Der Hohnsteinsche Erzähler: Unterschied zwischen den Versionen
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== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Der Hohnsteinsche Erzähler | === Anfänge als Hohnsteinisches Magazin === | ||
Der Vorläufer des Hohnsteinschen Erzählers war das ''Hohnsteinische Magazin'', das ab Oktober 1788 erschien. Entgegen früherer Annahmen sind mindestens drei Jahrgänge dieses Magazins überliefert. Es handelte sich um eine monatlich erscheinende Zeitschrift, die einen Bogen in großem Oktav umfasste und für 16 Groschen im Jahr abgegeben wurde. Der Hauptvertrieb erfolgte über das Königlich Preußische Postamt in Ellrich. | |||
Das Magazin war in zwei Abschnitte gegliedert: Der erste brachte geschichtliche Beiträge, der zweite gemeinnützige Bemerkungen. Es referierte konsequent lokale Umstände, etwa die Geschichte einzelner Dörfer im Hohensteinischen Kreis. Laut [[Peter Kuhlbrodt]] war der Herausgeber [[Gottlieb Christoph Schmaling]] (1729-1800), der es in Halberstadt bei Delius drucken ließ. | |||
=== Entwicklung zum Hohnsteinschen Erzähler === | |||
1799 gründete Pastor Georg Friedrich Heinrich Plieth gemeinsam mit Bergkommissar Rosenthal den ''Hohnsteinschen Erzähler'' als Nachfolger des Magazins. Das Blatt erschien nun wöchentlich und enthielt einen deutlich umfangreicheren politischen Teil. | |||
Plieth schrieb mit spitzer Feder und äußerst kritisch über die Vorgänge in Deutschland und in Europa. Seine teils sarkastischen Aufsätze widmeten sich jedoch - anders als in dieser Zeit üblich - nicht nur fernen Ereignissen, sondern auch den Begebenheiten in und um Nordhausen. | |||
=== Unterbrechung und Wiederaufnahme === | |||
Bei der Besetzung Salzas am 17. Oktober 1806 floh Plieth zunächst. Die napoleonische Ära bedeutete eine Zäsur für den ''Hohnsteinschen Erzähler''. Plieth stellte das Blatt ein, nachdem er mit der vaterländischen Tendenz nach der Schlacht von Jena bei den französischen Behörden Anstoß erregt hatte. | |||
Nach Napoleons Niederlage bei Leipzig kündigte Plieth Ende 1813 die Wiederaufnahme an. Ab 6. Januar 1814 erschien der ''Hohnsteinsche Erzähler'' erneut, nun mit einem noch umfangreicheren politischen Teil. Plieth betonte, dass er wahre Begebenheiten aus sicheren Quellen bringen wolle. | |||
=== Spätere Entwicklung und Ende === | |||
Ab 1817 geriet Plieth in Konflikt mit den verschärften Zensurbestimmungen. Er musste das Blatt vorübergehend unter dem Namen "Hohnsteinsche Interimsblätter" herausbringen. 1818 versuchte er einen Neustart als "Der Volksfreund und der Fürstenfreund", kehrte aber bald zum ursprünglichen Titel zurück. | |||
Im Mai 1819 begann Plieth eine zweite Fortsetzung des originalen ''Hohnsteinschen Erzählers'' mit dem Zusatz „Hohensteinsche Zeitung“. Aufgrund der scharfen Zensur und der schlechten geschäftlichen Lage des Buchdruckers Weichelt ging der ''Hohnsteinsche Erzähler'' 1820 endgültig ein. | |||
== Inhalt und Ausrichtung == | |||
Der ''Hohnsteinsche Erzähler'' zeichnete sich durch eine für die damalige Zeit ungewöhnlich kritische und analytische Berichterstattung aus. Plieth nutzte vielfältige Quellen für seine Artikel, darunter Zeitungsberichte, Erzählungen und eigene Recherchen. | |||
Das Blatt enthielt überwiegend lokale Artikel zu Nordhausen und Umgebung, was für politische Provinzblätter dieser Zeit eine Ausnahme darstellte. Plieth analysierte etwa die wirtschaftlichen Folgen von Gebietsveränderungen für Nordhausen oder kommentierte presserechtliche Entwicklungen. | |||
Neben politischen Abhandlungen brachte der ''Hohnsteinsche Erzähler'' Inserate von Nordhäuser Vereinigungen, amtliche Anzeigen von Landrat und Postmeister sowie Berichte zu überregionalen Ereignissen. Plieth scheute sich nicht, auch kontroverse Themen aufzugreifen und setzte sich in seinen Artikeln für Pressefreiheit ein. | |||
== Format und Vertrieb == | |||
Der ''Hohnsteinsche Erzähler'' erschien wöchentlich im Umfang von 8-12 zweispaltig bedruckten Seiten. Das Titelblatt zierte der Adler mit Reichskrone, Zepter und Reichsapfel. | |||
Dank der Königlich Preußischen Grenz-Postanstalt war das Blatt überall erhältlich, wo Posten hingingen. In Nordhausen vertrieb zusätzlich der Buchhändler Nitzsche die Zeitung. Gerichtliche, kaufmännische und private Anzeigen kosteten sechs Pfennig pro Zeile, redaktionelle Artikel wurden kostenfrei aufgenommen. | |||
Der Preis betrug 1813 sechs Groschen im Quartal. Der Druck erfolgte zunächst in Stolberg, später übernahm der Nordhäuser Buchdrucker Weichelt diese Aufgabe. | |||
== Literatur == | == Literatur == |
Aktuelle Version vom 2. August 2024, 14:42 Uhr
Der Hohnsteinsche Erzähler war eine Wochenzeitschrift, die erstmals 1798[1] oder 1799[2] als Hohnsteinisches Magazin erschien und sich als „vaterländisches Wochen-Blatt historischen und gemeinnützigen Inhalts“ bezeichnete. Sie „erzählte politische und vermischte Nachrichten; die Intelligenzartikel bezogen sich grösstentheils auf die Stadt Nordhausen, auf deren Maasse und Gewicht sie kalkuliert“ waren.[1] Herausgeber war der Pastor Georg Friedrich Heinrich Plieth, 1802 war zudem Gottfried Erich Rosenthal Mitherausgeber. Die Zeitung wurde 1820 eingestellt.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Anfänge als Hohnsteinisches Magazin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Vorläufer des Hohnsteinschen Erzählers war das Hohnsteinische Magazin, das ab Oktober 1788 erschien. Entgegen früherer Annahmen sind mindestens drei Jahrgänge dieses Magazins überliefert. Es handelte sich um eine monatlich erscheinende Zeitschrift, die einen Bogen in großem Oktav umfasste und für 16 Groschen im Jahr abgegeben wurde. Der Hauptvertrieb erfolgte über das Königlich Preußische Postamt in Ellrich. Das Magazin war in zwei Abschnitte gegliedert: Der erste brachte geschichtliche Beiträge, der zweite gemeinnützige Bemerkungen. Es referierte konsequent lokale Umstände, etwa die Geschichte einzelner Dörfer im Hohensteinischen Kreis. Laut Peter Kuhlbrodt war der Herausgeber Gottlieb Christoph Schmaling (1729-1800), der es in Halberstadt bei Delius drucken ließ.
Entwicklung zum Hohnsteinschen Erzähler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1799 gründete Pastor Georg Friedrich Heinrich Plieth gemeinsam mit Bergkommissar Rosenthal den Hohnsteinschen Erzähler als Nachfolger des Magazins. Das Blatt erschien nun wöchentlich und enthielt einen deutlich umfangreicheren politischen Teil.
Plieth schrieb mit spitzer Feder und äußerst kritisch über die Vorgänge in Deutschland und in Europa. Seine teils sarkastischen Aufsätze widmeten sich jedoch - anders als in dieser Zeit üblich - nicht nur fernen Ereignissen, sondern auch den Begebenheiten in und um Nordhausen.
Unterbrechung und Wiederaufnahme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei der Besetzung Salzas am 17. Oktober 1806 floh Plieth zunächst. Die napoleonische Ära bedeutete eine Zäsur für den Hohnsteinschen Erzähler. Plieth stellte das Blatt ein, nachdem er mit der vaterländischen Tendenz nach der Schlacht von Jena bei den französischen Behörden Anstoß erregt hatte. Nach Napoleons Niederlage bei Leipzig kündigte Plieth Ende 1813 die Wiederaufnahme an. Ab 6. Januar 1814 erschien der Hohnsteinsche Erzähler erneut, nun mit einem noch umfangreicheren politischen Teil. Plieth betonte, dass er wahre Begebenheiten aus sicheren Quellen bringen wolle.
Spätere Entwicklung und Ende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ab 1817 geriet Plieth in Konflikt mit den verschärften Zensurbestimmungen. Er musste das Blatt vorübergehend unter dem Namen "Hohnsteinsche Interimsblätter" herausbringen. 1818 versuchte er einen Neustart als "Der Volksfreund und der Fürstenfreund", kehrte aber bald zum ursprünglichen Titel zurück.
Im Mai 1819 begann Plieth eine zweite Fortsetzung des originalen Hohnsteinschen Erzählers mit dem Zusatz „Hohensteinsche Zeitung“. Aufgrund der scharfen Zensur und der schlechten geschäftlichen Lage des Buchdruckers Weichelt ging der Hohnsteinsche Erzähler 1820 endgültig ein.
Inhalt und Ausrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Hohnsteinsche Erzähler zeichnete sich durch eine für die damalige Zeit ungewöhnlich kritische und analytische Berichterstattung aus. Plieth nutzte vielfältige Quellen für seine Artikel, darunter Zeitungsberichte, Erzählungen und eigene Recherchen.
Das Blatt enthielt überwiegend lokale Artikel zu Nordhausen und Umgebung, was für politische Provinzblätter dieser Zeit eine Ausnahme darstellte. Plieth analysierte etwa die wirtschaftlichen Folgen von Gebietsveränderungen für Nordhausen oder kommentierte presserechtliche Entwicklungen.
Neben politischen Abhandlungen brachte der Hohnsteinsche Erzähler Inserate von Nordhäuser Vereinigungen, amtliche Anzeigen von Landrat und Postmeister sowie Berichte zu überregionalen Ereignissen. Plieth scheute sich nicht, auch kontroverse Themen aufzugreifen und setzte sich in seinen Artikeln für Pressefreiheit ein.
Format und Vertrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Hohnsteinsche Erzähler erschien wöchentlich im Umfang von 8-12 zweispaltig bedruckten Seiten. Das Titelblatt zierte der Adler mit Reichskrone, Zepter und Reichsapfel.
Dank der Königlich Preußischen Grenz-Postanstalt war das Blatt überall erhältlich, wo Posten hingingen. In Nordhausen vertrieb zusätzlich der Buchhändler Nitzsche die Zeitung. Gerichtliche, kaufmännische und private Anzeigen kosteten sechs Pfennig pro Zeile, redaktionelle Artikel wurden kostenfrei aufgenommen.
Der Preis betrug 1813 sechs Groschen im Quartal. Der Druck erfolgte zunächst in Stolberg, später übernahm der Nordhäuser Buchdrucker Weichelt diese Aufgabe.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Thomas Müller: Nordhäuser Pressegeschichte. Nordhausen: Atelier Veit, 2012. Seite 35-45.
Einzelnaschweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 Joachim von Schwarzkopf: Über politische Zeitungen und Intelligenzblätter in Sachsen, Thüringen, Hessen. Gotha 1802. Seite 28. Digitalisat.
- ↑ Thomas Müller: Nordhäuser Pressegeschichte. Nordhausen: Atelier Veit, 2012. Seite 35.