Melchior von Aachen
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'‚Melchior von Aachen‘' (geb. um 1483 in Nordhausen; gest. 23. November 1555 in Nordhausen) war ein Nordhäuser Stadtschreiber, Dechant des Domstifts und Vertreter des Humanismus.[1] Er war maßgeblich dafür verantwortlich, daß der Nordhäuser Dom nach der Reformation reichsunmittelbar (bis 1806) und katholisch blieb.
Leben
Melchior von Aachen wurde ca. 1483 in Nordhausen als Sohn des Lorenz von Ocha/Acha geboren, der zwischen 1490 und 1493 als Nordhäuser Ratsmeister bezeugt ist und am Markt wohnte. Melchior besucht wahrscheinlich die Stiftsschule in Nordhausen. 1501 wurde er Unterstadtschreiber in Nordhausen, 1509 Oberstadtschreiber (Syndikus). 1510 und 1515 wurden Melchior am Nordhäuser Dom und an St. Blasii Vikarien übertragen, und er wurde Kanoniker am Domstift. Mit der Priesterweihe 1517 konnte er diese Ämter ausüben. Für 1517 ist ein Sommersemester in Erfurt und 1533 ein Wintersemester an der Universität zu Leipzig bezeugt. In Leipzig erwarb er sich wohl den akademischen Grad des Lizenziaten.
Melchior gehörte zum Nordhäuser Humanistenkreis und war neben Hermann Pfeifer das einzige Mitglied, daß sich nicht der Reformation anschloß. Als Dechant des Domstifts (1524) trägt er wesentlichen Anteil daran, daß das Domstift zum Heiligen Kreuz katholisch blieb (bis 1806 reichsunmittelbar) und trotz vielfältigster Bemühungen der evangelisch gewordenen Reichsstadt weder säkularisiert wurde noch seine Reichsunmittelbarkeit verlor.[2] Melchiors Festhalten am Katholizismus kostete ihm viele Freundschaften (u. a. die zu seinem Jugendfreund Justus Jonas) und brachte heftige Auseinandersetzungen.
Melchior von Aachen verstarb am 23. November 1555 in Nordhausen, im selben Jahr wie Justus Jonas und Michael Meyenburg.
Zitate
- „Er hat in seiner Zeit offensichtlich eine große geistige Wirkkraft entfaltet. Justus Jonas hat ihm z. B. in seiner Korrespondenz gewünscht, dass er für Nordhausen dieselbe Rolle spielen möge wie es Erasmus von Rotterdam bereits tue… Melchior von Aachen ist auch in Nordhausen noch relativ unbekannt und war zumindest für mich die überraschende Neuentdeckung.“ – ‚Jürgen Rennebach‘[1]
Externe Verweise
- Die Missivenbücher des Rates der Städte Erfurt und Mühlhausen, (PDF)
- In der„Flohburg“: Ausstellung widmet sich Nordhäuser Persönlichkeiten
Literatur
- Amo Wand: ‚Das Reichsstift„Zum Heiligen Kreuz“ in Nordhausen und seine Bedeutung für die Reichsstadt 961–1810‘ (Schriftenreihe der Friedrich–Christian–Lesser–Stiftung; Bd. 17), Heiligenstadt 2006, S. 221–223, 436.
- Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): ‚Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten‘. Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3–86595–336–9
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 In der„Flohburg“: Ausstellung widmet sich Nordhäuser Persönlichkeiten, nordhausen.de (15.November 2005; aufgerufen am 16. Oktober 2012)
- ↑ ‚Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten‘. Horb am Neckar: Geiger, 2009. S. 14