Bearbeiten von „Wilhelm Gesenius, der Theologe und Orientalist (1786–1842)

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Heinrich Friedrich Wilhelm Gesenius, mit dem Rufnamen Wilhelm genannt, wurde zu Nordhausen im Hause Baltzer-Straße 20 am 3. Februar 1786 geboren.
Heinrich Friedrich Wilhelm Gesenius, mit dem Rufnamen Wilhelm genannt, wurde zu Nordhausen im Hause Baltzer-Straße 20 am 3. Februar 1786 geboren.


Sein Vater war der wegen seiner Kenntnisse und seines Charakters hochgeschätzte Arzt Dr. med. Wilhelm Gesenius. Seine Mutter war eine Tochter des „Juris Considtus“ und „Aktua- rius“ Gangloff. In dieser Ehe wurden noch zwei Töchter geboren, Julie Johanne Karoline (geb. 9. Juni 1790, getraut am 5. Oktober 1808 mit dem Königlichen Westfälischen Friedensrichter Elias Wilhelm Friedrich Saalfeld, gest. als Witwe am 3. Juli 1854) und Friederike Louise Antoinette (geb. 27. Juni 1795, gestorben am 7. März 1797).
Sein Vater war der wegen seiner Kenntnisse und seines Charakters hochgeschätzte Arzt Dr. med. Wilhelm Gesenius. Seine Mutter war eine Tochter des „Juris Considtus“ und „Aktua- rius“ Gangloff. In dieser Ehe wurden noch zwei Töchter geboren, Julie Johanne Karoline (geb. am 9. Juni 1790, getraut am 5. Oktober 1808 mit dem Königlichen Westfälischen Friedensrichter Elias Wilhelm Friedrich Saalfeld, gest. als Witwe am 3. Juli 1854) und Friederike Louise Antoinette (geb. am 27. Juni 1795, gestorben am 7. März 1797).


Das Glück, ihrer Eltern sich zu erfreuen, haben die beiden überlebenden Kinder nicht lange genossen, denn schon am 1. April 1801 starb der Vater, kaum 40 Jahre alt; am 22. August 1809, kurz vor ihrem 52. Geburtstage, folgte ihm die Mutter nach, nachdem sie noch den Eintritt ihres Sohnes in die akademische Laufbahn erlebt hatte. Alle diese Nachrichten finden sich in den Kirchenbüchern der hiesigen St. Blasii-Gemeinde, der auch Friedrich August Wolf, der geniale Philologe, als Schüler des Gymnasiums bis zum Jahre 1777 angehört hatte. Der Name Gesenius erfreute sich bereits in Kirche und Wissenschaft eines guten Rufes. Justus Gesenius († 1673 als Generalsuperintendent in Hannover) hat als Dichter religiöser Lieder (vgl. die Nummern 65, 79, 118, 126, 382 des provinzial-sächsischen Gesangbuches) den Anspruch auf ein bleibendes Gedächtnis erworben. Zu lichtestem Glanze sollte der Name indessen erst durch unsern Wilhelm gelangen.
Das Glück, ihrer Eltern sich zu erfreuen, haben die beiden überlebenden Kinder nicht lange genossen, denn schon am 1. April 1801 starb der Vater, kaum 40 Jahre alt; am 22. August 1809, kurz vor ihrem 52. Geburtstage, folgte ihm die Mutter nach, nachdem sie noch den Eintritt ihres Sohnes in die akademische Laufbahn erlebt hatte. Alle diese Nachrichten finden sich in den Kirchenbüchern der hiesigen St. Blasii-Gemeinde, der auch Friedrich August Wolf, der geniale Philologe, als Schüler des Gymnasiums bis zum Jahre 1777 angehört hatte. Der Name Gesenius erfreute sich bereits in Kirche und Wissenschaft eines guten Rufes. Justus Gesenius († 1673 als Generalsuperintendent in Hannover) hat als Dichter religiöser Lieder (vgl. die Nummern 65, 79, 118, 126, 382 des provinzial-sächsischen Gesangbuches) den Anspruch auf ein bleibendes Gedächtnis erworben. Zu lichtestem Glanze sollte der Name indessen erst durch unsern Wilhelm gelangen.
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Wir dürfen endlich darauf hinweisen, daß auch die christliche Kirche und ihre Theologie an jener Frage hervorragend beteiligt sind. Die Kirche fordert von ihren Dienern mit Recht ein volles, reifes Verständnis des Neuen Testaments. Dieses Verständnis aber ist, angesichts der unzerreißbar dichten Beziehungen zwischen dem Neuen und dem Alten Testament, ohne ein geschichtliches, religiöses Verständnis des letzteren nicht möglich. Dieses Verständnis ist an die Kenntnis der hebräischen Sprache gebunden. Keine noch so gute Uebersetzung kann hier wie irgend sonstwo den Urtext ersetzen. Je gründlicher diese Kenntnis, desto besser.
Wir dürfen endlich darauf hinweisen, daß auch die christliche Kirche und ihre Theologie an jener Frage hervorragend beteiligt sind. Die Kirche fordert von ihren Dienern mit Recht ein volles, reifes Verständnis des Neuen Testaments. Dieses Verständnis aber ist, angesichts der unzerreißbar dichten Beziehungen zwischen dem Neuen und dem Alten Testament, ohne ein geschichtliches, religiöses Verständnis des letzteren nicht möglich. Dieses Verständnis ist an die Kenntnis der hebräischen Sprache gebunden. Keine noch so gute Uebersetzung kann hier wie irgend sonstwo den Urtext ersetzen. Je gründlicher diese Kenntnis, desto besser.


So möchten wir an dieser Stelle eine Lanze für das Hebräische brechen, aber, damit nicht einseitig das rein Sprachliche allzusehr betont werde, in diesem Zusammenhänge auch ein kurzes Wort über die hebräische Literatur überhaupt einschalten. Sie ist uns bekanntlich fast ausschließlich im Alten Testament erhalten. Von dem einst so reichen Schrifttum in hebräischer Sprache, und zwar reich in Poesie wie in Prosa — das Alte Testament nennt selber zahlreiche Namen solcher Werke, beruft sich auf sie und bringt an einigen Stellen noch Proben daraus, vgl. die Liedersammlungcn „Das Buch des Redlichen“ (Jos. 10,13 und 2. Sam. 1,18) und „Das Buch der Kriege Jahves“ (4. Buch Mose 21,14) — ist nur verhältnismäßig weniges auf uns gekommen. Die unaufhörlichen Kriege, die zum Teil mit zermalmender Wucht über das Land dahin brausten, mußten der Erhaltung abträglich wirken; auch die nach dem Exile erfolgende Umstellung der politischen zur Kultusgemeinde minderte leider, aber begreiflicherweise, das Interesse an der Rettung der weltlichen Literaturdenkmäler. Aber wie reich, wie vielseitig, wie schön sind bei alledem die Reste jener Literatur! Sie umspannt einen Zeitraum von mehr als 1000 Jahren von der Einbürgerung Israels in Kanaan bis in die Makkabäerzeit. Sie hat, wie jede irgend bedeutsame Literatur-, ihre klassischen Vertreter, sie hat auch ihre Epigonen, ein goldenes und ein silbernes Zeitalter. Neben vielem Mittelgut bietet sie Meisterwerke in Poesie und Prosa, die wir unbedenklich den edelsten Schöpfungen anderer Völker als ebenbürtig, ja zum Teil, was die Erhabenheit des Gegenstandes anbelangt, als überragend an die Seite stellen können. Vgl. das prachtvolle Deborahlied. Richter 5, mit seinem dithyrambisch ausströmenden Jubel über die Besiegung des Erbfeindes, ferner und vor allem die Psalmen, die — zum Teil Perlen der Lyrik — seitdem für alle religiöse Dichtung nie versagendes Vorbild, nie versiegender Quell geblieben sind!
So möchten wir an dieser Stelle eine Lanze für das Hebräische brechen, aber, damit nicht einseitig das rein Sprachliche allzusehr betont ■werde, in diesem Zusammenhänge auch ein kurzes Wort über die hebräische Literatur überhaupt einschalten. Sie ist uns bekanntlich fast ausschließlich im Alten Testament erhalten. Von dem einst so reichen Schrifttum in hebräischer Sprache, und zwar reich in Poesie wie in Prosa — das Alte Testament nennt selber zahlreiche Namen solcher Werke, beruft sich auf sie und bringt an einigen Stellen noch Proben daraus, vgl. die Liedersammlungcn „Das Buch des Redlichen“ (Jos. 10,13 und 2. Sam. 1,18) und „Das Buch der Kriege Jahves“ (4. Buch Mose 21,14) — ist nur verhältnismäßig weniges auf uns gekommen. Die unaufhörlichen Kriege, die zum Teil mit zermalmender Wucht über das Land dahin brausten, mußten der Erhaltung abträglich wirken; auch die nach dem Exile erfolgende Umstellung der politischen zur Kultusgemeinde minderte leider, aber begreiflicherweise, das Interesse an der Rettung der weltlichen Literaturdenkmäler. Aber wie reich, wie vielseitig, wie schön sind bei alledem die Reste jener Literatur! Sie umspannt einen Zeitraum von mehr als 1000 Jahren von der Einbürgerung Israels in Kanaan bis in die Makkabäerzeit. Sie hat, wie jede irgend bedeutsame Literatur-, ihre klassischen Vertreter, sie hat auch ihre Epigonen, ein goldenes und ein silbernes Zeitalter. Neben vielem Mittelgut bietet sie Meisterwerke in Poesie und Prosa, die wir unbedenklich den edelsten Schöpfungen anderer Völker als ebenbürtig, ja zum Teil, was die Erhabenheit des Gegenstandes anbelangt, als überragend an die Seite stellen können. Vgl. das prachtvolle Deborahlied. Richter 5, mit seinem dithyrambisch ausströmenden Jubel über die Besiegung des Erbfeindes, ferner und vor allem die Psalmen, die — zum Teil Perlen der Lyrik — seitdem für alle religiöse Dichtung nie versagendes Vorbild, nie versiegender Quell geblieben sind!


Wer könnte ohne Rührung Psalmen wie den 1., 8., 23., 90. und dann die Wallfahrtslieder 120 bis 134 lesen! Um die hohe dich- derische Schönheit solcher Lieder voll und ganz zu würdigen, bedarf es keiner Uebertragung in deutsche Reime, so meisterhaft auch z. B. die beiden derartigen Versuche von Gustav Biebeler „Die Psalmen Davids in freier poetischer Uebertragung“ (Halle a. S., 1889) und von August Schwartzkopff ..Psalmenklänge“ (Leipzig, 1883) geraten sind. Und dann die Propheten! Welch ein Reichtum erschütternder Predigt, erhabener Anschauungen! Nicht zu vergessen Hiob, eine der tiefsinnigsten, genialsten Dichtungen aller Zeiten! In der Prosa aber könnten wir auch noch besonders hinweisen auf die Jo- sephsgeschichte (1. Mose 37 . . . .), auf 2. Samuelis 1............
Wer könnte ohne Rührung Psalmen wie den 1., 8., 23., 90. und dann die Wallfahrtslieder 120 bis 134 lesen! Um die hohe dich- derische Schönheit solcher Lieder voll und ganz zu würdigen, bedarf es keiner Uebertragung in deutsche Reime, so meisterhaft auch z. B. die beiden derartigen Versuche von Gustav Biebeler „Die Psalmen Davids in freier poetischer Uebertragung“ (Halle a. S., 1889) und von August Schwartzkopff ..Psalmenklänge“ (Leipzig, 1883) geraten sind. Und dann die Propheten! Welch ein Reichtum erschütternder Predigt, erhabener Anschauungen! Nicht zu vergessen Hiob, eine der tiefsinnigsten, genialsten Dichtungen aller Zeiten! In der Prosa aber könnten wir auch noch besonders hinweisen auf die Jo- sephsgeschichte (1. Mose 37 . . . .), auf 2. Samuelis 1............
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