Bearbeiten von „Richard Hesse

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'''Richard Hesse''' (geb. [[20. Februar]] [[1868]] in [[Nordhausen]]; gest. [[28. Dezember]] [[1944]] in Berlin-Frohnau) war Zoologe und Hochschullehrer. Er leistete bedeutende Beiträge zur vergleichenden Anatomie, Tiergeographie und Ökologie.
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'''Richard Hesse''' (geb. [[20. Februar]] [[1868]] in [[Nordhausen]]; gest. [[28. Dezember]] [[1944]] in Berlin-Frohnau) war Biologe, Zoologe und Hochschullehrer. Er leistete bedeutende Beiträge zur vergleichenden Anatomie, Tiergeographie und Ökologie.


== Leben ==
== Leben ==
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=== Privatleben ===
=== Privatleben ===
In Tübingen heiratete Hesse die Tochter des Philosophen Otto Pfleiderer. Nach eigenen Angaben verlebte er dort „die schönste Zeit seines Lebens“. 1908 wurde sein Sohn Gerhard geboren.
In Tübingen heiratete Hesse die Tochter des Philosophen [[Otto Pfleiderer]]. Nach eigenen Angaben verlebte er dort "die schönste Zeit seines Lebens". Nach seiner Emeritierung widmete sich Hesse weiterhin intensiv der wissenschaftlichen Arbeit. Er starb am 28. Dezember 1944 in Berlin-Frohnau.
 
Nach seiner Emeritierung widmete sich Hesse weiterhin intensiv der wissenschaftlichen Arbeit. Er starb am 28. Dezember 1944 in Berlin-Frohnau.


== Wissenschaftliches Werk ==
== Wissenschaftliches Werk ==
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==== Tiergeographie und Ökologie ====
==== Tiergeographie und Ökologie ====
Über zwölf Jahre beschäftigte sich Hesse intensiv mit den ökologischen Grundlagen der Tierverbreitung. Das Ergebnis war sein 1924 erschienenes Werk ''Tiergeographie auf ökologischer Grundlage''. Darin behandelte er die Verbreitung der Tiere über die Erde und ihre Anpassung an die Umwelt. Hesse wertete dafür die gesamte erreichbare Fachliteratur aus und beschrieb die Verbreitung der Meerestiere, der Tiere in Binnengewässern sowie der Tierwelt des Waldes, des Hochgebirges, der Polargebiete und der Inseln.
Über zwölf Jahre beschäftigte sich Hesse intensiv mit den ökologischen Grundlagen der Tierverbreitung. Das Ergebnis war sein 1924 erschienenes Werk "Tiergeographie auf ökologischer Grundlage". Darin behandelte er die Verbreitung der Tiere über die Erde und ihre Anpassung an die Umwelt. Hesse wertete dafür die gesamte erreichbare Fachliteratur aus und beschrieb die Verbreitung der Meerestiere, der Tiere in Binnengewässern sowie der Tierwelt des Waldes, des Hochgebirges, der Polargebiete und der Inseln.
Ein bedeutender Beitrag Hesses war die Verbreitung und Weiterentwicklung der erst 1915 von Wilhelm von Boetticher wiederentdeckten „Klimaregel“. Diese basierte auf den von Carl Bergmann 1847 beobachteten Zusammenhängen zwischen der Körpergröße homoiothermer (gleichwarmer) Tiere und Klimafaktoren. Durch Hesses Veröffentlichung in der Zeitschrift "Naturwissenschaften" (13. Jahrgang, 1925) erlangte die Bergmannsche Regel allgemeine Anerkennung.
Ein bedeutender Beitrag Hesses war die Verbreitung und Weiterentwicklung der erst 1915 von Wilhelm von Boetticher wiederentdeckten „Klimaregel“. Diese basierte auf den von Carl Bergmann 1847 beobachteten Zusammenhängen zwischen der Körpergröße homoiothermer (gleichwarmer) Tiere und Klimafaktoren. Durch Hesses Veröffentlichung in der Zeitschrift "Naturwissenschaften" (13. Jahrgang, 1925) erlangte die Bergmannsche Regel allgemeine Anerkennung.


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==== Beziehungen zwischen Struktur und Funktion ====
==== Beziehungen zwischen Struktur und Funktion ====
In späteren Jahren wandte sich Hesse verstärkt den Beziehungen zwischen mikroskopischen und anatomischen Teilerscheinungen und ihrer Bedeutung für den gesamten Organismus zu. Dies mündete in sein 1910 erschienenes Werk "Der Tierkörper als selbständiger Organismus", das den ersten Band von ''Tierbau und Tierleben'' von Hesse und Franz Doflein bildete. Dieses Werk gilt als bleibendes Standardwerk der zoologischen Literatur.
In späteren Jahren wandte sich Hesse verstärkt den Beziehungen zwischen mikroskopischen und anatomischen Teilerscheinungen und ihrer Bedeutung für den gesamten Organismus zu. Dies mündete in sein 1910 erschienenes Werk "Der Tierkörper als selbständiger Organismus", das den ersten Band des Buches "Tierbau und Tierleben" von Hesse und Franz Doflein bildete. Dieses Werk gilt als bleibendes Standardwerk der zoologischen Literatur.


=== Bedeutende Publikationen ===
=== Wichtige Publikationen ===


==== ''Abstammungslehre und Darwinismus'' ====
==== "Abstammungslehre und Darwinismus" ====
Dieses populärwissenschaftliche Werk basierte auf sechs Vorträgen, die Hesse im Winter 1901 im Rahmen eines Volkshochschulkurses in Stuttgart hielt. Es erschien 1902 in der Reihe „Aus Natur und Geisteswelt“ des Teubner Verlags Leipzig-Berlin und erreichte acht Auflagen. Besonders das Kapitel „Vom Ursprung des Lebens auf der Erde“ spiegelt Hesses charakteristische kritische Sachlichkeit wider.
Dieses populärwissenschaftliche Werk basierte auf sechs Vorträgen, die Hesse im Winter 1901 im Rahmen eines Volkshochschulkurses in Stuttgart hielt. Es erschien 1902 in der Reihe "Aus Natur und Geisteswelt" des Teubner Verlags Leipzig-Berlin und erreichte acht Auflagen. Besonders das Kapitel "Vom Ursprung des Lebens auf der Erde" spiegelt Hesses charakteristische kritische Sachlichkeit wider.


==== ''Der Tierkörper als selbständiger Organismus'' ====
==== "Der Tierkörper als selbständiger Organismus" ====
Dieses 1910 erschienene Werk bildete den ersten Band des umfassenden Werkes "Tierbau und Tierleben". Hesse beschränkte sich darin nicht auf die Beschreibung einzelner Tiere, sondern arbeitete das allen Lebewesen Gemeinsame heraus. Auf Grundlage der damals modernsten Forschungsergebnisse schilderte er die tierische Organisation und Lebensweise sowie die Entwicklungs-, Fortpflanzungs- und Vererbungsgesetze.
Dieses 1910 erschienene Werk bildete den ersten Band des umfassenden Werkes "Tierbau und Tierleben". Hesse beschränkte sich darin nicht auf die Beschreibung einzelner Tiere, sondern arbeitete das allen Lebewesen Gemeinsame heraus. Auf Grundlage der damals modernsten Forschungsergebnisse schilderte er die tierische Organisation und Lebensweise sowie die Entwicklungs-, Fortpflanzungs- und Vererbungsgesetze.


Nach dem Tod seines Co-Autors Doflein arbeitete Hesse ständig an der Aktualisierung des Werkes. 1935 erschien eine zweite Auflage, und bis kurz vor seinem Tod stellte Hesse auch den zweiten Teil ''Das Tier als Glied des Naturganzen'' für eine völlig überarbeitete Ausgabe fertig. Diese erschien jedoch erst nach seinem Tod.
Nach dem Tod seines Co-Autors Doflein arbeitete Hesse ständig an der Aktualisierung des Werkes. 1935 erschien eine zweite Auflage, und bis kurz vor seinem Tod stellte Hesse auch den zweiten Teil "Das Tier als Glied des Naturganzen" für eine völlig überarbeitete Ausgabe fertig. Diese erschien jedoch erst nach seinem Tod.
 
Der Jenaer Nachfolger [[Ernst Haeckels]], Prof. [[Ludwig Plate]], urteilte 1936: "... wir haben in deutscher Sprache kein Werk, welches so umfassend und harmonisch alle wichtigen Tatsachen der Zoologie schildert und ihr Verständnis dem Leser durch zahlreiche Abbildungen erleichtert."
Der Jenaer Nachfolger [[Ernst Haeckels]], Prof. [[Ludwig Plate]], urteilte 1936: „… wir haben in deutscher Sprache kein Werk, welches so umfassend und harmonisch alle wichtigen Tatsachen der Zoologie schildert und ihr Verständnis dem Leser durch zahlreiche Abbildungen erleichtert.
==== "Tiergeographie auf ökologischer Grundlage" ====
 
==== ''Tiergeographie auf ökologischer Grundlage'' ====
Dieses 1924 erschienene Werk war das Ergebnis von Hesses zwölfjähriger Beschäftigung mit den ökologischen Grundlagen der Tierverbreitung. Es behandelte die Verbreitung der Tiere über die Erde und ihre Anpassung an die Umwelt. Hesse wertete dafür die gesamte verfügbare Fachliteratur aus und beschrieb die Verbreitung der Tiere in verschiedenen Lebensräumen.
Dieses 1924 erschienene Werk war das Ergebnis von Hesses zwölfjähriger Beschäftigung mit den ökologischen Grundlagen der Tierverbreitung. Es behandelte die Verbreitung der Tiere über die Erde und ihre Anpassung an die Umwelt. Hesse wertete dafür die gesamte verfügbare Fachliteratur aus und beschrieb die Verbreitung der Tiere in verschiedenen Lebensräumen.


Das Buch enthielt zahlreiche klassische Beispiele, die bis heute in Lehrbüchern angeführt werden, wie etwa die geographische Verbreitung verschiedener Pinguinarten in Relation zu ihrer Körpergröße. Hesse diskutierte auch Ausnahmen von den beobachteten Regeln und versuchte, diese zu erklären.
Das Buch enthielt zahlreiche klassische Beispiele, die bis heute in Lehrbüchern angeführt werden, wie etwa die geographische Verbreitung verschiedener Pinguinarten in Relation zu ihrer Körpergröße. Hesse diskutierte auch Ausnahmen von den beobachteten Regeln und versuchte, diese zu erklären.


Die Bedeutung dieses Werkes wird dadurch unterstrichen, dass es noch 1951 in aktualisierter Form unter dem Titel „Ecological Animal Geography“ (John Wiley & Sons, New York) neu aufgelegt wurde.
Die Bedeutung dieses Werkes wird dadurch unterstrichen, dass es noch 1951 in aktualisierter Form unter dem Titel "Ecological Animal Geography" (John Wiley & Sons, New York) neu aufgelegt wurde.


== Wissenschaftliche Anerkennung und Nachwirkung ==
== Wissenschaftliche Anerkennung ==
Richard Hesse galt als einer der bekanntesten Zoologen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Berufungen an renommierte Universitäten wie Berlin und Bonn zeugen von seiner hohen Reputation in der Fachwelt.
Richard Hesse galt als einer der bekanntesten Zoologen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Berufungen an renommierte Universitäten wie Berlin und Bonn zeugen von seiner hohen Reputation in der Fachwelt.


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Anlässlich seines 70. Geburtstages 1938 erhielt Hesse Glückwünsche von Zoologen aus der ganzen Welt, was die internationale Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen unterstreicht.
Anlässlich seines 70. Geburtstages 1938 erhielt Hesse Glückwünsche von Zoologen aus der ganzen Welt, was die internationale Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen unterstreicht.


Hesses Werke, insbesondere ''Tierbau und Tierleben'' sowie ''Tiergeographie auf ökologischer Grundlage'', beeinflussten Generationen von Zoologen und Ökologen. Sie galten lange Zeit als Standardwerke und werden teilweise bis heute zitiert.
== Nachwirkung ==
Hesses Werke, insbesondere "Tierbau und Tierleben" sowie "Tiergeographie auf ökologischer Grundlage", beeinflussten Generationen von Zoologen und Ökologen. Sie galten lange Zeit als Standardwerke und werden teilweise bis heute zitiert.


Die von Hesse weiterentwickelte und popularisierte Bergmannsche Regel ist nach wie vor ein wichtiges Konzept in der Biogeographie und Ökologie. Seine detaillierten anatomischen und histologischen Untersuchungen, besonders zu den Lichtsinnesorganen niederer Tiere, trugen wesentlich zum Verständnis der Evolution von Sinnesorganen bei.
Die von Hesse weiterentwickelte und popularisierte Bergmannsche Regel ist nach wie vor ein wichtiges Konzept in der Biogeographie und Ökologie. Seine detaillierten anatomischen und histologischen Untersuchungen, besonders zu den Lichtsinnesorganen niederer Tiere, trugen wesentlich zum Verständnis der Evolution von Sinnesorganen bei.
Hesses Arbeiten zur ökologischen Tiergeographie legten wichtige Grundlagen für das sich entwickelnde Feld der Ökologie und beeinflussten das Verständnis von Anpassungen der Tiere an ihre Umwelt.
Hesses Arbeiten zur ökologischen Tiergeographie legten wichtige Grundlagen für das sich entwickelnde Feld der Ökologie und beeinflussten das Verständnis von Anpassungen der Tiere an ihre Umwelt.
== Auszeichnungen ==
*1944: Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft


== Werke ==
== Werke ==
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* mit Franz Dorflein: ''Tierbau und Tierleben'', 2 Bände, Fischer Verlag, 1910-1914
* mit Franz Dorflein: ''Tierbau und Tierleben'', 2 Bände, Fischer Verlag, 1910-1914


== Literatur ==
 
* Ernst Siede: ''Zum 60. Todestag des Prof. der Zoologie Richard Hesse, geb. 20. Februar 1868 in Nordhausen, gest. 28. Dezember 1944 in Berlin-Frohnau''. In: ''[[Nordhäuser Nachrichten. Südharzer Heimatblätter (1/2004)]]''.
* [[Stadtarchiv Nordhausen]] (Hrsg.): ''[[Nordhäuser Persönlichkeiten aus elf Jahrhunderten]]''. Horb am Neckar: Geiger, 2009. ISBN 978-3-86595-336-9




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