Walter Schlegelmilch
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Walter Schlegelmilch (geb. 15. Juni 1902 in Mühlhausen; gest. 20. Februar 1951 in Moskau) war Arzt und Schriftsteller und wurde im Februar 1951 in der UdSSR hingerichtet.[1][2][3]
Leben
Schlegelmilch studierte Medizin in Marburg, Würzburg, Göttingen, Leipzig und München und promovierte 1927 in Hamburg über die Tropenkrankheit Kala-Azar.
Nach dem Medizinstudium praktizierte der Mediziner ab 1926 in Mühlhausen, später am Hafenkrankenhaus Hamburg und wurde Mitglied im Hauptamt für Volksgesundheit.
In seiner Freizeit betätigte er sich als Unterhaltungsschriftsteller unter den Pseudonymen „Melchior Schlegel" und „Peter Bodin" und war Mitglied in der Reichsschrifttumskammer. 1933 trat er in die NSDAP ein.
Im Einwohnerbuch 1937 von Nordhausen a. H. ist er in der Krämerstraße 22 verzeichnet.[4]
Während des Zweiten Weltkriegs diente Schlegelmilch ab 1943 in der Wehrmacht, zuletzt im Rang eines Oberleutnants.
Schlegelmilch war verheiratet und hatte drei Kinder.
Im Herbst 1945 zog die Familie von Nordhausen, die durch die Luftangriffe ausgebombt wurden, nach Weilrode in ihr Wochenendhaus. Dort versuchte Walter Schlegelmilch eine Praxis wieder aufzubauen, was nur schwer gelang.
Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung führte Schlegelmilch eine private Arztpraxis in Nordhausen.
Walter Schlegelmilch wurde vom sowjetischen Geheimdienstes NKWD verhaftet, nachdem er im Winter 1946/47 eine Bekanntschaft mit einem Berufsoffizier namens Walter Kammer gemacht hatte. Kammer und Schlegelmilch sprachen oft leise miteinander und besprachen wichtige und geheime Themen. Kammer, der durch eine Kriegsverletzung gehbehindert war, kam mehrere Male zu Schlegelmilch nach Weilrode, um sich mit ihm zu treffen und führte auch Schlegelmilch über die Grenze. Im Laufe der nächsten Monate besuchten immer wieder fremde Männer Schlegelmilch und brachten ihn über die Grenze. Was die konkreten Ziele der Gruppe mit dem Namen „Immer bereit sein“ um Walter Kammer waren, ist unklar; sicher arbeitete sie mit einem der westlichen Geheimdienste zusammen.
Walter Schlegelmilch ging oft über die Grenze und schrieb manchmal auf einer russischen Schreibmaschine Bescheinigungen, wahrscheinlich um die russischen Grenzposten zu täuschen. Er hatte im Krieg Russisch gelernt und verfügte über ein gewisses Verständnis dieser Sprache.
Am 17. November 1950 verurteilte ihn das Sowjetische Militärtribunal Nr. 48240 Berlin-Lichtenberg wahrscheinlich in Bautzen (das Tribunal reiste an die jeweiligen Tagungsorte, um Gefangenentransporte zu vermeiden) wegen angeblicher Spionage, Aufstands, antisowjetischer Propaganda und Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären Organisation zum Tode durch Erschießen. Mit ihm zusammen wurden zehn weitere Mitglieder der Gruppe „Immer bereit sein“ ebenfalls zum Tode verurteilt. Noch im November 1950 wurde Schlegelmilch zusammen mit Günther Kammer, dem Bruder von Walter Kammer und wahrscheinlich auch den übrigen Leidensgenossen über Berlin-Lichtenberg und Brest in das Butyrka-Gefängnis in Moskau gebracht.
Am 20. Februar 1951 starb er auf dem Gebiet der UdSSR, gemäß der Aussage des Sowjetischen Roten Kreuzes.
Sein Schicksal wurde erst nach 60 Jahren teilweise geklärt durch die Arbeit von Memorial-International Moskau und Facts & Files - Historisches Forschungsinstitut Berlin. Die beiden Organisationen untersuchen das Schicksal von fast eintausend Deutschen, die zwischen 1950 und 1953 in Moskau hingerichtet wurden.
Werke
- Über Kala-Azar. Mühlhausen i. Thür., 1927. (Hamburg, Med. Diss., 1927)
Literatur
- Peter Schlegelmilch: Walter Schlegelmilch, ein Leidensweg. In: Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (3/2006).
Einzelnachweise
- ↑ Arsenij Borisovič Roginskij: "Erschossen in Moskau--" die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953, Metropol 2006, S. 8.
- ↑ Microsoft Word - Todesliste A5 - Todesurteile gegen Thüringer.pdf, S. 10, abgerufen am 5. Februar 2023.
- ↑ Microsoft Word - 4B97DC82 - Politische Todesurteile.pdf, S. 5, abgerufen am 5. Februar 2023.
- ↑ https://zs.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/jportal_derivate_00250427/1937_0111_b.tif?logicalDiv=jportal_jparticle_01280330 Einwohnerbuch 1937 von Nordhausen a. H. - Nordhausen, S. 193, abgerufen am 4. Februar 2023.