Eduard Baltzer: Unterschied zwischen den Versionen

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K Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 110
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Mit dem sogenannten März-Edikt von 1847 konnte man in Preußen aus der Kirche austreten. Von der Orthodoxie heftig bekämpft, bildeten sich in vielen Teilen Deutschlands aus dem Geist der Aufklärung frei-religiöse Bewegungen, von der Amtskirche unabhängige Gemeinden, die dem Einzelnen und der Natur höchste Autorität zubilligten und ihre eigenen Feste feierten. 1859 wurde Eduard Baltzer, freireligiöser Prediger in Nordhausen, zum ersten Präsidenten des Bundes Freireligiöser Gemeinden Deutschlands gewählt.
Mit dem sogenannten März-Edikt von 1847 konnte man in Preußen aus der Kirche austreten. Von der Orthodoxie heftig bekämpft, bildeten sich in vielen Teilen Deutschlands aus dem Geist der Aufklärung frei-religiöse Bewegungen, von der Amtskirche unabhängige Gemeinden, die dem Einzelnen und der Natur höchste Autorität zubilligten und ihre eigenen Feste feierten. 1859 wurde Eduard Baltzer, freireligiöser Prediger in Nordhausen, zum ersten Präsidenten des Bundes Freireligiöser Gemeinden Deutschlands gewählt.


Am 8. Januar 1866 wählten die Stadtverordneten mehrheitlich Eduard Baltzer zum [[Liste der Stadtverordnetenvorsteher von Nordhausen|Stadtverordneten-Vorsteher]] und [[August Karl Grimm]] zu seinem Stellvertreter.<ref>{{Literatur|autor=[[Stadtarchiv Nordhausen]] (Hrsg.) |titel=[[Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989]] |ort=Horb am Neckar |verlag=Geiger |jahr=2003 |seiten=110 |url= |format= }}</ref>
Am 8. Januar 1866 wählten die Stadtverordneten mehrheitlich Eduard Baltzer zum [[Liste der Stadtverordnetenvorsteher von Nordhausen|Stadtverordneten-Vorsteher]] und [[August Karl Grimm|August Grimm]] zu seinem Stellvertreter.<ref>{{Literatur|autor=[[Stadtarchiv Nordhausen]] (Hrsg.) |titel=[[Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989]] |ort=Horb am Neckar |verlag=Geiger |jahr=2003 |seiten=110 |url= |format= }}</ref>


Durch einen bereits vegetarisch lebenden Amtskollegen bekommt er Kenntnis von der Schrift Theodor Hahns ''Das praktische Handbuch zur gesunden Lebensweise''. Mit 53 Jahren wurde Baltzer Vegetarier und rief Ostern 1867 den „Deutschen Verein für naturgemäße Lebensweise“ und damit die Vegetarier-Bewegung in Deutschland ins Leben. Das Vereinsblatt (''Vereinsblatt für Freunde der natürlichen Lebensweise'') war die erste vegetarische Zeitschrift. Nach dem Tod Baltzers wurde ein neuer Name für das Blatt gewählt: ''Thalysia'', Baltzer nannte Thalysianismus die „natürliche Lebensweise“ der Vegetarier, nach Thalysia, dem antiken Erntedankfest zu Ehren Demeter und Dionysus.
Durch einen bereits vegetarisch lebenden Amtskollegen bekommt er Kenntnis von der Schrift Theodor Hahns ''Das praktische Handbuch zur gesunden Lebensweise''. Mit 53 Jahren wurde Baltzer Vegetarier und rief Ostern 1867 den „Deutschen Verein für naturgemäße Lebensweise“ und damit die Vegetarier-Bewegung in Deutschland ins Leben. Das Vereinsblatt (''Vereinsblatt für Freunde der natürlichen Lebensweise'') war die erste vegetarische Zeitschrift. Nach dem Tod Baltzers wurde ein neuer Name für das Blatt gewählt: ''Thalysia'', Baltzer nannte Thalysianismus die „natürliche Lebensweise“ der Vegetarier, nach Thalysia, dem antiken Erntedankfest zu Ehren Demeter und Dionysus.

Version vom 18. Juni 2024, 11:08 Uhr

Eduard Baltzer
[[Bild:|220px|Eduard Baltzer]]
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geb. 24. Oktober 1814 in Hohenleina
gest. 24. Juni 1887 Durlach
Theologe und Schriftsteller
Bilder und Medien bei Commons
GND-Nummer 116046589
DNB: Datensatz
Eduard Baltzer

Eduard Baltzer (geb. 24. Oktober 1814 in Hohenleina; gest. 24. Juni 1887 Durlach) war Theologe, Schriftsteller und Gründer der Freien Religionsgemeinde Nordhausen.

In Nordhausen gründete er den ersten Vegetarier-Verein in Deutschland und war der erste Präsident des Bundes Freireligiöser Gemeinden Deutschlands. 1848, im Jahr der europäischen Revolutionen, nahm er am Vorparlament der ersten Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche teil und war anschließend Abgeordneter der konstituierenden Preußischen Nationalversammlung in Berlin. 1852 prägte er den Begriff der „Jugendweihe“.

Leben

Mit dem sogenannten März-Edikt von 1847 konnte man in Preußen aus der Kirche austreten. Von der Orthodoxie heftig bekämpft, bildeten sich in vielen Teilen Deutschlands aus dem Geist der Aufklärung frei-religiöse Bewegungen, von der Amtskirche unabhängige Gemeinden, die dem Einzelnen und der Natur höchste Autorität zubilligten und ihre eigenen Feste feierten. 1859 wurde Eduard Baltzer, freireligiöser Prediger in Nordhausen, zum ersten Präsidenten des Bundes Freireligiöser Gemeinden Deutschlands gewählt.

Am 8. Januar 1866 wählten die Stadtverordneten mehrheitlich Eduard Baltzer zum Stadtverordneten-Vorsteher und August Grimm zu seinem Stellvertreter.[1]

Durch einen bereits vegetarisch lebenden Amtskollegen bekommt er Kenntnis von der Schrift Theodor Hahns Das praktische Handbuch zur gesunden Lebensweise. Mit 53 Jahren wurde Baltzer Vegetarier und rief Ostern 1867 den „Deutschen Verein für naturgemäße Lebensweise“ und damit die Vegetarier-Bewegung in Deutschland ins Leben. Das Vereinsblatt (Vereinsblatt für Freunde der natürlichen Lebensweise) war die erste vegetarische Zeitschrift. Nach dem Tod Baltzers wurde ein neuer Name für das Blatt gewählt: Thalysia, Baltzer nannte Thalysianismus die „natürliche Lebensweise“ der Vegetarier, nach Thalysia, dem antiken Erntedankfest zu Ehren Demeter und Dionysus.

Drei Jahre vor seinem Tod wurde er zu einem Monat Festungshaft verurteilt, weil er in einem Zeitungsartikel den Kronprinzen wegen dessen Teilnahme an einer Parforcejagd der Barbarei bezichtigte.

Baltzerbrunnen in Nordhausen, 1924

Der Bildhauer Adolf Jahn schuf im Jahre 1910 für Nordhausen einen Eduard-Baltzer-Brunnen, der bei den Luftangriffen auf die Stadt im April 1945 zerstört wurde.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 110.