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Sehr geehrter Herr Eisfeld, ich habe einen Betrag über das "Alte Museum" verfasst. Leider weiß ich nicht wie ich diese Textdatei hochladen kann und habe sie daher auf diese Unterstützerseite gestellt. Im übrigen habe ich festgestellt, dass auf den Seiten zum Friedrich-Wilhel-Platz die Töpfertorschule fälschlicherweise als Museum genannt wird. Diese Schule befand sich auf der Südseite des Platzes. Das Museum auf der Nordseite. Aber dies soll nur ein kleiner Hinweis sein.

Mit besten Grüßen

Jörg Kulbe

Das „Alte Museum“ war ein klassizistisches Schul- bzw. Museumsgebäude und befand sich am Friedrich-Wilhelm-Platz (ab 23.2.1937: Platz der SA) 8, neben dem Stadttheater. Es wurde bei den Luftangriffen auf Nordhausen im April 1945 zerstört.

Geschichte

Nachdem man bereits im Jahr 1839 auf der Südseite des späteren Friedrich-Wilhelm-Platzes ein neues Schulgebäude für die Realschule errichtet hatte, wurde am 13. Juli 1840 auch der Grundstein für eine Bürgerschule für die Volksschulklassen gelegt. Vom 20. September bis 5. Oktober 1840 wurde das Schulgebäude dann errichtet und 10. November 1841 dann seinem Zweck übergeben. Noch im ersten Jahr nach ihrer Eröffnung wuchs die Schule auf vier Klassen an. Die Schülerzahlen an der Volksschule entwickelten sich wie folgt: 1851 waren es 6 Klassen, 1862 wurden 460 Schüler und 422 Schülerinnen unterrichtet, 1868 besuchten 1233 Kinder die Volksschule. Im Jahr 1871 zählte die Volksschule 1306 Kinder, 677 Jungen und 629 Mädchen. Sie war vielstufig. 20 Lehrer und 3 Lehrerinnen unterrichteten in 22 Klassen. Sieben Jahr später, 1878, waren es 1764 Kinder, 886 Knaben und 878 Mädchen. 29 Lehrer und 4 Lehrerinnen unterrichteten.

Aufgrund der Tatsache, dass die beiden Gymnasien (das Gymnasium in der Predigerstraße und das Realgymnasium am Friedrich-Wilhelm-Platz 1) 1889 staatliche Anstalten wurden, musste die Mädchenvolksschule Ende Mai 1891 das erst 1878 neubezogene Schulgebäude am Taschenberg verlassen und zog im Juli in das bisherige Gebäude des Realgymnasiums am Frierich-Wilhelm-Platz 1 um. Das Volksschulgebäude am Friedrich-Wilhelm-Platz 8 wurde in den nächsten Jahren dann als Knaben- und Mädchenvolksschule genutzt. Zusätzlich erhielt die Knabenvolksschule Räume im bisherigen Gymnasialgebäude in der Predigerstraße. Im Oktober 1900 bezog die Knabenvolksschule die seit 1898 neu erbaute Petersbergschule. Nun wurden beide Schulgebäude am Friedrich-Wilhelm-Platz als Mädchenvolksschule genutzt. Im Jahr 1900 wurden hier 1425 Schülerinnen in 30 Klassen unterrichtet. Beide Schulen wurden durch Gottlieb Klautzsch geleitet.

Nach dem Tod des langjährigen Rektors Gottlieb Klautzsch am 9. Juni 1902 wurde die Mädchenvolksschule geteilt in die Mädchenvolksschule I und die Mädchenvolksschule II. Die Mädchenvolksschule I erhielt ihr Domizil im ehemaligen Realgymnasium am Friedrich-Wilhelm-Platz 1 (ab 1927 Mädchen-Volksschule am Töpfertor) und die Mädchenvolksschule II im Volksschulgebäude am Friedrich-Wilhelm-Platz 8 (ab 1907 Museum).

Für die Mädchenvolksschule II sind im Adressbuch von 1904 für Michaelis (29. September) 1903 folgende Lehrkräfte genannt:

   • Volksschullehrer: Acke, Hesse, Killge, Lange, Margraf, Ritschke, Schirmer, O. Schmidt, Schütte, Tierack, Todenhöfer
   • Lehrerinnen: Frl. Kosack, Stolberg, Trömel
   • Handarbeitslehrerin: Frl. Kohn

Geleitet wurde die Schule von Georg Röpke. Die 680 Schülerinnen wurden in 12 Klassen unterrichtet.

Im August 1906 zog die Mädchenvolksschule II in die neu erbaute Volksschule an der Wiedigsburg (ab 1927 Justus-Jonas-Schule) um.

Da die Räumlichkeiten des 1892 eröffneten Museums im ehemaligen Gymnasialgebäude in der Predigerstraße für die Mädchen-Mittelschule benötigt wurden, überließ die Stadt dem Museum und dem Stadtarchiv nun das Gebäude am Friedrich-Wilhelm-Platz 8. Im Sommer und Herbst 1906 wurde die ehemalige Mädchenschule dann zum Museum umgebaut. Das Gebäude erhielt ein neues Dach und wurde auch im Innern stark verändert.

Am 27 Juni 1907 wurden das Städtische Museum und das Archiv am Friedrich-Wilhelm-Platz 8 neu eröffnet. Allein für das Museum standen 18 Räume zur Verfügung. Eine klare Gliederung in einzelne Abteilungen erleichterte dem Besucher das Verständnis. Neben den heimatkundlichen und kunstgeschichtlichen Abteilungen war erstmalig auch eine Ethnographisch-naturkundlichen Abteilung zu sehen. Hier war auch die Konchyliensammlung von Hermann Arnold ausgestellt, die wohl zu der umfangreichsten dieser Art gehörte.

Im Erdgeschoß des Gebäudes befanden sich das Stadtarchiv und die aus der Volksbücherei herausgelöste „Historischen Bücherei“. In den übrigen Stockwerken nahm das Gebäude das Städtische Museum und die Volksbücherei auf.

Um 1920 umfasste die „Historische Bücherei“ 2400 Bände. Seit 1925 machte sich für das Stadtarchiv aber immer mehr die beengte Räumlichkeit des Gebäudes bemerkbar. 1927 zogen daher Archiv und „Historische Bücherei“ in das Gebäude des einstigen Stadtgefängnisses Mauerstraße 15 um. Nur die Urkunden verblieben im vergitterten Erdgeschoß des Museums, wo sie bis 1934 aufbewahrt wurden.

Die Volksbücherei war bereits 1906 aus dem Waisenhaus in die neuen Räume am Friedrich-Wilhelm-Platz 8 übergesiedelt, wo sie am 18. Februar 1907 wieder eröffnete. Sie nahm den Namen ihres Förderers „Jakob-Plaut-Volksbücherei“ an. Im Jahr 1912 verfügte sie über 3000 Bände und war wochentags von 17 bis 20 Uhr geöffnet. Die Lesegebühren betrugen wöchentlich 2 Pfennig je Buch. Bis 1927 erhöhte sich der Buchbestand 5400 Bände. Geleitet wurde die Volksbücherei bis 1934 durch Luise Müller.

Durch den Tod des langjährigen Konservators am Museum Hermann Arnold am 30. Dezember 1909 eröffneten sich dem Museum neue Möglichkeiten. Er hinterließ der Stadt nicht nur seine reichen Sammlungen (u.a. die bereits erwähnte Konchyliensammlung), sondern auch sein gesamtes Vermögen in Höhe von 1.700.000 Mark, zwecks Begründung einer Stiftung, deren Zinsen zur Hälfte „zum Bau, zur Ausstattung, Erhaltung und Erweiterung des Städtischen Museums nebst Bibliothek und Archiv“ dienen sollten. Durch die Arnoldstiftung war man in der Lage regelmäßige Ankäufe von Gegenständen in größeren Maßstab zu tätigen. Geleitet wurde das Museum zunächst durch den Mittelschullehrer und ehrenamtlichen Stadtarchivar Hermann Heineck. Zuvor hatte dieser bereits seit dem Jahr 1900 das Museum in der Predigerstraße geführt. Am 7. November 1912 beschloss die Hermann-Arnold-Stiftung, den Erfurter Stadtarchivar Dr. Obermann mit der Ordnung, Sichtung und Ergänzung des Städtischen Museums zu beauftragen. Er übernahm nebenamtlich die Leitung und begann mit der systematischen Neuorganisierung der Einrichtung. In achtjähriger Arbeit stellte er eine 10 Zimmer umfassende kostbare Steilmöbelsammlung zusammen, die die Wohnkultur des wohlhabenden Bürgertums von der Gotik bis zum Biedermeier dazustellte.

Bei der Neueröffnung des Museums am 7. Mai 1921 konnte die Stilmöbelsammlung erstmals der Öffentlichkeit gezeigt werden. Unter der Leitung von Dr. Obermann hatte das Museum eine völlige Neugestaltung erfahren. Neben den 10 als Stilzimmer eingerichteten Räumen waren die anderen Abteilungen beibehalten und ebenfalls neu gestaltet worden. Drei Hauptabteilungen, das geschichtliche, das kunstgewerbliche und das naturwissenschaftliche Museum, wurden nunmehr klar voneinander getrennt. Neben den Stilzimmern waren die Abteilungen für bildende Kunst, lokale Altertümer, Waffensammlungn Naturwissenschaft und die Sammlung für Ur- und Frühgeschichte zu sehen. In der örtlichen Presse vertrat man einstimmig die Meinung, Nordhausen könne auf diese Einrichtung stolz sein, keine Stadt in Mitteldeutschland habe Ähnliches aufzuweisen.

Über das Museum schrieb Oskar Doering:

„Die kunst- und kulturgeschichtlichen Gruppen umfassen Erzeugnisse von den ältesten Epochen bis zu der Grenze der Gegenwart, von der jüngeren Steinzeit bis zum Klassizismus. Die kunstgewerbliche Sammlung, deren wesentlichste Teile in den Stilzimmern vereinigt sind, beginnt mit Gegenständen aus der Zeit der hohen Gotik, also vom 14. Jahrhundert bis in den Anfang des 16. und gibt weiter Einblick in die künstlerische Kultur der Renaissance, des Barock und der folgenden Epochen bis zum Ausgange des Biedermeierstiles. Auf Einzelheiten dieser sehr umfangreichen Abteilung einzugehen, ist hier nicht möglich. Aus der Gruppe der kirchlichen Kunst nennen wir als noch nicht erwähnt die überaus kostbaren Bestände eines Fundes, der 1911 in dem Schreiberschen Hause, Töpferstraße 7, gemacht wurde. Die Gegenstände haben ohne Zweifel einer Kirche oder einem Kloster gehört (wahrscheinlich Himmelgarten) und dürften vergraben sein, um sie vor der Raubsucht der Bauern zu retten. Außer einer Anzahl von kleineren Stücken sind es drei Kapseln, fünf Kelche nebst Patenen und ein silbernes Weihrauchfaß, alles wundervolle Arbeiten aus dem 14. bis 15. Jahrhundert. Von gotischen Figuren des Museums sei ein stehender Apostel wegen monumentaler Zeichnung erwähnt. — Der Waffensaal enthält außer einer Fahnensammlung zahlreiche Angriffs- und Abwehrwaffen vom Mittelalter besonders aber vom 16. Jahrhundert an, übrigens nicht nur nordhäusische, sondern auch Gegenstände aus fremden Ländern und primitiven Kulturkreisen. — Sehr reich und von großem kunstgeschichtlichem, daneben technischem Werte, ist die Sammlung von Nordhäuser Haus- und Handwerksaltertümern, über die Dr. Stolberg eine Sonderschrift herausgegeben hat (Verlag Theodor Müller in Nordhausen 1925). Herausgegriffen seien hier die in Nordhausen heimischen Anfänge der Tapetenfabrikation, interessante Sammlungen von Lebkuchenformen Messing- und Bronzegeräten, Tafelgeschirr, Zinnsoldaten, Schreiner und Drechslerarbeiten, Spielsachen. Auf weiteres einzugehen ist hier nicht möglich.“

Im Jahr 1923 übernahm Dr. August S t o l b e r g die Leitung des Museums. Drei Jahre später wurde ihm der Titel Museumsdirektor verliehen. Der Kunsthistoriker und Archäologe widmete sein Augenmerk vor allem der Kunst- und der Vorgeschichte. Zum Glanzstück des Museums wurde die Pieta aus der Riemenschneiderschule, Liebenröder Mammut- und Feuersteinfunde zeigten die Urgeschichte und ein bronzezeitliches Höckerskelett mit Beigaben erhielt einen augenfälligen Platz. Mit Sonderausstellungen und historischen Museumskonzerten versuchte Dr. Stolberg die Akzeptanz der einheimischen Bevölkerung weiter zu erhöhen.

Da ständig Neues aus allen Gebieten, u. a. eine besondere Abteilung für Höhlenkunde, hinzugekommen war, zeigte es sich dass der Platz im Museum nicht mehr ausreichte. Aus diesem Grund erwarb die Stadt im Herbst 1926 aus Privathand die „Beckersche Villa“ mit dazugehörigen Park in der damaligen Osterstraße. Die gesamte Stilzimmerausstellung siedelte im Frühjahr 1927 dann in dieses Gebäude über, wo sie am 26. Mai 1927 neu eröffnet wurde. Im Unterschied zum „Alten Museum“ am Friedrich-Wilhelm-Platz, nannte man dieses Gebäude bei der Eröffnung im Jubiläumsjahr 1927 das „Neue Museum“. Im Juli 1934 wurde das „Neue Museum“ in „Meyenburgmuseum“ umbenannt. Im Alten Gebäude konnten sich die übrigen Sammlungen: Vorgeschichte, Naturwissenschaften, Ethnographie, Nordhusana usw. nun weiter ausdehnen.

Da das Gebäude am Friedrich-Wilhelm-Platz für die städtischen Berufsschulen gebraucht wurde, mussten das „Alte Museum“ und die Volksbücherei 1934 erneut umziehen, Um eine neue Bleibe für das „Alte Museum“ zu finden, kaufte die Stadt Anfang 1934 die ehemalige Riemann-Villa am Gehege, die wegen der nahen Merwigslinde als „Lindenhof“ bezeichnet wurde. Am 18. Mai 1934 begann der Umzug der Sammlungen des „Alten Museums“ und am 7. Juli 1934 wurde der „Lindenhof“ dann als Museum für Ur- und Frühgeschichte seiner Bestimmung übergeben.

Die Volksbücherei erhielt neue Räumlichkeiten in der Domstraße 10. Nach dem Machtantritt durch die Nationalsozialisten war der Name des jüdischen Ehrenbürgers Jakob Plaut aus der Bezeichnung der Bibliothek verschwunden.. Sie hieß nur noch „Städtische Volksbücherei“.

Nach dem Umzug des „Alten Museum“ in den „Lindenhof“ fanden im Gebäude Friedrich-Wilhelm-Platz 8 folgende Städtischen Berufs- und Fachschulen ihr Domizil: die Kaufmännische Berufsschule, die Gewerbliche Berufsschule (mit Mädchenabteilung) und die Städtische Höhere Handelsschule und Städtische Handelsschule.

Zu diesen Schulen findet man im Adressbuch von 1937 folgende Informationen:

1. Gewerbliche Berufsschule (mit Mädchenabteilung):

   • 1632 Schüler(innen) in 74 Klassen
   • Lehrer: Dir.-Stellvertr. Glupe, Gewerbeoberlehrer Barthels, Geuther, Nicolai, Voß, Ottsen, Wiese, Gieseler, Riechel
   • Lehrerinnen: Gewerbeoberlehrerinnen Kossinna, Strempel, Gewerbelehrerin Ziergiebel
   • 5 nebenamtlich beschäftigte Lehrkräfte

Unterrichtsräume der Gewerblichen Berusschule befanden sich auch in der Domstraße 15 und 16

2. Kaufmännische Berufsschule:

   • 454 Schüler(innen) in 22 Klassen
   • Lehrer: Handelsoberlehrer Otto Peschlow, Dr. Oelze, Handelslehrer Böttcher, 
   • techn. Lehrer:  Guhl, Krüger 
   • Lehrerinnen: Handelsoberlehrerin Körber, Handelslehrerin Deeken, Brüggenolte
     

3. Städtische Höhere Handelsschule und Städtische Handelsschule

   • 227 Schüler(innen) in 4 Klassen
   • Lehrer: Fachschuloberlehrer Dr. Propp, Dr. Hesse
   • Lehrerinnen: Handelsoberlehrerinnen Gehrke, Schade 

Direktor der Städtischen Berufs- und Fachschulen war Dr. Georg Seibert.

Beim britischen Bombenangriff auf Nordhausen am 4. April 1945 wurde das Gebäude völlig zerstört.

Literatur

. in Der Nordhäuser Roland (5/1955)'

  • Heidi Wedde: Ausbildung mit Tradition (1), NNZ vom 25.10.2007
  • 125 Jahre Stadt-Bibliothek, NNZ vom 28.01.2002
  • Barbara Roesch: Von der Volksbibliothek zur KulturBibliothek,

NNZ vom 05.03.2012

  • Meyenburg - Museum Nordhausen (Hrsg.) 100 JAHRE Nordhäuser Museum
  • R. H. Walther Müller: Geschichte des Nordhäuser Stadtarchivs

Weblinks: https://nordhausen-wiki.de/index.php?title=Stadtarchiv_Nordhausen https://de.wikipedia.org/wiki/Kunsthaus_Meyenburg https://www.stadtansichten-nordhausen.de/ein-geschichtlicher-abriss-140-jahre-staedtisches-museum-in-nordhausen/ https://nordhausen-wiki.de/index.php?title=Hermann_Heineck

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