Diskussion:Rudolf Hagelstange

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Imaginäres Interview mit Rudolf Hagelstange

Nordhausen erinnert jedes Jahr am 12. Februar, seinem Geburtstag, an Rudolf Hagelstange. Der Schrift-steller, Lyriker und Essayist schrieb einen Roman in zwei Teilen über seine Vaterstadt („Das Haus oder Balzers Aufstieg“ und „Der Niedergang – Von Balzers Haus zum Käthe-Kollwitz-Heim“). Die Stadtbibliothek ist nach ihm benannt. In einem imaginären Interview gibt er uns posthum Antworten. Das erste Drittel Ihres Lebens haben Sie in Nordhausen verbracht. Woran erinnern Sie sich vor allem? An mein Elternhaus in der Moltkestrasse 4. Der Garten grenzt an das Grundstück Reichsstrasse 26a, wo Ihre Eltern wohnten. Und an das Humanistische Gymnasium, wo ich mein Abitur ablegte. Als junger Mann erwarben Sie einen Namen in der Leichtathletik. Was war Ihr größter Erfolg? Im Jahre 1936 wurde ich mitteldeutscher Meister im Stabhochsprung. Ihre berufliche Karriere begann bei der „Nordhäuser Zeitung“. In welchem Ressort waren Sie? Nach dem zweijährigen Volontariat von 1936 bis 1938 war ich im Feuilleton tätig, bis ich 1939 an die Reichspresseschule wechselte. Dann begann der Zweite Weltkrieg, und Sie wurden zum Militär eingezogen. Wie verlief der weitere Lebensweg? Ich kam zur Nachrichtentruppe und wurde 1944 Kriegsberichterstatter in Frankreich und Italien. Aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft kehrte ich nach Nordhausen zurück. Mein Vater war kurze Zeit im KZ Buchenwald inhaftiert und wurde erster Vorsitzender der CDU. Sie waren Mitgründer des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung in Nordhausen, aber Sie ließen sich nicht für politische Zwecke einspannen und gingen nach einem Jahr in den Westen. Ja, zuerst nach Hemer im Sauerland, dann nach Unteruhldingen am Bodensee. Schließlich 1968 ins Elsass und 1971 nach Erbach im Odenwald. (wo er 1984 verstarb und beerdigt ist. Heinrich Böll hielt die Grabrede. D. Red.) Literaturkritiker sprechen von Ihrer Glückssträhne im Krieg und danach. Was hat das auf sich? Der deutsche Botschafter in Italien nahm mich „unter seine Fittiche“, als ich dort die Armeezeitung redigierte. Meine Gedichte hätten damals meinen Kopf gekostet. In US-Gefangenschaft legte ich sie meinem Vernehmer vor, der sie ins Englische übersetzte und an den Alliierten Oberbefehlshaber, General Dwight D. Eisenhower, schickte. Fortan wurde ich bevorzugt behandelt. Das bewirkte Ihr „Venezianisches Credo“, das mit anderen Gedichten 1981 bei dtv in München erschien. Wurde es schon vorher veröffentlicht? Ja, in der Nachkriegszeit als Auftakt der Insel-Reihe, gelobt von Hans Mayer, Stephan Hermlin und Johannes R Becher. Politisch engagiert haben Sie sich allerdings im Westen Deutschlands, als Vorzeigeautor des PEN-Clubs und der Darmstädter Akademie. Ja, ich gründete den Bundesverband deutscher Autoren als Gegengewicht zu dem linkslastigen Verband der Schriftsteller. Das Sonett „Venezianisches Credo“ ist als Abrechnung mit dem Hitler-Regime verstanden worden. Trifft das auch auf den Ukraine-Krieg zu? Ich zitiere: „Denn was geschieht ist maßlos. Und Entsetzen wölkt die Gewitter über jedem Nacken. Es jagt der Tod mit flammenden Schabracken durch Tag und Nacht, und seine Hufe fetzen . . . Wer baut, wenn bei letzten Brandes Scheine ein Gott dem Würger in die Zügel fällt, aus diesem Chaos eine neue Welt?“ # Manfred Neuber

PS. „Ich habe vermutlich die besten und reichsten und fruchtbarsten Jahre meines Daseins am Bodensee gelebt. Meine ‚schwesterliche’ Heimat, den Harz, habe ich nie oder nur im Zusammenhang mit der Wahlheimat, dem Bodensee, gerühmt.“ --Martin Roland (Diskussion) 14:50, 28. Mär. 2023 (CEST) Rudolf HagelstangeBeantworten

Wikipedia-Korrektur: Rudolf Hagelstange war nicht in der SS

Aus Nordhausen-Forum:

Widersprochen wurde vor einigen Jahren dem Wikipedia-Artikel zu Rudolf Hagelstange, der behauptete, dass der Literat der Waffen-SS angehörte. Der Artikel ist bereits vor längerer Zeit dementsprechend korrigiert, die Vorwürfe blieben aber noch lange Zeit im Netz.

Horst Antoni, Vorsitzender des Historischen Vereins für die Kreisstadt und die ehemalige Grafschaft Erbach, nahm damals Stellung: „Bekanntlich hat sich an Hagelstanges Tätigkeit als Angehöriger der Propagandakompanie der Waffen-SS in den vergangenen Monaten eine Diskussion darüber entzündet, ob der neue Verbindungsweg vom Erbacher Bahnhof zur Altstadt den Namen des Schriftstellers tragen soll und kann.“

Hagelstange trug aber nie deren Uniform. Leichtfertig sei dies aus der Internet-Enzyklopädie Wikipedia übernommen worden. Dabei gab es dort nie eine Quellenangabe für die Behauptung. Wikipedia übernimmt wie jedes Wiki natürlich keine Garantie für die Richtigkeit der Angaben,

Für den Historischen Verein Erbach und mit Zustimmung von Thomas Hagelstange, dem Sohn des 1984 verstorbenen Schriftstellers, hat Anthoni aus dem Berliner Bundesarchiv und der Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht die amtliche Information erhalten, in welchen Propagandakompanien Hagelstange während des Krieges „verwendet“ wurde.

Außerdem liegt ihm die entsprechende Seite seines „Fragebogens“ aus der Zeit nach dem Krieg vor, „den damals jeder erwachsene Deutsche ausfüllen musste“ – zur sogenannten Entnazifizierung. Der Vereinsvorsitzende folgert, „die Daten decken sich“. Fazit: Alle Angaben belegen, dass Rudolf Hagelstange der Wehrmacht angehört hat. Eine Zugehörigkeit zur Waffen-SS kann anhand des „Schriftguts nicht bestätigt werden“, schreibt die Behörde. Auch Zeitzeugen bestätigen, Hagelstange in Wehrmachtsuniform gesehen zu haben, so Anthoni.

Er misst der Zugehörigkeit des Schriftstellers zu einer Propagandakompanie in seiner Zeit als Kriegsberichterstatter keine besondere Bedeutung zu. Nach seinen Recherchen wurden damals Propagandakompanien auf der Basis von Armeen gegründet. Sie gehörten folglich zur Wehrmacht und unterstanden nicht der SS.

Wenn dies nun auch in der Internet-Enzyklopädie von Wikipedia so gesehen wird und man den Nachforschungsergebnissen beim Bundesarchiv Glauben schenkt, dann könnte auch wieder Bewegung in die zunächst geplante und gestoppte Umbenennung des Fußwegs vom Bahnhof zur Altstadt kommen. Der vom Historischen Verein begrüßte Vorschlag war vom Magistrat zurückgezogen worden, weil Bürgermeister Harald Buschmann Bedenken hatte wegen Hagelstanges Besuch der nationalsozialistischen Reichspresseschule und der Zugehörigkeit zur Propagandakompanie. In Leserbriefen wurde Hagelstange gar als Pazifist bezeichnet, jedenfalls sei er nicht mit nationalsozialistischen Äußerungen hervorgetreten. Andernorts wird das offenbar ebenso gesehen. So habe die Stadt Hanau den Schriftsteller posthum geehrt und einen Weg nach ihm benannt. Rudolf Hagelstange war dort 1984 bei einem Aufenthalt im Gartenhaus einer Freundin gestorben. Und seine Geburtsstadt Nordhausen hat Ende 2011 zur hundertsten Wiederkehr seines Geburtstags ein Buch herausgebracht: „Rudolf Hagelstange – Der Schriftsteller und Dichter aus Nordhausen am Harz: Ein Lesebuch“; erschienen im „le petit verlag & agentur“. --Heinrich (Diskussion) 14:53, 5. Sep. 2023 (CEST)Beantworten