Bearbeiten von „Königin-Luise-Schule Nordhausen

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Das  Eindringen der NS-Ideologie in den Unterricht zeigt sich für die Königin-Luise-Schule in den Jahrbüchern der Jahre 1932/33 bis 1938/39 für das Fach Deutsch. Ein Vergleich der Lesestoffe vor und nach der "Machtergreifung" 1933 belegt eine fortschreitende ideologische Gleichschaltung der Lerninhalte durch das NS-Regime. Viele moderne und bekannte Schriftsteller durften nicht mehr gelesen werden. Der Deutschunterricht wurde dazu genutzt, das nationalsozialistische Gedankengut auf die Schülerinnen zu übertragen und sie auf ihre zukünftige Rolle als „Frau und Mutter“ einzuschwören.  Er wurde vor allem von germanischen Heldensagen und den Werken unbedeutender zeitgenössischer völkisch-nationalistischer Autoren bestimmt. Erstmals wurde an der Schule im Schuljahr 1934/35 im Deutschunterricht der Oberstufe das Werk „Volk ohne Raum“ des völkischen Schriftstellers Hans Grimm gelesen. Sein Titel diente den Nationalsozialisten als griffiges Schlagwort und Synonym für den Expansionskrieg, für das Recht auf den „Lebensraum im Osten“. Ebenso wurden auch Werke des völkisch-nationalen Lyrikers des Ersten Weltkriegs Walter Flex "Der Wanderer zwischen den Welten", des nationalsozialistischen Dichters Erwin Guido Kolbenheyer "Gregor und Heinrich" und des nationalstischen Autors Ernst Jünger "Der Krieg als inneres Erlebnis" behandelt. Auch in den Abiturthemen finden sich deutliche Hinweise auf eine gründliche Vermittlung der NS-Ideologie. Als Beispiele sind hier zu nennen: „Blut, Boden, Persönlichkeit – die Grundlagen der nationalsozialistischen Weltanschauung.“ (Reifeprüfung 1935), „Was verlangt der nationalsozialistische Staat von der Frau?“ (Reifeprüfung 1937) oder „Der Kampf gegen den Bolschewismus in der Außenpolitik des Dritten Reiches“ (Reifeprüfung 1938).
Das  Eindringen der NS-Ideologie in den Unterricht zeigt sich für die Königin-Luise-Schule in den Jahrbüchern der Jahre 1932/33 bis 1938/39 für das Fach Deutsch. Ein Vergleich der Lesestoffe vor und nach der "Machtergreifung" 1933 belegt eine fortschreitende ideologische Gleichschaltung der Lerninhalte durch das NS-Regime. Viele moderne und bekannte Schriftsteller durften nicht mehr gelesen werden. Der Deutschunterricht wurde dazu genutzt, das nationalsozialistische Gedankengut auf die Schülerinnen zu übertragen und sie auf ihre zukünftige Rolle als „Frau und Mutter“ einzuschwören.  Er wurde vor allem von germanischen Heldensagen und den Werken unbedeutender zeitgenössischer völkisch-nationalistischer Autoren bestimmt. Erstmals wurde an der Schule im Schuljahr 1934/35 im Deutschunterricht der Oberstufe das Werk „Volk ohne Raum“ des völkischen Schriftstellers Hans Grimm gelesen. Sein Titel diente den Nationalsozialisten als griffiges Schlagwort und Synonym für den Expansionskrieg, für das Recht auf den „Lebensraum im Osten“. Ebenso wurden auch Werke des völkisch-nationalen Lyrikers des Ersten Weltkriegs Walter Flex "Der Wanderer zwischen den Welten", des nationalsozialistischen Dichters Erwin Guido Kolbenheyer "Gregor und Heinrich" und des nationalstischen Autors Ernst Jünger "Der Krieg als inneres Erlebnis" behandelt. Auch in den Abiturthemen finden sich deutliche Hinweise auf eine gründliche Vermittlung der NS-Ideologie. Als Beispiele sind hier zu nennen: „Blut, Boden, Persönlichkeit – die Grundlagen der nationalsozialistischen Weltanschauung.“ (Reifeprüfung 1935), „Was verlangt der nationalsozialistische Staat von der Frau?“ (Reifeprüfung 1937) oder „Der Kampf gegen den Bolschewismus in der Außenpolitik des Dritten Reiches“ (Reifeprüfung 1938).


Eine große Rolle für die NS-Propaganda spielte am Lyzeum auch der "Volksbund für das Deutschtum im Ausland" (VDA). Dieser Verein war 1881 als Schulbund gegründet worden und sollte das kulturelle und soziale Leben der Auslandsdeutschen zu fördern. Im Jahr 1933 wurde er gleichgeschaltet und diente nun der NS-Volkstumspropaganda. Ihm sollten nach Willen der Nationalsozialisten möglichst viele Schülerinnen und Lehrerinnen beitreten. An der Königin-Luise-Schule gehörten im Schuljahr 1936/37 der VDA-Schulgemeinschaft 98% der Schülerinnen an.  Fahrten des Vereins führten in die Grenzgebiete, so zu Pfingsten 1936 eine Fahrt von 22 Schülerinnen nach Königsberg, dem Tannenbergdenkmal und nach Danzig. Daneben wurden Referenten eingeladen, die über das Leben deutscher Minderheiten im Ausland berichteten. Meist dürfte dies mit Hinweis auf deren Unterdrückung durch die jeweilige Regierung geschehen sein. Die VDA-Schulgemeinschaft beteiligte sich auch am jährichen "Fest der deutschen Schule" mit anschließenden Fackelzug im Gehege und dem Festzug zum 1. Mai. Auch diese Feste dienten der Propagierung und Verharmlosung der NS-Ideologie. Die propagandistisch in Szene gesetzte soziale Tätigkeit, getragen durch die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, hatten auch in Nordhausen eine große Bedeutung.  Schülerinnen der VDA-Schulgemeinschaft beteiligten sich so an Haus- und Straßensammlungen für das Winterhilfswerk  oder Geldsammlungen für den VDA. Auch wurden im Nadelarbeitsunterricht angefertigte Gegenstände für das Winterhilfswerk gespendet. Geleitet wurde die VDA-Schulgemeinschaft von Dr. Herrmann Engelhardt. Nach dessen Berufung an die Spitze aller Nordhäuser VDA-Schulgemeinschaften übernahm Oberschullehrerin Hedwig Staepel im Schuljahr 1935/36 diese Funktion.
Eine große Rolle für die NS-Propaganda spielte am Lyzeum auch der "Volksbund für das Deutschtum im Ausland" (VDA). Dieser Verein war 1881 als Schulbund gegründet worden und sollte das kulturelle und soziale Leben der Auslandsdeutschen zu fördern. Im Jahr 1933 wurde er gleichgeschaltet und diente nun der NS-Volkstumspropaganda. Ihm sollten nach Willen der Nationalsozialisten möglichst viele Schülerinnen und Lehrerinnen beitreten. Im Schuljahr 1936/37 gehörten am Lyzeum der VDA-Schulgemeinschaft 98% der Schülerinnen an.  Fahrten des Vereins führten in die Grenzgebiete, so zu Pfingsten 1936 eine Fahrt von 22 Schülerinnen nach Königsberg, dem Tannenbergdenkmal und nach Danzig. Daneben wurden Referenten eingeladen, die über das Leben deutscher Minderheiten im Ausland berichteten. Meist dürfte dies mit Hinweis auf deren Unterdrückung durch die jeweilige Regierung geschehen sein. Die VDA-Schulgemeinschaft beteiligte sich auch am jährichen "Fest der deutschen Schule" mit anschließenden Fackelzug im Gehege und dem Festzug zum 1. Mai. Auch diese Feste dienten der Propagierung und Verharmlosung der NS-Ideologie. Die propagandistisch in Szene gesetzte soziale Tätigkeit, getragen durch die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, hatten auch in Nordhausen eine große Bedeutung.  Schülerinnen der VDA-Schulgemeinschaft beteiligten sich so an Haus- und Straßensammlungen für das Winterhilfswerk  oder Geldsammlungen für den VDA. Auch wurden im Nadelarbeitsunterricht angefertigte Gegenstände für das Winterhilfswerk gespendet. Geleitet wurde die VDA-Schulgemeinschaft von Dr. Herrmann Engelhardt. Nach dessen Berufung an die Spitze aller Nordhäuser VDA-Schulgemeinschaften übernahm Oberschullehrerin Hedwig Staepel im Schuljahr 1935/36 diese Funktion.


Staatlich verordnet wurden jüdische Schülerinnen und Schüler nach 1933 auch in Nordhausen zunehmend erniedrigt, isoliert und ausgegrenzt, um sie schließlich ganz aus dem Bildungswesen zu drängen. Am 25. April 1933 wurde das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ erlassen. Der Anteil jüdischer Schüler an einer Schule durfte den Gesamtanteil aller Juden an der Bevölkerung im Deutschen Reich von 1,5% nicht übersteigen. Von da an mussten Eltern, die ihre Kinder an einer Schule anmeldeten, einen Nachweis für ihre rein „arische“ Abstammung bringen. Eine Aufnahme von nichtjüdischen Schülern war nur dann möglich, wenn der Vater einen Nachweis erbringen konnte für das Deutsche Reich oder einen seiner Verbündeten im Ersten Weltkrieg an der Front gekämpft zu haben. Nach der Reichspogromnacht wurde am 15.11.1938 per Erlaß des Reichserziehungsministeriums Juden der Besuch öffentlicher Schulen ganz verboten. Der Nordhäuser Oberbürgermeister Dr. Meister untersagte per Rundverfügung an alle städtischen Ämter und Schulen vom 6.12.1938 die weitere Teilnahme jüdischer Schüler und Schülerinnen am Schulunterricht. Am 20. Dezember 1938 meldete Schuldirektor Kammer dem Schulzahnarzt, dass die 6 jüdischen Schülerinnen Ursula Eisler, Ilse Hecht, Hannelore Heilbrun, Ingeburg Heilbrun, Ruth Heilbrun und Eva Warburg die Schule zum 15.11.1938 verlassen haben.
Staatlich verordnet wurden jüdische Schülerinnen und Schüler nach 1933 auch in Nordhausen zunehmend erniedrigt, isoliert und ausgegrenzt, um sie schließlich ganz aus dem Bildungswesen zu drängen. Am 25. April 1933 wurde das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ erlassen. Der Anteil jüdischer Schüler an einer Schule durfte den Gesamtanteil aller Juden an der Bevölkerung im Deutschen Reich von 1,5% nicht übersteigen. Von da an mussten Eltern, die ihre Kinder an einer Schule anmeldeten, einen Nachweis für ihre rein „arische“ Abstammung bringen. Eine Aufnahme von nichtjüdischen Schülern war nur dann möglich, wenn der Vater einen Nachweis erbringen konnte für das Deutsche Reich oder einen seiner Verbündeten im Ersten Weltkrieg an der Front gekämpft zu haben. Nach der Reichspogromnacht wurde am 15.11.1938 per Erlaß des Reichserziehungsministeriums Juden der Besuch öffentlicher Schulen ganz verboten. Der Nordhäuser Oberbürgermeister Dr. Meister untersagte per Rundverfügung an alle städtischen Ämter und Schulen vom 6.12.1938 die weitere Teilnahme jüdischer Schüler und Schülerinnen am Schulunterricht. Am 20. Dezember 1938 meldete Schuldirektor Kammer dem Schulzahnarzt, dass die 6 jüdischen Schülerinnen Ursula Eisler, Ilse Hecht, Hannelore Heilbrun, Ingeburg Heilbrun, Ruth Heilbrun und Eva Warburg die Schule zum 15.11.1938 verlassen haben.
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