Bearbeiten von „Marmor- und Alabasterbrüche in der Grafschaft Hohenstein

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|AUTOR=unbekannt, ([[Wilhelm Kolbe]]?)
|AUTOR=[[F. König]]
|TITEL=Marmor- und Alabasterbrüche in der Grafschaft Hohenstein
|TITEL=Marmor- und Alabasterbrüche in der Grafschaft Hohenstein
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Wie heute die Gypsindustrie blühte vor 200 Jahren ein dieser verwandter Erwerbszweig in der Grafschaft Hohenstein: der Steinbruchbetrieb. Die bedeutendsten Brüche waren am Kohnstein, der Rote Bruch bei Steinsee, bei Woffleben und bei Hörningen, wo vorwiegend Alabaster gebrochen wurde. Auch Marienglas wurde gewonnen, und C. Duval mag recht haben, wenn er berichtet, daß im Anfänge des 18. Jahrhunderts ganze Wagenladungen davon ins Ausland geführt wurden, wenigstens wurde am 22. Mai 1705 eine Fuhre mit 4 Faß zu 4½ Zentner exportiert.
Wie heute die Gypsindustrie blühte vor 200 Jahren ein dieser verwandter Erwerbszweig in der Grafschaft Hohenstein: der Steinbruchbetrieb. Die bedeutendsten Brüche waren am Kohnstein, der Rote Bruch bei Steinsee, bei Woffleben und bei Hörningen, wo vorwiegend Alabaster gebrochen wurde. Auch Marienglas wurde gewonnen, und C. Duval mag recht haben, wenn er berichtet, daß im Anfänge des 18. Jahrhunderts ganze Wagenladungen davon ins Ausland geführt wurden, wenigstens wurde am 22. Mai 1705 eine Fuhre mit 4 Faß zu 4½ Zentner exportiert.


{{idt2|25}}Der Ruf der Hohensteiner Brüche war so gut, daß er bis nach Berlin zum König drang, und dieser beschloß, den Hohensteiner Marmor zum Bau des Königlichen Schlosses zu verwenden, falls er geeignet sein sollte. In einem eigenhändig unterschriebenen Rescript vom 23. Mai 1704 heißt es: „Wir wollen versuchen laßen, ob man den dortigen Marmor und Alabaster auch Marienglase zu Unserm Schloßbau zu Cöln an der Spree gebrauchen könne und befehlen Euch demnach hiemit in Gnaden, von solchem Stein brechen und denselben mit denen Fuhren, so von dort aus nach Halle gehen und von dar Saltz hohlen, dahin bringen und sbey unserm Saltz Factor daselbst Reißingen abliefern zu laßen, welcher den Stein zu Schiffe ferner anhero senden soll. Ihr habet auch den Vorschuß zum Brecherlohn aus Unser Cammer herzugeben, und wollen wir Euch denselben aus Unsern Baugefällen ersetzen laßen.
{{idt2|25}}Der Ruf der Hohensteiner Brüche war so gut, daß er bis nach Berlin zum König drang, und dieser beschloß, den Hohensteiner Marmor zum Bau des Königlichen Schlosses zu verwenden, falls er geeignet sein sollte. In einem eigenhändig unterschriebenen Rescript vom 23. Mai 1704 heißt es: „Wir wollen versuchen laßen, ob man den dortigen Marmor und Alabaster auch Marienglase zu Unserm Schloßbau zu Cöln an der Spree gebrauchen könne und befehlen Euch demnach hiemit in Gnaden, von solchem Stein brechen und denselben mit denen Fuhren, so von dort aus nach Halle gehen und von dar Saltz hohlen, dahin bringen und sbey unserm Saltz Factor daselbst Reißingen abliefern zu laßen, welcher den Stein zu Schiffe ferner anhero senden soll. Ihr habet auch den Vorschuß zum Brecherlohn aus Unser Cammer herzugeben, und wollen wir Euch denselben aus Unsern Baugefällen ersetzen laßen.


{{idt2|25}}Nun begann in den Brüchen der Grafschaft ein eifriges Arbeiten für den Landesherrn. 29 Wochen hindurch wurde unter Leitung der Nordhäuser Meister (auch Bildhauer) Johann Christian und Valentin Weißenstein fleißig gearbeitet, und 660 Zentner Steine wurden von Nordhäuser und Ellricher Fuhrleuten nach Halle gefahren. Die Gebrüder Weißenstein hatten an den Brüchen, die natürlich dem Fiskus gehörten, einen besonder« Anteil; nach einer Eingabe vom 28. Januar 1705 scheinen sie es gewesen zu sein, die die Brüche entdeckt und den Steinbruch-Betrieb eröffnet haben, auch erhielt jeder von ihnen doppelt so viel Wochenlohn (2 Thlr.) wie jeder andere Steinhauer. .Jedenfalls waren sie nicht nur Poliere, sondern Pächter; am 21. Januar 1705 bittet Johann Christian Weißenstein, den König, ihn in seinem Handwerk als „Königlicher Steinarbeiter“ zu schützen, und am 7. April beschwert sich sein Bruder über Eingriffe seitens des Nordhäuser Kalkbrenners unterm Kühnstem. Jedoch nur kurze Zeit verwalteten die Gebrüder Weißenstein die Königlichen Steinbrüche. Schon am 4. April 1707 wurden die Marmor- und Alabasterbrüche in der Grafschaft Hohenstein mit allen Rechten dem Königlichen Salzfaktor Carl Menzel übertragen. Ich teile das interessante Berg-Privilegium in folgendem wörtlich mit:  
{{idt2|25}}Nun begann in den Brüchen der Grafschaft ein eifriges Arbeiten für den Landesherrn. 29 Wochen hindurch wurde unter Leitung der Nordhäuser Meister (auch Bildhauer) Johann Christian und Valentin Weißenstein fleißig gearbeitet, und 660 Zentner Steine wurden von Nordhäuser und Ellricher Fuhrleuten nach Halle gefahren. Die Gebrüder Weißenstein hatten an den Brüchen, die natürlich dem Fiskus gehörten, einen besonder« Anteil; nach einer Eingabe vom 28. Januar 1705 scheinen sie es gewesen zu sein, die die Brüche entdeckt und den Steinbruch-Betrieb eröffnet haben, auch erhielt jeder von ihnen doppelt so viel Wochenlohn (2 Thlr.) wie jeder andere Steinhauer. .Jedenfalls waren sie nicht nur Poliere, sondern Pächter; am 21. Januar 1705 bittet Johann Christian Weißenstein, den König, ihn in seinem Handwerk als „Königlicher Steinarbeiter” zu schützen, und am 7. April beschwert sich sein Bruder über Eingriffe seitens des Nordhäuser Kalkbrenners unterm Kühnstem. Jedoch nur kurze Zeit verwalteten die Gebrüder Weißenstein die Königlichen Steinbrüche. Schon am 4. April 1707 wurden die Marmor- und Alabasterbrüche in der Grafschaft Hohenstein mit allen Rechten dem Königlichen Salzfaktor Carl Menzel übertragen. Ich teile das interessante Berg-Privilegium in folgendem wörtlich mit:  


{{idt2|25}}Wir Friederich von Gottes Gnaden König in Preußen, Markgraf zu Brandenburg, des Heiligen Römischen Reichs Erz-Cämmerer und Churfürst, Souverainer Prinz von Oranien, zu Magdeburg, Kleve, Jülich, Berge, Stettin, Pommern, der Kasuben und Wenden, auch in Schlesien, und zu Croßen Herzog, Burggraf zu Nürnberg, Fürst zu Halberstadt, Minden und Mors, Graf zu Hohenzollern, Ruppin, der Marck, Ravensberg, Hohenstein, Tecklenburg, Lingen, und Lehrdem, Marquis zu der Veher und Vlissingen, Herr zu Ravenstein, der Lande Lauenburg und Butow, wie auch Bredapp tun kundt und fügen hiermit zu wissen, demnach Uns Unser in der Grafschaft Hohenstein bestellter Ober-Salz- Factor Karl Menzel unterthänigst vortragen lassen, wie in selbiger Grafschaft einige Marmor- und Alabaster Brüche gefunden würden, auch von selbigen Uns einige Proben zeigen und weisen laßen, selbige noch vor itzo jedermann offen stünden und Meist von Fremden ohne einiges Unsers dabei habenden intörsissa verführet und außer Land verarbeitet würden, er aber im Gegentheil gesonnen zu Unserm Landes und allgemeinen Besten solche Marmor- und Alabaster-Brüche mehr aufzusuchen, die gesuchten auf seinem harzard und Risico je mehr und mehr in die Tiefe zu verfolgen und in ein gutes Aufnehmen zu bringen, wann Wir Ihme Karl Menzel samt seiner associerten Gewerckschaft nach Bergmanns Arth und Gewohnheit belehnen und ein Berg-Privilegium darüber ertheilen und ihn als Ober-Berg-Factor dabey zu bestellen allergnädigst geruhen möchten. Wenn Wir nun nach Besichtigung und abgestatteten Relation Unsers Ober-Berg-Direktoris Krug von Nidda solche Aufnahme der Marmor- und Alabaster-Brüche Unsern Lande und Leuten auch männiglich zu Nutzen für gut befunden, und solches zur Vermehrung und Aufnahme unserer Unterthanen auch des Commercii allerdings gereiche, alß haben Wir seinen geziemten Bitten stattgegeben und ihn nebst seiner Gewerckschaft folgenden Gestalt allergnädigst beliehen und nachgehendes Privilegium ausgestellet.
{{idt2|25}}Wir Friederich von Gottes Gnaden König in Preußen, Markgraf zu Brandenburg, des Heiligen Römischen Reichs Erz-Cämmerer und Churfürst, Souverainer Prinz von Oranien, zu Magdeburg, Kleve, Jülich, Berge, Stettin, Pommern, der Kasuben und Wenden, auch in Schlesien, und zu Croßen Herzog, Burggraf zu Nürnberg, Fürst zu Halberstadt, Minden und Mors, Graf zu Hohenzollern, Ruppin, der Marck, Ravensberg, Hohenstein, Tecklenburg, Lingen, und Lehrdem, Marquis zu der Veher und Vlissingen, Herr zu Ravenstein, der Lande Lauenburg und Butow, wie auch Bredapp tun kundt und fügen hiermit zu wissen, demnach Uns Unser in der Grafschaft Hohenstein bestellter Ober-Salz- Factor Karl Menzel unterthänigst vortragen lassen, wie in selbiger Grafschaft einige Marmor- und Alabaster Brüche gefunden würden, auch von selbigen Uns einige Proben zeigen und weisen laßen, selbige noch vor itzo jedermann offen stünden und Meist von Fremden ohne einiges Unsers dabei habenden intörsissa verführet und außer Land verarbeitet würden, er aber im Gegentheil gesonnen zu Unserm Landes und allgemeinen Besten solche Marmor- und Alabaster-Brüche mehr aufzusuchen, die gesuchten auf seinem harzard und Risico je mehr und mehr in die Tiefe zu verfolgen und in ein gutes Aufnehmen zu bringen, wann Wir Ihme Karl Menzel samt seiner associerten Gewerckschaft nach Bergmanns Arth und Gewohnheit belehnen und ein Berg-Privilegium darüber ertheilen und ihn als Ober-Berg-Factor dabey zu bestellen allergnädigst geruhen möchten. Wenn Wir nun nach Besichtigung und abgestatteten Relation Unsers Ober-Berg-Direktoris Krug von Nidda solche Aufnahme der Marmor- und Alabaster-Brüche Unsern Lande und Leuten auch männiglich zu Nutzen für gut befunden, und solches zur Vermehrung und Aufnahme unserer Unterthanen auch des Commercii allerdings gereiche, alß haben Wir seinen geziemten Bitten stattgegeben und ihn nebst seiner Gewerckschaft folgenden Gestalt allergnädigst beliehen und nachgehendes Privilegium ausgestellet.
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{{idt2|25}}Der Hohensteiner Marmor und Alabaster wurde nicht nur als Baumaterial, sondern auch zu künstlerischen Zwecken „zu Grotten und anderen Zieraten“ verwendet. Daß die Steine auch von den benachbarten Dörfer begehrt wurden, geht aus einer Eingabe Menzels vom 10. Dezember 1711 hervor, in der er sich über zahlreiche Diebstähle der hannoverschen und einheimischen Bauern beklagt. Infolgedessen befiehlt die Regierung zu Ellrich unterm 2. Februar 1712 männiglich, sich an denen Marmor- und Alabasterbrüchen und darin bereits gebrochenen Steinen im geringsten nicht zu vergreifen, oder aber widrigenfalls gewärtig zu sein, daß im Fall jemand dawider zu handeln sich gelüsten und darüber betreten lassen würde, derselbe zum ersten Male mit 10 Rthlr. und das andere Mal mit 20 Rthlr. gestrafet oder nach Befinden in ermangels Geldmittel mit Leibesstrafe angesehen werde.  
{{idt2|25}}Der Hohensteiner Marmor und Alabaster wurde nicht nur als Baumaterial, sondern auch zu künstlerischen Zwecken „zu Grotten und anderen Zieraten” verwendet. Daß die Steine auch von den benachbarten Dörfer begehrt wurden, geht aus einer Eingabe Menzels vom 10. Dezember 1711 hervor, in der er sich über zahlreiche Diebstähle der hannoverschen und einheimischen Bauern beklagt. Infolgedessen befiehlt die Regierung zu Ellrich unterm 2. Februar 1712 männiglich, sich an denen Marmor- und Alabasterbrüchen und darin bereits gebrochenen Steinen im geringsten nicht zu vergreifen, oder aber widrigenfalls gewärtig zu sein, daß im Fall jemand dawider zu handeln sich gelüsten und darüber betreten lassen würde, derselbe zum ersten Male mit 10 Rthlr. und das andere Mal mit 20 Rthlr. gestrafet oder nach Befinden in ermangels Geldmittel mit Leibesstrafe angesehen werde.  


{{idt2|25}}Jedoch hat diese Drohung nichts gefruchtet, nach wie vor holten die Untertanen ihren Bedarf aus den Königlichen Brüchen, wenn auch nur zum Kalkbrennen. Zwanzig Jahre später beklagt sich der Königliche Bildhauer Johann George Glume aus Berlin bitter über diese Unsitte. Von diesem Künstler erfahren wir auch, daß der Hohensteiner Alabaster auch damals noch einen vorzüglichen Ruf genoß. Durch eigenhändiges Rescript des Königs Friedrich Wilhelm I. vom 31. August 1725 war ihm nämlich die Erlaubnis erteilt, in den Hohensteiner Brüchen nach Belieben Material für seine künstlerischen Zwecke zu suchen und ihm die Unterstützung der Behörden versprochen. Er fand geeigneten Alabaster und ließ ihn aptiren (für seine Zwecke behauen). Leider wurden ihm die Steine gestohlen, aber ihm gefiel das Material so gut, daß er noch einmal von Berlin zur Steinsuche in die Grafschaft reiste.
{{idt2|25}}Jedoch hat diese Drohung nichts gefruchtet, nach wie vor holten die Untertanen ihren Bedarf aus den Königlichen Brüchen, wenn auch nur zum Kalkbrennen. Zwanzig Jahre später beklagt sich der Königliche Bildhauer Johann George Glume aus Berlin bitter über diese Unsitte. Von diesem Künstler erfahren wir auch, daß der Hohensteiner Alabaster auch damals noch einen vorzüglichen Ruf genoß. Durch eigenhändiges Rescript des Königs Friedrich Wilhelm I. vom 31. August 1725 war ihm nämlich die Erlaubnis erteilt, in den Hohensteiner Brüchen nach Belieben Material für seine künstlerischen Zwecke zu suchen und ihm die Unterstützung der Behörden versprochen. Er fand geeigneten Alabaster und ließ ihn aptiren (für seine Zwecke behauen). Leider wurden ihm die Steine gestohlen, aber ihm gefiel das Material so gut, daß er noch einmal von Berlin zur Steinsuche in die Grafschaft reiste.
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