Datensatz

Heinz Scharr (geb. 1. Juli 1924 in Sondershausen; gest. 5. September 2017 in Utterode) war Grafiker, Maler und Bildhauer. Sein umfangreiches Werk von etwa 3000 Arbeiten ist geprägt von Naturmotiven und der Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühe Jahre und Kriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinz Scharr wurde als drittes Kind von Otto und Martha Scharr (geb. Kramer) in Sondershausen geboren. Nach dem Schulbesuch absolvierte er von 1939 bis 1942 eine Lehre im Kaliwerk Sondershausen. Mit 18 Jahren wurde Scharr zum Militärdienst bei der Kriegsmarine eingezogen. Während seiner Marinezeit in Frankreich entwickelte Scharr seine künstlerischen Fähigkeiten weiter und schnitzte häufig. Eine prägende Erfahrung war eine Verletzung am Handballen, die von einem russischen Arzt unter primitiven Bedingungen in der Camargue behandelt wurde.

Nach Kriegsende geriet Scharr in Gefangenschaft und war in Frankreich, England und Belgien interniert. In dieser Zeit musste er unter schweren Bedingungen in Kohlegruben arbeiten. 1947 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Während des Krieges verlor Scharr seinen älteren Bruder, der ebenfalls bei der Kriegsmarine diente und bei einem Seegefecht im Atlantik ums Leben kam.

Künstlerische Ausbildung und frühe Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1947 bis 1952 studierte Scharr an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Zu seinen Lehrern gehörten bedeutende Künstler:

  • Elisabeth Voigt (Jahrgang 1893): Eine ehemalige Meisterschülerin von Käthe Kollwitz und Carl Hofer. Scharr beschrieb sie als "wunderbaren Menschen" und schätzte ihre Lehrmethoden sehr.
  • Ernst Hassebrauk (geboren 1905): Von Scharr als "Malerfürst" bezeichnet.
  • Max Schwimmer (Jahrgang 1895): Ein großer Zeichner, mit dem Scharr später befreundet war.
  • Walter Arnold (Jahrgang 1909): Ein Bildhauer, der Scharrs Ausbildung abrundete.

Beim Aufnahmegespräch an der Hochschule traf er auf Werner Tübke, der später ein bedeutender Maler der DDR wurde. 1952 wurde Scharr Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR und begann seine Karriere als freischaffender Künstler. 1955 eröffnete er sein erstes Atelier in Weimar, wo Scharr seine künstlerische Tätigkeit weiter ausbauen konnte. Sieben Jahre später, 1962, richtete er ein zusätzliches Atelier in seiner Heimatstadt Sondershausen ein, was seine Verbundenheit mit seiner Wurzeln zeigte. 1964 erweiterte er seinen Arbeitsbereich um ein Sommeratelier in der „Stillen Mühle“ im Helbetal, das ihm neue Inspirationen und Arbeitsmöglichkeiten bot. Ein entscheidender Wendepunkt in Scharrs Leben und Karriere war der Erwerb des früheren Komturhofs in Utterode im Jahr 1975. Dieser historische Vierseitenhof sollte bald zu seinem Lebensmittelpunkt werden, denn bereits ein Jahr später, 1976, zog Scharr mit seiner Frau Jutta dorthin um. Der Hof wurde nicht nur zu seinem Wohnsitz, sondern auch zum Zentrum seines künstlerischen Schaffens. Nach der Wiedervereinigung nutzte Scharr die neuen Möglichkeiten und richtete 1990 eine eigene Galerie in Utterode ein, die es ihm ermöglichte, seine Werke direkt vor Ort zu präsentieren und zu verkaufen.

Künstlerisches Schaffen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scharrs künstlerisches Schaffen war vielseitig und umfasste verschiedene Medien und Techniken:

  • Holzschnitte
  • Radierungen: Besonders farbige, mehrfach übereinander gedruckte Radierungen in "kostbarer Ausstrahlung"
  • Zeichnungen: Darunter großformatige Zeichnungen mit Bildfolgen zu Abenteuerromanen der Weltliteratur
  • Naturbilder: Viele seiner späteren Grafiken waren dem Thema "Natur" gewidmet
  • Eisenplastiken: Scharr formte Figuren aus Metallschrott, die er oft im Außenbereich seines Anwesens platzierte
  • Kupferreliefs: Bekannt ist insbesondere die große Kupferreliefwand für die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Ein bedeutendes Werk war die Kupferreliefwand für die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Bevor Scharr sich in den 1970er Jahren an die Ausführung wagte, schuf er zahlreiche Zeichnungen und kleine Kupferreliefs als Vorstudien.

Ausstellungen und Anerkennung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scharrs Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Einige bemerkenswerte Ausstellungen:

  • 1978: Ausstellung im Meyenburgmuseum mit Bildfolgen zu Abenteuerromanen der Weltliteratur
  • 1992: "Graphik und Plastik" im Theater Nordhausen, organisiert vom "Nordhäuser Forum der Künste"
  • 2014: Zum 90. Geburtstag:
    • Ausstellung seiner neuesten Naturbilder in der Schlossgalerie Sondershausen
    • Holzschnitte im Kunsthaus Meyenburg
    • Beteiligung an der Ausstellung "Unterm Strich – Zeichenkunst in Thüringen" im Angermuseum Erfurt
    • "Zug der Gefangenen" in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
    • Ausstellung im Panoramabau in Bad Frankenhausen

Weitere Ausstellungsorte waren das ehemalige Museum für Deutsche Geschichte Berlin, die Kunstsammlungen in Mühlhausen, Sondershausen und Weimar sowie Thyssen in Duisburg.

Stil und Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scharrs Kunst zeichnete sich durch eine enge Verbindung zur Natur aus, die besonders in seinen späteren abstrakten Werken zum Ausdruck kam. Ein Besucher beschrieb den Eindruck seiner Naturbilder wie folgt:

"Der Eindruck, der sich gleich zu Beginn einstellt und immer mehr verfestigt, ist überwältigend. Dieser Reichtum an Formen und Farben, dieses Universum, das sich auftut, rührt an tiefe, archaische Wurzeln und lässt den Betrachter bei manchem Bild erschauern. Man staunt und ist ergriffen. Natur und Kunst tanzen einen ewigen Reigen, wer will, kann angesichts dieser Bilderschau mittanzen." Neben seiner bildnerischen Begabung war Scharr auch für seine Erzählkunst bekannt. Seine Erlebnisse und Erinnerungen galten als lebendige Zeugnisse der deutschen Geschichte und Kunstgeschichte seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2006: Ehrengabe der Stadt Sondershausen
  • 2009: Verdienstorden des Freistaats Thüringen

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1963 heiratete Scharr Jutta Frank. Das Ehepaar lebte und arbeitete seit 1976 gemeinsam auf dem historischen Vierseitenhof in Utterode. Jutta Scharr unterstützte ihren Mann in seiner künstlerischen Arbeit und war maßgeblich an der Gestaltung und Pflege ihres gemeinsamen Lebensraums beteiligt.

Vermächtnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum 100. Geburtstag von Heinz Scharr im Jahr 2024 plant seine Geburtsstadt Sondershausen eine Festwoche vom 24. Juni bis zum 1. Juli, um das Lebenswerk des Künstlers zu würdigen und zu feiern.[1]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Werk. Dresden: Sandstein, 2009.
  • Zeichnungen Pferd und Reiter. Utterode: J. Scharr.

Externe Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans-Georg Backhaus: Würdigung einer Künstlerlegende. In: NNZ-Online. 27. Juni 2024, abgerufen am 28. Juni 2024.