Alte Post
Das kaiserliche Post- und Telegraphengebäude (auch als Alte Post bekannt) wurde 1877/78 am Königshof-Ecke Dr.-Külz-Straße (früher Ritterstraße) errichtet. Zwischen 1995 und 1997 erfolgte die Restaurierung des Gebäudes.
Charakteristisch an dem zweigeschossigen, winkelförmigen Bau mit zwei gleichlangen Flügeln ist die äußere Ziegelsteinverblendung zur Straße, die mit Terrakotta-Köpfen und Frisen ornamentiert wurde.
Der erste Entwurf stammte vom Berliner Architekten Leitlof, die Überarbeitung und Bauausführung leitete Baumeister Kämmerer. Zwischen 1995 und 1997 sowie 2015/2016 erfolgte die Restaurierung des Gebäudes. Heute befinden sich Mietwohnungen im Gebäude. Die postalische Adresse lautet Dr.-Külz-Straße 7.
Bau
Im Dezember 1873 erwarb die Reichspostverwaltung vier Grundstücke am Königshof und in der Ritterstraße; am 1. April 1874 erfolgte der Grundbucheintrag. Der Bau der Postamtes sollte sich jedoch noch bis zum Jahr 1877 verzögern. Der Abbruch der Wohnhäuser (wahrscheinklich kleine zweigeschossige Fachwerkbauten) fand wohl im Frühjahr 1877 statt. Im Mai gleichen Jahres wurde mit den Ausschachtungsarbeiten begonnen, die neben alten Kellern auch eine jahrhundertealte Düngergrube zu Tage brachten.[1] Anschließend begann man mit dem Bau der Umfassungsmauern des Hauptgebäudes und einer Wagenhalle.
Der erste Entwurf der „Alten Post“ stammte vom Berliner Architekten Leitlof. Dieser wurde durch den Baumeister Kämmerer bis Oktober 1877 überarbeitet bzw. ergänzt und eine Gesamtbausumme von 250.000 Mark veranschlagt.[2] Kämmerer vertrat den Standpunkt des Hellenismus der alten Berliner Schule und war auch mit der Bauleitung des Neubaues beauftragt worden.
Im September 1877 war das Endgeschoß im Rohbau vollendet und im Oktober fand das Richtfest des Daches statt, dass im November verschalt und mit Schiefern engedeckt wurde.[3] Die Außenmauern waren zunächst ohne Verblendung errichtet worden und im Winter 1877/78 begann man mit der Errichtung der Zwischenwänden, Decken und Kellergewölben. Im Februar wurde der Innenhof eingeegnet.
Die Fenster im Erdgeschoß wurden aus Eiche, im Obergeschoß aus Kiefer gefertigt. Im April 1878 war der Verputz im Inneren größenteils fertiggestellt. Im Mai und Juni wurde die Fassade zur Straße mit gelben Ziegelsteinen verblendet und die Schmuckterrakotten und Granitwerkstücke eingesetzt; im Dezember war die vollendet.
Da die Hoffassade der Öffentlichkeit nicht zugänglich war, wurde sie im Gegensatz zur Straßenseite sehr schlicht gestaltet. Im Gegensatz zu den schlichten Diensträumen waren die Publikumsbereiche aufwändiger gestaltet.
Zum 21. Dezember 1878 waren alle Bauarbeiten am Hauptgebäude fertiggestellt worden. Die Übergabe des Postamtes an die kaiserliche Postdirektion erfolgte am 28. Dezember und am 30. Dezember fand die Eröffnung statt.
Nach Fertigstellung des Gebäudes wurde Kritik geäußert, zum einen auf Grund des Stils, der dem Zeitgeschmack nicht mehr entsprach, und wegen der Ausführung der Arbeiten des Architekten Kämmerer.
Geschichte
1895/96 erhielt das Postgebäude einen Erweiterungsbau, der vollkommen ähnlich gestaltet wurde; eine baunaht ist nicht erkennbar. Direkt an das bestehende Gebäude wurde ein Turmbau angeschlossen.
In den folgenden Jahrzehnten wurden kleinere Baumaßnahmen durchgeführt. Bei den Luftangriffen auf Nordhausen wurde die Post nur leicht beschädigt.
Durch den Bau der Neuen Post 1961 veränderte sich die Funktion der Räumlichkeiten. Nicht mehr benötigte Eingänge in der Westfassade wurden vermauert und Fenster eingesetzt. In den 1980er Jahren fanden noch kleinere Instandssetzungsarbeiten statt.
Die Deutsche Telekom sanierte als Eigentümerin das Gebäude von 1993 bis 1997. Am 16. Dezember 1997 wurde die Alte Post der Öffentlichkeit in Form eines Festaktes übergeben.
Nach Jahren des Leerstandes erwarb Axel Heck Immobilien das Gebäude und ließ es durch das Architekturbüro Tobias Winkler 2015/16 umfangreich sanieren. Es erfolgte eine Umnutzung zu einer Wohnanlage mit 18 Mietwohnungen unterschiedlicher Größe. Im Zuge dessen wurde die Alte Post im Katalog zum „Tag der Architektur 2017“ der Architektenkammer Thüringen vorgestellt.
Siehe auch
Literatur
- Susanne Hinsching: Das kaiserliche Post- und Telegraphengebäude in Nordhausen. Hrsg. Deutsche Telekom-Immobilien und -Service GmbH. Nordhausen: Neukirchner, 1998. ISBN 978-3-929767-30-8