Bearbeiten von „Renate Niethammer“
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'''Renate Niethammer''', geb. Kaiser, (* [[13. März]] [[1913]] in [[Nordhausen]] im Harz; † [[17. Januar]] [[2017]] in [[Willich]] in [[Nordrhein-Westfalen]]) war eine deutsche [[Grafiker]]in und [[Maler]]in. | |||
[[Datei:Renate Niethammer (v.l.), Ausstellungsgespräche.jpg|mini|Renate Niethammer v.l., Ausstellungsgespräche (um 1964)]] | |||
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== Leben == | == Leben == | ||
Renate Niethammer | Renate Niethammer ist die Tochter einer wohlhabenden Familie aus Nordhausen im Harz. Sie waren reich, der Urgroßvater war Möbelfabrikant, der Großvater war Katasterdirektor, die Großmutter bemalte Tonvasen, der Vater betrieb eine Handelsgärtnerei. Die Ehe der Eltern wurde früh geschieden. Niethammer hat mehrere Geschwister. In ihrer Schulzeit war sie wegen häufiger Umzüge der wieder verheirateten Mutter zuerst in [[Jever]]/Ostfriesland. In großen Schulklassen mit bis zu 70 Kindern, z. T. aus Moorarbeiterfamilien, lernte Renate Niethammer früh die Armut kennen. Sie besuchte insgesamt vierzehn verschiedene Schulen, zuletzt das [[Mädchengymnasium|Oberlyzeum]] in [[Berlin-Friedenau]]. In der [[Jahrgangsstufe|Unterprima]] (11. Klasse) gewann sie den 1. Preis der Stadt Berlin für ein [[Drama]] über das Frauenbild im Zeitablauf. | ||
[[Datei:Renate Niethammer- 2013.JPG|mini|Renate Niethammer, 2013]] | |||
Ihr malerisches Interesse wurde früh von ihrer Großmutter und ihrer Tante Paula, einer [[Diakonisse]], geweckt. In [[Berlin]] erhielt sie mit 18 Jahren ihren ersten Malunterricht in der privaten Kunstschule von Else Marcks-Penzig (1887–1950), einer Schülerin von [[Emil Rudolf Weiß]], bis 1933 Professor an der [[Universität der Künste Berlin|Berliner Kunstgewerbeschule]]. | |||
1932 legte sie die Aufnahmeprüfung an der [[Vereinigte Staatsschulen für freie und angewandte Kunst|Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst]] in [[Berlin-Charlottenburg]] ab. Lehrer im Porträt- und Aktzeichnen war insbesondere [[Erich Wolfsfeld]], der aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1937 nach [[Staat Palästina|Palästina]] [[Emigration|emigrieren]] musste. Daraufhin bekam die Klasse mit Renate Niethammer den neuen Lehrer Eichhorst, der dem [[Nationalsozialismus]] treu ergeben war. Die Schüler [[boykott]]ierten dessen Unterricht, was zur Auflösung der Klasse führte. Renate Niethammer wurde daraufhin dem Atelier von Professor Spiegel zugewiesen, einem anderen Lehrer, der den NS-Ideen verpflichtet war. Es gelang ihr, in den grafischen Werkstätten von Professor Michel unterzutauchen. | |||
Es gelang Renate Niethammer | 1937 heiratete sie den [[Ingenieur]] für Flugzeugbau Friedrich Niethammer. In Folge der Geburt der Tochter 1938 in Leipzig litt sie an einer lebensgefährlichen Infektion ([[Kindbettfieber]]), die zur fast vollständigen Erblindung führte. Es folgte ein Jahr Aufenthalt in der [[Universitätsklinikum Leipzig|Leipziger Universitätsklinik]] bis zur [[Rekonvaleszenz|Genesung]]. Ihr Ehemann hielt sich beruflich in [[Prag]] auf, wohin sie ihm nach der Geburt des Sohnes 1942 in [[Augsburg]] folgte. Im Gefolge des [[Zweiter Weltkrieg|Krieges]] kam ihr Ehemann 1944 ums Leben. Es gelang Renate Niethammer mit beiden Kindern die Flucht zurück nach Nordhausen. Dort erlebte sie nach einigen Tagen den Bombenhagel auf Nordhausen. Sie und die Kinder überlebten, andere Mitglieder ihrer Familie kamen darin um. | ||
1946 gründete sie eine private Malschule im noch zerbombten Haus der Großeltern in Nordhausen. Insgesamt unterrichtete sie ca. 30 Schüler. Einige von ihnen führte sie systematisch zu Aufnahmeprüfungen an Fach- und Hochschulen, beispielsweise Burg Giebichenstein und die Hochschule für Architektur in Weimar. Der dort lehrende Professor Hermann Henselmann anerkannte bei Studierenden die aus Nordhausen mitgebrachten Fähigkeiten. Eine Studentin erhielt vom [[Kulturbund]] den ersten Preis des Landes Thüringen für ihre in Nordhausen angefertigten Arbeiten. Niethammer zeigte ihre Werke in mehreren Ausstellungen. Ein lebensgroßes Bild „Junger Geiger“ wurde von der Stadt Nordhausen gekauft und dem städtischen Orchester übergeben. Weitere Auftragsbilder entstanden. 1948 wurde ihre Malschule von der sowjetischen Kommandantur geschlossen. | 1946 gründete sie eine private [[Malschule]] im noch zerbombten Haus der Großeltern in Nordhausen. Insgesamt unterrichtete sie ca. 30 Schüler. Einige von ihnen führte sie systematisch zu Aufnahmeprüfungen an Fach- und Hochschulen, beispielsweise [[Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle|Burg Giebichenstein]] und die [[Bauhaus-Universität Weimar|Hochschule für Architektur in Weimar]]. Der dort lehrende Professor [[Hermann Henselmann]] anerkannte bei Studierenden die aus Nordhausen mitgebrachten Fähigkeiten. Eine Studentin erhielt vom [[Kulturbund der DDR|Kulturbund]] den ersten Preis des Landes [[Thüringen]] für ihre in Nordhausen angefertigten Arbeiten. Niethammer zeigte ihre Werke in mehreren Ausstellungen. Ein lebensgroßes Bild „Junger Geiger“ wurde von der Stadt Nordhausen gekauft und dem städtischen Orchester übergeben. Weitere Auftragsbilder entstanden. 1948 wurde ihre Malschule von der sowjetischen Kommandantur geschlossen. | ||
1948 bis 1950 absolvierte sie ein weiterführendes Studium, insbesondere der Wandmalerei, bei Professor Kirchberger in Weimar. Es entstand eine Auftragsarbeit in der Größe 8 × 5,5 m für das | 1948 bis 1950 absolvierte sie ein weiterführendes [[Studium]], insbesondere der [[Wandmalerei]], bei Professor Kirchberger in Weimar. Es entstand eine Auftragsarbeit in der Größe {{nowrap|8 × 5,5 m}} für das [[Weimar]]er Stadttheater zum Thema „Friedensgrenze“. Das Bild wurde mehrere Wochen im [[Neues Museum Weimar|Weimarer Museum]] ausgestellt. 1953 arbeitete sie im Auftrag der Stadt Nordhausen als Leiterin eines Malzirkels für [[bildende Kunst]]. Das Einkommen daraus ermöglichte den Unterhalt der Familie. | ||
1957 siedelte sie mit den Kindern nach Berlin über. Von dort aus kaufte sie ein Grundstück in [[Kolberg (Heidesee)|Kolberg]], nahe [[Königs Wusterhausen]]. Niethammer bekam den Auftrag der evangelischen Kirche, ein [[Triptychon]] zu malen für die Dorfkirche [[Selchow (Storkow)|Selchow]] bei Storkow, insgesamt 4,20 m lang mit ca. 50 Figuren. 1962 übernahm sie den Zirkel für bildnerisches Volksschaffen im Schwermaschinenbau in [[Wildau]], zwei Zirkel des [[Nationale Volksarmee|NVA]]-Nachrichtenregiments in [[Niederlehme]], den Mal- und Zeichenzirkel als künstlerische Leiterin im Kulturhaus [[Interflug]] und im Kulturhaus [[Werk für Fernsehelektronik|Fernsehelektronik]]-Berlin. Weitere Auftragsarbeit war ein {{nowrap|2 × 3,70 m}} großes [[Tafelbild (Malerei)|Tafelbild]] mit den [[Porträt]]s der besten Arbeiter des Binnenhafens in Königs Wusterhausen. | |||
1957 siedelte sie mit den Kindern nach Berlin über. Von dort aus kaufte sie ein Grundstück in Kolberg, nahe Königs Wusterhausen. Niethammer bekam den Auftrag der evangelischen Kirche, ein Triptychon zu malen für die Dorfkirche Selchow bei Storkow, insgesamt 4,20 m lang mit ca. 50 Figuren. 1962 übernahm sie den Zirkel für bildnerisches Volksschaffen im Schwermaschinenbau in Wildau, zwei Zirkel des NVA-Nachrichtenregiments in Niederlehme, den Mal- und Zeichenzirkel als künstlerische Leiterin im Kulturhaus Interflug und im Kulturhaus Fernsehelektronik-Berlin. Weitere Auftragsarbeit war ein 2 × 3,70 m großes Tafelbild mit den | |||
[[Datei:Hafenbild Königs Wusterhausen Öl ca. 1962.jpg|mini|Hafenbild Königs Wusterhausen, Öl, ca. 1962]] | [[Datei:Hafenbild Königs Wusterhausen Öl ca. 1962.jpg|mini|Hafenbild Königs Wusterhausen, Öl, ca. 1962]] | ||
Renate Niethammer ist seit 1995 Mitglied in der [[GEDOK]] – Brandenburg in [[Rangsdorf]]. | |||
[[Datei:Rehabilitation Öl 1978 vierteilig.jpg|mini|Rehabilitation, Öl, 1978, vierteilig]] | [[Datei:Rehabilitation Öl 1978 vierteilig.jpg|mini|Rehabilitation, Öl, 1978, vierteilig]] | ||
[[Datei:Triptychon 'Kommet her zu mir' in Ev. Dorfkirche zu Selchow (Storkow), Öl, 1965.jpg|mini|Triptychon ''Kommet her zu mir'' in Ev. Dorfkirche zu Selchow, Öl, 1965]] | [[Datei:Triptychon 'Kommet her zu mir' in Ev. Dorfkirche zu Selchow (Storkow), Öl, 1965.jpg|mini|Triptychon ''Kommet her zu mir'' in Ev. Dorfkirche zu Selchow, Öl, 1965]] | ||
Bis 2011 war ihr Wohnsitz in Kolberg in Brandenburg. Es entstand hier insbesondere Malerei in Öl, Aquarell, Kohle und Kreide. Motive sind immer wiederkehrend Menschen; Männer-, Frauen- und Kinderporträts, Arbeiter, Politiker, Künstler, aber auch leuchtend farbige Blumen-Stillleben. Ein Triptychon über Frauen der Weltgeschichte blieb bislang unvollendet. | Bis 2011 war ihr Wohnsitz in [[Kolberg (Heidesee)|Kolberg]] in Brandenburg. Es entstand hier insbesondere [[Malerei]] in Öl, Aquarell, Kohle und Kreide. Motive sind immer wiederkehrend Menschen; Männer-, Frauen- und Kinderporträts, Arbeiter, Politiker, Künstler, aber auch leuchtend farbige Blumen-[[Stillleben]]. Ein Triptychon über Frauen der Weltgeschichte blieb bislang unvollendet. | ||
[[Datei:Landbriefträger in Kolberg Öl 1974.jpg|mini|Landbriefträger in Kolberg, Öl, 1974]] | [[Datei:Landbriefträger in Kolberg Öl 1974.jpg|mini|Landbriefträger in Kolberg, Öl, 1974]] | ||
2011 folgte die altersbedingte Übersiedelung nach [[Nordrhein-Westfalen]] in die Nähe des Wohnsitzes ihres Sohnes, wo sie am 17. Januar 2017 starb.<ref>[http://www.maztrauer.de/traueranzeige/renate-niethammer/49058687 Traueranzeige] mit offensichtlichem Druckfehler</ref> | |||
2011 folgte die altersbedingte Übersiedelung nach Nordrhein-Westfalen in die Nähe des Wohnsitzes ihres Sohnes, wo sie am 17. Januar 2017 starb.<ref>[http://www.maztrauer.de/traueranzeige/renate-niethammer/49058687 Traueranzeige] mit offensichtlichem Druckfehler</ref> | |||
== Werke == | == Werke == | ||
* 2002 begonnen: „Frauen“, Triptychon, unvollendet, im Besitz der Familie | * 2002 begonnen: „Frauen“, Triptychon, unvollendet, im Besitz der Familie | ||
* 1988: „Verkauf der Kinder“, Öl | * 1988: „Verkauf der Kinder“, Öl | ||
* 1985: „Jan Koplowitz und Frau“, 1985, Öl auf Hartfaser, 90 × 86 cm (Kunstarchiv Beeskow | * 1985: „Jan Koplowitz und Frau“, 1985, Öl auf Hartfaser, 90 × 86 cm ([[Kunstarchiv Beeskow]] in der [[Burg Beeskow]]) | ||
* 1985: „Hedda Zinner“, 1985, Öl auf Hartfaser, 91 × 73 cm (Kunstarchiv Beeskow) | * 1985: „Hedda Zinner“, 1985, Öl auf Hartfaser, 91 × 73 cm (Kunstarchiv Beeskow) | ||
* 1981: „Geiger (Abschied von der Moldau)“, Öl | * 1981: „Geiger (Abschied von der Moldau)“, Öl | ||
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* 1965: „Kommet her zu mir …“ Altar-Triptychon, Öl, Evangelische Dorfkirche in Selchow/Mark (Storkow) | * 1965: „Kommet her zu mir …“ Altar-Triptychon, Öl, Evangelische Dorfkirche in Selchow/Mark (Storkow) | ||
* 1971: „Arbeiterveteranin Helene G.“, 1971, Öl auf Hartfaser, 90 × 70 cm (Kunstarchiv Beeskow) | * 1971: „Arbeiterveteranin Helene G.“, 1971, Öl auf Hartfaser, 90 × 70 cm (Kunstarchiv Beeskow) | ||
* 1971: | * 1971: „[[Sozialistische Brigade]] der LPG Großziethen“, Öl, VII. Kunstausstellung der DDR 1972 | ||
* 1962: „Hafen-Bild“, Öl, ca. 200 × 400 cm, Binnenhafen Königs Wusterhausen | * 1962: „Hafen-Bild“, Öl, ca. 200 × 400 cm, Binnenhafen Königs Wusterhausen | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
* „Ein weites Feld“. Landwirtschaft in der Malerei der DDR, Katalog zur Ausstellung, Kunstarchiv Beeskow / Simone Tippach-Schneider (Hrsg.), Beeskow 2005 | * „Ein weites Feld“. Landwirtschaft in der Malerei der DDR, Katalog zur Ausstellung, Kunstarchiv Beeskow / [[Simone Tippach-Schneider]] (Hrsg.), Beeskow 2005 | ||
* „Helden auf Zeit“. Porträts aus dem Kunstarchiv Beeskow, Katalog zur Ausstellung, Kunstarchiv Beeskow / Simone-Tippach-Schneider (Hrsg.), Beeskow 2009 | * „Helden auf Zeit“. Porträts aus dem Kunstarchiv Beeskow, Katalog zur Ausstellung, Kunstarchiv Beeskow / Simone-Tippach-Schneider (Hrsg.), Beeskow 2009 | ||
== | == Weblinks == | ||
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* [https://www.bildatlas-ddr-kunst.de/person/51 Renate Niethammer] im Bildatlas Kunst in der DDR | * [https://www.bildatlas-ddr-kunst.de/person/51 Renate Niethammer] im [[Bildatlas Kunst in der DDR]] | ||
* [ | * Tanja Kasischke: [http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ziel/604050/DE?article_id=2773114 ''Gegen den Strich gelebt. Selbst ist die Frau – immer gewesen: Die Kolberger Malerin Renate Niethammer wird heute 100.''] maerkischeallgemeine.de, Dahme-Kurier, 13. März 2013 (mit Bildern) | ||
* Heidelore Kneffel: [http://www.nnz-online.de/news/news_lang.php?ArtNr=124373 ''Renate Niethammer wird 100 Jahre.''] nnz-online.de, 13. März 2013 | |||
* Sybille Gurack: [http://www.blickpunkt-brandenburg.de/nachrichten/oder-spree/artikel/11195.html ''100 Jahre Renate Niethammer.''] blickpunkt-brandenburg.de, 15. März 2013 (mit Bild) | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references /> | <references /> | ||
{{SORTIERUNG:Niethammer, Renate}} | |||
{{ | [[Kategorie:Maler (Deutschland)]] | ||
[[Kategorie:Bildender Künstler (DDR)]] | |||
[[Kategorie: | [[Kategorie:Person (Nordhausen)]] | ||
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[[Kategorie:Hundertjähriger]] | |||
[[Kategorie:Frau]] | |||
{{Personendaten | |||
|NAME=Niethammer, Renate | |||
|ALTERNATIVNAMEN=Kaiser, Renate (Geburtsname) | |||
|KURZBESCHREIBUNG=deutsche Grafikerin und Malerin | |||
|GEBURTSDATUM=13. März 1913 | |||
|GEBURTSORT=[[Nordhausen]] | |||
|STERBEDATUM=17. Januar 2017 | |||
|STERBEORT=[[Willich]] | |||
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