Schreiber & Sohn: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Firma Schreiber & Sohn
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betrieb hauptsächlich den
Die Firma '''Schreiber & Sohn''' (auch ''G. Schreiber & Sohn'') wurde um 1820 gegründet und war als landwirtschaftlicher Großbetrieb spezialisiert auf den Zichorienanbau. An der Stolberger Straße befand sich die dazugeörige [[Zichorienfabrik]]. Das Unternehmen war über die Grenzen Deutschlands bekannt. Im Herbst 1945 wurde die Familie enteignet und musste Nordhausen verlassen.
Zichorienanbau, die
 
Zuckerrübenzüchtung und
== Geschichte ==
entwickelte sich so zu einem
[[Christian Gottlieb Schreiber]] (geb. 19. Dezember 1782<ref>{{Literatur|autor= [[Rainer Hellberg]] |titel= Von der Handmühle zum Familienkonzern - das Unternehmen G. Schreiber & Sohn |ort= In: ''[[Zur Industriegeschichte im Südharz]]'' |verlag= Berlin: Lukas Verlag |jahr= 2016 |seiten= 411 |url= |format= }}</ref>, gest. 2. Juni 1853<ref>{{Literatur|autor= [[Rainer Hellberg]] |titel= Von der Handmühle zum Familienkonzern - das Unternehmen G. Schreiber & Sohn |ort= In: ''[[Zur Industriegeschichte im Südharz]]'' |verlag= Berlin: Lukas Verlag |jahr= 2016 |seiten= 415 |url= |format= }}</ref>) kam um 1820 von Wernigerode nach Nordhausen. Hier eröffnete er am [[Steinweg]] ein Zichoriengeschäft mit einer einfachen Zichorienmühle. Danach ließ die Firma das Mühlenwerk an der Stolberger Chaussee erbauen und ließ 1830 daneben eine Windmühle; hier befand sich die [[Zichorienfabrik]]. Ein weiteres Geschäft wurde in der [[Töpferstraße]] eröffnet. Mit dem Kauf der [[Kuttelmühle]] an der Salza erweiterte Familie Schreiber die Zichorienfabrikation.
landwirtschaftlichen
 
Großbetrieb, welcher weit über
Am 1. Oktober 1847 kündigte die Firma G. Schreiber & Sohn den Bau zweier Darren an und fordert die Landwirte der Umgebung auf, ihr Zichorienwurzeln und Zuckerrüben zu verkaufen. Daneben kündigte der Familienbetrieb an, in der hiesigen oder den benachbarten Feldfluren Land für den Anbau von Zichorien und Zuckerrüben pachten zu wollen.<ref>Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): ''Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989''. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 78.</ref>
die Grenzen Deutschlands
 
bekannt wurde.
Im März 1908 beschlossen die Stadtverordneten, das Ratsgut [[Mönchhof (Uthleben)|Mönchhof]] in Uthleben, das sich bereits seit 500 Jahren im städtischen Besitz befand, nicht an die Firma G. Schreiber & Sohn zu verkaufen. Ein neuer Pachtvertrag für die nächsten 18 Jahre wurde am 16. März 1908 mit der Firma abgeschlossen.<ref>Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): ''Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989''. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 206.</ref>
125 Jahre hat die Familie in und
 
um Nordhausen gelebt und
Bei Ausschachtungsarbeiten für einen Neubau in der Töpferstraße wurden am 10. Juli 1911 wertvolle silbervergoldete Abendmahlskelche, Hostienteller, ein mit Edelsteinen besetztes Weihrauchfass, Hostien- und Reliquienbüchsen und eine Anzahl Silber- und Goldmünzen gefunden.<ref>Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): ''Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989.'' Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 216.</ref> Man vermutet, dass dieser Kirchenschatz einst dem Kloster Himmelgarten gehörte und 1525 hier versteckt wurde.
gewirkt. Nach Ende des Zweiten
 
Weltkrieges erließ die
Am 3. September 1945 erließ die Sowjetische Militäradministration das Dekret 124/126, wonach aller Grundbesitz mit mehr als 100 Hektar entschädigungslos enteignet wurde. Am 20. September erhielt die Familie Schreiber die Aufforderung, die Stadt Nordhausen zu verlassen und innerhalb von fünf Tagen nach Mecklenburg umzuziehen. Familie Schreiber verließ daraufhin ihre Heimat und ging - angeblich "illegal" wegen Verstosses gegen ein nicht erwähntes Sowjetisches Militäradministrations-Dekret - in den amerikanischen Sektor West-Berlins. Der Besitz der Familie Schreiber & Sohn kam daraufhin an die Provinz Sachsen und an das Land Thüringen. Damit wurde nach 125 Jahren das Nordhäuser Familienunternehmen liquidiert.
Sowjetische Militäradministration am
 
3. September 1945 das Dekret
== Literatur ==
Nr. 124/126 - die Bodenreform
* [[Albrecht Pfeiffer]]: ''Aufstieg und Niedergang der Zichorienproduktion im Landkreis Nordhausen''. In: ''[[Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen (Band 29/2004)]]''.
- für die sowjetische Besatzungszone, wonach aller
 
Grundbesitz in der Größe über
== Einzelnachweise ==
100 Hektar entschädigungslos
<references/>
enteignet wurde. Die Familie
 
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[[Kategorie:Unternehmen]]
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[[Kategorie:Familie]]
20. September 1945
aufgefordert, Nordhausen zu
verlassen und sich binnen fünf
Tagen im Mecklenburgischen
zu melden.
Sie verließ daraufhin ihre
Heimat und siedelte illegal in
den amerikanischen Sektor
über. Der Besitz der Familie
Schreiber & Sohn kam daraufhin
an die Provinz Sachsen und an
das Land Thüringen.

Aktuelle Version vom 28. Dezember 2023, 18:54 Uhr

Briefkopf der Firma um 1900

Die Firma Schreiber & Sohn (auch G. Schreiber & Sohn) wurde um 1820 gegründet und war als landwirtschaftlicher Großbetrieb spezialisiert auf den Zichorienanbau. An der Stolberger Straße befand sich die dazugeörige Zichorienfabrik. Das Unternehmen war über die Grenzen Deutschlands bekannt. Im Herbst 1945 wurde die Familie enteignet und musste Nordhausen verlassen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christian Gottlieb Schreiber (geb. 19. Dezember 1782[1], gest. 2. Juni 1853[2]) kam um 1820 von Wernigerode nach Nordhausen. Hier eröffnete er am Steinweg ein Zichoriengeschäft mit einer einfachen Zichorienmühle. Danach ließ die Firma das Mühlenwerk an der Stolberger Chaussee erbauen und ließ 1830 daneben eine Windmühle; hier befand sich die Zichorienfabrik. Ein weiteres Geschäft wurde in der Töpferstraße eröffnet. Mit dem Kauf der Kuttelmühle an der Salza erweiterte Familie Schreiber die Zichorienfabrikation.

Am 1. Oktober 1847 kündigte die Firma G. Schreiber & Sohn den Bau zweier Darren an und fordert die Landwirte der Umgebung auf, ihr Zichorienwurzeln und Zuckerrüben zu verkaufen. Daneben kündigte der Familienbetrieb an, in der hiesigen oder den benachbarten Feldfluren Land für den Anbau von Zichorien und Zuckerrüben pachten zu wollen.[3]

Im März 1908 beschlossen die Stadtverordneten, das Ratsgut Mönchhof in Uthleben, das sich bereits seit 500 Jahren im städtischen Besitz befand, nicht an die Firma G. Schreiber & Sohn zu verkaufen. Ein neuer Pachtvertrag für die nächsten 18 Jahre wurde am 16. März 1908 mit der Firma abgeschlossen.[4]

Bei Ausschachtungsarbeiten für einen Neubau in der Töpferstraße wurden am 10. Juli 1911 wertvolle silbervergoldete Abendmahlskelche, Hostienteller, ein mit Edelsteinen besetztes Weihrauchfass, Hostien- und Reliquienbüchsen und eine Anzahl Silber- und Goldmünzen gefunden.[5] Man vermutet, dass dieser Kirchenschatz einst dem Kloster Himmelgarten gehörte und 1525 hier versteckt wurde.

Am 3. September 1945 erließ die Sowjetische Militäradministration das Dekret 124/126, wonach aller Grundbesitz mit mehr als 100 Hektar entschädigungslos enteignet wurde. Am 20. September erhielt die Familie Schreiber die Aufforderung, die Stadt Nordhausen zu verlassen und innerhalb von fünf Tagen nach Mecklenburg umzuziehen. Familie Schreiber verließ daraufhin ihre Heimat und ging - angeblich "illegal" wegen Verstosses gegen ein nicht erwähntes Sowjetisches Militäradministrations-Dekret - in den amerikanischen Sektor West-Berlins. Der Besitz der Familie Schreiber & Sohn kam daraufhin an die Provinz Sachsen und an das Land Thüringen. Damit wurde nach 125 Jahren das Nordhäuser Familienunternehmen liquidiert.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rainer Hellberg: Von der Handmühle zum Familienkonzern - das Unternehmen G. Schreiber & Sohn. In: Zur Industriegeschichte im Südharz: Berlin: Lukas Verlag, 2016. S. 411.
  2. Rainer Hellberg: Von der Handmühle zum Familienkonzern - das Unternehmen G. Schreiber & Sohn. In: Zur Industriegeschichte im Südharz: Berlin: Lukas Verlag, 2016. S. 415.
  3. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 78.
  4. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 206.
  5. Stadtarchiv Nordhausen (Hrsg.): Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1989. Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 216.