Sgraffito-Fassadenkunst am Eckhaus Kranichstraße/Engelsburg in Nordhausen
In der Nordhäuser Innenstadt am Eckhaus Kranichstraße-Engelsburg eine Sgraffito-Fassadenkunst aus dem Jahr 1957. Es ist ein Werk der Grafikerin und Illustratorin Irmala Hadelich-Nauck (1923-2017) aus Dessau und zählt zu den sehenswerten Beispielen für „Kunst am Bau“ in Nordhausen aus der Nachkriegszeit.
Ausbildung und Karriere der Künstlerin
Irmala Hadelich-Nauck, geboren am 26. September 1923 in Wolfen, studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Wilmersdorf bei den renommierten expressionistischen Malern Karl Hofer und Georg Tappert. Letzterer war in zweiter Ehe mit Elisabeth Foerstemann verheiratet, einer Angehörigen der bekannten Nordhäuser Familie Förstemann. Ergänzend zu ihrem Studium absolvierte Hadelich-Nauck in Bürgel, Thüringen, eine Töpferlehre. Seit 1950 arbeitete sie als freischaffende Künstlerin in Dessau, wo sie mit dem Bildhauer Wilhelm Hadelich verheiratet war.
Sgraffito-Technik und Bildmotive
Für den Nordhäuser Erkeraufbau wählte die Künstlerin verschiedene Motive aus dem Sagen- und Märchenschatz des Harzes, darunter "Die Spinnerin von Arnstein", "Die Wunderblume aus dem Selketal" und den "Wassermann". Ebenfalls dargestellt sind eine kecke, auf einem Besen reitende Brockenhexe, der Auerhahn sowie ein Haushahn mit Blumenmotiven. Insgesamt gestaltete Hadelich-Nauck zehn Segmente des Erkers.
Die verwendete Sgraffito-Technik erfordert das Auftragen mehrerer Putzschichten, von denen nach einer Vorlage Teile im feuchten Zustand abgetragen werden. Die Künstlerin und ihr Mann Martin Hadelich benötigten für die Arbeiten nur fünf Tage Zeit. An den Seitenteilen sind zusätzlich eine Spinnerin mit Spinnrocken und eine Gärtnerin mit Sonnenblume zu sehen.
Weitere Werke und Illustrationen
In ihrer jahrzehntelangen Schaffensphase realisierte Irmala Hadelich-Nauck insgesamt 25 großformatige Keramikwandbilder, ihr umfangreichstes Werk "Die Gaben der Völker" in Halle-Neustadt. In späteren Jahren trat sie vor allem als Buchillustratrin in Erscheinung und gestaltete Scherenschnitte sowie dekorative Linolschnitte. Die Künstlerin verstarb 2017 im Alter von 93 Jahren in Dessau.
Externe Verweise
- Heidelore Kneffel: Nordhausen und seine künstlerischen Werke (8), nnz-online, 21. Januar 2024.