Frieda Peter: Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben ==
== Leben ==
Frieda Peter wurde auf einem ostpreußischen Gutshof geboren und floh 1945 mit ihrer Mutter und Schwester vor den Kriegswirren; die Familie kam schließlich nach Nordhausen. Sie arbeitete bei der Kleinbahn als Reinigungskraft.  
Frieda Peter wurde auf einem ostpreußischen Gutshof geboren und floh 1945 mit ihrer Mutter und Schwester vor den Kriegswirren; die Familie kam schließlich nach Nordhausen. Sie arbeitete bei der Kleinbahn als Reinigungskraft.


Als ältere Frau bewohnte Frieda Peter, die schlicht als „Frieda“ bekannt war, ein kleines Haus am Hagenberg. Aufgrund seines Aussehens und der Charakteristik seiner Bewohnerin wurde es auch als „Hexenhaus“ bezeichnet. Das Domizil von Frieda zeichnete sich durch seine grünen Fensterläden aus, die ein Herzmotiv darstellten, und durch eine vorgelagerte Tanne. Es lag merklich tiefer als das umgebende Straßenniveau, was dem Haus einen zusätzlichen eigenwilligen Charme verlieh.  
Als ältere Frau bewohnte Frieda Peter, die schlicht als „Frieda“ bekannt war, ein kleines Haus am Hagenberg. Aufgrund seines Aussehens und der Charakteristik seiner Bewohnerin wurde es auch als „Hexenhaus“ bezeichnet. Das Domizil von Frieda zeichnete sich durch seine grünen Fensterläden aus, die ein Herzmotiv darstellten, und durch eine vorgelagerte Tanne. Es lag merklich tiefer als das umgebende Straßenniveau, was dem Haus einen zusätzlichen eigenwilligen Charme verlieh.


Frieda Peter war eine zierliche, grauhaarige Frau, deren Gesicht von einem Damenbart und einem Gesichtsleberfleck geprägt war. Die Sage ging um, sie hätte einen Bombensplitter im Kopf, der für ihr oftmals mürrisches Verhalten verantwortlich sei. Sie schien eine Abneigung gegen Kinder zu haben, was diese oft dazu verleitete, ihr Haus lautstark zu belagern. Wenn die Sticheleien zu intensiv wurden, sah man Frieda mit einer Mistgabel ausgestattet aus ihrem Haus stürmen und ihren Hund auf die Kinder hetzen.
Frieda Peter war eine zierliche, grauhaarige Frau, deren Gesicht von einem Damenbart und einem Gesichtsleberfleck geprägt war. Die Sage ging um, sie hätte einen Bombensplitter im Kopf, der für ihr oftmals mürrisches Verhalten verantwortlich sei. Sie schien eine Abneigung gegen Kinder zu haben, was diese oft dazu verleitete, ihr Haus lautstark zu belagern. Wenn die Sticheleien zu intensiv wurden, sah man Frieda mit einer Mistgabel ausgestattet aus ihrem Haus stürmen und ihren Hund auf die Kinder hetzen.


Trotz ihres fortgeschrittenen Alters war Frieda von bemerkenswerter Ausdauer und sie verfolgte die flüchtenden Kinder über erhebliche Distanzen. Ihr ostpreußischer Akzent war, abgesehen von ihrem Geschrei, für hiesige Kinderohren gewöhnungsbedürftig.  
Trotz ihres fortgeschrittenen Alters war Frieda von bemerkenswerter Ausdauer und sie verfolgte die flüchtenden Kinder über erhebliche Distanzen. Ihr ostpreußischer Akzent war, abgesehen von ihrem Geschrei, für hiesige Kinderohren gewöhnungsbedürftig.


Vis-à-vis von Friedas Domizil lagen die Überreste einer früheren, weitläufigen Kirschplantage, die nach Errichtung von Plattenbauten und einem Krankenhaus verwildert war. Trotzdem beanspruchte Frieda die Bäume als ihr Eigentum und verteidigte sie gegen die Kinder, die oft die Bäume erklommen und die Kirschen verzehrten.
Vis-à-vis von Friedas Domizil lagen die Überreste einer früheren, weitläufigen Kirschplantage, die nach Errichtung von Plattenbauten und einem Krankenhaus verwildert war. Trotzdem beanspruchte Frieda die Bäume als ihr Eigentum und verteidigte sie gegen die Kinder, die oft die Bäume erklommen und die Kirschen verzehrten.


Friedas langjähriger Gefährte war „Stettner“, der eher als sanfmütig galt. Nach seinem Tod legte Frieda Trauerbekleidung an, die sie für die Kinder der Stadt noch einschüchternder wirken ließ.
Friedas langjähriger Gefährte war „Stettner“, der eher als sanftmütig galt. Nach seinem Tod legte Frieda Trauerbekleidung an, die sie für die Kinder der Stadt noch einschüchternder wirken ließ.


Frieda Peter starb an Unterkühlung in ihrem Haus. Sie wurde erst Tage später entdeckt.
Frieda Peter starb an Unterkühlung in ihrem Haus. Sie wurde erst Tage später entdeckt.
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[[Kategorie:Geboren (20. Jahrhundert)]]
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Aktuelle Version vom 10. Oktober 2024, 13:49 Uhr

Frieda Peter
[[Bild:|220px|Frieda Peter]]
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geb. um 1922 in Ostpreußen
gest. 28. Januar 1993 in Nordhausen
Nordhäuser Original
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Frieda Peter (geb. um 1922 in Ostpreußen; gest. 28. Januar 1993 in Nordhausen) galt als Nordhäuser Original.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frieda Peter wurde auf einem ostpreußischen Gutshof geboren und floh 1945 mit ihrer Mutter und Schwester vor den Kriegswirren; die Familie kam schließlich nach Nordhausen. Sie arbeitete bei der Kleinbahn als Reinigungskraft.

Als ältere Frau bewohnte Frieda Peter, die schlicht als „Frieda“ bekannt war, ein kleines Haus am Hagenberg. Aufgrund seines Aussehens und der Charakteristik seiner Bewohnerin wurde es auch als „Hexenhaus“ bezeichnet. Das Domizil von Frieda zeichnete sich durch seine grünen Fensterläden aus, die ein Herzmotiv darstellten, und durch eine vorgelagerte Tanne. Es lag merklich tiefer als das umgebende Straßenniveau, was dem Haus einen zusätzlichen eigenwilligen Charme verlieh.

Frieda Peter war eine zierliche, grauhaarige Frau, deren Gesicht von einem Damenbart und einem Gesichtsleberfleck geprägt war. Die Sage ging um, sie hätte einen Bombensplitter im Kopf, der für ihr oftmals mürrisches Verhalten verantwortlich sei. Sie schien eine Abneigung gegen Kinder zu haben, was diese oft dazu verleitete, ihr Haus lautstark zu belagern. Wenn die Sticheleien zu intensiv wurden, sah man Frieda mit einer Mistgabel ausgestattet aus ihrem Haus stürmen und ihren Hund auf die Kinder hetzen.

Trotz ihres fortgeschrittenen Alters war Frieda von bemerkenswerter Ausdauer und sie verfolgte die flüchtenden Kinder über erhebliche Distanzen. Ihr ostpreußischer Akzent war, abgesehen von ihrem Geschrei, für hiesige Kinderohren gewöhnungsbedürftig.

Vis-à-vis von Friedas Domizil lagen die Überreste einer früheren, weitläufigen Kirschplantage, die nach Errichtung von Plattenbauten und einem Krankenhaus verwildert war. Trotzdem beanspruchte Frieda die Bäume als ihr Eigentum und verteidigte sie gegen die Kinder, die oft die Bäume erklommen und die Kirschen verzehrten.

Friedas langjähriger Gefährte war „Stettner“, der eher als sanftmütig galt. Nach seinem Tod legte Frieda Trauerbekleidung an, die sie für die Kinder der Stadt noch einschüchternder wirken ließ.

Frieda Peter starb an Unterkühlung in ihrem Haus. Sie wurde erst Tage später entdeckt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Markus Veit, Thomas Müller, Günther Stanislowsky: Nordhausen im Sozialismus. Band 4. Nordhausen: Atelier Veit Verlag, 2020. S. 153.