Bearbeiten von „Musikdirektor Fritzsche gewidmet

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Vielleicht darf ich in diesen Zeilen, die ja nicht nur dem Künstler, sondern vor allem dem Menschen Fritzsche bei seinem Abschied von hier gewidmet sind, und die sich nicht damit begnügen möchten, lediglich einen nüchternen Arbeitsabriß von Fritzsches Wirken in Nordhausen zu geben, — vielleicht darf ich auch einmal über diese menschliche Seite Fritzsches sprechen, ohne mich dem Vorwurf einer Indiskretion auszusetzen. Ich habe selten ein so schönes, von tiefster Liebe getragenes Verhältnis zwischen Mutter und Sohn kennenlernen dürfen, als das Verhältnis Johannes Fritzsches zu seiner Mutter. Es ist nicht zuviel gesagt, und alle, die ihm nahe standen, könnten es bestätigen, daß ihn der Tod seiner Mutter nahezu völlig aus der Bahn warf und an den Rand der Verzweiflung brachte.
Vielleicht darf ich in diesen Zeilen, die ja nicht nur dem Künstler, sondern vor allem dem Menschen Fritzsche bei seinem Abschied von hier gewidmet sind, und die sich nicht damit begnügen möchten, lediglich einen nüchternen Arbeitsabriß von Fritzsches Wirken in Nordhausen zu geben, — vielleicht darf ich auch einmal über diese menschliche Seite Fritzsches sprechen, ohne mich dem Vorwurf einer Indiskretion auszusetzen. Ich habe selten ein so schönes, von tiefster Liebe getragenes Verhältnis zwischen Mutter und Sohn kennenlernen dürfen, als das Verhältnis Johannes Fritzsches zu seiner Mutter. Es ist nicht zuviel gesagt, und alle, die ihm nahe standen, könnten es bestätigen, daß ihn der Tod seiner Mutter nahezu völlig aus der Bahn warf und an den Rand der Verzweiflung brachte.


Und von diesem ganzen  "Mutterkomplex“ her, wie die Psychoanalyse diese Dinge nennt, erklärt sich auch Fritzsches Einspännertum. Wenn ein Mann den Ehestand ablehnt und sich sein Leben anderweit einrichtet, so ist die Welt schnell bereit, ihm ein Casanovatum nachzusagen, und man prägt das Wort für ihn, daß er es wegen Einer eben nicht mit allen verderben wolle. Ist es aber nicht vielmehr so, daß solch ein Mann vom vielen Suchen und Nichtfinden seines Frauenideals resigniert und sich dementsprechend auch in seinen Beziehungen zu Frauen verhält? Es war in einer vertrauten Stunde, als mir Musikdirektor Fritzsche einmal gestand: „Ich suche in jeder Frau meine Mutter und weiß doch, daß ich damit unerfüllbare Anforderungen stelle …“ Wer seine Mutter gekannt hat, weiß, daß er mit diesen Worten nicht zuviel gesagt hatte. —
Und von diesem ganzen  "Mutterkomplex“ her, wie die Psychoanalyse diese Dinge nennt, erklärt sich auch Fritzsches Einspännertum. Wenn ein Mann den Ehestand ablehnt und sich sein Leben anderweit einrichtet, so ist die Welt schnell bereit, ihm ein Casanovatum nachzusagen, und man prägt das Wort für ihn, daß er es wegen Einer eben nicht mit allen verderben wolle. Ist es aber nicht vielmehr so, daß solch ein Mann vom vielen Suchen und Nichtfinden seines Frauenideals resigniert und sich dementsprechend auch in seinen Beziehungen zu Frauen verhält? Es war in einer vertrauten Stunde, als mir Musikdirektor Fritzsche einmal gestand: „Ich suche in jeder Frau meine Mutter und weiß doch, daß ich damit unerfüllbare Anforderungen stelle . . .“ Wer seine Mutter gekannt hat, weiß, daß er mit diesen Worten nicht zuviel gesagt hatte. —


Durften meine bisherigen Worte dem Menschen Fritzsche gelten, so wollen wir ihn bei diesem Abschied nach fünf Jahren auch als Künstler und Schaffenden auf dem Gebiet der Musik nicht vergessen. Wir wollen nicht vergessen, wie viele Abende reinen Kunstgenusses, sei es auf dem Gebiet des Konzerts, sei es im Bereich der Oper (alles hier einzeln aufzuführen, würde zu weit führen) wir ihm danken, wir wollen nicht vergessen, daß wir ihm — um nur zwei Höhepunkte herauszugreifen — auf unserer doch immerhin kleinen Bühne mit ihren beschränkten Möglichkeiten die Einstudierung von Werken danken, wie etwa Wagners „Fliegenden Holländer“, oder den kühnen Versuch mit Orffs „Kluger“, und wir wollen endlich nicht vergessen, daß wir ihm die selbst komponierte Musik für großes Orchester zur „Antigone“ (1950) verdanken. Es sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, daß das genannte Werk nicht etwa die einzige Komposition Fritzsches darstellt, im Gegenteil, wir kennen ihn als Schöpfer einer ganzen Reihe von Bühnen-, Chor-, Orchester- und Kammermusikwerken. Es war sowohl für unser Nordhäuser Musikleben überhaupt als auch ganz besonders für Musikdirektor Fritzsche höchst bedauerlich, daß der frühere Intendant, völlig einseitig orientiert, zugunsten des Schauspiels die Oper geradezu sträflich vernachlässigte, jede Vergrößerung des Orchesters ablehnte, und Fritzsche dabei nur äußerst wenig Möglichkeiten zu konzertanten Veranstaltungen hatte. Aber selbst dieser, der Musik gegenüber absolut amusischen Einstellung der früheren Intendanz, setzte sich Fritzsche mit einer Reihe von Symphoniekonzerten, Beethoven-, Mozart- und Serenadenabenden, volkstümlichen Jugenkonzerten und Morgenfeiern mit Kammermusik erfolgreich durch. Unvergeßlich bleiben auch seine Orchesterabende in Sülzhayn und sein großes Richard-Wagner-Konzert im Gehege im Juni 1953.
Durften meine bisherigen Worte dem Menschen Fritzsche gelten, so wollen wir ihn bei diesem Abschied nach fünf Jahren auch als Künstler und Schaffenden auf dem Gebiet der Musik nicht vergessen. Wir wollen nicht vergessen, wie viele Abende reinen Kunstgenusses, sei es auf dem Gebiet des Konzerts, sei es im Bereich der Oper (alles hier einzeln aufzuführen, würde zu weit führen) wir ihm danken, wir wollen nicht vergessen, daß wir ihm — um nur zwei Höhepunkte herauszugreifen — auf unserer doch immerhin kleinen Bühne mit ihren beschränkten Möglichkeiten die Einstudierung von Werken danken, wie etwa Wagners „Fliegenden Holländer“, oder den kühnen Versuch mit Orffs „Kluger“, und wir wollen endlich nicht vergessen, daß wir ihm die selbst komponierte Musik für großes Orchester zur „Antigone“ (1950) verdanken. Es sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, daß das genannte Werk nicht etwa die einzige Komposition Fritzsches darstellt, im Gegenteil, wir kennen ihn als Schöpfer einer ganzen Reihe von Bühnen-, Chor-, Orchester- und Kammermusikwerken. Es war sowohl für unser Nordhäuser Musikleben überhaupt als auch ganz besonders für Musikdirektor Fritzsche höchst bedauerlich, daß der frühere Intendant, völlig einseitig orientiert, zugunsten des Schauspiels die Oper geradezu sträflich vernachlässigte, jede Vergrößerung des Orchesters ablehnte, und Fritzsche dabei nur äußerst wenig Möglichkeiten zu konzertanten Veranstaltungen hatte. Aber selbst dieser, der Musik gegenüber absolut amusischen Einstellung der früheren Intendanz, setzte sich Fritzsche mit einer Reihe von Symphoniekonzerten, Beethoven-, Mozart- und Serenadenabenden, volkstümlichen Jugenkonzerten und Morgenfeiern mit Kammermusik erfolgreich durch. Unvergeßlich bleiben auch seine Orchesterabende in Sülzhayn und sein großes Richard-Wagner-Konzert im Gehege im Juni 1953.
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