Diskussion:Kurze Meile

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8.07.2003

Die wohl kürzeste Fußgängerzone des Landes

Nordhausen erhält eine zweite Fußgängerzone. Der vorgesehene Bereich der Barfüßerstraße in der Altstadt ist aber nur 85 Meter lang und erst einmal ein Jahr lang zur Probe. Darauf haben sich Anwohner, Geschäftsleute und Stadtverwaltung auf einer Bürgerversammlung verständigt.

"Das ist wohl die kürzeste Fußgängerzone in ganz Deutschland", brachte es Geschäftsinhaberin Ruth Hagene am Mittwochabend im Museum Tabakspeicher auf den Punkt. Nach einer anderthalbstündigen Diskussion hatten sich die etwa 50 Teilnehmer des "Stadtgespräches" auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt. Der Bereich vom Blasii-Kirchplatz bis zur Einmündung der Blasiistraße soll für den Durchgangsverkehr gesperrt werden. Und zwar erst ab Oktober, weil dann die Erneuerungsarbeiten in der Blasiistraße beendet sein werden, durch die dann der Verkehr in Richtung Altendorf rollen soll.

Die Probezeit wird auf zwölf Monate festgelegt. "Wenn sich die Regelung bewährt hat, können wir darüber nachdenken, die Fußgängerzone zu verlängern", kündigte Baudezernent Dietrich Beyse an. Ein Kompromiss, der aber nicht alle zufriedenstellte. "Mir fehlt die notwendige Aufbruchstimmung", meinte Stadtplanerin Inge Klaan etwas enttäuscht. Sie hätte es lieber gesehen, wenn ein größerer Bereich der Barfüßerstraße zur Fußgängerzone umfunktioniert worden wäre. Ruth Hagene widersprach: "Wir haben zwei Fraktionen in der Altstadt und versuchen, den bestmöglichen Kompromiss zu finden".

Dass dringend etwas geschehen musste, darüber waren sich alle Anwesenden einig. Der Durchgangsverkehr macht sowohl den Anliegern als auch den Händlern zu schaffen. "Die meisten brettern durch oder parken alles zu. Da trauen sich die Fußgänger ja kaum noch auf die Straße", beklagte sich eine Anwohnerin. Inge Klaan konnte diese Aussage nur bestätigen. "Der Durchgangsverkehr hat in jüngster Zeit stark zugenommen. Dabei haben wir es allerdings mit einem Mengen- und nicht mit einem Geschwindigkeitsproblem zu tun", führte sie aus. Kontrollen hätten ergeben, dass etwa 80 Prozent der Autos nur durchfahren, während der Rest zum Einkaufen fährt oder als Anlieger zu den Wohnungen will. Die Stadtverwaltung hatte die Problematik erkannt und drei Varianten als Lösungsmöglichkeit angeboten. Variante 1 beschreibt den Ist-Zustand mit dem bestehenden verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit einer Tempo-20-Zone. Dabei wird dem fließenden Verkehr der Vorrang eingeräumt. Variante 2 sieht die Fußgängerzone vor. Sie ist durch hohe Aufenthaltsqualität gekennzeichnet und erlaubt Fahrzeugen die Durchfahrt nur mit Schrittgeschwindigkeit. Vorrang natürlich für die Fußgänger. Variante 3: Änderung der Einbahnstraße in Richtung Pferdemarkt. Hiermit könne zwar eine Minderung der Geschwindigkeit durch das Bergauffahren erreicht werden, aber zugleich sei mit einer Erhöhung des Verkehrslärms zu rechnen. Hansjürgen Nüßle von der "Altstadtinitiative" lehnte eine Fußgängerzone ab, weil diese nicht mehr, sondern weniger Kunden bringen würde. "Das wird schlechter für uns", meinte er. Mit dieser Meinung vertrat er allerdings nur eine Minderheit. Der überwiegende Teil der Anwesenden sprach sich für eine Fußgängerzone aus. "Die Lebensqualität wird sich dadurch erheblich verbessern", sagte Anwohner Martin Räcke.

Pfarrer Peter Kube stellte die Frage nach der zu steigernden Attraktivität. "Wir müssen den Erlebniswert für die Menschen in den Mittelpunkt unser Überlegungen stellen", meinte er. Die neue Fußgängerzone müsse ein attraktiver Raum gerade für die Familie darstellen.