Bearbeiten von „Herbert Meyer

Aus NordhausenWiki
Sie sind nicht angemeldet. Ihre IP-Adresse wird bei Bearbeitungen öffentlich sichtbar.
Wenn Sie ein Konto erstellen oder sich anmelden, bleibt die IP-Adresse verborgen.

Die Bearbeitung kann rückgängig gemacht werden. Bitte prüfe den Vergleich unten, um sicherzustellen, dass du dies tun möchtest, und veröffentliche dann unten deine Änderungen, um die Bearbeitung rückgängig zu machen.

Aktuelle Version Dein Text
Zeile 41: Zeile 41:
Am 1. Juli 1942 veröffentlichte Stadtrat [[Franz Sturm]] in Vertretung des Oberbürgermeisters im Ministerial-Blatt des Reichs- und Preussischen Ministeriums des Innern die Ausschreibung für die Stelle des Oberbürgermeisters der Stadt Nordhausen.<ref>{{Literatur|autor= |titel= Ministerial-Blatt des Reichs- und Preussischen Ministeriums des Innern, Nr. 26, Band 7, Teil 1, 1942, S. 1388 |ort= |verlag= |jahr= |seiten= |url= |format= }}</ref>
Am 1. Juli 1942 veröffentlichte Stadtrat [[Franz Sturm]] in Vertretung des Oberbürgermeisters im Ministerial-Blatt des Reichs- und Preussischen Ministeriums des Innern die Ausschreibung für die Stelle des Oberbürgermeisters der Stadt Nordhausen.<ref>{{Literatur|autor= |titel= Ministerial-Blatt des Reichs- und Preussischen Ministeriums des Innern, Nr. 26, Band 7, Teil 1, 1942, S. 1388 |ort= |verlag= |jahr= |seiten= |url= |format= }}</ref>


Vom 9. Mai 1943 bis zur Besetzung Nordhausens durch die US-Armee am 11. April 1945 war Herbert Meyer Oberbürgermeister von Nordhausen. Er trat die Nachfolge von [[Johannes Meister]] an, der aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand ging. In Meyers kurzer Amtszeit waren die Versorgung der Bevölkerung, der Bau von Luftschutzanlagen und die Unterbringung von Evakuierten und Flüchtlingen die größten Probleme. Am 20. August 1943 stellt er in einer nichtöffentlichen Ratsherrensitzung fest, dass seitens der örtlichen Luftschutzleitung alles getan würde, um die Stadt luftschutzbereit zu machen bzw. deren Erfordernisse entsprechend laufend ergänzt werden.<ref name="Chronik396"/> Der Bau von Behelfsheimen im Rahmen des Wohnungshilfswerks wird von ihm am 10. Dezember 1943 bekanntgegeben.<ref name="Chronik397">Stadtarchiv Nordhausen: ''Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1889.'' Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 397.</ref> Unter Meyers Leitung sollte ein [[Ehrenbuch]] für alle im Zweiten Weltkrieg gefallenen Nordhäuser angelegt werden; bis Anfang 1945 wurden ca. 500 Gefallene namentlich erfasst.<ref name="Chronik396">Stadtarchiv Nordhausen: ''Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1889.'' Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 395.</ref>
Vom 9. Mai 1943 bis zur Besetzung Nordhausens durch die US-Armee am 11. April 1945 war Herbert Meyer Oberbürgermeister von Nordhausen. Er trat die Nachfolge von [[Johannes Meister]] an, der aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand ging. In Meyers kurzen Amtszeit waren die Versorgung der Bevölkerung, der Bau von Luftschutzanlagen und die Unterbringung von Evakuierten und Flüchtlingen die größten Probleme. Am 20. August 1943 stellt er in einer nichtöffentlichen Ratsherrensitzung fest, dass seitens der örtlichen Luftschutzleitung alles getan würde, um die Stadt luftschutzbereit zu machen bzw. deren Erfordernisse entsprechen laufend ergänzt werden.<ref name="Chronik396"/> Der Bau von Behelfsheimen im Rahmen des Wohnungshilfswerks wird von ihm am 10. Dezember 1943 bekanntgegeben.<ref name="Chronik397">Stadtarchiv Nordhausen: ''Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1889.'' Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 397.</ref> Unter Meyers Leitung sollte ein [[Ehrenbuch]] für alle im Zweiten Weltkrieg gefallenen Nordhäuser angelegt werden; bis Anfang 1945 wurden ca. 500 Gefallene namentlich erfasst.<ref name="Chronik396">Stadtarchiv Nordhausen: ''Chronik der Stadt Nordhausen. 1802 bis 1889.'' Horb am Neckar: Geiger, 2003. S. 395.</ref> In der letzten Not-Ausgabe des ''[[Südharz-Kurier]]'' vom 10. April 1945 „… riefen [[Hans Nentwig|Kreisleiter Nentwig]], [[Wolf von Wolffersdorf|Landrat von Wolffersdorf]] und Oberbürgermeister Dr. Meyer letztmalig zum Durchhalten auf. ... Wir müssen jetzt mehr denn je in eiserner Haltung zusammenstehen. Weiße Fahnen sind Schandfetzen.“<ref name="Kuhlbrodt">Peter Kuhlbrodt: ''Nordhausen unter dem Sternenbanner'', Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 8</ref> Zu diesem Zeitpunkt hielten sich die Funktionäre bereits in den Bergen des Südharzes versteckt.<ref name="Kuhlbrodt"/> Nach Erinnerungsberichten sollen OB Meyer und sein Stellvertreter [[Franz Sturm]] bereits in den letzten März-Tagen die Mitarbeiter der Stadtverwaltung angewiesen haben, alle Geheimsachen der verschiedenen Dienststellen, die Karteien des Einwohnermeldeamtes und die Personalakten der Bediensteten zu vernichten.


Herbert Meyer verließ in den Tagen der [[Luftangriffe auf Nordhausen|Luftangriffe]] am 3. oder 4. April 1945 die Stadt. Der Historiker und Zeitzeuge [[Hans Silberborth]] urteilte später:  
Herbert Meyer verließ in den Tagen der [[Luftangriffe auf Nordhausen|Luftangriffe]] am 3. oder 4. April 1945 die Stadt. Der Historiker und Zeitzeuge [[Hans Silberborth]] urteilte später:  
Zeile 48: Zeile 48:
:„Ich habe Nentwig an einem Tag vor den Angriffen in einer Luftwaffen-Uniform mit den Rangabzeichen eines Unteroffiziers gesehen.“<ref name="Kuhlbrodt"/>  
:„Ich habe Nentwig an einem Tag vor den Angriffen in einer Luftwaffen-Uniform mit den Rangabzeichen eines Unteroffiziers gesehen.“<ref name="Kuhlbrodt"/>  
Wie aus anderen Berichten hervorgeht, setzte sich Nentwig mit seinem Stab über die [[NPEA Ilfeld|Napola]] im Kloster Ilfeld und Benneckenstein nach Stiege ab. „Zum Stab des Kreisleiters sollen noch immer Dr. Meyer und von Wolffersdorf gehört haben ... Als es Nentwig gelang, in einer Kampfgruppe unterzutauchen, suchten auch die anderen das Weite“, schrieb [[Peter Kuhlbrodt]] in der Schriftenreihe heimatgeschichtlicher Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen.<ref name="Kuhlbrodt10">Peter Kuhlbrodt: ''Nordhausen unter dem Sternenbanner'', Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 10</ref>  
Wie aus anderen Berichten hervorgeht, setzte sich Nentwig mit seinem Stab über die [[NPEA Ilfeld|Napola]] im Kloster Ilfeld und Benneckenstein nach Stiege ab. „Zum Stab des Kreisleiters sollen noch immer Dr. Meyer und von Wolffersdorf gehört haben ... Als es Nentwig gelang, in einer Kampfgruppe unterzutauchen, suchten auch die anderen das Weite“, schrieb [[Peter Kuhlbrodt]] in der Schriftenreihe heimatgeschichtlicher Forschungen des Stadtarchivs Nordhausen.<ref name="Kuhlbrodt10">Peter Kuhlbrodt: ''Nordhausen unter dem Sternenbanner'', Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 10</ref>  
 
Die Stadtverwaltung aus „wenigen pflichtbewussten Verwaltungskräften“ sammelte sich einige Tage nach der Bombardierung im [[Gehege]].<ref name="Kuhlbrodt7">Peter Kuhlbrodt: ''Nordhausen unter dem Sternenbanner'', S. 7).</ref>. Die  pflichtbewussten Verwaltungskräfte unter Leitung von Stadtrat Sturm stellten unter Aufbietung aller Kräfte sowohl die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sicher wie auch die Unterbringung der Ausgebombten, der überlebenden Häftlinge und der Flüchtlinge aus den Ostgebieten. Die noch bewohnbaren Wohnungen wurden Zimmer für Zimmer mit mindestens zwei Erwachsenen sowie zugehörigen Minderjährigen belegt. Die Häftlings- und SS-Baracken des KZ Dora wurden mit Ausgebombten und Ost-Flüchtlingen belegt, die in den feuchten Kohnstein-Gängen erste Zuflucht gefunden hatten. Bettgestelle fand man in Wehrmachts-Lagern.
Am Nachmittag des 11. Aprils erfolgt die offizielle Übergabe der Stadt an den amerikanischen Militärgouverneur durch Stadtrat [[Franz Sturm]], Stellvertreter des  Oberbürgermeisters Herbert Meyer, Revierhauptmann der Schutzpolizei Wilhelm Werrbach und Polizeimeister Karl Großmann im Gasthaus „Forsthaus“ im Gehege.<ref>Jürgen Möller: ''Konzentrationslager Mittelbau Dora'', S. 46.</ref>
Am 15. April 1945 wurde [[Otto Flagmeyer]] vom amerikanischen Militärgouverneur zum neuen Oberbürgermeister bestimmt. Meyer war seit einem unbekannten Datum im „US-Kriegsgefangenenlager Naumburg“ interniert und wurde beim Abzug der US-Armee aus Thüringen in den Westen mitgenommen. Am 25. September 1945 wurde er offiziell als Beamter seitens des Landesamtes des Inneren des Landes Thüringen aufgrund des „Gesetzes über die Reinigung der öffentlichen Verwaltung von Nazi-Elementen“ vom 23. Juli 1945 offiziell entlassen.
=== Nach Kriegsende ===
Über die Luftangriffe vom April 1945 und die Lage der Stadt berichtete Meyer in den 1960er Jahren:
Über die Luftangriffe vom April 1945 und die Lage der Stadt berichtete Meyer in den 1960er Jahren:
: „Nordhausen war während des ganzen Krieges, so auch in seiner Schlußphase, eine offene Stadt. Es sind niemals die geringsten Vorbereitungen für eine Verteidigung getroffen worden.“<ref>Heinz Sting: ''Das 1000-jährige Nordhausen und der schöne Südharz''. Hannover: Nordhäuser Heimatfreunde, 1965. S. 252.</ref>
: „Nordhausen war während des ganzen Krieges, so auch in seiner Schlußphase, eine offene Stadt. Es sind niemals die geringsten Vorbereitungen für eine Verteidigung getroffen worden.“<ref>Heinz Sting: ''Das 1000-jährige Nordhausen und der schöne Südharz''. Hannover: Nordhäuser Heimatfreunde, 1965. S. 252.</ref>
Die Stadtverwaltung aus „wenigen pflichtbewussten Verwaltungskräften“ sammelte sich einige Tage nach der Bombardierung im [[Gehege]].<ref name="Kuhlbrodt7">Peter Kuhlbrodt: ''Nordhausen unter dem Sternenbanner'', S. 7).</ref> In der letzten Not-Ausgabe des ''[[Südharz-Kurier]]'' vom 10. April 1945 „… riefen [[Hans Nentwig|Kreisleiter Nentwig]], [[Wolf von Wolffersdorf|Landrat von Wolffersdorf]] und Oberbürgermeister Dr. Meyer letztmalig zum Durchhalten auf. ... Wir müssen jetzt mehr denn je in eiserner Haltung zusammenstehen. Weiße Fahnen sind Schandfetzen.“<ref name="Kuhlbrodt">Peter Kuhlbrodt: ''Nordhausen unter dem Sternenbanner'', Nordhausen: Archiv der Stadt Nordhausen, 1995. S. 8</ref> Zu diesem Zeitpunkt hielten sich die Funktionäre bereits in den Bergen des Südharzes versteckt.<ref name="Kuhlbrodt"/> Nach Erinnerungsberichten sollen OB Meyer und sein Stellvertreter [[Franz Sturm]] bereits in den letzten März-Tagen die Mitarbeiter der Stadtverwaltung angewiesen haben, alle Geheimsachen der verschiedenen Dienststellen, die Karteien des Einwohnermeldeamtes und die Personalakten der Bediensteten zu vernichten.
Am Nachmittag des 11. Aprils erfolgt die offizielle Übergabe der Stadt an den amerikanischen Militärgouverneur durch Stadtrat [[Franz Sturm]], Stellvertreter des  Oberbürgermeisters Herbert Meyer, Revierhauptmann der Schutzpolizei Wilhelm Werrbach und Polizeimeister Karl Großmann im Gasthaus „Forsthaus“ im Gehege.<ref>Jürgen Möller: ''Konzentrationslager Mittelbau Dora'', S. 46.</ref>
Am 15. April 1945 wurde [[Otto Flagmeyer]] vom amerikanischen Militärgouverneur zum neuen Oberbürgermeister bestimmt. Herbert Meyer war  nach Verhaftung im Harz zu einem unbekannten Datum im „Kriegsgefangenenlager Naumburg“ interniert und wurde beim Abzug der US-Armee aus Thüringen in den Westen mitgenommen. Am 25. September 1945 wurde er offiziell als Beamter seitens des Landesamtes des Inneren des Landes Thüringen aufgrund des „Gesetzes über die Reinigung der öffentlichen Verwaltung von Nazi-Elementen“ vom 23. Juli 1945 offiziell entlassen.
=== Nach Kriegsende ===
Vor der Spruchkammer 74 des Internierungslagers Ludwigsburg-Ossweil musste er sich als „Nazi-Aktivist“ verantworten. Nach seiner Entlassung am 3. April 1948 aus dem Lager Staumühle zwischen Bielefeld und Paderborn in der britischen Besatzungszone kehrte er in seine Heimatstadt Bad Lauterberg zurück und übte von 1951 bis 1953 eine selbständige Tätigkeit als Verwaltungsrechtsrat aus.
Vor der Spruchkammer 74 des Internierungslagers Ludwigsburg-Ossweil musste er sich als „Nazi-Aktivist“ verantworten. Nach seiner Entlassung am 3. April 1948 aus dem Lager Staumühle zwischen Bielefeld und Paderborn in der britischen Besatzungszone kehrte er in seine Heimatstadt Bad Lauterberg zurück und übte von 1951 bis 1953 eine selbständige Tätigkeit als Verwaltungsrechtsrat aus.
In Bad Lauterberg fungierte Meyer 1952/53 für die FDP als ehrenamtlicher Bürgermeister, und er wurde in den Kreistag des Landkreises Osterode am Harz gewählt. Zehn Jahre lang (vom 1. Januar 1954 bis 29. Februar 1964) war er Stadt- und Kurdirektor in Bad Lauterberg, in den folgenden Jahren gehörte er noch dem Rat der Stadt Bad Lauterberg an.
In Bad Lauterberg fungierte Meyer 1952/53 für die FDP als ehrenamtlicher Bürgermeister, und er wurde in den Kreistag des Landkreises Osterode am Harz gewählt. Zehn Jahre lang (vom 1. Januar 1954 bis 29. Februar 1964) war er Stadt- und Kurdirektor in Bad Lauterberg, in den folgenden Jahren gehörte er noch dem Rat der Stadt Bad Lauterberg an.


Bitte kopiere keine Inhalte, die nicht deine eigenen sind, benutze keine urheberrechtlich geschützten Werke ohne Erlaubnis des Urhebers!
Du gibst uns hiermit deine Zusage, dass du den Text selbst verfasst hast, dass der Text Allgemeingut (public domain) ist, oder dass der Urheber seine Zustimmung gegeben hat. Falls dieser Text bereits woanders veröffentlicht wurde, weise bitte auf der Diskussionsseite darauf hin. Bitte beachte, dass alle NordhausenWiki-Beiträge automatisch unter der „a Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 3.0 License“ stehen (siehe NordhausenWiki:Urheberrechte für Einzelheiten).
Abbrechen Bearbeitungshilfe (wird in einem neuen Fenster geöffnet)
Abgerufen von NordhausenWiki unter „https://nordhausen-wiki.de/wiki/Herbert_Meyer