Bearbeiten von „Nordhausen und Umgegend im Jahre 1848

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== Die Jugend im Jahre 1848 ==
== Die Jugend im Jahre 1848 ==


Daß auch die Jugend in Nordhausen an den Vorgängen nicht unbeteiligt blieb, lehrt die Tatsache, daß die älteren und größeren Schüler des Gymnasiums und der Realschule in die Bürgerwehr eintraten und den militärischen Exerzitien beiwohnten. Eingeübt wurden sie von Herrn Otto Alberti, Mechanikus und Optikus, dem Vater des jetzt noch lebenden Optikus Herrn Alberti (dem ich manche Mitteilungen verdanke). Einigen Schülern wurde auch gestattet, sich dem kaufmännischen Turnverein anzuschließen. Infolgedessen sagten die lehrplanmäßigen Turnstunden den erwachsenen Schülern wenig zu; größeres Interesse brachten die Gymnasiasten den mit militärischen Exerzitien verbundenen Übungen entgegen, die Oberlehrer Dr. Rothmaler leitete. Den 10. November fand die übliche Feier des Geburtstages Luthers statt, bei der im Gymnasium vor Absingung des Lutherliedes der Direktor Dr. Schirlitz in einer kurzen Ansprache an die Schüler zeigte, was die Kämpfer für die Freiheit, sowohl die politische wie die religiöse, von Luther lernen könnten.
Daß auch die Jugend in Nordausen an den Vorgängen nicht unbeteiligt blieb, lehrt die Tatsache, daß die älteren und größeren Schüler des Gymnasiums und der Realschule in die Bürgerwehr eintraten und den militärischen Exerzitien beiwohnten. Eingeübt wurden sie von Herrn Otto Alberti, Mechanikus und Optikus, dem Vater des jetzt noch lebenden Optikus Herrn Alberti (dem ich manche Mitteilungen verdanke). Einigen Schülern wurde auch gestattet, sich dem kaufmännischen Turnverein anzuschließen. Infolgedessen sagten die lehrplanmäßigen Turnstunden den erwachsenen Schülern wenig zu; größeres Interesse brachten die Gymnasiasten den mit militärischen Exerzitien verbundenen Übungen entgegen, die Oberlehrer Dr. Rothmaler leitete. Den 10. November fand die übliche Feier des Geburtstages Luthers statt, bei der im Gymnasium vor Absingung des Lutherliedes der Direktor Dr. Schirlitz in einer kurzen Ansprache an die Schüler zeigte, was die Kämpfer für die Freiheit, sowohl die politische wie die religiöse, von Luther lernen könnten.


Bedeutsamer, ausführlicher und dazu öffentlich war die Rede, die schon vorher am 26. März 1848 der Direktor der Realschule, Dr. Fischer, gehalten hatte. An diesem Tage wurde nach dem Vormittagsgottesdienst auf dem Realschulgebäude vor dem Töpfertor (Bild) eine schwarz-rot-goldene Fahne aufgesteckt. Die Schüler hatten nämlich den Wunsch ausgesprochen, eine der Größe des Schulgebäudes angemessene Fahne zu besitzen. Der Direktor kam diesem Wunsche gern entgegen und ordnete das Nötige an. So zogen denn 7 Primaner, mit breiten schwarz- rot-goldenen Bändern geschmückt, unter dem Geläute der Glocken von der Promenade her auf den mit Zuschauern bedeckten Friedrich-Wilhelmsplatz vor der Realschule mit ihrer Fahne auf, die übrigen Schüler, geleitet von ihren Lehrern, schlossen sich an und hielten unter Gesang des Liedes „Brause, du Freiheitsgesang" einen Umzug über den Platz. Am Eingang der Realschule stellten die 7 Primaner sich auf der obersten Stufe mit der Fahne auf, und Direktor Fischer hielt von derselben Stelle aus an die ganze Versammlung eine Anrede, die uns die ideale Auffassung der Zeit lehrt:
Bedeutsamer, ausführlicher und dazu öffentlich war die Rede, die schon vorher am 26. März 1848 der Direktor der Realschule, Dr. Fischer, gehalten hatte. An diesem Tage wurde nach dem Vormittagsgottesdienst auf dem Realschulgebäude vor dem Töpfertor (Bild) eine schwarz-rot-goldene Fahne aufgesteckt. Die Schüler hatten nämlich den Wunsch ausgesprochen, eine der Größe des Schulgebäudes angemessene Fahne zu besitzen. Der Direktor kam diesem Wunsche gern entgegen und ordnete das Nötige an. So zogen denn 7 Primaner, mit breiten schwarz- rot-goldenen Bändern geschmückt, unter dem Geläute der Glocken von der Promenade her auf den mit Zuschauern bedeckten Friedrich-Wilhelmsplatz vor der Realschule mit ihrer Fahne auf, die übrigen Schüler, geleitet von ihren Lehrern, schlossen sich an und hielten unter Gesang des Liedes „Brause, du Freiheitsgesang" einen Umzug über den Platz. Am Eingang der Realschule stellten die 7 Primaner sich auf der obersten Stufe mit der Fahne auf, und Direktor Fischer hielt von derselben Stelle aus an die ganze Versammlung eine Anrede, die uns die ideale Auffassung der Zeit lehrt:
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gährte es 1848, und in einzelnen Kain es zu Unruhen. Im Jahre 1847 war bekanntlich eine Mißernte, infolge deren entstand Hungersnot, so auch in
gährte es 1848, und in einzelnen Kain es zu Unruhen. Im Jahre 1847 war bekanntlich eine Mißernte, infolge deren entstand Hungersnot, so auch in


=== Sangerhausen ===
=== Sandershausen ===


Viele Felddiebstähle kamen in der Erntezeit des Hungerjahres vor, weshalb hier eine Feldwache von 12 Ackerbürgern eingesetzt wurde. Schon vor dem 18. März fanden Versammlungen statt, wurden Reden gehalten und Brandbriefe versandt. Ulan haßte besonders drei Männer: den Bürgermeister, den Stadtkämmerer, den Königlichen Rendanten. Nach den Berliner Märztagen wuchs die Aufregung, die Bierhäuser füllten sich, Zusammenrottungen fanden statt. Die Garnison war zu schwach. Schon am 21. März wurden Nationalkokarden verkauft, am 23. wurde von angesehenen Bürgern eine Versammlung berufen, in der Klagen gegen die Stadtbehörde erhoben wurden. Mit wildem Geschrei besetzte man die Wohnungen der 3 Beamten, während der Bürgermeister nach Nordhausen floh. Den Stadtverordneten wurden unter den Augen der Polizei die Fenster eingeworfen. Man revidierte dann die Rassen und erzählte von Betrügereien. Der Kammergerichtsreferendar Kaupisch, später Präsident in Arnsberg, besorgte die Geschäfte des Bürgermeisters, es wurden neue Stadtverordnete gewählt, und der Bürgermeister kehrte zurück. Ein Regierungskommissar untersuchte und fand die meisten Beschwerden für unbegründet. Schon am 15. April hatte man eine Bürgerwehr errichtet, die mit alten Schießgewehren und Spießen ausgerüstet wurde, wodurch sich die Schützenkompagnie zuerst verletzt fühlte. Frauen stifteten auch hier eine Fahne, bei deren Einweihung auf 6 Plätzen getanzt wurde. Das schlimme Ende kam hinterher!
Viele Felddiebstähle kamen in der Erntezeit des Hungerjahres vor, weshalb hier eine Feldwache von 12 Ackerbürgern eingesetzt wurde. Schon vor dem 18. März fanden Versammlungen statt, wurden Reden gehalten und Brandbriefe versandt. Ulan haßte besonders drei Männer: den Bürgermeister, den Stadtkämmerer, den Königlichen Rendanten. Nach den Berliner Märztagen wuchs die Aufregung, die Bierhäuser füllten sich, Zusammenrottungen fanden statt. Die Garnison war zu schwach. Schon am 21. März wurden Nationalkokarden verkauft, am 23. wurde von angesehenen Bürgern eine Versammlung berufen, in der Klagen gegen die Stadtbehörde erhoben wurden. Mit wildem Geschrei besetzte man die Wohnungen der 3 Beamten, während der Bürgermeister nach Nordhausen floh. Den Stadtverordneten wurden unter den Augen der Polizei die Fenster eingeworfen. Man revidierte dann die Rassen und erzählte von Betrügereien. Der Kammergerichtsreferendar Kaupisch, später Präsident in Arnsberg, besorgte die Geschäfte des Bürgermeisters, es wurden neue Stadtverordnete gewählt, und der Bürgermeister kehrte zurück. Ein Regierungskommissar untersuchte und fand die meisten Beschwerden für unbegründet. Schon am 15. April hatte man eine Bürgerwehr errichtet, die mit alten Schießgewehren und Spießen ausgerüstet wurde, wodurch sich die Schützenkompagnie zuerst verletzt fühlte. Frauen stifteten auch hier eine Fahne, bei deren Einweihung auf 6 Plätzen getanzt wurde. Das schlimme Ende kam hinterher!
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