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Johanna Himmler arbeitete als Telefonistin für die KPD und engagierte sie sich als Funktionären in ihrer Partei (Parteizeitschrift „Der Kämpfer“) sowie in der Gewerkschaft für Proletarische Frauen. Sie organisierte Frauenabende und Schulungen für Funktionärinnen. 1927 bis 1931 war sie Stadtverordnete in Chemnitz und Mitglied im Verfassungs- und Wohlfahrtsausschuß sowie im Ausschuß für Krankenanstalten. Himmler beteiligte sich an Debatten und | Johanna Himmler arbeitete als Telefonistin für die KPD und engagierte sie sich als Funktionären in ihrer Partei (Parteizeitschrift „Der Kämpfer“) sowie in der Gewerkschaft für Proletarische Frauen. Sie organisierte Frauenabende und Schulungen für Funktionärinnen. 1927 bis 1931 war sie Stadtverordnete in Chemnitz und Mitglied im Verfassungs- und Wohlfahrtsausschuß sowie im Ausschuß für Krankenanstalten. Himmler beteiligte sich an Debatten und verfasste Berichte zu ihrem Schwerpunktthema soziale Politik. Ihre gesammelten Erfahrungen qualifizierten sie schließlich als Kandidatin für den Reichstag. | ||
=== Reichstagsabgeordnete === | === Reichstagsabgeordnete === |
Version vom 1. März 2019, 17:11 Uhr
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Johanna 'Hanna' Himmler (geb. 20. September 1894 in Chemnitz als Johanna Bertha Clara Mildner; gest. 13. Oktober 1972 in Nordhausen) war eine Reichstagsabgeordnete der KPD (1930-1933), Mitglied des Thüringer Landtages und Stadträtin in Nordhausen. Sie war mit dem Nordhäuser Oberbürgermeister Hans Himmler verheiratet.
Leben
Jugend und Ausbildung
Johanna Bertha Clara Mildner wurde am 20. September 1894 in Chemnitz geboren. Ihr Vater Moritz Mildner war Hausmeister und Bürobote, ihre Mutter Anna Bertha, geborene Fiedler, eine Putz- und Waschfrau. Johanna wuchs mit zwei Brüdern auf, zwei ihrer Geschwister verstarben im Säuglingsalter. Ihr Vater verstarb 1906, und ihre Mutter arbeitet fortan als Näherin in Heimarbeit.
Johanna besuchte acht Jahre lang die Volksschule und unterstützte die Mutter, indem sie Wäsche austrug. Nach der Schule arbeitete sie Jahre als Hausgehilfin, danach fand sie eine Lehrstelle als kaufmännische Angestellte. Von 1913 bis 1921 war sie Fachverkäuferin für Handschuhe.
Im Jahr 1916 wurde die Mitglied des Zentralverbandes der Angestellten, aus dem sie 1925 ausgeschlossen wurde.
Eintritt in die KPD
Ab 1917 gehörte sie dem Spartakusbund an und war 1919 mit Gründung in Chemnitz Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Im Sommer 1921 fuhr sie als Delegierte zum 2. Internationalen Frauenweltkongreß nach Moskau.[1]
Möglicherweise wegen ihrer politischen Betätigung wurde sie mehrfach entlassen und ging am 1. Oktober 1921 nach Nordhausen. Sie fand eine Anstellung als Verkäuferin im Modehaus Schönbeck. In den folgenden Monaten lernte sie Hans Himmler kennen, der ebenfalls Mitglied er KPD war.
Im Januar 1923 zog sie mit Hans Himmler nach Chemnitz und heiratete ihn im April. Am 6. August 1924 wurde Tochter Nora geboren.
Funktionärin
Johanna Himmler arbeitete als Telefonistin für die KPD und engagierte sie sich als Funktionären in ihrer Partei (Parteizeitschrift „Der Kämpfer“) sowie in der Gewerkschaft für Proletarische Frauen. Sie organisierte Frauenabende und Schulungen für Funktionärinnen. 1927 bis 1931 war sie Stadtverordnete in Chemnitz und Mitglied im Verfassungs- und Wohlfahrtsausschuß sowie im Ausschuß für Krankenanstalten. Himmler beteiligte sich an Debatten und verfasste Berichte zu ihrem Schwerpunktthema soziale Politik. Ihre gesammelten Erfahrungen qualifizierten sie schließlich als Kandidatin für den Reichstag.
Reichstagsabgeordnete
Im September 1930 zog sie als Abgeordnete für den Wahlkreis 30 „Chemnitz-Zwickau“ in den Reichstag ein. Sie zählte nicht zu den führenden Persönlichkeiten der KPD-Fraktion und betätigte sich parallel an außerparlamentarischen Aktivitäten.
Im Reichstag meldete sie sich insgesamt dreimal zu Wort. So forderte sie am 11. Dezember 1930 erfolglos kürzere Arbeitszeiten und den freien Sonnabend Nachmittag.[2] Am 13. März I931 verlangte Himmler eine Beratung zu Paragraphen des Strafgesetzbuches zur Abtreibung.[3]
Nationalsozialismus
Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 tauchte sie unter und arbeitete illegal für die KPD. Vom 4. Juli 1933 bis zum 28. Juni 1934 befand sie sich in Schutzhaft und wurde unter strengen Meldeauflagen und dem Verbot politischer Arbeit und Kontakte entlassen. Danach war sie arbeitslos. Im Oktober 1938 fand sie eine Stelle als Büroangestellte in Chemnitz.
Am 14. Juli 1939 wurde sie erneut verhaftet und am 17. November 1939 vom Oberlandesgericht Dresden wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einem Jahr und vier Monaten Gefängnis verurteilt, die sie im Frauengefängnis Meussdorf und im Sondergerichtsgefängnis Freiberg zubringen mußte. Nach ihrer Haftentlassung arbeitete sie in einer Antiquariatsbuchhandlung, die KPD-Sympathisanten gehörte.[4]
Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde sie im August 1944 im Rahmen der Aktion „G(ew)itter“, die sich gegen ehemalige parlamentarische Abgeordnete richtete, erneut verhaftet und im Konzentrationslager Ravensbrück interniert, aus dem sie im April 1945 frei kam.[5] Im Konzentrationslager blieb sie noch bis zum Juni 1945 und arbeitete im TBC-Block.
Wirken in Nordhausen
Mitte Juni 1945 zog sie zu ihrem Mann in das schwer zerstörte Nordhausen, da die Chemnitzer Wohnung beim Bombenangriff vernichtet wurde. Sie betätigte sich darauf als unbesoldete Stadträtin und wurde Mitglied der Beratenden Landesversammlung des Landes Thüringen, dann Mitglied des gewählten Thüringer Landtages. Ferner war sie Vorsitzende des Nordhäuser Antifa-Frauenausschusses und Mitbegründerin des Demokratischen Frauenbundes Deutschland (DFD). Mit Anfang der 1950er Jahre trat sie aus gesundheitlichen Gründen als Stadträtin zurück und war seitdem in unterschiedlichen ehrenamtlichen Funktionen der SED, des DFD und der VdN tätig.
Die Familie lebte zunächst in der Thüringer Straße 21, später in der Karolinger Straße 63.
Im 1965 zog sie sich aus der Politik zurück und referierte an Schulen.
Johanna Himmler verstarb am 13. Oktober 1972 in Nordhausen und wurde am 18. Oktober 1972 beigesetzt.
Ehrungen
- Vaterländischer Verdienstorden in Silber
- Clara-Zetkin-Medaille
- zahlreiche Ehrenmedaillen, -nadeln und -urkunden.
Nach ihr wurde die POS Hanna Himmler in Nordhausen benannt, des weiteren gab es den Kindergarten Hanna Himmler in der Elisabethstraße. Anfang Oktober 1974 erhielt ein Altenheim in der Freiherr-vom-Stein-Straße ihren Namen.
Literatur
- Hermann Weber; Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945, Berlin: Karl Dietz Verlag 2004, S. 314-315 ISBN 3-320-02044-7
- Revolutionäre Kämpfer. Biographische Skizzen, Heft 3, Karl-Marx-Stadt 1977, S. 40-42
- Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten. Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3-86595-336-9
- Paul Lauerwald: Leben und Kampf der Genossin Hanna Himmler, (Kämpfer gegen den Faschismus, Vorbilder der Jugend ; Heft 3) Nordhausen 1989
- Martin Schumacher (Hg.): Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Düsseldorf 1991, S. 286 f.
- Ulrike Müller (Hg.): Frauenorte in Thüringen - Die Region Nordhausen, Weimar 2005, S. 183-187
- Harald Mittelsdorf: "Jetzt endlich können die Frauen Abgeordnete werden!": Thüringer Parlamentarierinnen und ihre Politik. Weimar, Jena: Hain-Verl., 2003
Externe Verweise
- Johanna Himmler in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten: Himmler, Johanna
Einzelnachweise
- ↑ Ihre Erinnerungen dazu sind im Stadtarchiv Nordhausen hinterlegt. An dem Kongreß nahmen auch die KPD-Politererinnen Martha Arendsee und Clara Zetkin teil. Daneben wurde der 8. März als Datum des „Internationalen Frauentags“ beschlossen.
- ↑ Reichstagsprotokolle, Bd. 444, 13. Sitzung
- ↑ Reichstagsprotokolle, Bd. 445, 41. Sitzung
- ↑ Helmut Gruber: Women and Socialism, Socialism and Women, 1998, S. 161.
- ↑ Claus Füllberg-Stolberg: Frauen in Konzentrationslagern. Bergen-Belsen, Ravensbrück, 1994, S. 211.