Otto Reckstat: Unterschied zwischen den Versionen
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Anfang 1933 wurde er Stadtverordneter der SPD in Nordhausen, der er seit 1921 angehörte. Am 19. März 1933 nach der „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ in Schutzhaft genommen, entlassen und am 26. Juni 1933 erneut verhaftet, dann bis Dezember 1933 im Konzentrationslager Esterwegen III (Emsland). Der Oberbürgermeister [[Heinz Sting]] forderte Reckstat nach seiner Freilassung offiziell auf, sich nicht länger als Stadtrat zu betätigen, da dies eine „Gefährdung der öffentlichen Sicherheit“ darstellen würde. Danach war er erwebslos und arbeitete dann als Inspektor bei der Versicherungs-AG Deutscher Herold und später bei einer Elektrofirma, wo er 1940 die Meisterprüfung ablegte. Am 3. August 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen und diente bei er Kriegsmarine. Von 1944 bis 1947 war er in englischer Kriegsgefangenschaft. Seine Ehefrau Berta verstarb 1946. | Anfang 1933 wurde er Stadtverordneter der SPD in Nordhausen, der er seit 1921 angehörte. Am 19. März 1933 nach der „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ in Schutzhaft genommen, entlassen und am 26. Juni 1933 erneut verhaftet, dann bis Dezember 1933 im Konzentrationslager Esterwegen III (Emsland). Der Oberbürgermeister [[Heinz Sting]] forderte Reckstat nach seiner Freilassung offiziell auf, sich nicht länger als Stadtrat zu betätigen, da dies eine „Gefährdung der öffentlichen Sicherheit“ darstellen würde. Danach war er erwebslos und arbeitete dann als Inspektor bei der Versicherungs-AG Deutscher Herold und später bei einer Elektrofirma, wo er 1940 die Meisterprüfung ablegte. Am 3. August 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen und diente bei er Kriegsmarine. Von 1944 bis 1947 war er in englischer Kriegsgefangenschaft. Seine Ehefrau Berta verstarb 1946. | ||
Reckstat trat Ende der 1940er Jahre der SED bei, wurde jedoch am 3. Juli 1950 wegen „Nichtunterzeichnung zur Ächtung der Atombombe“ ausgeschlossen. Im März 1949 heiratete er erneut. Seit 1952 war er Gewerkschaftsvertrauensmann im [[VEB ABUS]]-Maschinenbau, im Juni 1953 wurde zum Streikführer in Nordhausen gewählt. Danach wurde er verhaftet und vom Bezirksgericht Erfurt am 28. Oktober 1953 als „imperialistischer Agent“ wegen Kriegs- und Boykotthetze zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt sowie zu fünf Jahren Sühnemaßnahmen nach der Kontrollrats-Direktive 38 verurteilt. Auf Gesuch seiner in England lebenden Tochter Herta Simpson an | Reckstat trat Ende der 1940er Jahre der SED bei, wurde jedoch am 3. Juli 1950 wegen „Nichtunterzeichnung zur Ächtung der Atombombe“ ausgeschlossen. Im März 1949 heiratete er erneut. Seit 1952 war er Gewerkschaftsvertrauensmann im [[VEB ABUS]]-Maschinenbau, im Juni 1953 wurde zum Streikführer in Nordhausen gewählt. Danach wurde er verhaftet und vom Bezirksgericht Erfurt am 28. Oktober 1953 als „imperialistischer Agent“ wegen Kriegs- und Boykotthetze zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt sowie zu fünf Jahren Sühnemaßnahmen nach der Kontrollrats-Direktive 38 verurteilt. Auf Gesuch seiner in England lebenden Tochter Herta Simpson an Staatspräsident Wilhelm Pieck wurde er nach vier Jahren vorzeitig entlassen und flüchtete am 30. November 1957 zusammen mit seiner Frau nach West-Berlin. Es folgte der Umzug nach Bremen, wo er als Elektriker arbeitete. 1963 ging er in Ruhestand. | ||
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Version vom 28. Februar 2013, 19:26 Uhr
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Otto Reckstat (geb. 11. September 1898 auf Gut Ramberg in Ostpreußen; gest. 22. Juni 1983 in Bremen) war ein Gewerkschaftsführer, Stadtverordneter und Symbolfigur der Arbeitererhebung am 17. Juni 1953 in Nordhausen.
Leben
Otto Reckstat wurde als Sohn des Kutschers Wilhelm Reckstat auf dem Gut Ramberg in Ostpreußen geboren. Er besuchte die Schule in Berlin-Oberschöneweide und ging als Schiffsjunge zur Seefahrt. 1913 wurde er Berufssoldat in der Kaiserlich Deutschen Marine und diente im Ersten Weltkrieg, 1919 wurde er entlassen. Danach war er Kabellöter beim Telegrafenbau und kam nach Sondershausen, wo er Betriebsrat wurde. 1921 heiratete er Berta Bollmann. Aus der Ehe gingen Konrad (1922) und Herta (1927) hervor. Im Adreßbuch von Nordhausen 1934 war er am Petersberg 33 gemeldet.
Anfang 1933 wurde er Stadtverordneter der SPD in Nordhausen, der er seit 1921 angehörte. Am 19. März 1933 nach der „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ in Schutzhaft genommen, entlassen und am 26. Juni 1933 erneut verhaftet, dann bis Dezember 1933 im Konzentrationslager Esterwegen III (Emsland). Der Oberbürgermeister Heinz Sting forderte Reckstat nach seiner Freilassung offiziell auf, sich nicht länger als Stadtrat zu betätigen, da dies eine „Gefährdung der öffentlichen Sicherheit“ darstellen würde. Danach war er erwebslos und arbeitete dann als Inspektor bei der Versicherungs-AG Deutscher Herold und später bei einer Elektrofirma, wo er 1940 die Meisterprüfung ablegte. Am 3. August 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen und diente bei er Kriegsmarine. Von 1944 bis 1947 war er in englischer Kriegsgefangenschaft. Seine Ehefrau Berta verstarb 1946.
Reckstat trat Ende der 1940er Jahre der SED bei, wurde jedoch am 3. Juli 1950 wegen „Nichtunterzeichnung zur Ächtung der Atombombe“ ausgeschlossen. Im März 1949 heiratete er erneut. Seit 1952 war er Gewerkschaftsvertrauensmann im VEB ABUS-Maschinenbau, im Juni 1953 wurde zum Streikführer in Nordhausen gewählt. Danach wurde er verhaftet und vom Bezirksgericht Erfurt am 28. Oktober 1953 als „imperialistischer Agent“ wegen Kriegs- und Boykotthetze zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt sowie zu fünf Jahren Sühnemaßnahmen nach der Kontrollrats-Direktive 38 verurteilt. Auf Gesuch seiner in England lebenden Tochter Herta Simpson an Staatspräsident Wilhelm Pieck wurde er nach vier Jahren vorzeitig entlassen und flüchtete am 30. November 1957 zusammen mit seiner Frau nach West-Berlin. Es folgte der Umzug nach Bremen, wo er als Elektriker arbeitete. 1963 ging er in Ruhestand.
Würdigung
1971 erhielt Reckstat eine Ehrenurkunde für seine 50jährige Mitgliedschaft in der SPD.
Am 13. Oktober 1998 erhielt die Brücke zwischen der Halleschen Straße und Barbarossastraße in Nordhausen den Namen „Otto-Reckstat-Brücke.“
Literatur
- Rainer Hellberg; Fritz Schmalz: Der 17. Juni 1953 in Nordhausen. Nordhausen: le Petit, 2007. ISBN 978-3-9812078-0-4
- Nordhäuser Nachrichten (1/1997). Südharzer Heimatblätter; Verlagssonderbeilage der "Thüringer Allgemeine". Februar 1997
Nordhausen; 1/1997
- Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten. Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3-86595-336-9
- Anna Kaminsky (Hrsg.): Orte des Erinnerns: Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR. Bonn: Bundeszentrale für Politische Bildung, 2004. ISBN 3-89331-528-4
- Der Freiheit verpflichtet: Gedenkbuch der deutschen Sozialdemokratie im 20. Jahrhundert. Berlin: Vorwärts-Buch, [2013]. ISBN 978-3-86602-250-8