Justus Jonas: Unterschied zwischen den Versionen
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Mitte 1520 nahm Jonas Kontakt mit den Wittenberger Theologen auf und Luther beglückwünschte ihm am 21. Juni dazu, dass er seine Wandlung von der Juristerei zur Theologie vollzogen hatte. Durch den Tod Henning Gödes am 21.Januar 1521 wurde an der Wittenberger Universität der Platz des Schlosskirchenprobst frei. Spalatin der Freund aus alten Wittenberger Studientagen empfahl Jonas, mit der Zustimmung Luthers und Philipp Melanchthons dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen. Dieser wollte jedoch Konrad Mutian verpflichten. Mutian lehnte zugunsten seines einstigen Zöglings ab. Jedoch ergab sich wiederum das Problem das Jonas kein Doktor Juris war und Spalatin fand die Lösung darin dass ein anderer zunächst die Vorlesungen übernehmen sollte. Damit wurde Jonas die Möglichkeit eröffnet, Theologie zu lesen. | Mitte 1520 nahm Jonas Kontakt mit den Wittenberger Theologen auf und Luther beglückwünschte ihm am 21. Juni dazu, dass er seine Wandlung von der Juristerei zur Theologie vollzogen hatte. Durch den Tod Henning Gödes am 21.Januar 1521 wurde an der Wittenberger Universität der Platz des Schlosskirchenprobst frei. Spalatin der Freund aus alten Wittenberger Studientagen empfahl Jonas, mit der Zustimmung Luthers und Philipp Melanchthons dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen. Dieser wollte jedoch Konrad Mutian verpflichten. Mutian lehnte zugunsten seines einstigen Zöglings ab. Jedoch ergab sich wiederum das Problem das Jonas kein Doktor Juris war und Spalatin fand die Lösung darin dass ein anderer zunächst die Vorlesungen übernehmen sollte. Damit wurde Jonas die Möglichkeit eröffnet, Theologie zu lesen. | ||
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* ''[[Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten]]''. Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3-86595-336-9 | * [[Stadtarchiv Nordhausen]] (Hrsg.): ''[[Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten]]''. Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3-86595-336-9 | ||
*Gustav Frank: ''Jonas, Justus (lutherischer Theologe)''. In: ''Allgemeine Deutsche Biographie'' (ADB). Band 14. Leipzig: Duncker & Humblot, 1881, S. 492–494. | *Gustav Frank: ''Jonas, Justus (lutherischer Theologe)''. In: ''Allgemeine Deutsche Biographie'' (ADB). Band 14. Leipzig: Duncker & Humblot, 1881, S. 492–494. | ||
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Aktuelle Version vom 10. Oktober 2024, 14:25 Uhr
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Justus Jonas (geborener Jodocus Koch, geb. 5. Juni 1493 in Nordhausen; gest. 9. Oktober 1555 in Eisfeld, Südthüringen) war Theologe, Jurist, Reformator und Humanist. Als Freund Martin Luthers half er bei der Bibelübersetzung.
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jugend und Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Justus Jonas als Jodocus Koch am 5. Juni 1493 in Nordhausen als Sohn des Ratsmeisters Jonas Koch geboren. Hinsichtlich der Mutter von Justus Jonas' herrscht keine völlige Klarheit. Er entstammte wahrscheinlich der zweiten Ehe seines Vaters mit Katharina, der Witwe der Mühlhäuser Kaufherrn Berit Wolffhain.[1]
Geprägt in einem bürgerlichen Umfeld wuchs Justus Jonas in einer einflußreichen Familie auf, die ein stattliches Wohnhaus an der Westseite 149 des Kornmarktes (heute Lutherplatz). In das Haus wurde später die Ratsapotheke verlegt. Es wurde 1945 zerstört.
Jonas besuchte die Schule in Nordhausen und ging im Sommer 1506, im Alter von 13 Jahren, an die Universität zu Erfurt. 1510 erwarb er an der Artistenfakultät den Magistergrad und begann das Studium der Rechtswissenschaften. In Erfurt fand er Anschluß an den Humanistenkreis um Eobanus Hessus. Unter deren Einfluß änderte er seinen Namen in Justus Jonas.
1514 ging er nach Wittenberg und scheint erstmals mit Ideen von Martin Luther in Berührung gekommen zu sein. Im Frühjahr 1515 kehrte er nach Erfurt zurück. Nachdem er 1516 die Priesterweihe erhielt, lehrte er ab diesem Zeitpunkt öffentlich. Am 16. August 1518 wurde er zum Lizentiat beider Rechte (iuris utriusque) promoviert und bekam eine Professur sowie ein Kanonikat an St. Severi.
Humanist[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kurfürst Friedrich der Weise der 1516 durch den Naumburger Vertrag die Schutzhoheit über Erfurt übernommen hatte, förderte auch die Erneuerungsbewegung der Universität. 1519 beauftragte er Jonas als Vertrauensperson im Frühjahr 1519 eine Reise zu Erasmus von Rotterdam an die Universität Löwen zu unternehmen. Diese Reise zielte dabei auf eine Zusammenführung Martin Luthers, mit dem großen Humanisten. Während seiner anderthalb Monate Aufenthalt bei Erasmus, fordert Erasmus Joans auf sich der wahren Theologie zuzuwenden und warnte ihn vor der falschen Predigerweise die nicht Christus sondern Menschen predigten und sich selbst.
Als Jonas zurückgekehrte nach Erfurt, hatte man ihn während seiner Abwesenheit am 2. Mai 1519 zum Rektor der Universität Erfurt gewählt. Während seiner Amtszeit, versuchte Jonas die humanistisch-theologische Umformung der Lehranstalt erreichen. Obwohl diese Reformen nur als Flickwerk angesehen werden, wurden sie damals als großen Erfolg angesehen und Jonas selbst wurde Haupt der Erfurter Humanisten. Auch wurde seine Zuwendung zur Theologie während dieser Zeit ausgeprägter. Johann Lange der an der Leipziger Disputation teilgenommen hatte, berichtete Jonas über das Auftreten des Johannes Eck als er während des Streitgesprächs Erasmus angriff. Jonas zeigte sich als Humanist erbost über diesen Angriff.
Die Erfurter und die Pariser Universität waren Schiedsrichter der Leipziger Disputation. Als Eck versuchte Einfluss auf das Abstimmverhalten an der Erfurter Universität durch den Ausschluss der Nichttheologen zu erreichen. Zwar wurde dieses Ansinnen abgelehnt, jedoch wird das Ereignis als prägendes Maß bei Jonas Wandlung zur Theologie angesehen. Auch Erasmus nimmt mit seinem Brief vom 1. Juni 1519 an diesem Wandlungsprozess teil. Er schreibt Jonas:
- „Wiewohl ich voraussetze, daß Du Dich selbst kennst, erachte ich es doch für angemessen, Dich zu ermahnen, dass Du auf diesen Dienst, der unter allem der heilsamste ist, alle Deine Studien wendest, denn Gott hat dich nicht zu schmutzigen Rechtshändeln bestimmt, sondern scheint dich gleichsam als Werkzeug auserwählt zu haben, um den Ruhm Jesu Christi seines Sohnes deutlich zu machen und die Herzen der sterblichen zu diesem Studium zu entflammen…“
Wirken in Wittenberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mitte 1520 nahm Jonas Kontakt mit den Wittenberger Theologen auf und Luther beglückwünschte ihm am 21. Juni dazu, dass er seine Wandlung von der Juristerei zur Theologie vollzogen hatte. Durch den Tod Henning Gödes am 21.Januar 1521 wurde an der Wittenberger Universität der Platz des Schlosskirchenprobst frei. Spalatin der Freund aus alten Wittenberger Studientagen empfahl Jonas, mit der Zustimmung Luthers und Philipp Melanchthons dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen. Dieser wollte jedoch Konrad Mutian verpflichten. Mutian lehnte zugunsten seines einstigen Zöglings ab. Jedoch ergab sich wiederum das Problem das Jonas kein Doktor Juris war und Spalatin fand die Lösung darin dass ein anderer zunächst die Vorlesungen übernehmen sollte. Damit wurde Jonas die Möglichkeit eröffnet, Theologie zu lesen.
Jonas schloss sich in der Folge, Luther auf seiner Reise zum Reichstag zu Worms an, demonstrierte damit den Schulterschluss mit den Wittenberger Reformatoren und die er in seiner Schrift „Acta et res gesta Doctoris Martini Lutheri“ eindrücklich bekräftigte. Am 6. Juni wurde er als Probst in der Wittenberger Schlosskirche eingeführt. Am 19. Juni erklärte Jonas dem Kurfürsten, dass er den Doktor der Theologie anstreben möchte. Er betonte dabei, wie wichtig ein Theologe zum Besetzen des Probstei sei, der allgemein gebildet sein muss um zu predigen, zu beraten, zu disputieren und entsprechend handeln zu können. Deswegen muss man die Fesseln der Vergangenheit abstreifen und frohen Mutes einer neuen Zeit stellen. Jonas behielt die Stelle des Propstes, wurde davon befreit den juristischen Doktorgrad anzunehmen und die kanonischen Rechte zu lehren, promovierte zum am 24. September zum Litzetaten und am 14. Oktober zum Doktor der Theologie und wurde 17. Oktober Mitglied der theologischen Fakultät.
Als Luther auf der Wartburg war, wurde in der Fakultät die Fragen der Privatmessen, der Priesterehe und des mönchischen Keuschheitsgelübdes disputiert. Luther der in einem Brief dazu Stellung bezog, äußerte sich gegen die Privatmessen. Dies nahmen seine Ordensbrüder auf und es entstand die Wittenberger Bewegung. Jonas und Andreas Bodenstein setzten sich dabei für die Abschaffung aller Missbräuche und Zeremonien in der Messe ein und unter diesem Einfluss entschloss man sich zu Weihnachten das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu feiern.
Auch in den Fragen der Pristerehe bezog Jonas klare Stellung, da ihm die Heuchelei äußerlich gewahrter Keuschheit anbiederte. Bartholomäus Bernhardi heiratete als erster evangelischer Priester eine Kemberger Bürgerstochter, als zweiter schloss sich Andreas Bodenstein mit einer pompösen Hochzeit einer 15 jährigen am 20. Januar 1522 an. Unter dem Einfluss schloss er sich dem dieser Bewegung an und heiratete am 9. Mai 1522 Katharina Falk aus Bleddin. Obwohl Luther diesen Vorgang begrüßte, hatten Jonas und die anderen sich argen Anfeindungen zu erwehren. Vor allem Albrecht von Brandenburg und Johann Fabri intervenierten gegen diesen eigentlich damals hoch strafwürdigen Akt. Obwohl unverheiratete Kurfürst Friedrich der Weise das Vorgehen kritisierte und mit dem Entzug der Pfründe drohte, setzten sich gerade aufgrund seiner Zurückhaltung die Anhänger der Priesterehe durch.
Als Andreas Bodenstein im Bilderstreit die Lage überspitzte und wegen der Zwickauer Propheten die gesamte Lage kritisch wurde, wendete sich Jonas von Bodenstein ab. Als Luther aufgrund der beunruhigenden Nachrichten aus Wittenberg, sein Versteck auf der Wartburg verließ und durch seine Innokavitpredigten Ordnung und Ruhe in die Wittenberger Gemeinde brachte, finden wir Jonas an seiner Seite.
An dem Fortgang der Reformation den regsten Anteil nehmend, begleitete er Martin Luther nach Worms, unterstützte ihn bei der Schulvisitation (1529), wohnte dem Religionsgespräch in Marburg bei, war Mitverfasser der Torgauer Artikel und nahm mit Luther am Reichstag in Augsburg teil.
Seit 1541 lebte er in Halle (Saale) als Pastor. Von dort wurde er 1546 vertrieben. Er begleitete Luther auf seiner letzten Reise nach Eisleben. Jonas wurde eine Zeit lang Hofprediger in Coburg und später Superintendent in Eisfeld.
In seiner Heimatstadt Nordhausen weilte Jonas vom August 1527 bis Ende Januar 1528, als er Wittenberg wegen der dort ausgebrochenen Pest verlassen mußte. Kürzere Aufenthalte sind in den Jahren 1543 und 1547, nach seiner Flucht aus Halle, belegt. Am 6. September 1549 predigte Jonas in der St.-Nikolai-Kirche. Das war sein wahrscheinlich letzter Aufenthalt in Nordhausen.
Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- (Auswahl)
- Annotationes oder Anzaygungen über das Buch der Aposteln Geschicht, Augspurg, 1525 Vorlage:URN
- Das siebend Capitel Danielis, von des Türken Gottes lesterung vnd schrecklicher morderey, Wittemberg [1530] Vorlage:URN, Vorlage:URN, Vorlage:URN
- Eyn fast tröstliche Predigt ... von den wunderbaren 40 tagen, in actis Apostol. C. 1, Item: Von der aufferstehung d. Todten ... Regensburg 1555 Vorlage:URN
- Christlicher und kurtzer unterricht, von vergebung der Sünde und Seligkeit, Dabey findestu etliche unterschied zwischen reiner christlicher lere des Evangelij und der Abgöttischen Papistischen Lere, Wittemberg 1542 Vorlage:URN
- Doctor Martin Luthers christlicher Abschid und Sterben, Ulm 1546 Vorlage:URN
- In Eyn Enchiridion oder Handbuchlein:
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten. Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3-86595-336-9
- Gustav Frank: Jonas, Justus (lutherischer Theologe). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14. Leipzig: Duncker & Humblot, 1881, S. 492–494.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Externe Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Literatur von und über Justus Jonas im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Justus Jonas in Vitae Germanorum Theologorum...
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten. Horb am Neckar: Geiger, 2009. S. 149