Bearbeiten von „Pockenepidemie in Nordhausen

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Vermutlich war die Zahl der Erkrankten und der Todesfälle um ein Vielfaches höher, denn die Bürger scheuten sich, den richtigen Befund anzugeben, weil sie bestraft werden konnten, wenn sie es unterlassen hatten, ihre Kinder rechtzeitig impfen zu lassen. Die Zahl der Beerdigungen war in der gleichen Zeit in einer einzigen Nordhäuser Kirchengemeinde größer, als die in der ganzen Stadt gemeldeten Pockentoten.  
Vermutlich war die Zahl der Erkrankten und der Todesfälle um ein Vielfaches höher, denn die Bürger scheuten sich, den richtigen Befund anzugeben, weil sie bestraft werden konnten, wenn sie es unterlassen hatten, ihre Kinder rechtzeitig impfen zu lassen. Die Zahl der Beerdigungen war in der gleichen Zeit in einer einzigen Nordhäuser Kirchengemeinde größer, als die in der ganzen Stadt gemeldeten Pockentoten.  


Dr. Friedrich Wilhelm Unger, Kreis-Wundarzt des Kreises Nordhausen und der Grafschaft Stolberg, gab zur Verteidigung der Pockenimpfung 1871 eine Schrift heraus. Aus dieser ergibt sich, daß sich eine „Bürgerinitiative“ gegen die Pockenimpfung gebildet hatte. In Wort und Schrift, in Versammlungen und in der Zeitung wurde gegen die Impfung argumentiert und dazu aufgefordert, sich von der Impfung befreien zu lassen, was rechtlich möglich war. [[Ludwig Belitski]] inserierte jedes Jahr vor Beginn der Impfzeit in der Nordhäuser Zeitung und ermahnte, sich nicht impfen zu lassen. Fälschlich gab er an, der Impfzwang sei aufgehoben. Impfen, sagte er, sei gemeingefährlich und vor allem nutzlos. Das Impfen nennt er „ekle Eitervergiftung“. Ein Herr Nittinger schrieb, die Menschenpocken seien ein viel kleineres Übel als das große Unheil, welches die Kuhpocken-Impfung über die Welt gebracht habe, und eine weitere Schrift heißt: „Anklageakte wider den Menschenverderber Jenner aus England“ (der Entdecker des Impfschutzes).
Dr. Friedrich Wilhelm Unger, Kreis-Wundarzt des Kreises Nordhausen und der Grafschaft Stolberg, gab zur Verteidigung der Pockenimpfung 1871 eine Schrift heraus. Aus dieser ergibt sich, daß sich eine „Bürgerinitiative“ gegen die Pockenimpfung gebildet hatte. In Wort und Schrift, in Versammlungen und in der Zeitung wurde gegen die Impfung argumentiert und dazu aufgefordert, sich von der Impfung befreien zu lassen, was rechtlich möglich war. Ein Herr Belitski inserierte jedes Jahr vor Beginn der Impfzeit in der Nordhäuser Zeitung und ermahnte, sich nicht impfen zu lassen. Fälschlich gab er an, der Impfzwang sei aufgehoben. Impfen, sagte er, sei gemeingefährlich und vor allem nutzlos. Das Impfen nennt er „ekle Eitervergiftung“. Ein Herr Nittinger schrieb, die Menschenpocken seien ein viel kleineres Übel als das große Unheil, welches die Kuhpocken-Impfung über die Welt gebracht habe, und eine weitere Schrift heißt: „Anklageakte wider den Menschenverderber Jenner aus England“ (der Entdecker des Impfschutzes).


Die Folgen blieben nicht aus. Obwohl es in Nordhausen damals einen richtigen „Babyboom“ gab, nahm die Zahl der Impfungen ständig ab.
Die Folgen blieben nicht aus. Obwohl es in Nordhausen damals einen richtigen „Babyboom“ gab, nahm die Zahl der Impfungen ständig ab.
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Für Salza, wo der Ausspruch einer Frau erhalten ist: „Ich lasse mein Kind nicht vergiften!“, liegen ganz ähnliche Zahlen vor: von 192 wurden nur 25 geimpft.
Für Salza, wo der Ausspruch einer Frau erhalten ist: „Ich lasse mein Kind nicht vergiften!“, liegen ganz ähnliche Zahlen vor: von 192 wurden nur 25 geimpft.


Auch, als die Seuche ausbrach, trat keine Wandlung der Gesinnung ein. Die 10 Nordhäuser Ärzte hatten am 28. Mai 1871 eine Anzeige in der Nordhäuser Zeitung aufgegeben, in der sie ohne Polemik und ohne Statistik auf die Nützlichkeit der Impfung hinwiesen. Daraufhin rief Ludwig Belitski am 6. Juni zu einer Versammlung im [[Riesenhaus]] auf. Die ''Nordhäuser Zeitung berichtete:
Auch, als die Seuche ausbrach, trat keine Wandlung der Gesinnung ein. Die 10 Nordhäuser Ärzte hatten am 28. Mai 1871 eine Anzeige in der Nordhäuser Zeitung aufgegeben, in der sie ohne Polemik und ohne Statistik auf die Nützlichkeit der Impfung hinwiesen. Daraufhin rief Belitski am 6. Juni zu einer Versammlung im [[Riesenhaus]] auf. Die ''Nordhäuser Zeitung berichtete:


: „Gestern hielt Herr Belitski den in der Zeitung mehrfach angekündigten Vortrag gegen die Kuhpocken-Impfung. Der große Saal des Riesenhauses war von Zuhörern ganz angefüllt und auch die daran befindlichen Räume waren zum Teil dicht besetzt. Herr Belitski setzte in lichtvoller mehrstündiger und überzeugender Rede, die mehrfach vom Beifall des Publikums unterbrochen wurde, die Gründe auseinander, weshalb er die Impfung für im hohen Grade gesundheitsgefährlich und ihren Zweck nach keiner Seite hin erfüllend erklären müsse...“
: „Gestern hielt Herr Belitski den in der Zeitung mehrfach angekündigten Vortrag gegen die Kuhpocken-Impfung. Der große Saal des Riesenhauses war von Zuhörern ganz angefüllt und auch die daran befindlichen Räume waren zum Teil dicht besetzt. Herr Belitski setzte in lichtvoller mehrstündiger und überzeugender Rede, die mehrfach vom Beifall des Publikums unterbrochen wurde, die Gründe auseinander, weshalb er die Impfung für im hohen Grade gesundheitsgefährlich und ihren Zweck nach keiner Seite hin erfüllend erklären müsse...“
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