Diskussion:VEB Nobas Nordhausen
Vorwürfe an das Nobas-Management
31.08.2003. — Eine ganze Region war Freitag schockiert von der beabsichtigten Schließung der HBM-Nobas GmbH in Nordhausen, wie zahlreiche Reaktionen und Anrufe in der Redaktion der "TA"zeigten. "Es ist nicht wahr, dass die Mitarbeiter das vorgelegte Konzept abgelehnt haben", so eine empörte Stimme aus der Nobas-Belegschaft. Die Ablehnung hätte sich lediglich auf den 30-prozentigen Lohnverzicht bezogen. Vielmehr sei das "falsche Management" schuld an der Entwicklung. So seien die Herstellungskosten am Ende höher gewesen als die ausgehandelten Preise. Das habe auf Dauer nicht gut gehen können.
Im vergangenen Jahr hatte der Betrieb einen Verlust von 4,1 Millionen Euro gemacht. Für das laufende Jahr wurde mit einem Minus von 2,5 Millionen gerechnet. Der Betriebsrat wies unterdessen den "Schwarzen Peter" von sich, der ihm am Donnerstag von der Geschäftsleitung zugespielt wurde. "Wir haben nur gesagt, dass wir keine 34 Freiwilligen finden, die den Betrieb über eine Umschulung verlassen wollen", erklärte Nobas-Betriebsratsvorsitzender Eberhard Klaus gestern der TA. Das sei von der Geschäftsleitung dann als Ablehnung des gesamten Konzeptes gewertet worden mit der Konsequenz der Schließung. "Uns liegt immer noch kein schlüssiges Konzept vor, das die veränderten Bedingungen beinhaltet", sagte Klaus. Er vermisse auch den Hinweis auf genaue Laufzeiten. So habe die Geschäftsleitung ursprünglich in Aussicht gestellt, die Maßnahmen wie Lohnverzicht und Verkürzung der Wochenarbeitszeit rückgängig zu machen, wenn es dem Betrieb wieder besser ginge. Davon sei zuletzt keine Rede mehr gewesen. Nach Ansicht von Klaus war das Angebot an die Beschäftigten, auf bis zu 30 Prozent ihres Lohnes zu verzichten, keine vernünftige Lösung. Am Montag haben Betriebsrat und Gewerkschaft zu einer Betriebsversammlung geladen, auf der das weitere Vorgehen besprochen werden soll. "Es droht ein weiterer Abbruch an der Nordhäuser Tradition des Maschinenbaus", sagte Nordhausens Oberbürgermeisterin Barbara Rinke gestern angesichts der drohenden Schließung der HBM-Nobas GmbH. "Es tut uns leid, dass zwischen Geschäftsleitung bzw. Inhabern und der Belegschaft keine Einigung gefunden werden konnte. Wir hatten keine Möglichkeit zu intervenieren oder zu vermitteln, da solche Verhandlungen in der Autonomie von Arbeitgebern und Arbeitnehmern liegen", bedauerte Rinke. Die Stadt habe auf Möglichkeiten gehofft, dass das schwierige halbe Jahr bis zur prognostizierten Besserung der Lage mit einer Lösung überbrückt werden könnte, die im Interesse beider Seiten gelegen hätte. "Wir hoffen, dass unserer Stadt der Betrieb nicht dauerhaft verloren geht." Noch vor einem Jahr habe sich die Situation des Unternehmens positiv gezeigt. Der Stadtrat habe das Unternehmen durch einen Beschluss zur Bereitstellung von Ausstellungsflächen unterstützt; gemeinsam mit dem Betrieb habe man eine Neuerschließung des Betriebsgeländes geplant und auf den Weg gebracht. "Wir hoffen, dass jetzt Wege gefunden werden, die es möglich machen, dass auch weiterhin Baumaschinen in Nordhausen produziert werden können", sagte die Oberbürgermeisterin. --Chronist (Diskussion) 08:41, 31. Dez. 2020 (CET)