Bearbeiten von „Heimatkundliches Lesebuch für den Kreis Nordhausen

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Dieses Heimatkundliche Lesebuch soll euch von der Geschichte und der Arbeit der Menschen unseres Kreises in früherer und heutiger Zeit erzählen. Es soll euch auf viele Dinge und Vorgänge in der Natur aufmerksam machen, an denen ihr sonst vielleicht achtlos vorübergeht. Es soll euch zeigen, daß durch die mühsame und harte Arbeit der Menschen die Natur und unser Leben verändert wurden, daß vieles besser geworden ist, daß aber auch noch viele Aufgaben vor uns liegen.
Dieses Heimatkundliche Lesebuch soll euch von der Geschichte und der Arbeit der Menschen unseres Kreises in früherer und heutiger Zeit erzählen. Es soll euch auf viele Dinge und Vorgänge in der Natur aufmerksam machen, an denen ihr sonst vielleicht achtlos vorübergeht. Es soll euch zeigen, daß durch die mühsame und harte Arbeit der Menschen die Natur und unser Leben verändert wurden, daß vieles besser geworden ist, daß aber auch noch viele Aufgaben vor uns liegen.


Eure Lehrer wünschen, daß ihr eure Heimat noch besser kennenlernt und daß ihr den Bauern, den Arbeiter an der Werkbank, den Kumpel unter Tage, den Mann im Steinbruch und in der Fabrik, den Waldarbeiter und alle die vielen anderen, die still und unermüdlich ihre Pflicht erfüllen, achtet. Sie sind es, deren fleißige Hände immer neue Werte schaffen. Ich möchte allen denen, die zum Gelingen dieses Buches beitrugen, an dieser Stelle danken für ihren Fleiß, ihren Eifer und ihre Ratschläge.
Eure Lehrer wünschen, daß ihr eure Heimat noch besser kennenlernt und daß ihr den Bauern, den Arbeiter an der Werkbank, den Kumpel unter Tage, den Mann im Steinbruch und in der Fabrik, den Waldarbeiter und alle die vielen anderen, die still und unermüdlich ihre Pflicht erfüllen, achtet. Sie sind es, deren fleißige Hände immer neue Werte schaffen.-Ich möchte allen denen, die zum Gelingen dieses Buches beitrugen, an dieser Stelle danken für ihren Fleiß, ihren Eifer und ihre Ratschläge.


So möge denn dieses Buch hinausgehen, euch in der Schule helfen und euch Freude bringen.
So möge denn dieses Buch hinausgehen, euch in der Schule helfen und euch Freude bringen.
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Nordhausen ist über 1000 Jahre alt. Niemand kann heute mehr genau sagen, wie die Stadt vor so langer Zeit entstanden ist. Aber es könnte so gewesen sein:
Nordhausen ist über 1000 Jahre alt. Niemand kann heute mehr genau sagen, wie die Stadt vor so langer Zeit entstanden ist. Aber es könnte so gewesen sein:


Schon vor mehr als tausend Jahren kreuzten sich dort, wo heute der Kornmarkt liegt, zwei wichtige Handelsstraßen. Die eine führte von Osten nach Westen, die andere von Norden nach Süden.
Schon vor mehr als tausend Jahren kreuzten sich dort, wo heute der Korn-markt liegt, zwei wichtige Handelsstraßen. Die eine führte von Osten nach Westen, die andere von Norden nach Süden.


Dort also traf damals eine Wagenkolonne mit einer Reiterschar zusammen. Bei den schwerbeladenen Planwagen ritten Männer, die unter ihrem Lederwams einen leichten Kettenpanzer und am Sattel ein Schwert trugen. Es waren Kaufleute, die weither aus Westfalen kamen und ihre Ware verkaufen wollten: Tuche, eiserne Geräte, Schmuck und andere Kostbarkeiten. Gern besuchten sie die von den Franken angelegten und befestigten Königshöfe. Die Ritter mit ihren Knappen hielten bei den Wagen an. Gruß und Gegengruß erschollen. „Wohin des Weges, ihr Männer V‘ wandte sich der vornehmste unter den Reitern an die Händler. „Nach Northusen, Herr , wurde ihm zur Antwort. „Wir reisen in des Königs Schutz. In der Sicherheit des Hofes wollen wir einen Markt halten, dann wird uns der Weg weiter nach Sonnenaufgang führen.“
Dort also traf damals eine Wagenkolonne mit einer Reiterschar zusammen. Bei den schwerbeladenen Planwagen ritten Männer, die unter ihrem Lederwams einen leichten Kettenpanzer und am Sattel ein Schwert trugen. Es waren Kaufleute, die weither aus Westfalen kamen und ihre Ware verkaufen wollten: Tuche, eiserne Geräte, Schmuck und andere Kostbarkeiten. Gern besuchten sie die von den Franken angelegten und befestigten Königshöfe. Die Ritter mit ihren Knappen hielten bei den Wagen an. Gruß und Gegengruß erschollen. „Wohin des Weges, ihr Männer V‘ wandte sich der vornehmste unter den Reitern an die Händler. „Nach Northusen, Herr , wurde ihm zur Antwort. „Wir reisen in des Königs Schutz. In der Sicherheit des Hofes wollen wir einen Markt halten, dann wird uns der Weg weiter nach Sonnenaufgang führen.“
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Dem Roland gegenüber stand noch eine andere Holzfigur. Das war der „Riese“. Das Haus, an dem er angebracht war, hieß das Riesenhaus.
Dem Roland gegenüber stand noch eine andere Holzfigur. Das war der „Riese“. Das Haus, an dem er angebracht war, hieß das Riesenhaus.


Vor dem „Roland“ lag der Marktplatz. Zum Zeichen des Marktfriedens wurde die rote Fahne aufgesteckt. Bauern aus der Umgebung boten Gemüse, Fleisch, Milch und Eier an. Bei den Handwerkern kauften sie Werkzeuge und Haushaltsgeräte. Bezahlt wurde in Waren, manchmal auch in Nordhäuser „Brakteaten“, das war Stadtgeld, das in der Stadtmünze geschlagen wurde.
Vor dem „Roland“ lag der Marktplatz. Zum Zeichen des Marktfriedens wurde die rote Fahne aufgesteckt. Bauern aus der Umgebung boten Gemüse, Fleisch, Milch und Eier an. Bei den Handwerkern kauften sie Werkzeuge und Haushaltsgeräte. Bezahlt wurde in Waren, manchmal auch in Nordhäuser „Brak-teaten“, das war Stadtgeld, das in der Stadtmünze geschlagen wurde.


Durch das Gewühl der Käufer und Verkäufer bewegten sich fromme Bettelmönche. Sie sammelten Gaben für ihre Klöster in der Barfüßer- und Predigerstraße.
Durch das Gewühl der Käufer und Verkäufer bewegten sich fromme Bettelmönche. Sie sammelten Gaben für ihre Klöster in der Barfüßer- und Predigerstraße.
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Da ertönt ein schrilles Klingeln. Über uns trappelt es. Schon kommen die ersten Männer an den Stangen heruntergesaust, greifen nach Helm und Gasmaske und springen auf die Autos. Die Motoren dröhnen, ohrenbetäubend heult die Sirene, das Tor öffnet sich — ein Pfeifsignal beendet den Alarm. Wir sind erstaunt, wie schnell das ging.
Da ertönt ein schrilles Klingeln. Über uns trappelt es. Schon kommen die ersten Männer an den Stangen heruntergesaust, greifen nach Helm und Gasmaske und springen auf die Autos. Die Motoren dröhnen, ohrenbetäubend heult die Sirene, das Tor öffnet sich — ein Pfeifsignal beendet den Alarm. Wir sind erstaunt, wie schnell das ging.


Diesmal war es nur eine Übung. Im Ernstfall verhütet die Schnelligkeit der Feuerwehr oft großen Schaden. Wohl steht sie bereit, um Tag und Nacht eingreifen zu können. Besser ist es aber, wenn jeder mithilft. Brände zu verhüten.
Diesmal war es nur eine Übung. Im Ernstfall verhütet die Schnelligkeit der Feuerwehr oft großen Schaden. Wohl steht sie bereit, um Tag und Nacht ein-greifen zu können. Besser ist es aber, wenn jeder mithilft. Brände zu verhüten.


=== Die Tabakarbeiter streiken ===
=== Die Tabakarbeiter streiken ===
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Dies alles geschah am 3. April 1945. Das war ein schlimmer Tag in der Geschichte unserer Heimatstadt, aber noch nicht so schlimm wie der folgende, der 4. April.
Dies alles geschah am 3. April 1945. Das war ein schlimmer Tag in der Geschichte unserer Heimatstadt, aber noch nicht so schlimm wie der folgende, der 4. April.


An diesem Tage starb das alte Nordhausen. Das Viertel um den Stresemannring brannte lichterloh, ebenso das Gelände um den Petersberg. Vom Kornmarkt aus sah man die Rautenstraße mit den angrenzenden Straßen in Flammen aufgehen. Wohin man schaute: Flammen, einstürzende Häuser. Weinende Kinder suchten ihre Eltern, Eltern ihre Kinder. Viele Tote und Schwerverletzte bedeckten die Straßen.
An diesem Tage starb das alte Nordhausen. Das Viertel um den Stresemann-rin^ brannte lichterloh, ebenso das Gelände um den Petersberg. Vom Kornmarkt aus sah man die Rautenstraße mit den angrenzenden Straßen in Flammen aufgehen. Wohin man schaute: Flammen, einstürzende Häuser. Weinende Kinder suchten ihre Eltern, Eltern ihre Kinder. Viele Tote und Schwerverletzte bedeckten die Straßen.


Die Innenstadt wurde zu einem Trümmermeer. Nur wenige Gebäude, darunter das Alte und das Neue Rathaus, standen noch. Doch auch sie überdauerten nicht diesen Angriff. Bomben, die erst später explodierten, beschädigten diese stolzen Bauwerke schwer. Zwanzig Minuten hatten die Bombenflugzeuge gebraucht, um unsere tausendjährige Heimatstadt zu zerstören. 8800 Menschen fanden den Tod — verschüttet, verbrannt, von Splittern zerfetzt. Die Überlebenden flohen in langen Elendszügen in die Dörfer. Viele besaßen nichts mehr als die Kleidung auf dem Leib.
Die Innenstadt wurde zu einem Trümmermeer. Nur wenige Gebäude, darunter das Alte und das Neue Rathaus, standen noch. Doch auch sie überdauerten nicht diesen Angriff. Bomben, die erst später explodierten, beschädigten diese stolzen Bauwerke schwer. Zwanzig Minuten hatten die Bombenflugzeuge gebraucht, um unsere tausendjährige Heimatstadt zu zerstören. 8800 Menschen fanden den Tod — verschüttet, verbrannt, von Splittern zerfetzt. Die Überlebenden flohen in langen Elendszügen in die Dörfer. Viele besaßen nichts mehr als die Kleidung auf dem Leib.
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Im Herbst erkrankten seine Frau und die sechs Kinder an Blattern. Andreas mußte die Kranken pflegen und konnte nicht in den Wald zur Arbeit gehen. So war das ersparte Geld bald aufgebraucht.
Im Herbst erkrankten seine Frau und die sechs Kinder an Blattern. Andreas mußte die Kranken pflegen und konnte nicht in den Wald zur Arbeit gehen. So war das ersparte Geld bald aufgebraucht.


Da kam Martini heran. An diesem Tage mußte Andreas wie alle anderen Bliedunger dem Priester Konrad vom Klosterhof Bliedungen die schuldigen Abgaben bringen. Dieser Priester war ein harter Mann, der den Armen die letzte Ziege aus dem Stalle holen ließ, wenn er ihre Abgaben nicht zur rechten Zeit erhielt. Bald danach zerschlug ein nieder brechender Baum Andreas den rechten Arm, und wieder konnte er nichts verdienen. Bettelarm saß er mit seiner Frau und den Kindern in seiner Hütte. Trübe Gedanken bewegten ihn.
Da kam Martini heran. An diesem Tage mußte Andreas wie alle anderen Blie-dunger dem Priester Konrad vom Klosterhof Bliedungen die schuldigen Abgaben bringen. Dieser Priester war ein harter Mann, der den Armen die letzte Ziege aus dem Stalle holen ließ, wenn er ihre Abgaben nicht zur rechten Zeit erhielt. Bald danach zerschlug ein nieder brechender Baum Andreas den rechten Arm, und wieder konnte er nichts verdienen. Bettelarm saß er mit seiner Frau und den Kindern in seiner Hütte. Trübe Gedanken bewegten ihn.


Sie hatten schon recht, die wilden Gesellen, die immer häufiger bettelnd ins Dorf kamen und von der Härte und Grausamkeit der adligen und kirchlichen Herren berichteten. Sie wußten von einem heimlichen Bunde zu erzählen, den in Thüringen Bauern und Waldarbeiter geschlossen hatten, um sich von der Unterdrückung durch die Dienstherren zu befreien. In Bliedungen schimpften die Leute schon ganz offen über die unerschwinglichen Abgaben. Andreas hatte sogar gehört, daß in Trebra eine heimliche Verbrüderung bestand, daß man sich nachts versammelte und dabei seltsame Bräuche hatte. Wer hatte wohl im Walde den grausamen Vogt von Enkenrode erhängt ? Es war ein Heimlichtun unter den Leuten, und keiner traute mehr dem Nachbarn. Plötzlich sprang Andreas aus seinem Nachdenken auf. Weg mit allen diesen Gedanken! Seine Kinder sollten ihre Weihnachtsfreude haben. Er holte vom Boden ein paar Marderfelle herunter, zog seinen dicken Winterrock an und stapfte durch den tief verschneiten Winterwald zum Händler nach Weitzelsrode. Dem gefielen die Felle, und Andreas bekam außer einem Stollen, Äpfeln, Nüssen und bunten Tüchern für die Kleinen auch noch etwas Geld. Es dunkelte schon, als er sich auf den Heimweg machte.
Sie hatten schon recht, die wilden Gesellen, die immer häufiger bettelnd ins Dorf kamen und von der Härte und Grausamkeit der adligen und kirchlichen Herren berichteten. Sie wußten von einem heimlichen Bunde zu erzählen, den in Thüringen Bauern und Waldarbeiter geschlossen hatten, um sich von der Unterdrückung durch die Dienstherren zu befreien. In Bliedungen schimpften die Leute schon ganz offen über die unerschwinglichen Abgaben. Andreas hatte sogar gehört, daß in Trebra eine heimliche Verbrüderung bestand, daß man sich nachts versammelte und dabei seltsame Bräuche hatte. Wer hatte wohl im Walde den grausamen Vogt von Enkenrode erhängt ? Es war ein Heimlichtun unter den Leuten, und keiner traute mehr dem Nachbarn. Plötzlich sprang Andreas aus seinem Nachdenken auf. Weg mit allen diesen Gedanken! Seine Kinder sollten ihre Weihnachtsfreude haben. Er holte vom Boden ein paar Marderfelle herunter, zog seinen dicken Winterrock an und stapfte durch den tief verschneiten Winterwald zum Händler nach Weitzelsrode. Dem gefielen die Felle, und Andreas bekam außer einem Stollen, Äpfeln, Nüssen und bunten Tüchern für die Kleinen auch noch etwas Geld. Es dunkelte schon, als er sich auf den Heimweg machte.
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Andreas war es unheimlich zumute. Doch plötzlich war er von Männern umringt, von denen er viele kannte. Es waren Bauern und Waldarbeiter aus Trebra und den umliegenden Orten. „Willst du nun als freier Mann dich ganz unserem Bunde weihen?“ fragte der Apostel. „Dann knie nieder und schwöre bei dem Allmächtigen, daß du dem Bunde treu sein, seine Geheimnisse verschweigen und dem Befehl des Propheten und Apostels gehorchen willst!“ Andreas kniete nieder, hob seine Hand und schwor. Der Apostel ließ ihn aufstehen, und alle begrüßten ihn als neues Mitglied ihres Bundes. Gemeinsam gingen sie schweigend durch den Schnee in ihre Dörfer zurück. Andreas war froh und stolz, Freund und Bruder der großen Verschwörung geworden zu sein.
Andreas war es unheimlich zumute. Doch plötzlich war er von Männern umringt, von denen er viele kannte. Es waren Bauern und Waldarbeiter aus Trebra und den umliegenden Orten. „Willst du nun als freier Mann dich ganz unserem Bunde weihen?“ fragte der Apostel. „Dann knie nieder und schwöre bei dem Allmächtigen, daß du dem Bunde treu sein, seine Geheimnisse verschweigen und dem Befehl des Propheten und Apostels gehorchen willst!“ Andreas kniete nieder, hob seine Hand und schwor. Der Apostel ließ ihn aufstehen, und alle begrüßten ihn als neues Mitglied ihres Bundes. Gemeinsam gingen sie schweigend durch den Schnee in ihre Dörfer zurück. Andreas war froh und stolz, Freund und Bruder der großen Verschwörung geworden zu sein.


Aber es kam anders. Wohl brach der Aufruhr los, aber das Bauernheer wurde in der Schlacht bei Frankenhausen durch Verrat und die Übermacht der Fürsten geschlagen. Zwölf Anführer wurden ergriffen und enthauptet. Alle übrigen befahlen die Sieger zum Gericht auf den Damm des Großen Teiches bei Schiedungen. Der Graf Ernst von Hohenstein führte den Vorsitz. Er meinte, es wäre am besten, den ganzen Bauernhaufen den Teichdamm hinunterzutreiben und zu ertränken.
Aber es kam anders. Wohl brach der Aufruhr los, aber das Bauernheer wurde in der Schlacht bei Frankenhausen durch Verrat und die Übermacht der Fürsten geschlagen. Zwölf Anführer wurden ergriffen und enthauptet. Alle übrigen befahlen die Sieger zum Gericht auf den Damm des Großen Teiches bei Schie-dungen. Der Graf Ernst von Hohenstein führte den Vorsitz. Er meinte, es wäre am besten, den ganzen Bauernhaufen den Teichdamm hinunterzutreiben und zu ertränken.
Ein junger Ritter jedoch, Balthasar von Sundhausen, war dagegen. Er sagte, man wisse dann nicht, wer dem Grafen und seinen Rittern die Frondienste leisten, die Felder bestellen und abernten, Fuhren und Bauarbeiten machen solle. Die Richter sahen das ein.
Ein junger Ritter jedoch, Balthasar von Sundhausen, war dagegen. Er sagte, man wisse dann nicht, wer dem Grafen und seinen Rittern die Frondienste leisten, die Felder bestellen und abernten, Fuhren und Bauarbeiten machen solle. Die Richter sahen das ein.


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Von Jahr zu Jahr sammelte sich im Großen Teich mehr Schlamm an. Das Wasser wurde immer flacher, und in kalten Wintern froren die Fische ein. Hätte man den Schlamm herausfahren wollen, so wären mehr als zweitausend Fuhren nötig gewesen. Das wäre zu teuer geworden. Statt dessen wollten die Gutspächter den Damm höher aufschütten. Aber auch dazu wären einige tausend Fuhren gebraucht worden. Diese sollten die Bauern von vierzehn Dörfern kostenlos anfahren. Mit Recht lehnten sie sich dagegen auf und verweigerten die Arbeit. So verschlammte der Teich immer mehr, bis er trockengelegt wurde. Die Gutspächter hatten aber noch andere Sorgen. Oft fanden sie nicht genug Käufer für die Fische. Dann mußten sie den Fang billig oder ganz umsonst abgeben. Den Schiedungern kam das zugute. Sie konnten sich an Fischen gütlich tun.
Von Jahr zu Jahr sammelte sich im Großen Teich mehr Schlamm an. Das Wasser wurde immer flacher, und in kalten Wintern froren die Fische ein. Hätte man den Schlamm herausfahren wollen, so wären mehr als zweitausend Fuhren nötig gewesen. Das wäre zu teuer geworden. Statt dessen wollten die Gutspächter den Damm höher aufschütten. Aber auch dazu wären einige tausend Fuhren gebraucht worden. Diese sollten die Bauern von vierzehn Dörfern kostenlos anfahren. Mit Recht lehnten sie sich dagegen auf und verweigerten die Arbeit. So verschlammte der Teich immer mehr, bis er trockengelegt wurde. Die Gutspächter hatten aber noch andere Sorgen. Oft fanden sie nicht genug Käufer für die Fische. Dann mußten sie den Fang billig oder ganz umsonst abgeben. Den Schiedungern kam das zugute. Sie konnten sich an Fischen gütlich tun.


Das ärgerte die Bewohner der umliegenden Dörfer, und sie nannten die Schiedunger boshaft „die Grätenfresser“.
Das ärgerte die Bewohner der umliegenden Dörfer, und sie nannten die Schie-dunger boshaft „die Grätenfresser“.


Im Jahre 1809 wurde im Großen Teich zum letzten Male gefischt. Man ließ kein Wasser mehr hineinlaufen. Als der Teichboden trocken war, wurde Gras darauf gesät.
Im Jahre 1809 wurde im Großen Teich zum letzten Male gefischt. Man ließ kein Wasser mehr hineinlaufen. Als der Teichboden trocken war, wurde Gras darauf gesät.
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Viele Kriege und schlechte Zeiten hat der Hohenstein erlebt. Einst trug sich folgende Geschichte zu:
Viele Kriege und schlechte Zeiten hat der Hohenstein erlebt. Einst trug sich folgende Geschichte zu:


Dunkel und trübe war der Maimorgen des Jahres 1525. Am Fuße des Poppenberges knarrte auf einem einsamen Wege ein schweres Fuhrwerk. Nur leise trieben die Knechte die Pferde an. Manchmal schaute unter der Plane des Wagens ein Mami hervor, der zu größtem Stillschweigen und zur Eile mahnte. Es war der Abt des Klosters Ilfeld, der heimlich mit den reichen Klosterschätzen zur Burg Hohenstein floh. Er wollte dort vor den empörten Ilfelder Bauern Schutz suchen.
Dunkel und trübe war der Maimorgen des Jahres 1525. Am Fuße des Poppen-berges knarrte auf einem einsamen Wege ein schweres Fuhrwerk. Nur leise trieben die Knechte die Pferde an. Manchmal schaute unter der Plane des Wagens ein Mami hervor, der zu größtem Stillschweigen und zur Eile mahnte. Es war der Abt des Klosters Ilfeld, der heimlich mit den reichen Klosterschätzen zur Burg Hohenstein floh. Er wollte dort vor den empörten Ilfelder Bauern Schutz suchen.


Viele Jahrhunderte hatten die reichen Grafen und Äbte die Bauern ausgenutzt und ihnen kaum das Nötigste zum Leben gelassen. Jetzt empörten sich die Geknechteten im ganzen Lande gegen ihre Unterdrücker.
Viele Jahrhunderte hatten die reichen Grafen und Äbte die Bauern ausgenutzt und ihnen kaum das Nötigste zum Leben gelassen. Jetzt empörten sich die Geknechteten im ganzen Lande gegen ihre Unterdrücker.
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Mit meinem Begleiter betrete ich eine der Hallen. Ein Förderband führt schwere Brocken Gipsgestein heran und füllt damit einen Brecher. Das ist eine große Maschine, die die Steine zerbricht und zu feinem Gipsmehl werden läßt. Es knirscht und kracht in ihrem Innern.
Mit meinem Begleiter betrete ich eine der Hallen. Ein Förderband führt schwere Brocken Gipsgestein heran und füllt damit einen Brecher. Das ist eine große Maschine, die die Steine zerbricht und zu feinem Gipsmehl werden läßt. Es knirscht und kracht in ihrem Innern.


Daneben steht ein Brennofen. In ihm wird bei starker Hitze das Gipsmehl gebrannt. Ein anderes Förderband bringt den Gips zur Abfüllerei. Zwei Arbeiter mit Schutzanzügen füllen ihn in feste Papiersäcke. Vor lauter Gipsstaub sind sie kaum zu erkennen.
Daneben steht ein Brennofen. In ihm wird bei starker Hitze das Gipsmehl gebrannt. Ein anderes Förderband bringt den Gips zur Abfüllerei. Zwei Arbeiter mit Schutzanzügen füllen ihn in feste Papiersäcke. Vor lauter Gips-staub sind sie kaum zu erkennen.


Mit dem Betriebsleiter komme ich in die Halle, in der Leichtbauplatten hergestellt werden. Eine Maschine verarbeitet an dieser Stelle Fichten- und Kiefernholz zu dicken Ballen Holzwolle. Mehrere Frauen befördern diese in ein großes Becken, in dem sieh dünner Gipsbrei befindet. Sie haben Gummischürzen umgehängt und ihr Haar durch Kopftücher geschützt. Sie vermengen Holzwolle und Gips. Über und über sind sie mit grauen Spritzern bedeckt. Hier muß schnell zugepackt werden, denn Gips wird rasch hart.
Mit dem Betriebsleiter komme ich in die Halle, in der Leichtbauplatten hergestellt werden. Eine Maschine verarbeitet an dieser Stelle Fichten- und Kiefernholz zu dicken Ballen Holzwolle. Mehrere Frauen befördern diese in ein großes Becken, in dem sieh dünner Gipsbrei befindet. Sie haben Gummischürzen umgehängt und ihr Haar durch Kopftücher geschützt. Sie vermengen Holzwolle und Gips. Über und über sind sie mit grauen Spritzern bedeckt. Hier muß schnell zugepackt werden, denn Gips wird rasch hart.
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Was hatte dies alles zu bedeuten?
Was hatte dies alles zu bedeuten?


Die ständigen Überfälle der Soldaten verschiedener Heere hatten die Harzbewohner zur Selbsthilfe gezwungen. Da der Landesherr sie nicht schützte, mußten sie sich selbst helfen. So bewaffneten sich die Männer und lauerten im Hinterhalt auf durchziehende Truppen. „Harzschützen“ nannten sie sich. Sie wollten ihre Heimat vor dem fremden Gesindel schützen. Nicht die Lust am Kriege vereinigte sie, sondern der Wille, daß Frieden werde. Längst war es nicht mehr möglich, daß sie als Bauern ihre Äcker bestellten und das Korn ernteten. Ihre Familien hungerten, denn die Vorräte waren geraubt. Jedes weitere Kriegsjahr brachte neue Schrecken. Es galt, das Letzte zu verteidigen.
Die ständigen Überfälle der Soldaten verschiedener Heere hatten die Harz-bewohner zur Selbsthilfe gezwungen. Da der Landesherr sie nicht schützte, mußten sie sich selbst helfen. So bewaffneten sich die Männer und lauerten im Hinterhalt auf durchziehende Truppen. „Harzschützen“ nannten sie sich. Sie wollten ihre Heimat vor dem fremden Gesindel schützen. Nicht die Lust am Kriege vereinigte sie, sondern der Wille, daß Frieden werde. Längst war es nicht mehr möglich, daß sie als Bauern ihre Äcker bestellten und das Korn ernteten. Ihre Familien hungerten, denn die Vorräte waren geraubt. Jedes weitere Kriegsjahr brachte neue Schrecken. Es galt, das Letzte zu verteidigen.


Wenn die Späher der Bauern neue Feinde meldeten, rotteten sie sich zusammen und stellten sich den raubenden Soldaten entgegen. Die furchtlosen Harzbewohner plünderten nicht und raubten nicht. Sie verteidigten ihre Heimat. Noch heute heißt die Straße, die vom Großen Auerberg bei Stolberg nach Breitenstein führt, die Harzschützenstraße.
Wenn die Späher der Bauern neue Feinde meldeten, rotteten sie sich zusammen und stellten sich den raubenden Soldaten entgegen. Die furchtlosen Harzbewohner plünderten nicht und raubten nicht. Sie verteidigten ihre Heimat. Noch heute heißt die Straße, die vom Großen Auerberg bei Stolberg nach Breitenstein führt, die Harzschützenstraße.
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Darüber legten sie aus Rasenstücken einen Regenschutz. Die ganze Hütte bedeckten sie außerdem mit Gras und Erde, damit sie regendicht wurde.
Darüber legten sie aus Rasenstücken einen Regenschutz. Die ganze Hütte bedeckten sie außerdem mit Gras und Erde, damit sie regendicht wurde.


Im Innern stand eine Bank, die aus dünnen Fichtenstämmen zusammengefügt war. Der Sitz neben der Tür gehörte dem Köhlermeister. Darunter lagen die Vorräte, die Töpfe und Tiegel und die Schlafdecken. Nur das Wochenende verbrachten die Köhler bei ihren Familien. Montags kehrten sie mit neuen Eßvorräten in den Wald zurück.
Im Innern stand eine Bank, die aus dünnen Fichtenstämmen zusammengefügt war. Der Sitz neben der Tür gehörte dem Köhlermeister. Darunter lagen die Vorräte, die Töpfe und Tiegel und die Schlafdecken. Nur das Wochenende verbrachten die Köhler bei ihren Familien. Montags kehrten sie mit neuen Eß-vorräten in den Wald zurück.


Manchmal kamen auch die Frauen zur Arbeitsstelle. In schweren Tragekörben brachten sie ihren Männern Brot und Fleisch in die Koten.
Manchmal kamen auch die Frauen zur Arbeitsstelle. In schweren Tragekörben brachten sie ihren Männern Brot und Fleisch in die Koten.
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Münchenlohra war früher ein Kloster. Zu dem Kloster gehörten große Ländereien, Wiesen und Wald, also eine umfangreiche Landwirtschaft mit Ställen, Scheunen und Speichern. Die Arbeit mußten Knechte verrichten wie auf den großen Gütern der Ritter und Junker.
Münchenlohra war früher ein Kloster. Zu dem Kloster gehörten große Ländereien, Wiesen und Wald, also eine umfangreiche Landwirtschaft mit Ställen, Scheunen und Speichern. Die Arbeit mußten Knechte verrichten wie auf den großen Gütern der Ritter und Junker.


Aber wie kamen die Knechte des Nachts in den Pferdestall ? Nun, ihr glaubt doch nicht etwa, daß man damals den Knechten Wohnungen — und seien es auch nur elende Kammern — baute ? Nein, die Knechte schliefen im Pferdestall auf Stroh. Zu essen bekamen sie auch nicht viel. Dafür mußten sie vom frühesten Morgen bis spät in die Nacht hinein arbeiten. Und wenn sie nicht eifrig genug arbeiteten oder sich gar einmal ausruhen wollten, tauchte bestimmt der Vogt auf,, ,wenn man es am wenigsten vermutete. Mit einem kräftigen Knüppel prügelte er die Knechte, daß sie wie besessen herumsprangen. Wohl ballte mancher die Fäuste gegen den Frechen, aber zu einer Gegenwehr kam es niemals, denn…“, denn sonst wären die Knechte noch viel furchtbarer bestraft worden. Die Knechte durften nicht einmal ein Wort des Widerspruchs wagen. — Seht, das ist die Wahrheit.
Aber wie kamen die Knechte des Nachts in den Pferdestall ? Nun, ihr glaubt doch nicht etwa, daß man damals den Knechten Wohnungen — und seien es auch nur elende Kammern — baute ? Nein, die Knechte schliefen im Pferdestall auf Stroh. Zu essen bekamen sie auch nicht viel. Dafür mußten sie vom frühesten Morgen bis spät in die Nacht hinein arbeiten. Und wenn sie nicht eifrig genug arbeiteten oder sich gar einmal ausruhen wollten, tauchte bestimmt der Vogt auf,, ,wenn man es am wenigsten vermutete. Mit einem kräftigen Knüppel prügelte er die Knechte, daß sie wie besessen herumsprangen. Wohl ballte mancher die Fäuste gegen den Frechen, aber zu einer Gegenwehr kam es niemals, denn. . .“, denn sonst wären die Knechte noch viel furchtbarer bestraft worden. Die Knechte durften nicht einmal ein Wort des Widerspruchs wagen. — Seht, das ist die Wahrheit.


Aber wie wurde aus der Wahrheit eine Sage ? Vielleicht wollten die Knechte einmal von ihrer Not berichten. Da sie es nicht offen wagen durften, kleideten sie die Wahrheit in eine Spukgeschichte. Vielleicht wollten auch die herrschenden Kreise die wahrheitsgetreue Überlieferung durch Einkleidung in eine Sage zur Unwahrheit stempeln. — Aber halt! Die wichtigste Wahrheit wollen wir nicht vergessen.
Aber wie wurde aus der Wahrheit eine Sage ? Vielleicht wollten die Knechte einmal von ihrer Not berichten. Da sie es nicht offen wagen durften, kleideten sie die Wahrheit in eine Spukgeschichte. Vielleicht wollten auch die herrschenden Kreise die wahrheitsgetreue Überlieferung durch Einkleidung in eine Sage zur Unwahrheit stempeln. — Aber halt! Die wichtigste Wahrheit wollen wir nicht vergessen.
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=== Die Sage von den dankbaren Zwergen im Gickendörfchen ===
=== Die Sage von den dankbaren Zwergen im Gickendörfchen ===


Es war einmal ein junger Bauer. Er wohnte in Oberdorf und mühte und plagte sich das ganze Jahr über. Seinen Acker hatte er im nahen Gickendorf. An einem klaren Frühlingsmorgen zog er wieder einmal mit seinen Pferden hinaus, um zu pflügen. Tief drückte er den Pflug in die Erde, um den Boden für die kommende Saat zu lockern. Hart und schwer war die Arbeit. Als der Bauer einmal anhielt, um den Pferden eine Pause zu gönnen und sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen, vernahm er plötzlich den Ruf: „Einmengen!“ Die Stimme schien aus der Erde zu kommen und klang genau wie die Anordnung des Bäckers in seiner Backstube im Dorf. „Aha“, dachte der junge Landmann, „die Zwerge haben Backtag“. Vergnügt rief er: „Wann dr Kuchen gar jebakken äs, so brenget mi au en Stücke därvone!“
Es war einmal ein junger Bauer. Er wohnte in Oberdorf und mühte und plagte sich das ganze Jahr über. Seinen Acker hatte er im nahen Gickendorf. An einem klaren Frühlingsmorgen zog er wieder einmal mit seinen Pferden hinaus, um zu pflügen. Tief drückte er den Pflug in die Erde, um den Boden für die kommende Saat zu lockern. Hart und schwer war die Arbeit. Als der Bauer einmal anhielt, um den Pferden eine Pause zu gönnen und sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen, vernahm er plötzlich den Ruf: „Einmengen!“ Die Stimme schien aus der Erde zu kommen und klang genau wie die Anordnung des Bäckers in seiner Backstube im Dorf. „Aha“, dachte der junge Landmann, „die Zwerge haben Backtag“. Vergnügt rief er: „Wann dr Kuchen gar jebak-ken äs, so brenget mi au en Stücke därvone!“


Mittags spannte der Bauer aus und zog mit seinen Pferden nach Hause. Den Pflug ließ er auf dem Felde zurück. Als er nachmittags wieder auf den Acker kam und anspannen wollte, blieb er überrascht stehen. Er traute seinen Augen nicht, denn auf dem Pfluge lag ein großes Stück Kuchen. Die Zwerge, die in seinem Acker lebten, bewiesen ihm so ihre Dankbarkeit für seinen Fleiß. Wie kamen nur die Menschen dazu, an Zwerge zu glauben ?
Mittags spannte der Bauer aus und zog mit seinen Pferden nach Hause. Den Pflug ließ er auf dem Felde zurück. Als er nachmittags wieder auf den Acker kam und anspannen wollte, blieb er überrascht stehen. Er traute seinen Augen nicht, denn auf dem Pfluge lag ein großes Stück Kuchen. Die Zwerge, die in seinem Acker lebten, bewiesen ihm so ihre Dankbarkeit für seinen Fleiß. Wie kamen nur die Menschen dazu, an Zwerge zu glauben ?
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Ich muß warten. Noch einmal überlege ich, was ich alles über das Kalisalz weiß: Alle Völker der Erde benötigen es.
Ich muß warten. Noch einmal überlege ich, was ich alles über das Kalisalz weiß: Alle Völker der Erde benötigen es.


Der Bauer streut es als Dünger auf Äcker, Wiesen und Weiden. Der Gärtner düngt damit sein Gemüse, auch die Obstbäume. Der Förster gibt es dem Waldboden bei, damit die Bäume besser gedeihen. Damit im Sommer hohe Erntefelder wogen, damit die Kühe auf saftigen Wiesen weiden können, deshalb holt der Bergmann das Kalisalz aus der Tiefe der Ei’de.
Der Bauer streut es als Dünger auf Äcker, Wiesen und Weiden. Der Gärtner düngt damit sein Gemüse, auch die Obstbäume. Der Förster gibt es dem Waldboden bei, damit die Bäume besser gedeihen. Damit im Sommer hohe Ernte-felder wogen, damit die Kühe auf saftigen Wiesen weiden können, deshalb holt der Bergmann das Kalisalz aus der Tiefe der Ei’de.


Das Brot auf dem Tisch, die Früchte der Bäume und Sträucher, das alles ist auch dem Kalisalz und den Bergleuten zu verdanken, die es fördern. Ist dieses Salz nicht ein kostbarer Schatz ? In Deutschland lagert davon so viel, daß wir auch anderen Völkern damit helfen können. Dafür bekommen wir Waren, die uns fehlen.
Das Brot auf dem Tisch, die Früchte der Bäume und Sträucher, das alles ist auch dem Kalisalz und den Bergleuten zu verdanken, die es fördern. Ist dieses Salz nicht ein kostbarer Schatz ? In Deutschland lagert davon so viel, daß wir auch anderen Völkern damit helfen können. Dafür bekommen wir Waren, die uns fehlen.
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Es herrschte einmal große Dürre in unserer Heimat. Sehnsüchtig schauten die Bauern von Hörningen Tag für Tag nach Regen aus. Sie sannen hin und her, wie sie ihn herbeischaffen könnten. In dieser Not wollte ihnen ein Schneidergeselle im Dorf helfen. Er forderte eine tüchtige Zeche im Gasthaus dafür. Gern gingen die Bauern darauf ein. Der Schneidergeselle schickte einen Bauernjungen mit einem versiegelten Brief in die Apotheke nach Nordhausen. Der Apotheker schmunzelte, als er den Brief las. Auch er war ein Schalk wie der Schneidergeselle. Er gab dem Jungen eine Schachtel, in die er einige frisch gefangene Hummeln gesteckt hatte. „Die darfst du aber nicht eher öffnen, bis du bei den Bauern in Hörningen bist!“ sagte er ernsthaft zu dem Jungen. Der versprach es, aber unterwegs plagte ihn die Neugierde so sehr, daß er die Schachtel doch ein klein wenig öffnete. Brrrrrr -— brummten die Hummeln davon, aber nicht in Richtung Hörningen, sondern nach Woffleben.
Es herrschte einmal große Dürre in unserer Heimat. Sehnsüchtig schauten die Bauern von Hörningen Tag für Tag nach Regen aus. Sie sannen hin und her, wie sie ihn herbeischaffen könnten. In dieser Not wollte ihnen ein Schneidergeselle im Dorf helfen. Er forderte eine tüchtige Zeche im Gasthaus dafür. Gern gingen die Bauern darauf ein. Der Schneidergeselle schickte einen Bauernjungen mit einem versiegelten Brief in die Apotheke nach Nordhausen. Der Apotheker schmunzelte, als er den Brief las. Auch er war ein Schalk wie der Schneidergeselle. Er gab dem Jungen eine Schachtel, in die er einige frisch gefangene Hummeln gesteckt hatte. „Die darfst du aber nicht eher öffnen, bis du bei den Bauern in Hörningen bist!“ sagte er ernsthaft zu dem Jungen. Der versprach es, aber unterwegs plagte ihn die Neugierde so sehr, daß er die Schachtel doch ein klein wenig öffnete. Brrrrrr -— brummten die Hummeln davon, aber nicht in Richtung Hörningen, sondern nach Woffleben.


„Nach Hörningen, nach Hörningen!“ rief der Bauernjunge hinter ihnen her. Aber das nutzte nichts. — Die Woffleber bekamen das Gewitter, das die Hörninger bezahlt hatten. — „Hummelkönige“ heißen sie seit dieser Zeit.
„Nach Hörningen, nach Hörningen!“ rief der Bauernjunge hinter ihnen her. Aber das nutzte nichts. — Die Woffleber bekamen das Gewitter, das die Hör-ninger bezahlt hatten. — „Hummelkönige“ heißen sie seit dieser Zeit.


Jetzt lacht ihr sicher ebenso wie der schalkhafte Apotheker. Nun aber sollt ihr euch einige Namen selbst erklären:
Jetzt lacht ihr sicher ebenso wie der schalkhafte Apotheker. Nun aber sollt ihr euch einige Namen selbst erklären:
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Die aus Werna nennt man „Howedotters“. Sehr viele von ihnen waren Gutsarbeiter auf dem Hofe (Howe) des Freiherrn von Spiegel.
Die aus Werna nennt man „Howedotters“. Sehr viele von ihnen waren Gutsarbeiter auf dem Hofe (Howe) des Freiherrn von Spiegel.


Nach einem schönen, alten Bildwerk aus Lindenholz, das in der Kirche von Windehausen zu sehen ist, haben die Bewohner des Ortes ihren Spitznamen „Pomeiböcke“ erhalten. Die ersten Ansiedler dieses Dorfes waren Wenden. Sie stellten in ihrer Kirche das Heiligenbild von der Mutter Maria und ihrem Sohne Jesus auf und nannten es in ihrer Muttersprache „pomaibog“, das heißt „Hilf Gott!“
Nach einem schönen, alten Bildwerk aus Lindenholz, das in der Kirche von Windehausen zu sehen ist, haben die Bewohner des Ortes ihren Spitznamen „Pomeiböcke“ erhalten. Die ersten Ansiedler dieses Dorfes waren Wenden. Sie stellten in ihrer Kirche das Heiligenbild von der Mutter Maria und ihrem Sohne Jesus auf und nannten es in ihrer Muttersprache „pomai-bog“, das heißt „Hilf Gott!“


Auch die schöne Geschichte von den „Hasengroßvätern“ will ich nicht verschweigen. Einst fanden einige Einwohner von Großberndten auf der Hainleite mitten im Walde einen Grauschimmel. Sie staunten das Pferd an, denn keiner von ihnen hatte bisher solch ein Tier gesehen. Sie rieten hin und her, was es wohl sein könnte. Endlich meinte ein ganz Schlauer, das könnte nur der „Hasengroßvater“ sein. — Ihr könnt euch denken, daß die Großberndtener ihren schönen Spitznamen nicht gern hören, den sie seit dieser Begebenheit haben.
Auch die schöne Geschichte von den „Hasengroßvätern“ will ich nicht verschweigen. Einst fanden einige Einwohner von Großberndten auf der Hainleite mitten im Walde einen Grauschimmel. Sie staunten das Pferd an, denn keiner von ihnen hatte bisher solch ein Tier gesehen. Sie rieten hin und her, was es wohl sein könnte. Endlich meinte ein ganz Schlauer, das könnte nur der „Hasengroßvater“ sein. — Ihr könnt euch denken, daß die Großberndtener ihren schönen Spitznamen nicht gern hören, den sie seit dieser Begebenheit haben.
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