Herbert Beikirch: Unterschied zwischen den Versionen
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Während der NS-Zeit — Beikirch | Während der NS-Zeit — Beikirch blieb parteilos — war er häufig Anfechtungen ausgesetzt, galt jedoch bei den Ilfelder Bürgern als geschätzter Apotheker. Den Häftlingen vom Konzentrationslager Mittelbau-Dora, die zu Außenarbeiten in Ilfeld beim Bau von Baracken auf der Schafswiese eingesetzt waren und unmittelbar am Garten seines Grundstückes arbeiten mussten, hatte er heimlich warmes Essen in seinem Hause verabreicht.<ref name="NN1978">Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (89/1978). S 6.</ref> Diese sollen nach dem Zusammenbruch 1945 sein Haus und Apotheke vor Plündereien geschützt haben.<ref name="NN1978"/> Die Nordhäuser Bevölkerung konnte er nach der Zerstörung der Stadt, da fast alle Apotheken Bombenschaden erlitten hatten, mit Medikamenten versorgen. | ||
Nach 28 Jahren als Apotheker verließ er im Sommer 1955 über Nacht mit seiner Familie die DDR unter Zurücklassung des gesamten Eigentums. Nach der Flucht musste Herbert Beikirch sich eine neue Existenz aufbauen. Er brachte es zum Produktionsleiter eines weltweit bekannten Pharmaziebetriebes. Mit seiner ältesten Tochter, die sich, wie der Vater, der Pharmazie verschrieben hat, baute er in Karlsruhe eine eigene Apotheke auf. | Nach 28 Jahren als Apotheker verließ er im Sommer 1955 über Nacht mit seiner Familie die DDR unter Zurücklassung des gesamten Eigentums. Nach der Flucht musste Herbert Beikirch sich eine neue Existenz aufbauen. Er brachte es zum Produktionsleiter eines weltweit bekannten Pharmaziebetriebes. Mit seiner ältesten Tochter, die sich, wie der Vater, der Pharmazie verschrieben hat, baute er in Karlsruhe eine eigene Apotheke auf. |
Version vom 17. November 2020, 12:23 Uhr
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Herbert Beikirch (geb. 5. Dezember 1899; gest. 1. Januar 1978 in Karlsruhe) war langjähriger Apotheker in Ilfeld.
Leben
Herbert Beikirch wurde im Rheinland geboren. Nach einer zweijährigen Dienstzeit als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg wandte er sich der Pharmazie zu. Während der Praktikantenzeit im Jahre 1919/20 lernte er seine spätere Frau Irmgard, geb. Schneevoigt kennen.
1927 wurde ihm, nach erfolgter Approbation und Promotion, die freigewordene Apotheke in Ilfeld angetragen. Den Pachtvertrag schloss er mit dem Arzt Dr. Degenhardt, der Verwalter der Erbengemeinschaft war. Die ersten Jahre galten dem Aufbau und Ausbau von Haus und Betrieb und später ging die Apotheke, mittlerweile durch eine Drogerie erweitert, ganz in sein Eigentum über.
Während der NS-Zeit — Beikirch blieb parteilos — war er häufig Anfechtungen ausgesetzt, galt jedoch bei den Ilfelder Bürgern als geschätzter Apotheker. Den Häftlingen vom Konzentrationslager Mittelbau-Dora, die zu Außenarbeiten in Ilfeld beim Bau von Baracken auf der Schafswiese eingesetzt waren und unmittelbar am Garten seines Grundstückes arbeiten mussten, hatte er heimlich warmes Essen in seinem Hause verabreicht.[1] Diese sollen nach dem Zusammenbruch 1945 sein Haus und Apotheke vor Plündereien geschützt haben.[1] Die Nordhäuser Bevölkerung konnte er nach der Zerstörung der Stadt, da fast alle Apotheken Bombenschaden erlitten hatten, mit Medikamenten versorgen.
Nach 28 Jahren als Apotheker verließ er im Sommer 1955 über Nacht mit seiner Familie die DDR unter Zurücklassung des gesamten Eigentums. Nach der Flucht musste Herbert Beikirch sich eine neue Existenz aufbauen. Er brachte es zum Produktionsleiter eines weltweit bekannten Pharmaziebetriebes. Mit seiner ältesten Tochter, die sich, wie der Vater, der Pharmazie verschrieben hat, baute er in Karlsruhe eine eigene Apotheke auf.
Im Dezember 1975 feierte das Ehepaar das Fest der Goldenen Hochzeit. Daran teil hatten drei Kinder, zwei Schwiegerkinder und fünf Enkel. Beikirch war über 40 Jahre mit Heinz Sting befreundet.
Nach schwerster eineinhalbjähriger Krankheit verstarb er in der Silvesternacht 1977/78 und wurde am 5. Januar beigesetzt. Die Traueransprache hielt der frühere llfelder Konsistorialrat Ullrich (in Darmstadt lebend).
Herbert Beikirch wurde als fröhlich, humorvoll und arbeitssam beschrieben.