Bearbeiten von „Nordhausen, die tausendjährige Stadt am Harz

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: Von Heinrich Heine
: Von Heinrich Heine


Tausendjährige Städte haben Wohl ein Anrecht darauf, daß man von ihnen spricht, namentlich dann, wenn sie in der Wertschätzung der Zeitgenossen bei weitem noch nicht den ihnen gebührenden Platz einnehmen. In einer solchen Lage befindet sich Nordhausen, das nicht nur unter den Randstädten des Harzes, sondern auch im allgemeinen lange Zeit eine Art Dornröschenrolle gespielt hat. Freilich, den „alten Nordhäuser“ kannte man weit und breit, auch Wohl den guten Nordhäuser „Priem“; Geschichtskundige wußten vielleicht auch, daß Nordhausen ehemals freie Reichsstadt war; wer irgendwie politisch eingestellt war, kannte Nordhausen Wohl als eine freisinnige Stadt; und wer gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in seinen Mußestunden sich gar mit deutscher Lyrik befaßte, hatte wahrscheinlich auch etwas von Albert Traeger gelesen, wenn er vielleicht auch nicht wußte, daß dieser im bürgerlichen Leben Rechtsanwalt in Nordhausen und nur im Nebenberufe Dichter war. Aber diese Kenntnisse über Nordhausen in industrieller, geschichtlicher, politischer und literarischer Hinsicht besaßen doch eine zu geringe Werbekraft, um Besucher anzulocken; und die Stadt als solche, ihre landschaftliche Lage, ihre wirtschaftliche Bedeutung, ihre Verkehrsverhältnisse, ihr Kunstleben, alles das, was die Aufmerksamkeit der Reisenden erregen konnte, war so unbekannt, wie das Innere Tibets. Zum Teil lag das an der Stadt selbst, die in Verkennung der Zeitverhältnisse sowohl manche Entwicklungsmöglichkeiten sich hatte entgehen lassen, als auch den Erscheinungen des stärker werdenden Fremdenverkehrs nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit gefolgt war, so daß sie unbeachtet am Wege liegen blieb. Erst in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts fing man an, das Versäumte nachzuholen und es anderen Städten im Wettbewerb um die Geltendmachung ihrer Vorzüge gleichzutun. Und das konnte der Stadt nicht schwer fallen.
Tausendjährige Städte haben Wohl ein Anrecht darauf, daß man von ihnen spricht, namentlich dann, wenn sie in der Wertschätzung der Zeitgenossen bei weitem noch nicht den ihnen gebührenden Platz einnehmen. In einer solchen Lage befindet sich Nordhausen, das nicht nur unter den Randstädten des Harzes, sondern auch im allgemeinen lange Zeit eine Art Dornröschenrolle gespielt hat. Freilich, den „alten Nordhäuser“ kannte man weit und breit, auch Wohl den guten Nordhäuser „Priem“; Geschichtskundige wußten vielleicht auch, daß Nordhausen ehemals freie Reichsstadt war; wer irgendwie politisch eingestellt war, kannte Nordhausen Wohl als eine freisinnige Stadt; und wer gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in seinen Mußestunden sich gar mit deutscher Lyrik befaßte, hatte wahrscheinlich auch etwas von Albert Traeger gelesen, wenn er vielleicht auch nicht wußte, daß dieser im bürgerlichen Leben Rechtsanwalt in Nordhausen und nur im Nebenberufe Dichter war. Aber diese Kenntnisse über Nordhausen in industrieller, geschichtlicher, politischer und literarischer Hinsicht besaßen doch eine zu geringe Werbekrast, um Besucher anzulocken; und die Stadt als solche, ihre landschaftliche Lage, ihre wirtschaftliche Bedeutung, ihre Verkehrsverhältnisse, ihr Kunstleben, alles das, was die Aufmerksamkeit der Reisenden erregen konnte, war so unbekannt, wie das Innere Tibets. Zum Teil lag das an der Stadt selbst, die in Verkennung der Zeitverhältnisse sowohl manche Entwicklungsmöglichkeiten sich hatte entgehen lassen, als auch den Erscheinungen des stärker werdenden Fremdenverkehrs nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit gefolgt war, so daß sie unbeachtet am Wege liegen blieb. Erst in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts fing man an, das Versäumte nachzuholen und es anderen Städten im Wettbewerb um die Geltendmachung ihrer Vorzüge gleichzutun. Und das konnte der Stadt nicht schwer fallen.


Nordhausen liegt am Südrande des Harzes und wird dadurch aller der Vorzüge teilhaftig, mit der die Natur eine vom Gebirge zur Ebene übergehende Landschaft in freigebigster Weise ausstattet.
Nordhausen liegt am Südrande des Harzes und wird dadurch aller der Vorzüge teilhaftig, mit der die Natur eine vom Gebirge zur Ebene übergehende Landschaft in freigebigster Weise ausstattet.
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Auch für Nordhausen ist ein solcher Reichshof nachgewiesen.
Auch für Nordhausen ist ein solcher Reichshof nachgewiesen.


In Thüringen scheint die Aussonderung von Königsgut erst später vor sich gegangen zu sein. Vom Main, von der Werra und Fulda drangen die fränkischen Beamten in die Täler des Landes ein. Bis zum Jahre 775 war die Arbeit im Tale der Unstrut von der fränkischen Hauptstelle Mühlhausen aus abwärts bis zur Helmemündung und in den Nebentälern der Wipper und Helme bis Artern und von hier auswärts bis Tilleda beendet. Um 785 waren die Beamten bei Nordhausen tätig. Da entstand hier an der Kreuzung alter Heerstraßen ein fränkischer Reichshof. Er lag am Frauenberge, südlich von der jetzigen Frauenberger Kirche. Noch heute erhebt sich hier auf einem sehr alten, steinernen Unterbau ein hohes Fachwerkgebäude; das wird die Stelle sein, wo das Herrenhaus des Reichshofes gestanden hat. Gegen Ende des zwölften Jahrhunderts wurde es ein Nonnenkloster; das heutige Fachwerkgebäude, das städtisch ist und alten Frauen ein Unterkommen gewährt, stammt aus der Zeit um 1500.
In Thüringen scheint die Aussonderung von Königsgut erst später vor sich gegangen zu sein. Vom Main, von der Werra und Fulda drangen die fränkischen Beamten in die Täler des Landes ein. Bis zum Jahre 775 war die Arbeit im Tale der Unstrut von der fränkischen Hauptstelle Mühlhausen aus abwärts bis zur Helmemündung und in den Nebentälern der Wipper und Helme bis Artern und von hier auswärts bis Tilleda beendet. Um 785 waren die Beamten bei Nordhausen tätig. Da entstand hier an der Kreuzung alter Heerstraßen ein fränkischer Reichshof. Er lag am Frauenberge, südlich von der jetzigen Frauenberger Kirche. Noch heute erhebt sich hier auf einem sehr alten, steinernen Unterbau ein hohes Fachwerkgebäude; das wird die Stelle sein, wo das Herrenhaus des Reichshoses gestanden hat. Gegen Ende des zwölften Jahrhunderts wurde es ein Nonnenkloster; das heutige Fachwerkgebäude, das städtisch ist und alten Frauen ein Unterkommen gewährt, stammt aus der Zeit um 1500.


Südlich und westlich von dem Herrenhause nach dem Mühlgraben zu standen die Wirtschaftsgebäude, und nördlich vom Reichshofe am Frauenberge, in der Frauenberger Stiege und der Lichten Gasse, werden die fränkischen Krieger gewohnt haben, die den Wacht- und Schutzdienst versahen und in der Landwirtschaft tätig waren. Ihre Wohnungen bildeten das Reichsdorf Nordhausen, die erste dörfliche Niederlassung in geschichtlicher Zeit im Gebiete der heutigen Stadt.
Südlich und westlich von dem Herrenhause nach dem Mühlgraben zu standen die Wirtschaftsgebäude, und nördlich vom Reichshose am Frauenberge, in der Frauenberger Stiege und der Lichten Gasse, werden die fränkischen Krieger gewohnt Haben, die den Wacht- und Schutzdienst versahen und in der Landwirtschaft tätig waren. Ihre Wohnungen bildeten das Reichsdors Nordhausen, die erste dörfliche Niederlassung in geschichtlicher Zeit im Gebiete der heutigen Stadt.


Mehr als hundert Jahre später finden wir nordwestlich vom fränkischen Reichshofe einen zweiten Hof; er gehörte dem deutschen König Heinrich I. Um das Jahr 900 war sein Vater, der Sachsenherzog Otto, auch Herzog von Thüringen geworden, nachdem der Herzog Burchart von Thüringen im Kampfe gegen die Ungarn gefallen war und keiner das Land vor ihren wilden Schwärmen besser zu schützen vermochte, als der mächtige Sachsenherzog Otto, dessen Besitzungen sich schon bis in die Goldene Aue und an die Unstrut hin ausdehnten. In dieser unruhigen Zeit wird er oder sein Sohn und Nachfolger Heinrich I. hier in Nordhausen an einer besser geschützten Stelle, als es der Reichshof war, einen neuen Wirtschaftshof angelegt und abseits davon eine Burg erbaut haben. Als Heinrich dann König wurde, hieß der Hof „Königshof“, dessen Lage noch heute durch die Straßenbenennung „Königshof“ gekennzeichnet ist. Die Burg stand wahrscheinlich in der Nähe des Domes. Nach dem fränkischen Reichshofe führten alle alten Straßen, auf denen ein feindliches Heer herankommen konnte, während sie an dem sächsischen Königshof, der auf einem steilabfallenden Berge lag, vorbeigingen. Zu dem neuen Hofe hatte Heinrich Wohl den größten Teil der Ländereien des Reichshofes gelegt, dessen Rest noch bis zum Jahre 1200 weiterbestand und von einem Reichsvogt verwaltet wurde. Als dann um 1200 auf dem Boden des Reichshofes ein Nonnenkloster gegründet wurde, erhielt dieses die noch vorhandenen Besitzungen und Einkünfte des Hofes.
Mehr als hundert Jahre später finden wir nordwestlich vom fränkischen Reichshofe einen zweiten Hof; er gehörte dem deutschen König Heinrich I. Um das Jahr 900 war sein Vater, der Sachsenherzog Otto, auch Herzog von Thüringen geworden, nachdem der Herzog Burchart von Thüringen im Kampfe gegen die Ungarn gefallen war und keiner das Land vor ihren wilden Schwärmen besser zu schützen vermochte, als der mächtige Sachsenherzog Otto, dessen Besitzungen sich schon bis in die Goldene Aue und an die Unstrut hin ausdehnten. In dieser unruhigen Zeit wird er oder sein Sohn und Nachfolger Heinrich I. hier in Nordhausen an einer besser geschützten Stelle, als es der Reichshof war, einen neuen Wirtschaftshof angelegt und abseits davon eine Burg erbaut haben. Als Heinrich dann König wurde, hieß der Hof „Königshof“, dessen Lage noch heute durch die Straßenbenennung „Königshof“ gekennzeichnet ist. Die Burg stand wahrscheinlich in der Nähe des Domes. Nach dem fränkischen Reichshofe führten alle alten Straßen, auf denen ein feindliches Heer herankommen konnte, während sie an dem sächsischen Königshof, der auf einem steilabfallenden Berge lag, vorbeigingen. Zu dem neuen Hofe hatte Heinrich Wohl den größten Teil der Ländereien des Reichshofes gelegt, dessen Rest noch bis zum Jahre 1200 Weiterbestand und von einem Reichsvogt verwaltet wurde. Als dann um 1200 auf dem Boden des Reichshofes ein Nonnenkloster gegründet wurde, erhielt dieses die noch vorhandenen Besitzungen und Einkünfte des Hofes.


Von dem sächsischen Königshofe, nicht von der fränkischen Siedelung, ist die heutige Stadt Nordhausen ausgegangen, indem um den Königshof her Leute sich ansiedelten, so daß hier bald ein kleiner Ort entstand, der nun Nordhausen hieß, während die fränkische Ansiedelung am Frauenberg mit Alten Nordhausen bezeichnet wurde. Heinrich I., der Gründer des Deutschen Reiches, kann daher auch als der Gründer Nordhausens angesehen werden. Im Jahre 927 schenkte er Hof und Burg mit allem, was dazu gehörte, seiner Gemahlin Mathilde. Dieses Schenkungsjahr, das urkundlich feststeht, gibt der Stadt die Veranlassung, 1927 ihre Tausendjahrfeier zu begehen.
Von dem sächsischen Königshofe, nicht von der fränkischen Siedelung, ist die heutige Stadt Nordhausen ausgegangen, indem um den Königshof her Leute sich ansiedelten, so daß hier bald ein kleiner Ort entstand, der nun Nordhausen hieß, während die fränkische Ansiedelung am Frauenberg mit Alten Nordhausen bezeichnet wurde. Heinrich I., der Gründer des Deutschen Reiches, kann daher auch als der Gründer Nordhausens angesehen werden. Im Jahre 927 schenkte er Hof und Burg mit allem, was dazu gehörte, seiner Gemahlin Mathilde. Dieses Schenkungsjahr, das urkundlich feststeht, gibt der Stadt die Veranlassung, 1927 ihre Tausendjahrfeier zu begehen.
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[[Datei:Friedrich-Wilhelm-Platz Nordhausen.jpg|thumb|center|Friedrich-Wilhelm Platz (Echtermeyer, Bürodirektor i. R.)]]
[[Datei:Friedrich-Wilhelm-Platz Nordhausen.jpg|thumb|center|Friedrich-Wilhelm Platz (Echtermeyer, Bürodirektor i. R.)]]


Wie in anderen Städten, so entbrannten auch hier heftige Standeskämpfe zwischen den Geschlechtern, den früher vom Dorfe der Stadt zugewanderten Adelsfamilien, die zunächst die Herrschaft an sich gebracht hatten, und dem zu Innungen zusammengeschlossenen Handwerk, das von dem Stadtregiment fast ausgeschlossen war. Mit dem Sturm auf das Riesenhaus, der sogenannten Revolution am 13. Februar 1375, wurde der Kampf zugunsten der Zünfte entschieden: einundvierzig ihrer Gegner wurden „auf ewige Zeiten“ aus der Stadt verbannt. Die Stadtverwaltung geht nun in die Hände der neun ratsfähigen Zünfte über.
Wie in anderen Städten, so entbrannten auch hier heftige Standeskämpfe zwischen den Geschlechtern, den früher vom Dorfe der Stadt zugewanderten Adelsfamilien, die zunächst die Herrschaft an sich gebracht hatten, und dem zu Innungen zusammengeschlossenen Handwerk, das von dem Stadtregimenl fast ausgeschlossen war. Mit dem Sturm auf das Riesenhaus, der sogenannten Revolution am 13. Februar 1375, wurde der Kampf zugunsten der Zünfte entschieden: einundvierzig ihrer Gegner wurden „auf ewige Zeiten“ aus der Stadt verbannt. Die Stadtverwaltung geht nun in die Hände der neun ratsfähigen Zünfte über.


Aeußerlich erweiterte die Stadt sich. Zu dem Marktkirchenbezirk, aus dem der Ort ursprünglich bestand, kamen im zwölften Jahrhundert der Petri- und der Blasiikirchenbezirk, im dreizehnten näherte sich Alten - Nordhausen vom Frauenberge her der Stadt; 1365 vereinigte die Neustadt, die bis dahin eine besondere Gemeinde gebildet hatte, sich mit der Oberstadt, zu gleicher Zeit geschah das Wohl auch mit dem alten Dorf (Altendorf).
Aeußerlich erweiterte die Stadt sich. Zu dem Marktkirchenbezirk, aus dem der Ort ursprünglich bestand, kamen im zwölften Jahrhundert der Petri- und der Blasiikirchenbezirk, im dreizehnten näherte sich Alten - Nordhausen vom Frauenberge her der Stadt; 1365 vereinigte die Neustadt, die bis dahin eine besondere Gemeinde gebildet hatte, sich mit der Oberstadt, zu gleicher Zeit geschah das Wohl auch mit dem alten Dorf (Altendorf).
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[[Datei:Stadttheater in Nordhausen.jpg|thumb|center|Stadttheater in Nordhausen (Karl Schiewek)]]
[[Datei:Stadttheater in Nordhausen.jpg|thumb|center|Stadttheater in Nordhausen (Karl Schiewek)]]


In dem Stadtbilde dieser Zeit fehlen aber auch die Schatten nicht. Die Reichsfreiheit hatte ihre Kehrseite. Das kleine Gemeinwesen bildete einen Staat für sich, der rings umgeben war von mehr oder weniger mächtigen Herren, die sich nur zu gern auf Kosten des schwachen Nachbarn zu bereichern suchten. Und in der rauhen Zeit hatte nur der Stärkere recht. Daher finden wir die Stadt auch in ewigen Fehden mit den raublustigen Grafen von Honstein, von Schwarzburg, von Stolberg und anderen. Die Reichsfreiheit war daher für die Stadt in ihren Beziehungen zu den Nachbarn von recht zweifelhaftem Wert.
In dem Stadtbilde dieser Zeit fehlen aber auch die Schatten nicht. Die Reichsfreiheit hatte ihre Kehrseite. Das kleine Gemeinwesen bildete einen Staat für sich, der rings umgeben war von mehr oder weniger mächtigen Herren, die sich nur zu gern auf Kosten des schwachen Nachbarn zu bereichern suchten. Und in der rauhen Zeit hatte nur der Stärkere recht. Daher finden wir die Stadt auch in ewigen Fehden mit den raublustigen Grafen von Honstein, von Schwarzburg, von Stolberg und aneren. Die Reichsfreiheit war daher für die Stadt in ihren Beziehungen zu den Nachbarn von recht zweifelhaftem Wert.


Im Jahre 1802 hatte die reichsstädtische Herrlichkeit ein Ende; die Stadt kam infolge der Verhandlungen der Reichsdeputation an Preußen und ist mit Ausnahme der westfälischen Zeit von 1806—1813 bis heute dabei geblieben.
Im Jahre 1802 hatte die reichsstädtische Herrlichkeit ein Ende; die Stadt kam infolge der Verhandlungen der Reichsdeputation an Preußen und ist mit Ausnahme der westfälischen Zeit von 1806—1813 bis heute dabei geblieben.
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[[Datei:Stadion in Nordhausen.jpg|thumb|center|Das Stadion in Nordhausen (Fr. Rühle)]]
[[Datei:Stadion in Nordhausen.jpg|thumb|center|Das Stadion in Nordhausen (Fr. Rühle)]]


Ein anderes offenbart sich nicht sogleich dem flüchtigen Blick, nämlich, daß in Nordhausen von jeher auch geistiges Leben, Wissenschaft und Kunst zu Hause gewesen ist. Bis in die Zeit der Reformation reichen die Anfänge des Gymnasiums zurück, das 1924 sein vierhundertjähriges Bestehen feiern konnte. Von bedeutenden Musikern sollen aus dem achtzehnten Jahrhundert nur Christoph Gottlieb Schröter, der als Organist an St. Nicolai gewirkt hat und namentlich als Erfinder einer verbesserten Hammermechanik am Klavier berühmt geworden ist, und aus dem neunzehnten Jahrhundert Willing, Sörgel und Früh erwähnt werden. Von der Pflege der dramatischen Kunst legt das neue Stadttheater an der Promenade, das 1917 eröffnet wurde, Zeugnis ab. Ein gut ausgestattetes Museum, eine reichhaltige Volksbücherei, eine Lesehalle, Kunstausstellungen, wissenschaftliche Vereine sind weitere Anzeichen der Wertschätzung von Kunst und Wissenschaft in Nordhausen. Auch ein groß angelegter Spielplatz für Spiel, Sport und Turnen muß in diesem Zusammenhange erwähnt werden. Diese großzügige Anlage hat die Stadt bereits im Jahre 1923 in beschränktem Umfange der Benutzung übergeben; sie ist aber erst im Sommer 1925 eingeweiht worden. Sie umfaßt rund 22 Hektar und mißt in der größten Ausdehnung 595 : 385 Meter. Von dieser Gesamtanlage entfallen auf die Sportfelder selbst über 19 Hektar, bei einer Länge von 380 Meter und 250 Meter Breite. Darin sind enthalten: ein Stadion von über 2 Hektar Größe mit einer Radrennbahn von 454 6/11 Meter, einer 400 Meter-Laufbahn und 2000 Sitz- und 5000 Stehplätzen. Die Spielfläche außerhalb des Stadions umfaßt neun Felder in den Ausmaßen der Fußballfelder. In der Anlage sind im Sommer 1926 neu hergerichtet: vier Tennisplätze, eine Reitbahn, ein Luft- und Sonnenbad. In diesem Jahre wird im Anschluß an das Luftbad ein Freibad in dem Ausmaß 20 x 70 Meter geschaffen.
Ein anderes offenbart sich nicht sogleich dem flüchtigen Blick, nämlich, daß in Nordhausen von jeher auch geistiges Leben, Wissenschaft und Kunst zu Hause gewesen ist. Bis in die Zeit der Reformation reichen die Anfänge des Gymnasiums zurück, das 1924 sein vierhundertjähriges Bestehen feiern konnte. Von bedeutenden Musikern sollen aus dem achtzehnten Jahrhundert nur Christoph Gottlieb Schröter, der als Organist an St. Nicolai gewirkt hat und namentlich als Erfinder einer verbesserten Hammermechanik am Klavier berühmt geworden ist, und aus dem neunzehnten Jahrhundert Willing, Sörgel und Früh erwähnt werden. Von der Pflege der dramatischen Kunst legt das neue Stadttheater an der Promenade, das 1917 eröffnet wurde, Zeugnis ab. Ein gut ausgestattetes Museum, eine reichhaltige Volksbücherei, eine Lesehalle, Kunstausstellungen, wissenschaftliche Vereine sind weitere Anzeichen der Wertschätzung von Kunst und Wissenschaft in Nordhausen. Auch ein groß angelegter Spielplatz sür Spiel, Sport und Turnen muß in diesem Zusammenhänge erwähnt werden. Diese großzügige Anlage hat die Stadt bereits im Jahre 1923 in beschränktem Umfange der Benutzung übergeben; sie ist aber erst im Sommer 1925 eingeweiht worden. Sie umfaßt rund 22 Hektar und mißt in der größten Ausdehnung 595 : 385 Meter. Von dieser Gesamtanlage entfallen auf die Sportfelder selbst über 19 Hektar, bei einer Länge von 380 Meter und 250 Meter Breite. Darin sind enthalten: ein Stadion von über 2 Hektar Größe mit einer Radrennbahn von 454 6/11 Meter, einer 400 Meter-Laufbahn und 2000 Sitz- und 5000 Stehplätzen. Die Spielfläche außerhalb des Stadions umfaßt neun Felder in den Ausmaßen der Fußballfelder. In der Anlage sind im Sommer 1926 neu hergerichtet: vier Tennisplätze, eine Reitbahn, ein Luft- und Sonnenbad. In diesem Jahre wird im Anschluß an das Luftbad ein Freibad in dem Ausmaß 20 x 70 Meter geschaffen.


So bietet Nordhausen in Vergangenheit und Gegenwart das Bild einer betriebsamen und geistig regen Stadt.
So bietet Nordhausen in Vergangenheit und Gegenwart das Bild einer betriebsamen und geistig regen Stadt.
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